10 fl., amerik. 9 fl. 12 bis 15 kr Kerne» 10 fl. 6 bis 15 kr. Gerste, ung. 8 fl 12 kr., dair. 7 fl. 36 kr., sranz. 7 fl. 18 kr. Hafer 5 fl. >5 kr. Hopsen 66 dis 88 fl. Mebtpreise per 10O Llgl. incl. Sack. Mebt Nr. 1: 28 fl. 30 kr. bis 29 fl. Nr. 2: 28 fl. 2t dis 18 kr. Nr. 3: 2t fl. bis 21 fl. 36 kr Nr. 1: 20 fl. bis 20 fl. 36 kr.

Müh rin gen, OA. Horb, 29. Okr. Heute versammelten sich die Vertreter des hiesigen Rabbinatsbezirks nebst vielen Ver­ehrern und Freunde» des bisherigen Rabbiners Dr. Wasser­mann, »nnmchriger Rabbiner m Stuttgart und Mitglied der israel. Oberkirchenbchörde, um demselben nach 39jährigem segens­reichen Wirke» als Freund, Lehrer und Seelsorger Lebewohl zu sagen. Lehrer Stern begrüßte die zahlreich Anwesenden und drückte dem Scheidenden im Namen der Bezirksgemeinoen deren Dank ans, zugleich aber auch den Schmerz ihn verlieren zu müssen. Oberamtsrichter Ammon ans Horb betonte die Verdienste desselben als Beamter, der kath. Ortsgeistliche für Erhaltung des consessionellen Friedens in der Gemeinde. Die universelle Bildung und bedeutende literarische Thätigkcil Dr. Wassermanns schilderte Pfarrer Dr. Menz aus Vierlingen. Der Gefeierte dankte in bewegten Worten, wobei er auf den allgemeinen Fort­schritt hinweist, wodurch geschah, (was vor 40 Jahren unmög­lich gewesen wäre) daß sich zum Abschied eines Rabbiners außer verschiedenen Geistlichen anderer Eonfession auch drei Vertreter deS Adels, die HH. v. Ow und Münch sich einfanden. Die Feier verlief so in würdiger Weise.

Eßlingen, 2. Nov. Gestern Nachmittag gegen 2 Uhr ereignete sich aus dem hiesigen Bahnhof in der Nähe des Bahn­übergangs über die Pliensaustraße ein bedauerlicher Unglücksfall. Der seit etwa 10 Jahren auf der Bahnlinie beschäftigte taub­stumme Arbeiter Seyfried von Deizisau wurde von dem aufwärts gehenden Güterzug überfahren und ihm beide Beine abgedrückt. Die Verstümmelung war eine so gräßliche, daß noch Fleischklum- pen auf der Straße und oberhalb auf den Schienen gefunden wurden. Ans dem Weg nach dem Spital, wohin der Unglück­liche gebracht wurde, starb er. Den Lokomotivführer trägt keine Schuld; denn er gab daS Nothsignal, aber der Verunglückte hörte es nicht, und der Zug konnte nicht zum Stehen gebracht werden.

Lndwigsburg, 3. Nov. Heute Nachmittag sind hier Hunderte von Menschen zu einem seltenen Schauspiel zusammen- geströmt. Es war ein Hundewettrenne» angekündigt. Ein von einem Comite aufgegcbencs Programm verkündigte unter Angabe der Namen der Eigenthümer und ihrer kampflustigen Hunde und der Abzeichen, welche die ketzeren in Bändern ver­schiedener Farben trugen, 5 Rennen: l) der Dachshunde, Flach­rennen mir Wurstbarrieyen, 2) der Pudel mit Hindernissen, 3) der Rattenfänger, Pinscher :c. mit Wursibarrwren, 4) Jagd­rennen der Hühnerhunde und 5) ein solches fämmtlicher Racen. Die Arrangements waren hübsch nnd zweckmäßig getroffen; die Länge der Lahn 300 - 3öO Meter. Es war ergötzlich zu schauen, mit welcher Setbstverlängnuug die rennenden Hunde die lockenden Wurstbarriören überwanden nnd dem Ziele eutgegeneilten. Es waren Preise auegesetzl. Die Sache hat viel Spaß gemacht und das Ganze war für Alt und Jung eine heitere Unterhaltung.

Darmstadt, 3. Nov Die zweite Kammer sprach sich mit 4k gegen 1 Stimme für die obligatorische Zivilehe und die Vorlage eines Kircheirgesetzes aus.

Dresden, 1. Nov. Die feierliche Beisetzung der Leiche des Königs Johann erfolgte gestern Abend 9 Uhr. Leider konnte dazu der Deutsche Kaiser nicht erscheinen. Statt seiner war um 7 Uhr der Kronprinz, eingetroffen, welchen König Albert ans dem Leipziger Bahnhofe mit hsrztichcn Küssen, das zahlreich versammelte Publikum mit einem dreimaligen Hoch em­pfangen hatte

In Kassel ist eine Art Milchkrieg entbrannt. Alle Hausfrauen haben sich in Reih und Glied gestellt, um wider die Preiserhöhung auf 2 Sgr. per Liter zu protestiren. Nun kommt ein Einsender in der hessischen Morgen;, und beweist, daß die Landwirthe eigentlich unter 4 (!) Sgr. per Liter nicht ver­kaufen können, nnd räth den Frauen, ihr Geld lieber auf ein so nützliche- Nahrungsmittel zu verwenden, als auf kostbare Klei­der. Es ist nicht zu bezweifeln, daß bei den Hausfrauen nun erst rechtdie Milch der frommen Denkart in gährcnd Drachen­gis!" sich verwandeln wird.

Die Frage, ob während der Wiener Zusammenkunft über die nordschieswigsche Angelegenheit Verhandlungen gepflogen wur­den, durchläuft fortwährend die Blätter, von den einen bejaht, von den andern verneint. DieKrzztg." bestätigt nunmehrnach ollfeitiger znverläßiger Erkundigung, daß in den maßgebenden Kreisen von den in Rede stehenden Verhandlungen auch nicht das Mindeste bekannt ist."

Berlin, 3. Nov. Am Saiystag ist der Entwurf einer Konkurs-Ordnung für das Deutsche Reich dem Reichskanz­ler übergeben worden. Dieselbe zerfällt in drei Theile: ein Band umiaßl den Text des Gesetzentwurfes, dazu gehören zwei Lände Motive und ein letzter Band mit einer historisch doama- rischen Abhandlung über die Konkursgesetzgebung. Das Ganze ist das Ergebniß vieljähriger Arbeit des Geh. Ober-Justizrath

vr. Förster, welcher dabei von dem Stadtrichter Hägens un­terstützt worden ist. Mit diesem Entwürfe soll später die Reichs- justiz-Gesetzgebuiig ihren Abschluß finden. Jedenfalls wird der juristischen Welt mit diesem Entwürfe eine Arbeit überliefert, welcher von Sachverständigen, die Näheres darüber wissen, ein epochemachender Erfolg vorhergesagt wird. Der Entwurf wird von dem Reichskanzler schon in nächster Zeit dem Bundesralhe unterbreitet werden.

Wien, 3. Nov. DieMontagsrevue" bestätigt, daß der Conflicr zwischen Oesterreich und der Türkei anläßlich der bos­nischen Angelegenheit als beigelegr betrachtet werden könne. Dasselbe Blatt meldet, daß der Kaiser den Rcichsralh persönlich mit einer Thronrede am ö. d. eröffnen werde. Die Weltaus­stellung wurde gestern Nachmittags 4 Uhr geschlossen.

Paris, 3k. Okl. Mac Mahon erklärte dem ihn be­fragenden Mitgliede der Neunerkommission, daß er nicht anstehen werde, zu bleiben, wenn die konservative Majorität geneigt, mit ihm die Verlängerung seiner Gewalt auf neuer Basis zu verein­baren. Nachrichten aus den Departements melden: Der Brief Chambords erregte die größte Sensation. Die Ruhe wurde je­doch nirgends gestört.

Paris, k. 'Nov. Die Verlängerung der Amtsdauer Mac Mahon'ä ist gesichert, nachdem Joiuville und der Graf v. Paris ohne Zustimmung Chambord's abgelehnt. Aumale verharrt in seiner angenommeneu Zurückhaltung.

Paris, 2. Nov. Gestern haben mehrere Vorbesprechun­gen des rechten Cenlrums staltgefunden. DerAgence Havas" zufolge scheinen die Mitglieder der Rechten eine Lösung vorzu­ziehen, wonach die Monarchie mit Joiuville als Generallieutenant des Königreiches proklamirt würde, bis das Einvernehmen zwi­schen König und Nationalversammlung hergestellt wäre. Ein bestimmter Entschluß ist nicht gefaßt. Die Neuner-Commission ist beauftragt, einen solchen Beschluß zu beantragen und ihn in den Sitzungen der Rechten und des rechten Centrums mitzuthei- len, iudeß soll die Majorität, ehe sie sich in bestimmter Rich­tung ausspricht, die Meinung der Regierung und der Prinzen von Orleans einholen. Als jedoch in einer gestern Abend bei General Changarnier stattgefundenen Versammlung zahlreicher konservativer Deputirter seitens der Rechten der Antrag gestellt wurde, die Monarchie mit Joiuville als Statthalter zu prokla- miren, erklärten die Freunde der Prinzen Orleans im Namen derselben, daß sie eine Kombination nicht annehmen könnten, welche einen Wortbruch gegen den Grasen CH ambord zu invol- vireu scheine.

Paris, 3. Rov. Nach Zeitungsmitth eilungen war der Minsterrath heute versammelt und beschloß, in pl-wo ohne vor­herige Modifikation vor der Nationalversammlung zu erscheinen, sogleich die Frage wegen Verlängerung der Gewalleu Mac Ma- hon's auf lO Jahre zu stellen und sodann zu demissioniren, in­dem Mac Mahon die Neubildung eines Kabinels überlassen bleibr. Die Delegirten der konservativen Fraktionen, welche heute früh von Mac Mahon empfangen wurden, befanden sich mit ihm in vollstem Eiuverständniß bezüglich der Dauer der Verlängerung der Gewalten und der konstitutionellen Garantien.

Paris, 3. Nov. Grevy schlägt die Kammer Präsident­schaft aus. Die Opposition ist unentschlossen, ob sie Enthaltung üben oder die Caüdidatur Martel's oder Demassy's aufstellen soll. Die Minorität gegen Buffet vergrößert sich.

DasJournal de Paris" erklärt es noch dem Salzburger Manifest fürmateriell unmöglich, den Grafen Chambord auf den Thron zu setzen", und empfiehlt dagegen dieMonarchie ohne Monarchen" mit einem General-Statthalter oder einem Re­genten. Man sieht, der Herzog v. Aumale verliert keine Zeit.

Trianon, 3. Nov. «Prozeß Bazaine.) In dem heute fortgesetzten Zeugenverhör kam die Frage zur Verhandlung, ob MarschaN Mac Mahon die wichtige Depesche Bazaine's vom 20. August erhalten habe, worin Letzterer sagt, er habe unter den Mauern von Metz Stellung genommen, werde aber wahr­scheinlich nach dem Norden aufbrechen rc. In einer schriftlichen Aussage erklärt Mac Mahon, er habe dieselbe nicht erhalten. Der Oberst seines früheren Generalstabes. d'Abzac, sagt ähn­lich aus. Andere Zeugen sagen dagegen, sie hätten diese De­peschen dem Obersten Stoffel und d'Abzac übergeben und be­harren bei dieser Aussage selbst nach ihrer Confrontation mit d'Abzac. Die Frage ist noch nicht aufgeklärt uud erregt große Sensation.

Trianon, 3. Nov. Oberst Abzac, Adjutant Mac Ma- hou's, von dem Polizei - Agenten Stoffel's der Unterschlagung Bazarne'scher Depeschen beschuldigt, leugnet die Thatsache. Mor­gen erfolgt die Entscheidung des Kriegsgerichts.

London, 2. Nov. Es sind große Volksversamm­lungen gleichzeitig in London, Edinburgh und Dublin in Aus­sicht genommen, um die Sympathie des britischen Volkes mit den deutschen Protestanten in Kamps mit dem Ultramontanis­mus auszudrücken.