Als der unvergeßliche Kaiser Josepf II. von Oesterreich einige geistliche Orden in Oesterreich aushob, schrieb ihm der Erz­bischof von Trier im Aufträge des Papstes einen Drohbrief. Der Kaiser antwortete sofort und schloß seinen Brief:Kurz und gut, ich hoffe, wir gehen Beide den kürzesten Weg selig zu werden, wen» wir die Pflichten des Berufes erfüllen, worin uns die Vor­sehung gesetzt hat, und wenn wir dem Brote, das wir essen, Ehre machen. Sie essen das Brot der Kirche und proieslircn gegen alle Neuerungen, ich esse das Brot des Staates und ver- thetdige und erneuere seine ursprünglichen Rechte."

(Im Sarg erwaehl. > In der Tabakgasfe zu Pesth hat, wie dasPesther Journal" schreibt, vor einigen Tagen folgender Fall großes Aussehen gemacht. Ein elegant polirtcr Sarg wurde unter Klagen der Anverwandten die Gasse entlang nach dem Friedhofe geführt. Kaum war aber die zweite Strophe des Trauergesanges verklungen, so hörte inan ein aus dem Sarge kommendes Geräusch und bald darauf die deutlichen Worte:Wo bin ich?" Der Sarg wurde sofort an das nächste Hausihor ge­tragen, geöffnet, und der Tode erhob sich selbst aus dem Sarge. Die Verwandten freuten sich überaus, der Pfarrer und der Trauerchor entfernten sich ohne Stola und der scheintodt Ge­wesene fuhr im Wagen eines seiner Verwandten nach Hause, um das unterbrochene Leben fortzusetzen.

Rom, 15. Okt. Der Prinz und die Prinzession Karl von Preußen haben dem Bürgermeister von Mailand ihren Dank für die sympathische Aufnahme ausgedrückt, welche ihnen die Mailänder Bevölkerung bereitet hat Dem Kaiser und der Kaiserin hatten sie von Monza aus geschrieben, welche Huldi­gungen ihnen von Seiten der italienischen Bevölkerung entgegen- gebracht worden waren. Die beiden Hoheiten gedenken nach einem Aufenthalt von einigen Tagen in Venedig Ravenna zu besuchen und dann nach Wien zu reisen, wo sic mit dem Kaiser znsammenircffen. Als am l4. d. M. im Giardinetto zu Venedig in Gegenwart der preußischen Herrschaften das Prenßenlicd von der Militärmusik gespielt wurde, applaudirte das Publikum mit größtem Enthusiasmus. Als daraus der italienische Königsmarsch vorgetragcn wurde, waren der Prinz und die Prinzessin Karl von Preußen mit ihrem Gefolge die, welche am ersten und am lebhaftesten applaudirten. Der Wetteifer zwischen Viva la pras­sln und Viva l'ltalm, lLvvira l'alliansa telloscm-itnlinnn u. s. w., der in einer großartigen Demonstration endete, ist gar nicht zu beschreiben.

Ans Nom den 16 Okt. wird der Nntione geschrieben: Man kann sich keinen Begriff machen von dem Zorn, den die Veröf­fentlichung des Briefwechsels zwischen Kaiser und Papst im Va­tikan hervorgebracht hat. Mau war im apostolischen Palast auf Alles ans Berlin gefaßt, nur nicht auf diesen Streich. Die Klerikalen schreien über Indiskretion, Rücksichtslosigkeit gegen den wehrlosen Greis rc. und vergessen, daß der Papst selbst es war, der dein Kaiser eine unerträgliche Beleidigung ins Gesicht schleu­derte, indem er ihn als machtlos gegen Bismarcks Willen hin­stellte. Auch in allen politischen Kreisen ist der Eindruck der tiefste: man begreift, daß nach dieser Veröffentlichung zwischen dem Papstthum und dem deutschen Reich keine Verständigung mehr möglich ist. ^

Nom, 19. Okt. Dem Kardinal Patrizzi wurde offiziell eröffnet, daß das Generalatshaus der Jesuiten von morgen ab aushöre, als Jesuitenresidenz betrachtet zu werden.

Zürich, den 17. Okt. In Gens ist der Sieg der Frei­sinnigen über die Ultramontanen bei den Psarrwahlen das Er- eignniß des Tages. Hyacinth, Chavard und Hurionlt wurden mit absoluter Mehrheit sämmtlicher wahlberechtigten Katholiken gewählt. Indessen wühlt Mermtllod an der Genfer Grenze fort,- und die französische Negierung. duldet nicht nur, sondern be­günstigt das Treiben des aufrührerischen Pfaffen gegenüber einem Nachbarstaat. Der Siaatsrath von Genf hat von den Umtrieben Mermillods und seiner Trabanten dem Bundesrath Mittheilung gemacht und dieser die Zuschrift einfach der französischen Regie­rung durch 1)r. Kern zustelle» lassen, ohne Repressivmaßregeln zu verlangen. Die französische Regierung wird natürlich nach wie vor Mermillod gewähren lassen, gerade so wie sie zuläßi, daß Engländ-er^ Deutsche, Holländer unbeläsiigt die französische Grenze passircn, während L>chwcizer und Schweizerinnen mit vistrten Pässen versehen sein müssen, wollen sie nicht an der Grenze zunickgcwiesen werden, alles das zum Dank dafür, was die -Schwei; im letzten großen Krieg an den Franzosen gethan hat. Es ist wirklich kein Wunder, daß die Schweizer von ihrer übergroßen Zärtlichkeit und Liebe für die Fraiuoscn gründlich geheilt werden. In Sachen der Biindesrcvision wird ohne allen Zweifel von den schweizerischen Volksvereinen auf gruppenweise Abstimmung hingearbestet, der Vorschlag der naiionalräthtichen Kommission also angenommen werden, da man eine zweite Totalniederlage, welche ein Unglück für die Schweiz und eine Niederlage der Republik dazu wäre, nicht riskiren will. Die Hoffnungen der Revisionisten rücksichtlich der Bekehrung der Föderalisten werden jeden Tag schwächere.

Genf. Nach derPatrie" kann in der Kirche St. Gcr-

main deßwegen noch kein altkatholischer Gottesdienst abgehalten werden, weil die bisherigen Pfarrer diese fast vollständig aus- geraubt haben. Es muß ein amtliches Inventar des noch in der Kirche Vorhandenen ausgenommen werden, um die Verschlep­pen gerichtlich für das Fehlende belangen zu können.

Paris, 1k. Oct. Nach Berichten aus Savoyen ist man dort allgemein für einen Anschluß an die Schweiz, falls die Royalisten den rc. Chambord in Frankreich ans Ruder bringen. In St. Julien (Ober-Savoyen) kam es am 5. Oktober sogar zu höchst stürmischen Scenen. Ein Volkshaufe durchzog-näm­lich den Ort mit dem Ruf: ^Nieder mit den Franzosen!" Der Polizei-Commissinär und die Gendarmen, die entschreiten wollten, wurden durchgeprügelt. Die Missethäter wurden natürlich ver­haftet und vor das Zuchtpolizeigericht gestellt. Dasselbe vernr- theilte aber nur einen und verwies die übrigen vor den Asstsen- hof. In den hiesigen osficiellen Kreisen erregen diese Vorgänge starke» Verdruß und man sucht sie zu verheimlichen. In Nizza gewinnt die antifranzösische Partei neuerdings auch wieder,an Anhang, obgleich die Behörden sich äußerst streng zeigen.

Paris, 18. Okt. Am gewitterschwülen Himmel Frank­reichs steigen immer größere und trübere Wolken herauf, Boten des nahenden Sturmes. Seit die Fusionsverhandlungen ge­pflogen werden, trat noch nie eine solche Hast, eine so fieberhafte Aufregung zu Tage; die Parteien deliberirten blos, jetzt rüsten sie zum Kämpft. Beredt genug sagen uns die Zeitu ngsstimmen aus allen Lagern, wie ernst die Situation ist, wie sehr alles auf eine Lösung hiudrängt, die Abklärung der zweifelhaften Lage zu beschleunigen sucht. Die Führer der Radicalen sind seit drei Lagen sehr thätig. Die Idee eines bewaffneten Widerstandes scheint immer mehr Anklang zu finden. Der Kampf würde zu­erst in der Provinz begonnen werden und Paris winde Nach­folgen uns die revolutionäre Bewegung nicht beginnen. Nach­richten, welche uns aus verschiedenen Departements zugeheu, lau­ten sehr bedenklich und cs scheint, daß es nur eines Funkens bedarf, um die revolutionären und aniiclericalen Leidenschaften in Helle Flammen zu setzen. Wenn ein Volksaufstand von den radicalen Führern von Paris und von den Actionsleuten in der Provinz ernstlich ins Leben gerufen wird, so ist nicht aüzusehen, wie weit er führen kann. Während die Neuncrkommission in Freuden schwimmt, die Gamins des Faubourg St. Germain Champagner trinken und die Haussiers der Börse fabelhafte Summen gewinnen, bereitet sich vielleicht im Stillen ein neues 1789 vor, und dieses Datum ist leider dem von 1793 sehr nahe.

Paffis, 19. Okt. Die Abendblätter bestätigen, daß der vormalige König von Hannover unter strengstem Inkognito ge­genwärtig in Paris weilt. Mac Mahou .dinirle gestern bst dem Fürsten von Serbien.

-Trianon, 18. Okt. Proceß Bazaine. Verhör über den Kriegsrath vom 24. Okt. und die Mission Changarnier's und Cissey's. Bazaine sagt, daß er die von den Deutschen gestellten harten Bedingungen erfahren habe, ein Ausfall unthuulich gewesen sei. Er leugnet, daß er demoralisirende Nachrichten habe ver­breiten lassen; er habe vielmehr im entgegengesetzten Sinne ge­handelt. Das Kriegsmaterial habe er aus Besorgnis) vor der Rache des Feindes nicht zerstört. Der Präsident fragt, ob man noch größere Härle haben fürchten können. Bezüglich der Fahnen sagt Bazaine, daß er öffentlich und in förmlicher Weise dem Ge­nerale Soleillc den Befehl ertheilt habe, dieselben zu verbrennen. Die Nachlässigkeit der Offiziere sei allein zu tadeln. Nach einigen anderen kurzen Fragen wird das Verhör geschloffen. Die Ver­nehmung der Zeugen beginnt Montag.

Tri a non, 20. Okt. (Prozeß Bazaine.) Im Zengenver- hör deponier Marschall Leüoeus, -Bazaine habe das Oberkommando erst am 13 August früh übernommen, derselbe habe vorher keine Verantwortlichkeit gehabt, auch kein Mißvergnügen darüber gezeigt, daß er bis zum 12. August ein untergeordnetes Kommando ge­führt habe; Bazaine habe keinen Schritt gethan, um seine Ernen­nung zum Obcrkommandanten herbeizusühreil. Lebrun tadelt die ungenügenden Vorbereitungsmaßregeln und Verzögerungen, welche die Schlacht von Borny herbeitührten. Die Vcrthcidignng verdiene Tadel; derselbe rreffe aber nicht Bazaine. JarraS wurde, wie er jagt, am 12. August Nachmittags zum Gcneralstabschcf ernannt, als Bazaine bereits mit dem Oberkommando betraut war. Er bektagt sich, daß er von Bazaine stets beiseite gesetzt-worocn sei. Kvratry erwähnt des Besuches der Marschallsti Bazaine, um die Ernennung des Marschatls zum Oberkommandantcn zu erreichen. Jules Favre deponirt, er habe seinerseits gegen die Ernennung Bazaine's intervenirt. Palikao dementirt die Aus­sage Koratry's.

St. Pe.iersbnrg, 16. Oki. In der Nacht vom 14. ans den 15 ist unsere Stadt das Opfer einer Ueberschivemmnng gewesen, in einem Maßgabe, wie sie seit der großen Wasser- noth von 1824 nicht stattgcfiindci! hat. Gleichzeitig wüthcten an zwei Stellen der Stadt große Fcnersbrnnste. Soviel bis setzt 'bekannt, scheinen keine Opfer an Menschenleben zu beklagen. Gestern und noch heute arbeiten alle Pumpen der Stadt, das Wasser auS den Kellern zu entfernen.