Doppelaufstandes herbeisühreu würde. Die hiesigen Monarchisten können sich natürlich nicht verhehlen, daß die Bestätigung jener Nachricht ihrem Nestaurationsplan einen schweren Schlag versetzen müßte. Sie sind doppelt niiruhig, weil Mac Mahon, der sich bisher wenig geneigt zeigte, auf eine eventuelle Verlängerung seiner Gewalt einzugehen, neuerdings diesem Plan keinen Widerspruch mehr entgegensetzt.
Paris, 16. Okt. Die heutige Hausse an der Börse wird den Gerüchten von günstigen Resultaten der Salzburger Unterhandlungen zugeschrieben, indessen laufen ziemlich widersprechende Gerüchte um. Die „Gazette de France" fordert ihre Freunde auf, allen Gerüchten Mißtraue» entgegenzusetzen und das Endresultat in vollem Vertrauen abzuwarlen.
Paris, 17. Okt. Der „Soir" meldet: Die Unterhandlungen in Salzburg hatten folgendes Resultat: „Die Nationalversammlung soll die Monarchie oh n e Eins ch rän k u n g prokla- miren. Der König soll sofort nach Annahme der Krone die Versammlung mit' der Abfassung einer Konstitution betrauen, worin die Stellung des Königs zum Lande sestzusetzen wäre."
Paris, 17. Okt. Das „Journal de Paris" sagt: Das große Ereigniß hat sich vollzogen. Graf Chambord und die parlamentarischen Delegieren sind über die Bedingungen der Wiederherstellung der Monarchie einig geworden. Das Oberhaupt des Hauses der Bourbons, welches in einigen Tagen König sein wird, gibt den Bedürfnissen und den Wünschen des modernen Franki eich volle und vollständige Befriedigung, lieber die Fahnen-, die Verfassungsfrage, sowie über die Fragen der politischen, bürgerlichen und religiösen Freiheit, erhält die Nation Alles, ohne daß der König etwas opfert. Heinrich V. hat sich als würdiger Erbe dieses Geschlechtes so tief politischer Könige gezeigt, welchen Frankreich seine Unabhängigkeit, Einigkeit und Größe verdankt. Die Zusammenkunst von Frohsdorf hatte die königliche Familie, die Zusammenkunft von Salzburg hat die Monarchie wiedcrgcschaffen.
Trianon, 13. Okt. Das Verhör Bazaine's beginnt. Der Präsident bemerkt, die Verantwortlichkeit Bazaine's beginne erst mit dem 12. August 1870; er richtet Fragen an den Angeklagten über Vorkommnisse in den vorausgegangenen Tagen, besonders bezüglich der Stellungen bei.Forbach. Bazaine antwortet, er habe von allen Befehlen, die direkt an die Generale ergangen, keine Kenntniß erhalten, und deutet auf die. Vernachlässigung des Nachrichtendienstes hin. Er habe erst am 13. August genaue Nachricht über die Lage Mac Mahons erhalten, und dieses -sei ein Fehler des Generalstabes; erst am 1b. August sei ihm die Ordre zugegangen, eine Brücke über die Mosel zu schlagen; von der nahen Abreise des Kaisers, als desseaälnterchef .er sich betrachtet, habe er nichts gewußt; er müsse jede Verantwortlichkeit Betreffs der Verzögerung der Brückenzerstörung zurückweisen. Bazaine beruft sich mehrfach darauf, daß-er viele Depeschen nicht, gekannt habe, die direkt dem Generalstabe, zugegaiigen. Wie ans zwei Depeschen hervvrgehe, habe er den -Umgehungsbewcgungen der deutschen Armee zuvorkommermwollen,, sei. aber vom Kaiser daran gehindert worden. Betreff des Marsches sei er. am 15. August mit dem Kaiser übereingekommen, wenigstens einige Tage bei Metz zu verbleiben, wenn er. zu starken Widerstand fände. Die Armee habe vor Gewinnung meiner neuen . Operationsbasis die Maas nicht überschreiten können, nach der. Schlacht am 16: August sei der Vorwärtsmarsch unmöglich gewesen. Auf den ihm zugegangenen Befehl, nichts in Gefahr-zu bringen, habe er die Bewegungen noch dem "Lage von Gravelotte: angeordnet. Das Er- gebniß der heutigen Sitzung ist: Bazaine versuchte weniger deu 21 bzug, sondern beab si.chti.gte, die deutsche Armee bei Metz s e st z uh a lt en. Die Capitulation entschuldigte er mit den Worten: Der durch den Hunger eingetretene Moment war eingetreten, , und ich-glaubte wicht, daß mein Recht so weit ging, einer ruhmvollen Tollheit -dem Vaterland wie den Familien so kostbare Leben hinzuopfern.
Trianon, 14. Okt. Das Verhör Bazaine's wurde in der heutigen Sitzung des Kriegsgerichts fortgesetzt. Den Gegenstand desselben bildete chauptsächlich die Frage, welche Verbindungen der Marschall nach der Schlacht bei St. Privat nach außen, insbesondere mit dem Kaiser Napoleon unterhalten und warum er nicht versucht hübe, sich durchzuschlagen. . Bazaine bezog sich wiederum aus seine ungenügenden Informationen und erwähnte, daß er selbst von dem Resultat der Schlacht vom 18. Aug. nur eine so oberflächliche Kenntniß gehabt habe, daß-er darüber auch dem Kaiser einen mehrfach unrichtigen Bericht erstattet habe. Zur Rechtfertigung, seiner Haltung nach der Schlacht führte der Marschall eine aufgefangene Depesche des preußisäien Gesandten an, welche von ihm verlesen wurde. Dieselbe besagt, daß die Preußen keinensalls ans Paris marschiren würden. Bazaine erklärte ferner, daß er die mehrfach erwähnte Depesche, 'welche den Marsch Mac Mahons nach der Maas meldete, nicht, wie in ver Anklage behauptet sei, am 23., sondern erst am 30. August von Verdü» ans erhalten habe. Der Präsident des Gerichtshofs theille hierauf mit, daß er über diesen Punkt das Zeugenoerhör einlciten wolle.
Trianon, 15. Okt. Prozeß Bazaine. Das Verhör des Marschalls bezüglich des Befehls über den Marsch am 26. August wird fortgesetzt. Bazaine sagt: Er habe über 80—90,000 kampffähige Soldaten gehabt, lieber den Plan befragt, welchen er auszuführen gedacht habe, sagte er: er habe versucht, Thion- ville zu erreichen. Der Marschall sagt ferner: er habe den Com- mandanren Samuel nicht gekannt, ebenso nicht den Wechsel der Regierung in Paris. Er habe damals seine Entlassung nehmen wollen. Er erzählt das Ereigniß vom 4. Sept., und sagt: er habe Gegenbefehl gefürchtet, dessen ew in der Proclamation Erwähnung gelhan. Bezüglich des Zwischenfalls Register gibt Bazaine zu: Register sofort empfangen und zwei Zusammenkünfte mit ihm gehabt zu haben, habe aber mit demselben nicht über verschiedene mit dem Prinzen Friedrich Karl gewechselte Briefe gesprochen, und habe ihm keine wichtige Mittheilnng gemacht. Betreffs der Reise Bourbaki's zur Kaiserin Eugeiste habe er geglaubt im Interesse des Landes und der Armee zu handeln, wenn er einen Waffenstillstand erreiche und hierzu mit der Regentin sich in Verbindung setze. Er habe geglaubt, daß damals ein Einverständniß zwischen der deutschen Regierung und der Kaiserin bestanden habe.
Trianon, 17. Okt. Bazaine citirt Gambetta, um zu beweisen, daß keine Abmachung mit Preuße» zum Zweck der Verhinderung des Kampfes nach dem Abgang von Bourbaki existirte. Der Präsident fragt eingehend über das Anerbieten Bazaine's an Stichle (26. Sept.) mit Krigsehren zu kapitulireii. Bazaine sagt: In seiner beispiellosen Lage angesichts einer aufständischen Regierung hätten die absoluten Pflichten 'eines militärischen Chefs für ihn aufgehört. Er sei seine eigene Regierung geworden, denn es habe keine andere mehr gegeben. In seinen ersten Unterhandlungen habe er dem Feinde nur eine Falle legen wollen. (Wahrscheinlich insofern, als er, wenn er aus Metz herausgelassen worden wäre, doch i» irgend einer Art die deutschen Heere bekämpft haben wurde.) Der Präsident bemerkt, das Anerbieten Bazaine's, die Ordnung im Innern aufrecht zu erhalten, involvirte den Bürgerkrieg. Bazaine protestier dagegen. Seine Gedanken seien schlecht wicdergegeben gewesen.
Auch eine Secte. Der Golos erzählt von einer neuen Religionssecte in Porchow, in Rußland. Der Gründer dieser Secte ist ein Mönch, Namens Seraphinus; aus diesem Grunde nennt sich auch die neue Secte jene des Serafinowsk. Das Oberhaupt dieser Secte ließ npr Frauen in die neue Religions-Genossenschaft treten, und jede, welche sick dem Schoße der neuen Kirche anvertraute, mußte sich vorher als Zeichen der Unterwerfung die Haare abschneiden lassen. Die Zahl der Adepten wuchs so beträchtlich, daß der brave Seraphin bald allen Frauen des Distriktes die Haare abgeschnitten hätte, wistde nicht die Polizei endlich Ordnung geschafft haben. Nach einer sehr strengen Untersuchung entdeckte die Behörde, daß der Gründer der neuen Religion, welcher einen Friseur zum Bruder hatte, diesem die abgeschniitcnen Haare zuschickte, und sich auf solche Weise große Summen verschaffte. Der edle Seraphinus sitzt jetzt im Gefängnisse und kann über die Dauer von Religionen, die so bei den Haaren hcrbeigezogeii werden, genügend Nachdenken.
Der jetzige Kaiser.von Abessinien soll ein grausamer Tyrann sein. Seinem Thronprätendenten ließ er die Ohren mit Schießbaumwolle füllen und dann den Kopf in tausend Stücke zersprengen. Einer Anzahl.Gefangenen ließ er die rechten Hände und die linken Füße abschlagen und dann den Löwen, Panthern und Tigern zum Fräße vorlegen.
Allerlei.
— Postdi^nst zwischen Himmel und Erde. Seit langer Zeit behauptet die südamerikanische und mexikanische katholische Priesterfchaft, daß sie eine Art Postdienfl zwischen der Erde und dem Himmel eingerichtet habe, dessen Verläßlichkeit nichts zu wünschen übrig lasse. Beinahe in jeder Kirche dieser Länder (berichtet die „Berl. Börs. Ztg") findet man in der Nähe des Altars einen Briefkasten befestigt, der meist der Jungfrau Maria gewidmet ist. Es gibt Hunderttansende, welche' Briefe, die ihrer Herzenswünsche voll sind, in jenen Briefkasten gleiten lassen, in der vollen Ueberzeugung, daß dieselben ihre Bestimmung erreichen. Die Priester haben nun zwar keine regelmäßigen Posttage, aber sie bemühen sich, daß jene Briefe früher eine Antwort erhalten, denen eine größere Geldspende beigefügt ist. Selten enthält ein solcher Brief weniger als einen Silberdollar; und da die himmlische Post besonders von den wohlhabenden Klassen sehr in Anspruch genommen wird, die häufig auch Gold und Juwelen beilegen, so hat die Priesterschaft aus dieser Quelle schon ein bedeutendes Einkommen. In früheren Zeiten befanden sich die Briefkasten der Jungfrau außerhalb der Kirche, gewöhnlich am Kirchenthore befestigt, und die Briefe wurden unter dem Schutze nächtlicher Dunkelheit hineingcschoben. Aber dies gab Gelegenheit zu großen Scandalen.^ Eifersüchtige Gatten und Liebhaber zogen mit dünnen Holzstäbchen, die an einem Ende mit einem klebrigen Stoffe bestrichen waren, die