Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

Nr. 119.

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Dienstag den 14. Aktoöer. Zeile aus gewöhnlicher Schrift 18/s.

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Tage»-Neuigkeiten.

Nachdem Seine Königliche Majestät vermöge Höchster Ent­schließung vom 8. Oktober d. I. zu genehmigen geruht haben, daß vom I. Dezember d. I. an bas Amtsnotariat Wilbderg aujgelöst und die Gemeinden Gülllingen, Sulz, Wildberg dem Gerichtsnolariale Nagold, die Gemeinden Beihingen, Bösingen, Effringen, Schönbronn dem Amts­notariate Altenstaig zugetheilt werden, so wird dies hiedurch zur öf­fentlichen Kenntniß gebracht. zSt.-A.)

Unter dem 10. Oktober wurde die II. Schulstelle in Weiffach, Be- zirks-Schulinspektorats Noswaag, dem Schulmeister Sautter in Gau- genwalv übertragen.

DerStaats-Anz." gibt eine Darstellung des Post­verkehrs im ersten Halbjahr 1873 in Württemberg. Hienach wären 9,526,176 frankirle, 307,908 unfrankirte Briefe, 227,970 Postkarten, 1,545,860 Drucksachen, 152,475 Waarenproben be­fördert worden. Bon diesen Briefen waren 155,682 rekomman- dirt. Außerdem wurden noch 1,697,670 «cht portofreie (amt­liche) Schreiben befördert. Gegen das 1. Halbjahr 1872 waren es mehr portofreie Briefe 950,634, 160,992 Postkarten, 396,578 Drucksachen und 21,021 Waarenproben und nur die unsrankirten Briefe haben um 7542 abgenommen, was ein gutes Zeichen richtigen Verständnisses Seitens der Absender ist. Die porto­freien (amtlicher!) Briefe haben gleichfalls um 9486 zugenommen. Ferner betrug die Zahl der Postanweisungen 334,452 Stück mit einem Geldbetrag von 7,488,508 fl. (15,555 Stück u. 422,365 fl. mehr als im Vorjahr); die Postmandate 2790 Stück mit 141,030 sl. (um 1784 Stück und 106,591 fl. mehr als im Vorjahr), die Stückzahl der versandten Zeitungen 11,338,659 (1,556,717 mehr als im Vorjahr.) Die Fahrpost beförderte 1,257,084 Plakate im Gewicht von 6,445,584 Pfund vhne Werthangabe (145332 St. unv 1,087,092 Pfund mehr als im Vorjahr), 674,542 Plakate im Gewicht von 1,585,710 Pf. im Werth von 1,585,710 fl. an Geld- und Werthsendungen (um 92,638 Stück, 199,W3 Pf. und 23,561,514 fi. mehr als im Vorjahr). Darunter waren Vor­schußsendungen 178,272 Stück mit 770,760 fl. Rachnahms (um 2889 Stück weniger, aber 27,900 fl. mehr). ü-Peirsönen wurden besördert 349,127 (um 35,808 mehr als m Vorjahr). Also überall Zunahme des Verkehrs.

Stuttgart, 9. Okt. DerBeobachter" ist wieder ein­mal mit einem Preßprozesse heimgesucht worden. Auf Antrag des Generals v. Stülpnagel hat die Staatsanwaltschaft Strasklage erhoben wegen Beleidigung eines Unteroffiziers, bezw. des Un­teroffizier-Standes. Das angebliche Preßdelict soll verübt sein durch den Abdruck -eines (einem andern Blatte entnommenen) Ar­tikels aus Göppingen, worin ein Fall von Recruten-Mißhandlung besprochen wird. Der verantwortliche Redacteur desBeobachters" hat bereits eine Vernehmung vor dem Untersuchungs-Richter gehabt und die Vertretung des Artikels übernommen.

Heute früh ist nach kurzem Unwohlsein der langjährige Re­dakteur desSchwäbischen Merkurs" Hr. Professor Dr. Emil Elben nach zurückgelegtem 78. Lebensjahre sanft verschieden. Der Verewigte, ein gründlich gebildeter, redlicher und allseitig hochgeachteter Mann brachte den von seinem Vater im Jahre 1785 gegründeten Schwäbischen Merkur zu dem hohen Ansehen, welches diese schwäbische Zeitung ausgezeichnet. Seine Familie verliert an ihm einen treubesorgten Vater, Großvater und Ur­großvater.

Heilbronn, 8. Okt. Vor einigen Tagen wurde unsere Nachbargemeinde Neckarsulm in große Trauer versetzt, indem sich nemlich der Orgeltreter in der dortigen Kirche an die Orgel hängte, um dadurch seinem Leben ein Ende zu machen. Auf diese Kunde hin waren die Gläubigen in tiefer Bestürzung, denn die Kirche, durch diese That entweiht, durfte zwei Tage lang nicht mehr be­treten werden, bis der dortige hochwürdige Herr Dekan in Ge­meinschaft mit dem hiesigen Stadtpfarrer den bösen Geist durch anhaltendes Gebet aus der Kirche vertrieben hasten.

Trotz de? widersprechendsten Angaben über den Ern teer­trag steht fest, daß die Durchschnittsernte des größten Theiles der exportirenden Länder in diesem Jahre eine bessere als ver­gangenes Jahr gewesen ist. In Ungarn hat die Weizenernte ein so günstiges Ergebniß gehabt, daß nach Deckung des eigenen Bedarfs 68 Millionen Metzen für die Ausfuhr bleiben.

In Fr an k f urt s Umgegend haben verschiedene Ortschaste" durch die Aepfel-Käufer aus Württemberg schönen Erlö^ gehabt, so zum Beispiel Brehmthal bei Eppstein 9,600 fl.; da^ früher sehr zurückgekommene Haarheim 32,000 fl , Loname^ 20,000 fl.; Niederursel über 12,000 fl.; Seckbach über 30,000 fl. > Ginuheim 9,600 fl. u. s. w. Von einem Gut in Bonames wur­den allein ca 600 Malter Aepsel geliefert, uns Niederursel gab etwas über sie Hälfte seines auf 1000 Malter geschätzten Er­trages ab.

In Berlin wurde ein -s chu ste r g es e l l e, der seiner Ge­liebten die Nasenspitze aus Bosheit abgebissen hatte, so daß ihr Gesicht wie ein Todtenkopf aussah, zu 3 Jahren Zuchthaus ver- urtheilt.

In Berlin hat die bekannte Vereinsbank Quistorp Ban­kerott gemacht. Es ist ein Krach, den man weithin spüren wird, nicht nur in vielen Handels-, sondern auch in vielen Privathäu­sern. Die Actien dieser Bank waren vor nicht langer Zeit bis zu 25 Mill. Thaler hinaufge trieben, vor ein paar Tagen galten sie 4'/r Mill. an der Börse und am Tage vor dem Krach 2',r Mill. -

Das Nickel-Metall, das zu den Reichs Scheidemünzen verwendet wird, spielt eine große Rolle und ist bereits von 4 Thlr. ä Kilo auf 10 Thlr. gestiegen Die Reichsregierung braucht für die nächsten 5 Jahre 750,000 Kilo, später etwa 100,000 Kilo jährlich. Schweden und Brasilien bauen jährlich etwa 50,000 K- Außer zu Geld wird das Nickelmetall zur Ncusilberfabrikation, zu chirurgischen Instrumenten, zu Luxusartikeln und neuerdings zu Achsen und anderen Maschinentheilen verwendet.

Zwischen Preußen und einer Reihe kleiner deutschen Staaten bestehen bekanntlich Militär-Konventionen, welche vertrags­mäßig mit dem 1. Oktober nächsten Jahres ablaufen und über deren Erneuerung daher augenblicklich Verhandlungen schweben. Mit Anhalt, den beiden Lippe und Schwarzburg-Sondershausen sind dieselben bereits zu den alten Bedingungen abgeschlossen. Gelegentlich der Militär-Konventionen mag übrigens hier eine Zusammenstellung Platz finden. Da bekanntlich Gras Roon wiederholt erklärt hat, daß bei den heutigen Zeitverhältnissen der Betrag von 225 Thlr. zur Erhaltung eines Soldaten durchaus unzulänglich sei, so dürfte es von Interesse sein, diejenigen Aus­gaben kennen zu lernen, welche die übrigen europäischen Staaten im Durchschnitt pro Mann der Friedensstärke in Ansatz bringen. Es kostet nämlich der Mann: In Großbritannien und Irland 520 Thlr., in Frankreich 270 Thlr., in Belgien und Holland je 250 Thlr., in Italien und Rumänien je 240 Thlr., in Oester­reich-Ungarn 230 Thlr., in Griechenland 220 Thlr., in Spanien 213 Thlr., in Rußland 200 Thlr., in Dänemark 192 Thlr., in der Türkei 185 Thlr., in Serbien 180 Thlr., in Portugal 150 Thlr., in Norwegen 135 Thlr. und in Schweden nur 105 Thlr.

Bonn, 9. Okt. Die von den rheinischen Dunkelmännern arrangirte Massen-Wallfahrt nach Kevelaerhat vorgestern stattgefunden, jedoch ein übles Ende genommen. Die Ultramon­tanen geben zwar die Zahl der frommen Pilger auf 20,000 an und erzählen viel Rühmens von ihrer andächtigen Stimmung, der regen Theilnahme des rheinischen Adels und von dem Feier­tags-Eindruck, den das vom Weihbischof von Münster unter As­sistenz des streitbaren Emanuel v. Ketteler celebrirte Pontifical- Amt gemacht habe; aber die harthörigen Behörden sind gar streng mit den armen Wallfahrern umgesprungen. Nicht nur daß ein Theil derselben unterwegs von Polizeidienern angehalten und nach dem Erlaubniß-Schein des betreffenden Bürgermeisters gefragt wurde. Auch in Kevelaer war der gewöhnliche Einzug mit flat­ternden Fahnen und Litaneien-Gesängenaus höhere Weisung" untersagt; die Pilger mußten sich in der ersten Bürgerpflicht üben und die schönen Fahnen zusammengerollt unter den Arm nehmen. Der nachmittägigeBittgang" durch den Wallfahrts-Ort mußte, polizeilichen Verbots wegen, ganz unterbleiben. Und es war doch so schönes Prozessions-Wetter!

Erzbischof Ledochowski wurde vom Poseuer Krcisgericht wegen gesetzwidriger Anstellung eines Pfarrvicars zu 600 Thlr. Strafe sv. 4 Monat Gefängniß verurtheilt.

Diedenofen, 7. Okt. Aus Fontoy wird gemeldet,