kunft des Königs das Zimmer zu hüten gezwungen mar, und daß sie genau am Tage des Scheidens, ohne im Siandc gewesen zu sein, ihn zu empfangen, mit reißender Schnelligkeit der Genesung znschrin. Graf Andrassy seinerseits hat die italienischen Minister empfangen, welche im Gefolge des Königs reisten, aber er ist von einer Zugeknöpstheit gewesen, wie sie selbst bei ihm nur selten bemerkt wurde; er hat mit seinem liebenswürdigen Lächeln Alles angehört, was ihm dieselben zu sagen gehabt — viel soll es nicht gewesen sein — und er hat mit seinem liebenswürdigen Lächeln auf ihre harmlosen Eröffnungen Nichts geantwortet. Hier und da wird es für nöthig gehalten, zu versichern, daß in Wien keine Abmachungen staitgefunden hätten; ich nehme es ohne Weiteres aus mich, zu behaupten, daß Niemand an irgend eine Abmachung gedacht hat, und man braucht den Kaiser nur in dem Augenblick gesehen zu haben, wo er seinem königlichen Gaste das Geleit zum Bahnhof gegeben, um ans seiner Miene deutlich heraus zu lesen: „Gott sei Donk, Das wäre überstanden," Was von einen» Gegenbesuch am italienischen Hofe hat verlauten wollen, ist eitel Humbug: der König mag höflichkeitshalber eine Einladung hingeworfen, der Kaiser, auch seinerseits höflich, sie nicht einfach abgelchnt haben, aber ernst ist Einladung und eventuell Zusage von keiner Seite genommen worden. Wo sollte auch die Begegnung stattfinde»? In Rom, wo der Gast des Königs daraus rechnen müßte, vom Papste nicht empfangen zu werden ? In Mailand oder Venedig, wo die Trikolore die Farben Oesterreichs in den Staub geworfen? In Florenz, wo ein österreichischer Erzherzog, oder in -Neapel, wo die Schwester der Kaiserin die Krone eingebüßt? Nein, Friede mag sein zwischen Oesterreich und Italien; zwischen Oesterreich, das Italien nicht achtet, und Italien, das fort und fort begehrliche Blicke aus die ver- wälschie» Theile Oesterreichs richtet, aber mehr auch nicht; Freunde und Bundesgenossen werden sie nie werden. Oesterreich kann nicht vergessen, was es verloren hat, und Italien nicht, was ihm noch zu gewinnen bleibt."
Benthen O.-S., 24. Sept. In der heurigen Sitzung des Schwurgerichts hier ist der frühere Ca p l a n G a r u s, zuletzt in Kammin, in sämmtlichen zur Anklage gestellten Fällen von den Geschworene» für schuldig erklärt worden, wiederholt mit fünf msiwerjährigen Schülern (darunter zwei unter 14 Jahren,) denen er deutschen Sprach-Unterrichi, zum Theil auch Beicht-Unterricht ertheilte, als Lehrer und bezw. Geistlicher unzüchtige Handlungen vorgenommen oder doch versucht zu haben. In einem Falle wurde zu Gunsten des Angeklagten angenommen, daß demselben die Minderjährigkeit des betreffenden Schülers nicht bekannt gewesen sei. Die auf Antrag des Verlheidigers gestellte Frage nach mildernden Umständen wurde überall verneint. Der Staatsanwalt beantragte 5 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. Der Gerichtshof erkannte auf 3 Jahre Zuchthaus und 3 Jahre Ehrverlust. Während der Verhandlung war die Oessentlichkeit ausgeschlossen. Zn erwähnen ist, daß zur Charakteristik des Angeklagten zahlreiche, an sich zur strafrechtlichen Verfolgung ungeeignete unzüchtige Handlungen mit jüngeren Mannspersonen fest- gestellt wurden; ein Zeuge bekundete eidlich, daß der Angeklagte im Beichtstühle und mährend der Beichte die Vornahme ciner solchen Handlung versucht hat.
Tie österreichischen Gulde-nstücke finden eine Zufluchtsstätte in Rußland. Wie ans Eydtkuhneu gemeldet wixd, gehen seit mehreren Wochen von diesen Münzen täglich namhafte Beträge von Berlin nach St. Petersburg, um dort in russische Scheidemünze verwandelt zu werden.
Rom, 27. Sept. Der „K. Z." wird geschrieben: ,,Von Neapel kommt gute Mär. Das Mundendes heiligen Januarius ist glücklich ,,durchgegangen". Wehe, wenn es ausblieb! Bei der unsäglichen Angst vor der Cholera, welche dieses ungebildete und abergläubische Volk ergriffen hat, war für nichts zu stehen. Obgleich die Krankheit in Neapel bisher sehr gelinde ausgetreten ist, so hat die Furcht doch schon zu den sinnlosesten Ausgeburten einer vergifteten Einbildungskraft geführt. In dem Stadltheil del Mercato widcrsetzten sich die Familien der Cholera- Kranken geradezu und mit Gewalt dem Eindringen der Aerzte und der Beamten für die öffentliche Gesundheitspflege; sie weigerten sich, Medicin zu holen und dem Kranken zu geben, ,,da doch alles vergiftet sei". Die wahnsinnigen Vorstellungen von den untori. denjenigen, die zur Nachtzeit umherwandeln und die Schwellen der Häuser mit seuchebringenden Stoffen bestreichen sollen — ein Aberglaube, der sich seit dem Mittelalter, als zuerst die Pest grassirte, in Italien erhalten hat, und gegen den bekanntlich auch Manzoni in der „Schandsäule" ankämpft, dann der noch gehässigere Verdacht, daß die Negierung oder die städtische Behörde die Krankheit absichtlich eingeschleppt haben, oder daß es eine Strafe des Himmels sei für die Gottlosigkeit der neuen Zustände — alles das brodelt in den erhitzten Köpfen der aufgeregten, ungebildeten Menge. Wenn min der heilige Gen- naro sich auch abgünstig zeigte, wenn sein Blut nicht fließen wollte — wer weiß, wozu das geführt hätte! Tausende lagen im Dome und draußen aus den Kniecn in ängstlicher Spannung. Endlich um 10 Uhr ertönen die Glocken; sie thcüen der ganzen
Stadt das freudige Ereigniß mit: das Wunder des h. Jairuarius ist durchgcgangen!" ^
Rom, 3. Okt. Anläßlich des Jahrestages des Plebiscits wurde gestern der sogenannte „Monti" illuminirt. Ein großes Transparent stellte die Kaiser von Oesturreich und Deutschland und den König von Italien, sich die Häirde reichend, dar. Die Musik spielte die italienische, die deutsche und die österreichische Volkshymne. (N. Z.)
Rom, 29. Sept. Bedeutende Summe,, des Peterspsen- nigs scheinen unwiderbringlich verloren zu fern. Es wurden nämlich bisher alle aus Süd-, Mittel- und Nordamerika einlau- fenden Spenden in New-Uork konzentrirt; aber auch die europäischen waren bei hiesigen amerikanischen Häusern deponirt. Die Geldkrisis in New-Pork scheint nun alle diese Kapitalien verschlungen zu haben.
Am nächsten Sonntag werden in Genf zum erstenmale nach dem neuen katholischen Kultusgesetz von den katholischen Bürgern drei Geistliche der katholischen Gemeinde gewählt.
Paris, 3. Okt., Abends. In der gestrigen Sitzung des linken Centrums entschied man sich für Anstrebung eines einnrü- thigen Zusammengehens aller gegen die Monarchie stimmen wollender. Die Rechte und das rechte Centrum einigten sich, dem Memorial Diplomatique zufolge in ihrer gestrigen Sitzung über ein nach Wiedereröffnung der Nationalversammlung durchzusüh- rendes Programm, welches folgende 9 Punkte enthält: Wiederherstellung des Königthums, Einsetzung einer constitutionellen parlamentarischen Regierung, Wahlgesetzrcvision, Annahme der Tricolore mit einem an das Lilienbanner der Könige erinnernden Emblem und sofortige Ernennung eines Generalstatthalters.
(N- ZI
Wenn der Trapezunter Correspondent des „Levant Heralv" recht unterrichtet ist, wäre der „König der Könige" aus seiner Rückreise nach Persien acht Meilen von Elisabethpol, einer zwischen Baku und Tiflis gelegenen Stadt, beinahe in die Hände von Briganten gefallen. Etwa 50 wohlbewaffnete und berittene Briganten forderten, plötzlich aus einem Walde hervorstürzend, den König und sein Gefolge aus, sich zu ergeben. Nassr-ed-Die ließ sich auf keinen Kampf ein, sondern ergriff die Flucht und entkam, Dank seinem Pferde, wahrscheinlich das mit dem famosen rolhen Schweife, glücklich. Die Cosaken, 30 an Zahl, deckten seinen Rückzug und seine Bagage, und schlugen die Briganten nach einigem Verlust in die Flucht.
Ein furchtbarer Jrrthum.
Von A- Kretschmar.
John Hamilton, ein intelligenter, geachtetre junger Mann von makellosem Rufe, in Barren County im Staat Kentucky wohnhaft, machte vor mehreren Jahren eine Reise in Handelsgeschäften nach Natchez. Während seines Aufenthaltes hier machte er die Bekanntschaft eines jungen Arztes, Namens Handersou, und Gleichartigkeit der Lebensausichten und Geschmacksrichtungen ließ zwischen den beiden jungen Männern die vertrauteste Freundschaft entstehen. Ehe Hamilton nach Hause zurückreiste, mußte sein Freund ihm versprechen, ihm im Laufe des nächstfolgenden Sommers einen Besuch abzustalten. Der junge Arzt hielt auch wirklich Wort und ward mit einer Herzlichkeit bewillkommet, welche die Aufrichtigkeit der Zuneigung bewies, die der junge Kentuckier für seinen Gast hegte. Sanderson blieb bei seinem Freunde bis zu Anfang des Monats Oktober, und war mittlerweile auch in der Nachbarschaft bekannt geworden, wo man ihn wegen seinen angenehmen Manieren und seines offenen geselligen Wesens allgemein lieb gewinnen lernte.
Als die Zeit des Abschiedes da war, schickte Hamilton, einer alten Kentuckischen Gewohnheit zufolge, sich an, seinem Freunde das Geleite zu geben. Die beiden jungen Männer brachen demgemäß mit einander auf und stießen, nachdem sie den ganzen Tag eine einsame Straße geritten waren, gegen Abend auf eine Gesellschaft irischer Einwanderer, welche eben im Begriffe standen, sich zu lagern. Von diesen erfuhren sie auf Befragen, daß das nächste Haus, i» welchem sie ein Nachtquartier zu finden hoffen konnten, noch mehrere Meilen weit entfernt wäre, und sie beschlossen daher, die ihnen von den Einwanderern, welche ihnen wenigstens Nahrung, wenn auch nicht Obdach versprechen konnten, angebotene Gastfreundschaft anzunehmen.
Frühzeitig am nächsten Morgen erhoben sich die beiden Freunde, um ihre Reise weiter fortzusetzen. Als sie im Begriffe standen anfzubrechen, wurden sie von einem der Einwanderer, einem rauhen, finster blickenden Gesellen, angercdet, der vorher nur wenig gesprochen hatte.
„Ihr wollt wohl nach Scottsville?" fragte er.
„Ich will allerdings dahin," antwortete Sanderson, und erwähnte dann, daß sein Freund blos die Absicht habe, noch einige Meilen weit mitzureilen und dann umznkehren."
„Da kan» ich Euch einen kürzeren Weg sagen, als welchen ihr einschlagen wollt," hob der Einwanderer wieder an. Auch