Amtsblatt für den Oieramtsvezirk Nagold.
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Samstag den 4. Oktober.
Einrückungsgebilbr für die kleine
Zeile aus gewöhnlicher Schritt 1873 .
je 2 Kreuzer.
TageS-Neuigkeiten.
Durch das evangelische Conüstorium wurde für hervorragende Treue und Leitung in der L-chule 7Ür da» 1672/73 u. a. prämilN: L>chul" Meister Bänder in Nagold.
Nagold. Hopfenbrrichi. Die Hopfenernte ist hier bei günstiger Witterung vorübergeaangen und ist das Erträgniß, ca. 150 Ctr,, in Beziehung der Qualität vorzüglich. Ganz gut getrocknete sackbare Waare kann täglich gefaßt werden. Käufer erwünscht.
Oehringen, 30. Sept. Am letzten Samstag Abend hatte zu Kupfeczell ein 18 Jahre alter Jpser, welcher betrunken heimgekommen war, mit feiner Mutter solche Händel, daß sie um Hilfe rief; ein seit Kurzem verheirateter Mann suchte dem Unfug zu wehren, worauf der böse Bube das Messer zog und dem Mann in die Brust stieß. Zwar konnte dieser am Sonntag Nachmittag noch vom Untersuchungsrichter vernommen werden, ist aber in der letzten Nacht gestorben. Der Schuldige ist verhaftet.
Karlsruhe, 30. Lspl. Bei her heutigen Gewimiziehung der badischen st. 35 Loose fielen 35,000 fl. auf Nr. 204980; 40,000 st. auf Nr. 472243; 500 st. auf Nr. 32577; je 2000 fl. auf Nr. 142604 120655 447904 289112 und 285067; je 4000 st. auf Nr. 404243 96714 294966 466577 L90062 497984 149464 313434 162205 239570 291462 und 142629.
Das Stiftungsfest des vor einem Jahr gegründeten Karlsruher Militärvereins, das am Samstag begangen wurde, war durch die Anwesenheit der höchsten Militär- und Civilbehörden ausgezeichnet. General v. Werder ergriff diesmal das Wort. Die Festrede hielt einer der hiesigen Geistlichen. Der Verein zählt 400 Mitglieder. Auch sonst im Lande blühen die Militär- Vereine. Es kann keine Frage sein, daß dieses ein kräftiges Bindemittel zwischen Militär- und Civilstand sein können, wenn anders sie so treffliche Leitung finden, wie der hiesige Verein.
Aus Bayern, 1. Okt. Nach einer so eben eingelroffenen Mittheilung war gestern in Neuötting ein großer Brand ausgebrochen. Beim Abgehen der Nachricht standen bereits 26 Häuser in Flammen.
München, 29. Sept. Gestern wurde von allen hiesigen katholischen Kanzeln ein von sämmtlichen bayerischen Bischöfen Unterzeichneter Hirtenbrief gegen die konfessionell gemischte Schule verlesen. „In den gemischten Schulen werden die Kinder von den zartesten Jahren an die Luft des Abfalles vom Christenthum einathmen, sie werden unmerklich dem Glauben der Apostel, der Bekenner und Blutzeugen entfremdet," heißt es in demselben u. a.
Der König von Italien hat sich nach der „Sp. Ztg." in Berlin sehr splendid gezeigt: „Die Geldgeschenke an die Unterbedienten flössen in Strömen; an die zu seiner Bedienung kom- mandirenden Unterbeamten vertheilte er nicht weniger als 150 starke goldene Uhren, die sämmtlich auf der Rückseite den Namenszug des Gebers mir der Krone, rheilweise in Brillanten, tragen. Die Kavalliere, welche mit dem König in Berührung kamen, wurden mit Artigkeiten überschüttet; das Andenken für den Generalintendanten v. Hülsen verräth den königlichen Spender."
Man glaubt, daß bald nach den preußischen Landtagswahlen, also etwa im November, die Auflösung des Reichstages zu erwarten sei, da es beschlossene Sache ist, den nächsten Reichstag in der zweiten Hälfte des Februar, spätestens Anfangs März zu berufen. — In Preußen ist, wie ebenfalls der „Köln. Ztg." geschrieben wird, „ein Rückschritt auf dem nolhgedrungen eingeschlagenen Wege jetzt noch weniger zu besorgen, als bisher. Der Widerstand gegen die Suprematie des ultramontanen Lagers hat gleichsam thatsächliche internationale Bürgschaften erhalten, ist zur gemeinsamen Pflicht der betheiligten Regierungen geworden, und auch dies wird zu den günstigen Ergebnissen der letzten fürstlichen Begegnung zu rechnen sein. Daß übrigens die preußische Negierung auch die Renitenz der protestantischen Ultras nicht zu dulden gemeint ist,, beweist die von der „Spcn. Ztg." angezeigte Kabinetsordre, die widerspenstige Geistliche in Knrhes- sen mit Absetzung aus disziplinarischem Wege durch die zuständigen Behörden bedroht."
Berlin, 29. Seplbr. In der nächsten Woche wird man mit der Ausprägung der neuen Silbermünzen in weiterem Umfange vorgeyen und andererseits mit der Ausprägung der Reichsgoldmünzen paustren, da vorläufig das erforderliche Quantum dieser Münzen (ungefähr 1 Milliarde Mark) beschafft ist. Im Reichskanzleramt ist ein Gesetzentwurf zur Vorlage vorbereite: worden, nach dem jede Wittwe eines Reichs beamten (» des Gehaltes als Pension erhalten soll, ohne daß der Beamte zur Zahlung eines Beitrages bei Lebzeiten verpflichtet sein soll. Auch soll im Einverständniß mit dem prenß. Finanzministerium beschlossen worden sein, Viesen Versorgnngsmodus unter Aushebung der preußischen Wittwenverpflegnngsansta.'t in Preußen ein- zusühren.
Berlin, 30. Sept. Die vielbestrittene Reise Bismarcks nach Wien in Begleitung des Kaisers um die Mitte des Oktober wird von einem anscheinend offiziösen Telegramm aus Karlsruhe bestimmt gemeldet und wird nicht geringes Aufsehen namentlich in Frankreich machen. Dort hat man, trotz offenkundiger Beweise des Gegentheils dem österreichischen Hofe eine Begünstigung der französisch-monarchischen Umtriebe zugeschrieben und ein künftiges mögliches Bnndniß Oesterreichs mit dem revanchelnsti- gen Frankreich trotz alledem in Rechnung gezogen. Bismarcks Reise wäre unter diesen Umständen sicherlich nicht erfolgt'und wird daher die hartgläubigsten Franzosen, soweit dies überhaupt möglich, wohl endlich zur Vervunft bringen. Auch andere klerikale Täuschungen, wie Rußlands angebliche kühle Haltung zu den Ergebnissen des italienischen Besuches sind von Petersburg aus widerlegt. Sehr erfreulich ist der Eindruck, welchen die hiesige Aufnahme des Königs Viktor Emanuel in Italien selbst hervorgebracht hat.
Berlin, 1. Okt. Der ,,Staats-Anzeiger" veröffentlicht einen königlichen Erlaß vom 27. Sept., wonach im Disciplinar- verfahren gegen solche Geistliche und Kirchenbeamte Hessens, die sich Amtsvergehnngen zu Schulden kommen ließen, welche Amtsentsetzung nach sich ziehen, in erster Instanz das Kasseler Konsistorium, in zweiter das Kultusministerium entscheidet.
Berlin, 1. Okt. Die,,Provinzial-Corresp." schreibt: Der hiesige Aufenthalt des Königs von Italien habe die politischen Bande zwischen Italien und Deutschland sowohl fester geknüpft, wie die hohe Bedeutung dieser Verbindung allerseits zu vollem Bewußtsein gebracht. Ihm persönlich sei die lebhafte Sympathie des Hofs und der Bevölkerung gesichert. Des Königs Reise werde von großer nachhaltiger Wirkung für die freundschaftlichen Beziehungen beider Nationen sein. — Die „Prov.-Corresp." bestätigt, daß der Kaiser am 15. d. nach Wien abreist und am 22. nach Berlin zurückkehrt.
Wie man der „Spen. Ztg." aus guter Quelle mittheilt, ist der altkatholische Bischof Reinkens aufgefordert, nach Berlin zu kommen und sich dort vereidigen zu lassen. Die Vereidigung soll nicht von dem Oberpräsidenten der Provinz, wo der Bischof domizilirt, sondern von dein Kultusminister und zwar vermuthlich im Laufe des Oktober geschehen. Der Bischof hat dann das Recht, im Einverständniß mit dem Staat Parochien zu errichten und die von ihm ernannten Geistlichen können rechts- giltige Akte — Trauungen u. s. w. vollziehen.
Köln, 29. Sept. Die hiesigen Bäcker haben ein Circular an ihre Kunden erlassen, worin es heißt: ,,Da die Quantität des für 3 Pfennige zu liefernden Brodes kaum noch die Form zuläßt rc., so werde ich vom 1. Oktober an mir noch Backwaren zu 4 Pfennigen das Stück liefern, wobei aber auch eine verhält- nißmäßige Quantumsznnahme eintreten soll."
Dresden, 30. Sept. Kaum hat der König selbst wieder ' die Regierungsgeschäfte übernommen, so gibt auch sein Befinden zu neuen Besorgnissen Anluß, da sich abermals asthmatische Zustände eingestellt haben.
Eisenach, 30. Sept. In den letzten Tagen wurde hier der erste Seminarlehrertag gehalten. Aus allen Ländern Deutschlands hatten sich Seminarlehrer eingesnnden: aus Württemberg waren Seminarrector Pfiisterer und Oberlehrer Guth ans Nürtingen erschienen. Nachdem am 28. in einer Vorver- sainmlung die Berathungsgegenstände sestgestellt worden waren,