unter anderen: Clinchant, Herzog von Aumale, Ducrot, de Cissey, Forgeot, Bourbaki, Aurelle de Paladines; endlich die Bildung neuer Regimenter. Es wird darnach inskünftige 144 Regimen­ter Infanterie, 70 'Regimenter Kavallerie, 28 Regimenter Artil­lerie geben. Die Territorialeintheilung ist noch nicht definitiv getroffen.

Marschall Bazaine fuhr am Donnerstag Abend nach Tria- non - sous - Bois , vom Obersten Viletlc, feinem Adjutanten und dem Obersten Lnccioni begleitet. Dort ist seit diesen Tagen eine Garnison von 60 Mann, die von einem Hauptmann kommandirt wird. Der Wachtposten, der auf der entgegengesetzten Seite liegt und den Rainen Usr-ä-elmval führt, ist von ist) Mann besetzt und hauptsächlich mit der Polizei im großen Trianon betraut. Der Gerichtssaal hat ungefähr für 000 Personen Platz Rach Abzug der Plätze sür die Richter, die Zeugen, die Wachen und Journalisten werden für das große Puolikum kaum 300 übrig bleiben.

Der Beschluß, welcher den Marschall Bazaine vor das Kriegs­gericht stellt und der nach der Eröffnung der gerichtlichen Ver­handlung vorgetragen .werden wird, lautet: Herr Bazaine (Fran­cois Achille,) Marschall von Frankreich, ist angeklagt, am 28. Oktober 1870 1) mit dem Feinde kapitnlirt und den Platz Rietz, über welchen er das Oberkommando hatte, übergeben zu haben, bevor er alle Vertheidignngsmittel, die ihm zur Verfügung stan­den, erschöpft und alles gethan hatte, was die Ehre und Pflicht ihm vorschrieb; 2) als Oberbefehlshaber der Armee in offenem Felde eine Kapitulation unterzeichnet zu haben, in Folge deren feine Truppen die Waffen streckten; nicht alles, was ihm die Pflicht und die Ehre vorfchrieb, gethan zu haben, ehe er mündlich und schriftlich unterhandelte; Verbrechen, vorgesehen in den Artikeln 209 und 210 des Militär-Strafgesetzbuches (die auf obige Ver­brechen Todesstrafe mit militärischer Degradation setzen.) Dar­aufhin ist er vor das erste Kriegsgericht des ersten Militärbe­zirks verwiesen.

Die frommen Pi'lgrimme, deren Fahrten einen großen Theil von Frankreich zur Zeit unsicher machen, scheinen nicht viel Ver­trauen zu genießen. Wenigstens hatten bei der letzten Wallfahrt bei Thonon (in der Nähe von Gens) die Gastwirihe im Dorfe Allinges vor ihre Thüren geschrieben: Ein Lebehoch den Wall­fahrern! Die Zeche ist im Vorairs zu berichtigen!"

Turin, 28. Sept. Der König Viktor Emanuel ist heute früh 2 Uhr hier eingetroffen. Derselbe wurde aus den Bahn­stationen, die er passirte, enthusiastisch und vielfach mit der ita­lienischen, österreichischen und deutschen Bolkshymue empfangen. Hier hatten sich der Herzog Amadeus von Aofta, der Prinz von Carignan, die Behörden und trotz der frühen Stunde ein zahl­reiches Publikum zur Begrüßung eiugefunden, welche eine sehr lebhafte war.

Madrid, 28 Septbr. Die Jnsurgentenschiffe erösfneten gestern morgen 6 Uhr das Feuer auf Alicante, nachdem die Kommandanten der fremden Kriegsschiffe sich für die Richt- intervention entschieden hatten. Das Bombardement dauerte gegen 7 Stunden. Die Stadt, welche 600 Geschosse, darunter Peiro- leumpampen, erhielt, vertheidiPe sich, litt aber schwer. Viele Häuser wurden zerstört. Rach 12 Uhr wurden die Schiffe durch das Feuer aus der Stadt zum Rückzuge gezwungen. Der Rumpf desMendez Nunez" und das Verdeck derNumancia" wurden mehrfach getroffen und. beide Schiffe erheblich beschädigt. Die der Regierung restituirten FregattenViktoria" undAlmansa" sollen nach vollendeter Ausrüstung in den nächstem Tagen nach Carta­gena gehen.

In Spanien denkt mau schon wieder an eine neue Königs­wahl. Man hat den Prinzen Leopold v. Bayern, Gemahl der österr. Prinzessin Gisela, dazu, ausersehen. Das jnnge Paar könnte einem leid thun.

Newyork, 29. Sept. Es herrscht wieder Vertrauen und festere Hoffnung. Auch in Chicago kehrt das Vertrauen zurück; die Banken nehmen ihre Zahlungen wieder auf.

Allerlei.

In einer kleinen Stadt in der Nähe Frankfurt's wurde vor einigen Tagen ein junger Lehrer auf seine Sprachkenntniffe geprüft. Er bestand zwar ganz gut, aber seine definitive Au­steilung wurde davon abhängig gemacht, daß er dem Stadtrath noch über seine Sprachkenntniffe Vorlage zu machen habe. Der junge Philologe entsprach, sofort dieser Bedingung und richtete an den Stadlrath ein Schreiben in spanischer, Sprache. Der Vorsitzende des Stadtraths hielt's für Französisch und schrieb darunter:So weit zufrieden, bis auf die Aussprag," und über­sandte es dann dem ersten Beisitzenden, der es für Englisch hielt. Dessen Gutachten aber lautete:Zufridden so weit; saubere äng- lische Handschrift; in der Aussprag mit denn Herrn Vorsitzenden einverstanden." Darauf schickte er es an den zweiten Beisitzen- dcn, der es für italienisch nahm und darunter setzte, um seinen Eollegcn zu imponiren:Ganz gut Jtalliänich." Als der Lehrer dieses Gutastten zu Gesicht bekam, erschrack er und eilte auf's

Rathhaus, um sich zu entschuldigen. Meine Herren, sprach er, ich habe Ihnen acht spanisch geschrieben und habe das Bewußt­sein, daß es nicht Italienisch war. Der Vorsitzende warf Auen mißviMgcnden Blick auf den zweiten Beisitzenden und sagte: spanisch? was dann? so ist es mir ja gleich vorgekommen!

Zur Warnung sür Eltern und Dienstboten wird aus Köln Folgenoes miigeiheitt: Es ist wiederholt vorgekommen, daß bei Rkenschen das Verschlucken von heißem Obst den augenblick­lichen Tvü zur Folge hatte. Dieser Tage ereignete sich hier wie­derum ein derarliger beklagenswerther Fall. Eine Frau setzte eine Schüssel mit gekochten, noch sehr heißen Pflaumen auf den Tisch- Ihr zwei Jahre altes Söynchen, das am Tische stand, langte zu, nahm eine Pflaume und verschluckte sie. Wenige Au­genblicke später war es eine Leiche.

Ais bestes Mittet gegen Wanzen hat sich die Essigsäure bewährt, oie man in jeder Materialhandlung bekömmt. Man bestreicht damit die Fugen und Nisse der Bettstellen und sofort kömmt das lästige Ungeziefer zum Vorschein und kann getödtet werden; jede von der Essigsäure berührte Wanze geht jedoch auch von selbst zu Grunde.

Der Schutzpatron der Schneider. Die Schnei­der waren bisher das einzige Handwerk, welches keinen Schutz­patron besaß. Sie feierten deszhalb gewöhnlich Mariä Geburt, den 8. September, als Jahrestag. Run hat man in einem bel­gischen Archiv ein altes Ketlenbuch mit Handzeichnungen gefunden, darunter einige die heiligen drei Könige vorstellen, wie sie nächt­licher Weile bei einer Oellampe mit übereinander geschlagenen Beinen ihre Hosen flicken und den Rock ansbcssern. Aus der langen Reise war begreiflich ihre Garderobe sehr bußwürdig ge­worden, und bemerkte zuerst, wie jene Chronik berichtet, Kaspar als der Jüngste und wahrscheinlich auch der Edelste unter ihnen, daß sie in einem solchen Kostüm, ohne eine arge Schädigung des monarchischen Prinzips, vor ihren Unterthauen nicht erscheinen dürften. Melchior stimmle bei und der alte Balthasar sagte nicht nein. Sie beschlossen einhellig das luchgeometrische Experiment, jedoch von niemand gesehen, zur Nachtzeit, um nämlich ihrer kö­niglichen Würde nichts zu vergeben Dw Arbeit gelang wunder­bar. Ais sie in ihre Länder znrückgekehrt waren, wurden sie-ih­rer Eleganz halber von ihren Völkern sehr bewundert, und eines- sagte dem andern ins Ohr:Diese schönen Kleider hat gewiß der neue König der Welt unfern Herrn Königen geschenkt!" Gestützt auf diese rührende Legende beantragte nun ein Brüsseler Blatt, die heiligen drei Könige als die würdigsten Schutzpatrone der ehrsamen Schneiderznnst anszustellen, und könnten dann die Bierbrauer nicht mehr im Hinblick auf ihre» Gambrinus heraus­fordernd sagen:Da komm ein andres Handwerk mehr und zeig' auch einen König her!"

Feuchte Wohnungen entstehen häufig durch unterlassenes Lüften. Die Ausdünstungen der Menschen (jeder Mensch ver­dunstet binnen 24 Stunden 2 Pfund), üer Speisen, Gelränke u. s. w. schlagen sich dann an den kältesten Thr-ile» des Zimmers nieder, machen dieses feucht, binden die Wärme (1 Theii Wasser braucht 600 Theite Wärme, um Dampf zu werden) und machen daher starkrs Einheizen nöthig, da feuchte Lust sich ungleich schwe­rer erwärmn, als trockne, wenn auch kalte.

(Das deutsche Schulwesen im vorigen Jahr­hundert.) Ist es schon in diesem Jahrhundert kein glückseliges Loos, das der deutsche Lehrstaud gezogen hat im vorigen war es das gewiß nicht. Mit dem Gehalt und der socialen Stellung der deutschen Bolksbildner sah es recht traurig aus. In Kur­sachsen, wo man seit der Reformation traditionell der Schule mehr Sorgfalt zugewendet hatte, als . in den andern Ländern, gab es noch an der Schwelle des 19> Jahrhunderts 622 Lehrer­stellen mit weniger als 80 Thaler Gehalt. In Hannover vege- tirten einige hundert Lehrer, deren Jahreseinkommen zwischen 5 und 20 Thaler betrug; die Rectorstelle in Waren in Mecklenburg warf netto 30 Thaler ab. In einem königlich preußischen Rescript von 1741 wird den Lehrern Weidefreiheit für einige Stück Vieh,, ein Stück Acker, 12 Scheffel Getreide, an barem Gelde aber 10 Thaler pro anno zugebilligt. Eine glänzelide Ausnahme machte- damals der Herzog Peter von Oldenburg in Eutin, in dessen Händchen es Schulstellen bis 260 Thkflern nebst Feld gab. Natürlich konnte unter diesen Umständen das Lehramt nichts we­niger als Selbstzweck sein, und wurde vielmehr für gewöhnlich nur als Nebengeschäft betrieben. Wenn ein Lehrer vom Küster- Büttel- oder Fturschützendienst befreit wurde, damit er sich dem Schuldienste ganz widmen könnte, so galt das als Ausnahme. Für gewöhnlich betrieb der Herr Hehrer außer dem Meßner- und Bütteldienste noch irgend eine andere,ehrsambe Zunft". Das brandenburgische Patent von 1722 verordnete,daß zu Küstern und Schulmeistern ans dem Lande außer Schneidern, Leinwebern, Schmieden, Radmachern und Ziinmerleuten- sonst keine anderen Handwerker genommen werden-sollen, und noch in der Schulord­nung von 1736 heißt es: Ist der Schulmeister ein Handwerker, so kann er sich schon nähren; ist er keiner, so wird ihm erlaubt-, sechs Wochen ans Tagelohn zu gehen." Ein Rescript von 1736 endlich schützte die Schulmeister in ihrem Handwerksbetrieb, in-