Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

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TageS-Neuigkeiten.

Der katholische Schulmeister Nester in Göttehfingen, Oberamts Horb, ist am LS. September in den Ruhestand versetzt worden.

Stuttgart 23. Scpt. Obgleich der Handel ganz ins Stocken gerathen, besteht doch die Ausnahme, sogenannte Brod- häuser, auf denen eine große Kundschaft ruht, noch zu ungemein hohen Preisen bezahlt werden. So wurde dieser Tage Schöttle's Weinrestauralion in der Eßlingerstraße von dem derzeitigen Be­sitzer Gerbe!, der solche erst vor 34 Jahren von der Wittwe Schöttle mit dem Haus um 63,000 fl. gekauft hatte, um 90,000 fl. verkauft, obschon das Haus selbst kaum über 30,000 fl. werth sein dürfte. Es ist aber auch die besuchteste Weinwirthschaft der Stadt, die das höchste Umgeld bezahlt.

Stuttgart, 24 Septbr. Als Tag des wahrscheinlichen Zusammentritts des Landtags wird jetzt der 14. Oktober ge­nannt. (N-Z-)

Stuttgart, 25. Sept. In heutiger Sitzung des Ge- meinderaths ist die hochwichtige Mittheilung eröffnet worden, daß das Kaiser!. Reichskanzleramt der Stadt Stuttgart ein Anlehen von 6 Millionen Mark aus dem deutschen Jnfalidenfonds zu 4'/, pCt. verzinslich zum Cours von 994s zur Verfügung gestellt hat. Die Abzahlung geschieht innerhalb achtunddreißig Jahren durch Amortisation. (B. Z)

Gestern Nachmittag um 3 Uhr ist das Plouquet'sche Mu­seum in neun Wagen verpackt über Rotterdam nach England ab­gegangen, wo es künftig im Krystallpalast zu Sydenham zu schauen sein wird. Die Hrn. Direktoren des Krystallpalastes haben prompt bezahlt, denn ehe diese wundervolle Schöpfung unseres Lands­manns Plouquet verladen wurde, hatte das Bankhaus Pflaum u. Comp, die Ordre, 80,000 fl. baar auszubezahlen, eine Summe, welche für jeden der Hrn. Aktionäre die Einlage verdoppelt.

(B- Z-)

In Heilbronn ist die Cholera, wie es scheint, in ihren letz­ten Zügen. Der neueste Bericht gibt an, daß in der Stadt kein Cholerakranker sich mehr befindet und überhaupt nur noch drei im Spital. (B. Z )

In Augsburg ist die Cholera als erloschen erklärt worden.

Kaiserslautern, 24. Sept. Die heutige Gemeindever­sammlung hat trotz der Einsprache des katholischen Pfarrers ge­gen die Vorlage, die Einführung konfessionell-gemischter Schulen mit 1200 gegen 60 Stimmen beschlossen.

Mainz, 22. Sept. Der hiesige Bürger, welcher zur Ver­herrlichung des Tages von Sedan seine Steuerzettel zum Fenster hinaushieng, ist für seine Begeisterung vom gr. Polizei­gericht in Anbetracht seines guten Rufes zu 35 kr. Geldbuße verurtheilt worden. DerAnzeiger" bemerkt hierzu:Der Mann ist ein so pünktlicher Steuerzahler, wie man sich ihn kaum den­ken kann; vielleicht hat die Justiz auch darauf Rücksicht genommen und ihn mit der geringsten Geldbuße bedacht.

Aus Kurhessen, 21. Sept. Gegen die renitenten evan­gelischen Pfarrer, welche die über sie verhängten Geldstrafen nicht bezahlten, ist nicht blos Exekutionverfügt worden", sondern es wurde die zwangsweise Pfändung theilweise bereits vollzogen. Zumeist sind Möbel gepfändet worden, die innerhalb dieser Woche öffentlich versteigert werden. (Diese Herren scheinen ihre eigene Auslegung siber den Spruch : Seid Unterthan der Obrigkeit" zu haben.)

Wie man sagt, soll demnächst in allen deutschen Münzstätten mit der Prägung von Silbermünzen nach dem neuen Münzgesetz

vorzegangen werden, und dürfte dann wohl die Ausprägung von Goldmünzen etwas eingeschränkt werden, wenn sie nicht, um dem Bedürfniß nach kleiner Münze, welches sich ganz besonders seit Vertreibung der österreichischen Gulden sehr fühlbar macht, zu ge­nügen, vielleicht auf einige Zeit ganz eingestellt wird.

Berlin. Es verlautet, daß Viktor Emannel ungemein von dem hier gefundenen Empfange befriedigt ist und der Mini­ster Minghelti ein Telegramm deßhalb nach Rom gesandt habe, welches dort eine große, freudige Bewegung hervorgerusen hätte.

Berlin, 23. Septbr. Bei dem heutigen Gala-Diner im Weißen Saale des königlichen Schlosses hatten der Kaiser und der König von Italien nebeneinander unter einem Thronhimmel Platz genommen. Neben dem König von Italien saß die Kron­prinzessin, neben dem Kaiser die Prinzessin Karl. Den beiden Fürsten gegenüber waren dem Präsidenten des italienischen Mi- nisterrathes, Minghetti, und dem Feldmarschall Moltke Plätze angewiesen, denen sich zu beiden Seilen Visconti - Venosta, v. Manteusfel, der italienische und der portugiesische Gesandte, die preußischen Minister und das Gefolge des Königs von Italien anreihten. Der Kaiser brachte in französischer Sprache folgenden Toast aus:Auf das Wohl meines Bruders und Freundes, des Königs von Italien!" Der König von Italien erwiderte:Auf das Wohl meines Freundes und alten Verbündeten, des Kaisers!"

Berlin, 24. Sept. DieProv.-Corresp." hebt bei einer Besprechung des Besuchs des Königs von Italien hervor, daß, wenn die ernste und entschlossene Friedenspolitik, welche der deutsche Kaiser aus das Reichsbanner geschrieben habe, zu einer neuen und festen Gemeinschaft zwischen Rußland und Oesterreich führte, das Vertrauen zu dem Ernst und der Kraft jener gemeinsamen Politik auch ein neues festes Band zwischen Oesterreich und Ita­lien geknüpft habe. Das Blatt erblickt in dem Besuche des Kö­nigs von Italien eine neue, sehr freudig zu begrüßende Bürg­schaft einer entschiedenen wirksamen Friedenspolitik. Zu bestimm­teren diplomatischen Vereinbarungen würde nur Anlaß vorliegen, wenn von irgend einer Seite der Friede bereits tatsächlich be­droht erschiene. Das sei zunächst glücklicherweise nicht der Fall, und wenn hier und da Besorgnisse betreffs gewisser politischer Strömungen und Entwickelungen in anderen Staaten und deren etwaiger Folgen sür den Frieden Europa's aufgetaucht seien, so werde die Bedeutung der neuen Fürstenbesuche in Wien und Ber­lin voraussichtlich überall klar erkannt und ernst genug gewürdigt werden, um jeden Keim neuer Beunruhigung sofort zu ersticken.

Berlin, 24. Sept. Der König von Italien besuchte heute Morgen das Aquarium, traf dort mit dem Kronprinzen zusam­men und verweilte eine Stunde. Der König und der Kronprinz fuhren darauf nach dem Rathhause, das genau besichtigt wurde. Um 10'/, Uhr erfolgte die Abfahrt nach Potsdam. Dem Könige ist ein Cavallerie-Regiment verliehen worden. Fürst Bismarck trifft heute Abend 6 Uhr hier ein und wird an der morgigen Jagd und Freitag an dem Diner bei dem italienischen Gesandten Theil nehmen.

Paderborn, 21. Sept. Heute, am Namensfeste der heil. Maria, ist von hier aus eine große Wallfahrt nach Werl, wo einewunderthätige" Mutter Gottes ist, veranstaltet worden, an welcher, der Bischof an der Spitze, 3174 Personen Theil nahmen. Zwei Drittel der Wallfahrer bestanden aber aus Frauen der untersten Volksclasse, die gebildetere Menschheit war nur durch zwei Rechtsanwälte und zwei Krcisgerichtsräthe vertreten.

Wien, 22. Sept. Gestern fuhr der König Viktor Ema- nuel in einer sechsspännigen Hofequipage nach Schönbrunn, um der Kaiserin seine Aufwartung zu machen. Sie konnte ihn nicht empfangen, da sie ihr Unwohlsein darazi hinderte. Abends 9'/, reiste der König nach Berlin ab.

Bern, 23. Sept. Laut eines officiellen Berichts der Gen­fer Regierung an den BundeSrath war der Vorfall in Genf bei der Ankunft der Wallfahrer von Allinges, welcher eine französi­sche Reklamation veranlaßt hat, ein Gassenbubcnstreich.

Am Abend des 22. Sept. versammelte sich in Rom laut Telegramm der Daily News eine große Volksmenge auf der Pi­azza Colonna und forderte das Musikkorps ans, die preußische Natioalhymne zu spielen, die dann auch unter stürmischem