AMsblktk für der: OberamLsbezirk Nagold.
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mit Bostauischlag t ft. 8 kr.
Tages-Nettigkeiten.
Zu Bollziehima des Grund-, Gebäude- und Gcwctdcfteuer- Gesetzes vom 2S April 1875 sind von der »atasterlommission in Gemäßheit des Art. 7 vieles Gesetzes zu Bezirkssleuerkommisäre» zunächst kür das Gebäudekataster ernannt worden. Für das Overamt: Calw Rathsschreiber Hasner in Calw, Frrudenstadt Aamer-alverwalter Mederle in Dornstetten, Herrenderg .üameralverwaller Eisenbach in Altensleig, Horb Kaincralverwailer Klumpp in Horb, Nagold «tadtschullheiß Richter in Aitenjtaig.
Die sechste Schulstelle in Kirchheim u./T. wurde dem Schulmeister Haarer in Rohrdors übertragen
Stuttgart, 18. Sept. Nach dem „Deutschen Volksbl." steht die Einbringung eines Gesetz-Entwurfs bevor, belr. die,Ge- halts-Erhöhung der Staatsbeamten auf Grundlage der Verwand- lung des Guldens in Zwei-Mark.
Stuttgart. 18. Sept. Ueber General Stülp nagel ziehen sich die Gerüchte wie die Seefchlange durch die Zeitungen. Geht er, oder geht er nicht? Das ist die Frage. Daß er abberufen worden, ist außer Zweifel, daß die Abberufung zurück- genommen worden, ist zwar von einigen Leitungen behauptet, aber noch durch keinen officielleu Act bestätigt worden. Der Betreffende selbst — übrigens bei Offizieren und Mannschaften beliebt, was nicht von allen bei uns befindlichen preußischen Offizieren gesagt werden kann — scheint sich selbst auf die Abreife vorzubereiten. Auch heißt es, General v. Treskow sei nun bestimmt als ffein Nachfolger bezeichnet. (Frkf. I.)
Heute Nacht um 2 Uhr, kurz nach Ankunft des von Bruchsal nach Ulm abgehenden Eilzugs ist auf dem Ludwigsburger Bahnhofe Herr Fidel Richard Schäfer auf eine beklagenswerthe Weifv um das Leben gekommen. Als der Zug fortgesahren war, wurde dessen Leiche querüber von den Wagenrädern zusammengedrückt auf dem Schienengeleise gefunden- Dieselbe wurde heute früh hiehergebracht; der Jammer seiner Familie, welche einen treubesorgten Gatten und Vater auf so gräßliche Weise verloren hat, ist herzzerreißend, seine College» und Freunde betrauern schmerzlich den Verlust des braven Mannes, welcher als einer der älteren württ. Zugmeister beliebt war. Der Verunglückte hinterläßt eine Wittwe und 3 Kinder.
Ueber den Einsturz in den Kellern der Zimmermann'- schen Brauerei erfährt das N. Tgbl. noch, daß bereits vorgestern am Tage Riffe in den schon cementirten und durch eiserne Säulen gestützten Wänden sichtbar wurden. Da ca. 130 Arbeiter beschäftigt waren, so ordnete der Werkmeister an, daß 3 Personen in der Nacht in den Kellern bleiben sollten, um zu sehen, ob die betreffenden Risse sich vergrößern würden. Diese Erwartung erfüllte sich denn auch, indem etwa um 12 Uhr Nachts die zur Beobachtung anwesenden Männer einen plötzlichen Knall vernahmen, der sie, in richtiger Würdigung des Vorgehenden, zu schleuniger Flucht vcranlaßte. Um 2 Uhr Morgens waren sämmlliche im Bau begriffene Keller — 20 an der Zahl — eingestürzt. Der Schaden soll sich auf ca. 60,000 fl. belaufen.
Ulm, 18. Sept. Morgen feiern drei Brüder, Ulmer Bürger, gemeinsam ihren Geburtstag. Ihre Lebensjahre zusammen ciddirt repräsemiren die hohe Zahl 244. Johannes Hornung nämlich wird 90 Jahre, Leonhard Hornung «8 Jahre und Friedrich Hornung 76 Jahre alt. Alle drei sind Gärtner und noch so rüstig, daß sie allabendlich in Gesellschaft gehen. Gewiß ein seltenes Glück!
Das Kabeltelegramm hat heute wieder das Falliment von 16 großen amerikanischen Bankhäusern gemeldet. Die Bestürzung hierüber in der Finanzwelt ist groß.
Fr. Hecker ist am 13. Sept. von Freiburg über Bremen nach Amerika zurückgereist.
Die Verhandlungen des nun geschlossenen Altkatholi- ken-Congresses in Konstanz geben ein wenig tröstliches Bild von der Entwicklung des Altkatholicismus. Die Zahl der altkatholischen Gemeinden bleibt sich fast jedes Jahr gleich. Die statistischen Daten, welche Professor v. Schulte nach den bisher der Synodal-Repräsentanz zugegangenen Materialien mittheilte, ergaben in Preußen 22 Gemeinden oder Vereine mit etwa 14,000 Seelen, in Baiern 33 mit über 13,000 Seelen, Baden 27 mit mehr als 9000 Seelen. Dazu kommen noch einzelne Gemein
je 2 Kreuzer.
den in Hessen und Birkenfeld. Außerhalb Deutschlands existirt der Altkatholicismus nur noch in der Schweiz, äußert aber hier mehr negative als positive Tendenzen und ist der zahmen deutschen Richtung gleichzustellcn. In Frankreich sind Versammlungen von über 20 Altkatholiken verboten, die Bildung von Gemeinden ist deßhalb unmöglich.
München, 18. Sept. Heute früh wurden in Amberg die beiden Verbrecher March ner, Vater und Sohn, hingerichtet. Bekanntlich wurde denselben am 15. d. eröffnet, daß das über sie verhängte Todesurtheil bestätigt worden sei. Nach Berichten aus Amberg verhielt sich der junge Marchner an jenem Tage ziemlich ruhig und ließ sich die ihm gewährte bessere Kost wohl schmecken; am 16. aber gerieht er in fürchterliche Aufregung, die noch an diesem, wie am folgenden Tage zeitweise bis zur förmlichen Raserei stieg. Er fiel Jeden an, der zu ihm ins Zimmer trat, stürzte mehrmals auf die Gendarmen und auch auf den Priester los mit den Worten: „Laßt mich aus, i will und mog net köpft werden, 's Leben gehört mein, i mog net sterben! Wer mich anrührt, ist hin!" Der Vater Marchner war in slumpssinniges Brüten versunken; gestern stieß er öfter tiefe Seufzer aus, und manchmal brüllte er die Worte hinaus: „Unschuldig, ungerecht!" Ueber die Nichtstätte und den Act der Hinrichtung ist einem hier eiugetroffenen telegraphischen Berichte Folgendes zu entnehmen: In der Südecke des Hofes der Gefangenen-Anstalt war eine Hütte, ungefähr 30 Fuß breit und 40 Fuß lang, errichtet. Eine Zwischenwand theilte das Innere derselben derart in zwei Theile, daß man durch eine Oesfnung von etwa 9 Fuß Breite und ganzer Hüttenhöhe in den Hintergrund, bezw. zweiten Raum sah. Diese Oeffnung war durch eine große verschiebbare Gardine geschlossen; hinter ihr befanden sich die Guillotine, die Särge und der Nachrichter Scheller mit seinen beiden Gehülfen, während außerhalb der Gardine im vorderen Raume zur Linken der Platz für den Delinquenten, dessen Seelsorger und zwei Gendarmen, zur Rechten aber Plätze für den Vollzugs-Commisfär und dessen Actuar reservirt waren. Die Zeugen befanden sich am Eingang der Blutbühne. Im vorderen Raum wurde dem Verurtheilten der Stab gebrochen, dann die Augen verbunden und die Hände befestigt, worauf sich die große Gardine öffnete, hinter welcher die Todesmaschine nebst Scharfrichter und Gehülfen sich zeigten. Der erste Wagen fuhr um */,7 Uhr den jungen Marchner zur Richtstätte. Dieser wohnte ruhig und gefaßt der Urtheils-Vor- lesung und der Stab-Brechung an und ließ ebenso ruhig die Toilette an sich vornehmen. Um ^47 war sein Haupt gefallen, sein Körper zuckte noch eine Minute lang, und die Gesichtsmuskeln verzerrten sich schauerlich. Nach einer kurzen Pause folgte der zweite Wagen, der den Vater Marchner zum Tode führte; auch er war ruhig und gefaßt. Als ihm die, Augen verbunden wurden, bat er den Geistlichen, ihn an die Guillotine zu begleiten mit den Worten: „Hochwürden, gehen sie mit herein!" Dies waren seine letzten Worte. Um 7 Uhr 20 Minuten war auch sein Haupt gefallen.
Rosa Ehinger, die Busenfreundin der Adele Spitzeder, ist jetzt vermählt. Geheirathet hat sie ihr — Vertheidiger beim Spitzeder-Prozeß, nämlich Dr. Gutbrod, Rechtskoncipient und k. daher. Landwehr-Lieutenant.
Berlin, 17. Sept. Aus den Berichten des großen Generalstabes transpirirt in höheren militärischen Kreisen die Mittheilung, daß die Organisation der französischen Artillerie und Cavallerie noch um 2 bis 3 Jahre zurück sei. Französische Militärs, die nicht Chauvinisten von Profession seien, geständen selbst zu, daß vor Ablauf dieser Zeit an einen Krieg nicht gedacht werden dürfe. — Als kürzlich ein deutscher Diplomat dem frisch aussehenden alten Herrn am Ufer des Vierwaldstädter Sees begegnete (Thiers wohnte damals im „Hotel National" in Luzern) und über die Restauration, sowie über die Stellung Frankreichs zu Deutschland, Oesterreich und Italien sprach, bemerkte Thiers: „Die Restauration scheitert an der Zusammenkunft in Wien und Berlin."
Witten, 18. Sept. Im Jahre 1866 setzte der seitdem im Znchthause zu Werden verstorbene Sparcassenrendant Bitte unsere Stadt in nicht geringe Aufregung durch ein Deficit von