Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mal und kostet Einrückungsgebühr für die kleine

Nr 109 halbjährlich hier 54 kr., im Bezirk SllMStag deN 20. September. Zeile aus gewöhnlicher Schritt mit Postausschlag 4 fl. 8 kr. je 2 Kreuzer.

Amtliches.

Nagold. G eb änd e-Eins ch ätzung betr. Unter Be­zugnahme ans die Bekanntmachung vom 12. v. M., Amtsblatt Nr. 93, werden die Orlsvoriteher dringend ausgefordert, die Ge­bäude-Verzeichnisse ohne Verzug zu fertigen und sofort, längstens aber am Schlüsse dieses Monats, hieher einznsendcn.

Den 17. September 1873.

^ K. Oberamt.

TageS-Neuigkeiten.

Stuttgart, 13. Sept. Der Verfasser vonDas Leben Jesu", Dr. David Strauß, liegt dem Vernehmen nach an einem schweren Unterleibsleiden bedenklich darnieder, so daßDer alte und der neue Glaube" wohl das letzte Opits des Philosophen sein dürfte. ^

Stuttgart, 16. Sept. Da das Mlksfest in Cannstatt in diesem Jahre nicht abgehalten wird, weil man jede größere Menschen-Ansammlung, die zur Verbreitung der Cholera führen könnte, vermeiden will, so hat der württembergische Renn- Verein beschlossen, seine Nennen dieses Jahr Ende dieses Monats in Ludwigsburg abzuhalten. In Berg wird eine internationale Hu nd e-Aus st e llu n g stattsinden, die am 29. September ihren Anfang nehmen wird. (Frkf. I.)

Wie demOberschw. Anz." aus Weingarten berichtet wird, hat daselbst eine Iran ein Kind mit 2 Köpfen, 3 Füßchen (ein Füßchen mit 7 Zehen) und 3 Händchen zur Welt gebracht.

Berlin, Id. Sept. Die zu den hiesigen Truppenübungen anwesenden französischen Offiziere waren nebst dem fran- zös. Militärattache Prinzen v. Polignac gestern zur kaiserlichen Tafel gezogen und sind darauf zu den Kavallerieübnngen bei Apensen in Holstein abgereist.

Berlin, 16. Sept. Der mecklenburgische Bevollmächtigte zum Bnndesrath, Staatsminister v. Bülo w, ist für den Posten des Unterstaats-Sccretärs designin worden und seine Ernennung schon in den nächsten Tagen zu erwarten. (Frkf. I.)

Berlin, 18. Sept. Mit Italien soll nichts getrennt von Oestreich verabredet werden. Vor allem soll das im September 1872 befestigte Einvernehmen vollständig gewahrt bleiben. In Rom soll die Erhebung der hiesigen italienischen Gesandtschaft zur Botschaft erwogen werden.

Fürst Bismarck kommt am Sonntag auf die Dauer des Aufenthalts des Königs von Italien hierher.

In Preußen ist nun auch in kirchlicher Beziehung ein ge­waltiger Schritt vorwärts geschehen. Der König hat als Trä­ger des landesherrlichen Kirchenregiments die Einführung einer evangelischen Kirchengemeinde- und Synodalordnung für die acht älteren Provinzen, sowie die Berufung einer außerordentlichen Generalsynode angeordnet.

Posen, 12. Sept. Wie dem Czas von hier geschrieben wird, hat der Erzbischof Graf Ledochowski in den ersten Tagen dieses Monats 28 Geistliche auf einmal in der Seelsorge ange­stellt, ohne daß er der Staatsbehörde die gesetzliche Anzeige ge­macht hat. Das Vorgehen der Schweiz gegen renitente Geistliche wäre hier zum Muster zu nehmen.

DerGermania" ist aus den Vereinigten Staaten Nord­amerikas eineAdresse an die katholischen Priester des Deutschen Reiches" übersandt worden, welche die Unterschriften von 316 katholischen Geistlichen deutscher Zunge trägt, die sich auf 25 Staaten der Union vertheilen. Das Thema der Adresse ist Auf­munterung im Kampf gegen den Staat.

Win gen im Elsaß, 12. Sept. Den ganzen Sommer war unsere Gemeinde von Wildschweinen auf das Empfindlichste geplagt. Ganze Schwärme brachen über Nacht in den Bann und verheerten, was in den Weg kam. Wir wendeten uns detzhalb an die Krcisdirektion in Zabern mit der Bitte, Polizeijagden an- znordnen. Oberförster Sterzing von Lützelstein antwortete jedoch, daß in den großen Walddickichten um unseren Ort mit Pulver und Blei während des Sommers nichts zu machen sei, dagegen

beabsichtige er Sausänge eiuzurichten, in welchem er die Bestien bis auf das letzte Stück fangen werde. Und richtig! gestern kam der Oberförster mit einem ganzen Wagen voll Wildsauen an. Acht Stück, 4 Keiler und 4 Bachen, hatten sich in einem Sau- fang gefangen und befanden sich, in großen Kisten und Kasten verpackt, lebendig auf Wagen.

Wien, 13. Sept. Vom Fürsten Bismarck türmt hier ein bedeutsames Wort. Das italienische Kabinet hatte, ziemlich taktlos, in Berlin die Reiseroute über Wien fast zu entschuldigen versucht;der nächste Weg nach Berlin führe eben über Wien". Geographisch und diplomatisch der nächste" -- soll der Reichs­kanzler mit einigem Nachdruck erwidert haben.

W i e n, 17. Sept. Der König von Italien traf heute Abends nach 5 Uhr in dem festlich geschmückten Südbahnhose ein und wurde dort vom Kaiser, den Erzherzogen und den Spitzen der Behörde begrüßt. Auf dem Bahnhose war eine Ehrenkom­pagnie mit Musik ausgestellt. Die Majestäten fuhren im Hof­galawagen nach der Hofburg, vom Publikum überall mit Zurufen empfangen. In der Burg fand die Vorstellung der Hofchargen und Minister statt, worauf sich der Kaiser znrückzog. Der Kö­nig begab sich alsdann mit seiner Suite zu dem Kaiser, woselbst er längere Zeit verweilte. Hierauf zog er sich in seine Apparte­ments zum Diner zurück.

Paris, 13. Sept. Man plant gegen den Protestantismus eine Maßregelung, die an frühere Zeiten erinnert. So soll den jungen Protestanten nicht mehr gestattet werden, ihre Studien auswärts zu machen . . . Alle Schriften der Pastoren werden vor dem Druck einer Ceusur unterworfen, um gewiß zu sein, daß sie nichts enthalten, was den Interessen des Landes entgegen oder beleidigend für die Religion der Mehrheit ist u. s. w.

Paris, 16. Sept. Eine Anzahl Protestanten hat an die protestantischen Mitglieder der Nationalversammlung eine Adresse gerichtet, worin sie dieselben auffordern, sich gegen jede monar­chische Regierungsform auszusprechen.

Paris, 16. Sept. Hr. v. Larcy überbringt nach Frohs- dorf als Ultimatum des rechten Centrums folgende Forderungen:

- Erlaß einer Constitution mittelst Kammer-Beschluß und Beibehal­tung der Tricolore. Die Parteiführer verlangen eine bestimmte Erklärung.

Das Zuchtpolizeigericht von Lyon hat am 13. Sept. die Frauen Danny und Clssotre, die angeklagt waren, am 4. L>ept. einen rothen Unterrock an ihr Fenster gehängt zu haben, vor das Schwurgericht gewiesen.

Das slovakische BlattSlovenske Noviny" schreibt:Die Vorsehung begnügte sich nicht damit, in unserm Vaterlande 60,000 Menschen durch die Cholera hinzuraffen, sondern sie sucht auch die Uebriggebliebenen mit Mißernte, Noth und Elend heim. In mehreren Gegenden sieht man in Folge dessen die Anzeichen einer hereinbrechenden Hungersnoth mit Gewißheit auftreten."

DieAgence Havas" meldet.Es scheint fest zu stehen, daß Viktor Emanuel den General Lamarmora hat bitten lassen, seinen zweiten Band nicht in die Welt zu schleudern, während Se. Majestät seine Reise mache." Derselben Quelle zufolge hat der päbstliche Nuntius in Wien nebst den übrigen kirchlichen Würdenträgern in den Städten, die der König besucht, vom Va­tikan Weisung erhalten, ihmohne Aufsehen" auszuweichen.

Bern, 16. Sept. In Folge der von dem Appellationshof verfügten definitiven Absetzung der 69 renitenten Geistlichen herrscht im Jura eingetroffenen Nachrichten zufolge große Aufregung, doch seien ernstliche Ruhestörungen nicht zu befürchten. Daß eine An­zahl auswärtiger Geistlicher, welche indessen nicht genügt, zur Besorgung der erledigten Pfarrämter bereit ist, wird officiös be­stätigt.

Genf, 13. Sept. DasGenfer Journal" berichtet über eine Unterredung, welche einigeFranzosen aus Wahl" in Rigi- Kaltbad mit Thiers gehabt haben. Wir entnehmen derselben folgende als geschichtlicher Rückblick immerhin bemerkenswerthe Stelle: Hr. Thiers erzählt von seinen Unterhandlungen mit Bis­marck. Als Letzterer gewisse Garantien gegen erneute Kriegsge­lüste Frankreichs begehrte, da (berichtet Hr. Thiers) habe ich zu