Lern, 10 Sept. Der AppellationS- und Kassationshof hal dir Adbrrnfnng der 69 renitemen jurassischen Geistliche» be­schlossen.

In Rom spricht man, wie der All.;. Ztg. gemeldet wird, bereits die Hoffnung ans, daß der deutsche Kaiser nach feinem Besuche in Wien auch einen Besuch in Rom cmsfähren werde.

Madrid, lo. September. Wie ans zuverlässiger Quelle gemeldet wild, haben d'e vereinigten Co tonnen der Generale Santa Pan und Loma. in der Stärke von !0,000 Mann und 14 Ge­schähen, eine 14,i >00 Marti! und 9 Geschütze starke, unter Be­fehl Don Carlo? stehende Earlisten-Abtheilüng nahe bei Tolosa angegriffen und unter großen Verluste» in die Fluchr geschlagen. Die Carlistru sollen auch ihre Fahne verlor> n haben. Details fehlen noch.

Ern neapolitanischer Bäckecjrnige.

(Schluß.)

Beide Hände ans die stämmigen Hüsten gestützt, trat Te- resina mit nicht eben zartweidlichenr Ungestüm eu:ige Schritte in das Innere des Gemaches und rief:

Nun sehe mir Einer dcu Gelbschnabel!) Was habe ich denn gesagt. he? Wenn er allerlei Schnickschnack Vordringen will, so mrg er doch lieber ganz schweigen, uns wenn ich nicht..."

Aber Tereüna, Teresina," beruhigt: Lacchim die Aufge­regte.Was in aller Welt jällt Euch ein, daß Ihr es wagi, wie eine Furie ans diesen Knaben toszusahreu, der Euch in reiner Weise beleidigt hat."

Nun, wenn das keine Beleidigung sein soll," rief die im­mer eifriger werdende Teresina, so hat mich noch Niemand in meinem ganzen Leben beleidigt! Hinter meinem Rücken zu mei­nem Herrn ,u wiederholen. was ich gesagt haben soll, das ist eine abscheuliche, heimtückische Manier, die ich mir nicht gefallen lasse, am allerwenigsten. von einem solchen Teigkneter, und wenn ich. .."

Abermals mit den vielversprechenden Anfängen eines neuen Satzes abbrechend, ging die Gekränkte in ein lautes Weinen über, so daß Zucchini, beide Hände vor die Ohren hallend, Kehrt machte, nni diesen höchst nnmelovischen Tönen möglichst fern zu rücken. Ais er aber dabei, einen Blick ans Domenico warf, der sich bei Teresina's stürmischer Annäherung halb hin­ter Zacchini gefluchter hatte, da mußte er laut anslachen, denn auch Domenico, der kleine lustige Domenico, sckwamm in Thräneii.

Rein, das ist zu arg!" ries Zacchini immer noch lachend. Bringt mir die Teresina da die kleine heitere Lerche vollstän­dig ans dein Gleichgewicht! Komm her Menico, laß die Alte zeten: und sage mn, was es ist, was du wie miltheilen wolltest, uns was die Teresina nicht leiden will verinnthlich, weil sie ei» sailechus Gewissen har."

Dieser Schluß ries aui's Neue einen Ausbruch von Tere­sina's Bekümmerniß hervor, und sie ei gierig sich in jo ausführli­chen Verwahrungen und Verheuerungen, daß Zacchiui's Geduld endlich erschöpft ward. Mit einem Ton und einer Miene, die jeden weiteren Widerspruch unmöglich machten, geben er ihr jetzt zu schweigen und Domenico zu reden.

Es ist weiter gar »ichis," sagte der Knabe,als daß Madamrgelia Therenna gemeint hat, es werde rin Unglück für mich sein, wollte ich nur in den Kopf setzen, ein Musiker zu werden."

Die jähen, unmilteldaren Uebergänge in der Gesühisweise der lebhaften Südländer und ganz besonders der Neapolitaner sollten auch in diesem Augenblick zur vollsten Geltung kommen, denn kaum Hane Domenico ausgesprochen, als die noch schluch­zende und eifernde Teresina in ein lautes, weithin schallendes Gelächter ansbrach, daß Zacchini und der Knabe, sie mochten wollen oder nicht, mit einstiinmen mußten.

Go:t weiß, welche Befürchtungen die Vorrede Domenico's in Theresina wachgerufen haben mochte, jedenfalls aber trug das Bewußtsein, sich so ganz umsonst beunruhigt zu haben, nicht wenig dazu bei, ihre Heiterkeit zu erhöhen

OK," ries sie dabei, unaufhörlich sich vor Lachen schüttelnd, il Ziovuno brieovntwlly! (der junge Schelm) II krio-

rwiwello! Meine hingeworfene Worte so seit zu halten, als ob sie Goldtörner wären. Nun ja, ich hab's ja immer gejagt, dieser Menico Cimarosa ist der seltsamste kleine Bursche, der mir je vor die Auge» gekommen ist."

Wir dürfen den knappen Rahmen, der einer Federzeichnung gebührst, nicht erwenern; sie soll ja mehr andeuten at-s aus- führen! Aber ein kleiner Commemar ist nicht nur erlaubt, sondern auch wohl geboten. Darum sei auch in wenigen Worten hinzu- gesügl, was unserem kleinen Genrebilde zur Abrundung verhel­fen kann:

Ans Bitten Sacchiiii's gab Meister Cimardsa, etwas wider­willig und zögernd zwar, aber doch auch sichtlich erfreut und geschmeichelt über die Theilnahme des großen, berühmten Musikers an seinen Knaben, die Eclaubniß, daß Domenico von nun an ein "Schüler desselben wurde. Aber nur die Mußestunden durste er

zu diesem Behuf verwenden, die Haupttageszeit gehörte nach wie vor demGeschäft," und erst als Domemco'S Talente für die 'Musik und in's Besondere säe die Komposition zur unleugbaren Thatsache geworden, da erst gestattete der strenge Vater einen Wechsel in dein Berus seines Sohnes- Zacchini, der nur vor­übergehend sich in Neapel aufgebatten halte, da er seit 1762 bei der Römischen Oper ungestelli war, sorgte dafür , daß Domenico in das Conserva'.orium Sau Onolrio zu Loretio ausgenommen ward. Hier lag der junge Cimarosa seinen Studien mit solchem Eifer ob, daß er alsbnld alle seine Miischüler übertrafz die'ige R.ttur hatte ihn mit einer Fülle musikalischer Gedanken beschenkt, die durch ihre Feineheit und Orginalität dermaßen nnsprachen, daß sie bald das geistige Eigenlhu!» aller gebildeleii Nationen wurden. Mehr als 100 Opern verdanken Cirmarosa ihre Ent­stehung , und wenn auch natürlich die Mehrzahl unter ihnen ihren Schöpfer nicht überlebten, so sind es doch einige, welche ihren Platz aus setem Opern Repeitoir behaupten. Wir eiinnern nur an die überaus anmuihige Musik inII mutrimoino segraio" (Die heimliche Ehe) in ILImprossariv in ungustio (Der Theaterüirecror in tausend Aeagsreii"): inDie Italiener iu tron- don" und in dem allerliebsten IntermezzoII »nrostro cki oapolia," und sind überzeugt, daß unsere Leser uns vollständig beistimmen werden in dein, was wir über Cimarosa's Melodien sagten.

Etwas zum ruhigen Nachdenken für die Wollfabrikanten.

Ans dem V.nidw. Wochenblatt v. 0. S'ept. l>73

In den Kreisen der Schafzüchter ist vielfach die Ansicht verbrettet, daß der niedrige Stand der Wotlpreise ein nüdauerü- der sein werde, weil die Konkurrenz der überseeische» Wollen eilie bleibende sei und mil der Ausdehnung der Schafzucht in den überseeischen Ländern nur noch größer werden könne. Allerdings ist die Wollproonklion der überseeischen Länder noch einer nnge- uiesseneii Ausdehnung fähig: dieselve wird jetzt »der durch die h e n l ig e n P r e i s e n i e d e r g e h u!! e n; wenn diesewieder Neigen, so kommt das nicht blos jenen Ländern, sondern auch uns wieder zu Gute.

Diejenigen, welche für die Zukunft nur die fortschreitende Vermehrung der überseeischen Zufuhr vor Augen haben, und da­mit die Vorstellung eines unvermeidliche» permanenten Preis­druckes verbinden, oedenken nicht, daß die Preise nicht durch das Angebot allein, sondern auch durch die Nachfrage bestimmt wer­den, daß auch letztere ihre Grenze noch lange nicht erreicht hat. Europas Wollindustrie wird im Staude sein, neben der eigenen Wollprodukiion von Jahrzehnt zu Jahrzehnt eine größere Me, von lransaliantischen und sonstigen fremden Wollen zu absor- diren.

Halten wir uns beispielweise nur an Deutschland , so fin­den wir i:n Zollverein die Einfuhr von 1640 bis ll'60 von 164,000 Ceniner auf 712,000 gestiegen und trotz dieser Stei­gerung wahrend Vieler Zeit den Schafbestand auf mehr als das Vierfache zugenommen: ein Beweis von dem zunehmenden Ma- terialbedittiuijje der inländischen Industrie. Die Einfuhr und die eigene Produktion des damaligen Zollvereins habe» 1860 ungefähr gleiche Beträge ausgemacht. Da vo» letzierer aber 160,000 Ceulner ansgesührl wurde», so ist schon damals erheb­lich mehr ausländische Wolle im Zollverein verarbeitet worden, als inländische.

Ungeachiet der aus der Znnahme der Wolleinsuhr sichtba­ren Zunahme der Woügarnjpiiineret hal die Weberei jetzt einen weil größeren Zuschuß von fremden Garnen nöthig, als früher. So betrug das Plus der Einfuhr 1840: 19,612 Centner und 1860: 200,279 Centner. Dagegen hat die Ausfuhr von Ganz- sabrikatcn ein immer größeres liebergewicht über die Einfuhr derselben erlangt. Im Jahre 1840 betrug das Plus der Aus­fuhr 36,080 Centner und 1860: 214,124 Centner. Die in­ländische Industrie exportirt also jetzt eine fünfmal so große Menge wollener Waaren, als vor 30 Jahren, und nichts widerstreitet d-er Annahme einer sortschreilenden Zunahme des Exports. Ist letzterer auch augenblicklich nach den Vereinigten Stauten von 'Nordamerika durch das dortige Zollsystem gelähmt, so wird der Absatz nach manchen anderen Ländern mit dem Wachse» der Be­völkerung und des Wohlstandes derselben sich noch erweitern. Selbst den Australiern schicken wir schon einen Theil ihrer Wolle in Form von Tuchen und Zeugen zurück. Wenn der Export von Wollenwaaren in den nächsten 30 Jahren sich verdoppeln sollte, nachdem er sich in den verflossenen 30 Jahren verfünffacht hat, so würden weitere 300,000 Centner Wolle und darüber Verwen­dung finden.

Auch die inländische Konsumtion hat ihren Höhepunkt ge­wiß noch nicht erreicht. Sie ist von 1849 bis 4864 von Ist«" Psuud auf 2?,«» Pfund pro Kops gestiegen. Ersichtlich isiMn den unteren Klassen der Gebrauch von wollenen Strümpfen, Ja­cken, Tilchröcken noch im Znnehmen; 1 Pfund mehr (von 2^,,o auf 3Qa Pfund) pro Kops ans inländischer Fabrikation würde gegen 400,000 Wolle mehr erfordern. So ist es denn gar nicht möglicki, daß Deutschland nach wenigen Jahrzehnte» 7800,000 Ceniner Wolle mehr als jetzt nöthig Hai, das ist ungefähr eben