Amtsblatt für Len OüeramLsbezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mai und kei-el Einrückungsgsbüb'. sür d;c kleine

Nt. 107. halbjährlich kier 54 kr., im Bezirk AieNStüg döN 16. September. Zeile °uS gewöhnlicher Scheut

mit Postaufschlag l fl. 8 kr. je 2 Kreuzer.

Amtliches.

An die Ortsvorsteher.

Um dem Bcdürfniß an Einlagbogen zu den Gebäude.Ver­zeichnissen genügen zu können, ist die Zahl derselben umgehend anznzeigen.

Nagold, den 15. Sept. 1873.

K. Oberamt.

_ Husuadel, Amtmann, g. St.-V.

An die königl. Pfarrämter. Die Provisoratstabellen wollen alsbald dem Formulare, Amtsblatt Seite 1655 ff., entsprechend kurz und bündig, aber genau und vollständig ausgefüllt in äa- xlo anhergesandt werden Termin 15. September. Von den Orten, wo wegen Lehrermangels eine unständige Stelle unbesetzt ist, must eine Fehltabelle gleichfalls in lluplo mit ansgefüllter Rubrik I und II, 1. und 2 eingesandt werden unter Angabe der Zeit, seit wann die Stelle unbesetzt ist (siehe Amtsblatt Seite 1657).

Altenstaig, den 13. September 1873.

Königl. Bezirksschuliuspektorat.

G ö z.

LageS-Neuigkeiten.

Vermöge Höchster Entschließung vom 10. v. M. haben Seine 'Königliche Majestät den Oberamtsarzt Dr. Emmert in Nagold seinem Ansuchen entsprechend auf das Oberamtsphystkat in Münfingen ,zu versetzen geruht.

L Am Geburtsfeste Ihrer Majestät unserer Königin tagte flu Nagold eine zahlreich besuchte homöopathische Wanderoer­sammlung, welcher Herr Zöpp ritz von Stuttgart, Sekretär der Hahnemannia in Württemberg, ein sehr interessantes Referat über die unbestreitbaren Erfolge der Homöopathie gegeben hat. An dasselbe schloffen sich Mittheilungen mehrerer Anwesenden an, welche konstatirten, daß die homöopathische Heilmethode jedenfalls kein Schwindel ist, wie ihre Gegner immer noch behaupten;, denn was hilft, muß gut sein." Mögen die stillen Freunde der Homöopathie, die wir in unserem Oberamt zu Hunderten zählen, den Muth haben, auch offen und frei zu der guten Sache, mit welcher sie Andern und sich selbst schon gedient haben, durch Anschluß an den Verein Hahnemannia sich zu bekennen!

Das Stuttg. Neue Tagblatt schreibt: Wir bemerken nach­träglich zu der in Nr. 210 unseres Blattes enthaltenen Empfeh­lung des Kupfers als Choleramittel, daß dasselbe auch von Seiten der Homöopathen in den früheren Epidemien empfohlen war und neben andern Mitteln mit Erfolg verwendet wurde. Daß sich auch der Schwefel als prophylaktisches Mittel sehr bewährt hat, berichtet C. Hering in Philadelphia. Auf den Schwefel kam man durch die Wahrnehmung, daß die Arbeiter in den italienischen Schwefelbergwerken von der Cholera verschont blieben, während die Seuche ringsum viele Opfer forderte. Dr. H. verordnete einige Prisen Schwefelblumen (sogenannte Schwefel­milch) in die Socken zu streuen. Man sollte nun mit dem von Homöopath. Aerzten empfohlenen Kampferspiritus Versuche machen, es haben sich ja subkutane Einspritzungen von Kampferöl, laut Bericht im schwäb. Merkur, in Wien und München bewährt.

Dem Vernehmen nach soll zum 1. Januar 1874 die Franki- rung der Fahrpostsendungen mittelst Freimarken auch in Württem­berg Angeführt werden, im norddeutschen, bezw. Reichspostgebiet besteht diese Einrichtung schon seit Jahren. (B.-Z )

C 0 nstan z, 12. Sept. Jn der gestrigen Vorversammlung des Altkatholikenkongresses begrüßte Staetsanwali Tiefer als Vorstand des Lokalkomite's die Anwesenden. Dann sprachen der anglikanische Bischof Doane aus Albany, der Oberpriester Was- silieff aus Petersburg, Prof. Holtzmann aus Heidelberg Namens des Protestantenvereins, Abbs Michaud ans Paris, der angli­kanische Pfarrer Heidenheim aus Zürich, der Landamann Keller aus Aarau und der Bischof Reinkens. Letzterer wurde mit Beifall empfangen. Die heutige erste Delegirtenversammlung war stark besucht. Den Vorsitz führte Geh. Justizrath Schulte; als seine Stellvertreter sungirten Pros. Cornelius und Land­amtmann Keller. Prof. Schulte gab einen Rückblick auf die Altka-

tholikeiibewegnng des verflossenen Jahres und machte Mitlhei- lungen über die mit der preußischen Negierung gepflogenen Ver­handlungen, welche der Bischofswahl vorausgegangen seien. Er versicherte, daß keine politischen Abmachungen staltgcfuudeu hätten. Die leitenden Personen hätten die Anerkennung des Bischofs als gerechte Forderung der deutschen Altkatholiken anerkannt.

Das bayr. Vaterland" bringt seine pan wüschen Ge­fühle bezüglich der Sedanfeier in folgender drastische» Weise zum Ausdruck:Bcttelpreusten, Sauhirten,gebüllete" Juden und Leuie, die so vernagelt sind, daß sie heute noch sürKaiser und Reich" schwärmen, wollen am 2. Sept. eineSedanfeier" halten, d. h. Neichszipfcl zu den Dachlucken Herausstrecken, den Tag verbummeln und am Abend unter Hochgebrüll auf den Kaiser" sich einen Festrausch antrinken rc." Man möchie dabei die bekannten Worte Hussens ausrnfen, als ein Bäuerlein emsig fein Holzbündelchen zu dem Scheiterhaufen herbeischleppte, aber da drüben fehlts nicht an Einsicht, sondern, was noch schlimmer ist, an vaterländischem Sinn und vaterländischem Wollen.

Berlin, 10. Sept. Die diesjährige Uebungsreife der Offiziere des Großen Generalstabes unter Führung des Grafen Moltke nach Bremen und Wilhelmshaven ist der erste derar­tige militärische Ausflug an die deutsche Küste. Die Reise, welche zur Klarlegung der Küstcnvertheidigungs-Verhältnisse unternom­men ist, wird sich nicht auf Wilhelmshaven beschränken, sondern längs der Küste fortgesetzt werden und bei Haarburg enden.

Suhl, 9. Sept. Hier in Suhl herrscht gegenwärtig eine solche Regsamkeit in der Fabrikation aller möglichen Kriegswaf­fen, wie seit Jahren nicht mehr, und die Fabrikanten vermögen kaum die nöthigen Arbeiter herbcizuschaffen, obgleich der Arbeits­lohn gegen früher fast um das doppelte erhöht ist. Die preu­ßische Regierung hat jetzt eine Bestellung von 150)000 neuen Mansergcwehren an eine vereinte Gesellschaft größerer Fabrikan­ten ertheilt und die holländische Regierung läßt ebenfalls eine bedeutende Zahl von Hinterladungsgewehrcn nach einem neuen System hier anfertigen; ebenso sind südamcrikanische Staaten jetzt in Unterhandlungen wegen der Lieferung »euer verbesserter Schuß­waffen mit hiesigen Fabrikanten getreten.

Der Seminar- und Religionslehrer Schröter in Posen, der wegen der Unterzeichnung der Loyalitätsadresse der staats­treuen Katholiken vom Erzbischof Ledochowski zur Verantwortung gezogen und mit der großen Exkommunikation bedroht war, hat eine Verthetdigungsschrift an den Erzbischof eingereicht, worin er nachweist,daß in der Loyalitätsadresse der staatstreuen Katho­liken das katholische Dogma vollständig gewahrt sei." Nachdem er dann noch den Erzbischof ernst daran gemahnt, daß er durch den Kampf gegen die von Gott eingesetzte Obrigkeit einen Weg betreten habe, der dem ausdrücklichen Gebot des Christenthums widerspricht und der Kirche nur zum Verderben gereichen kann, gibt er die bestimmte Erklärung ab,daß er seine Unterschrift nicht zurücknehmen könne und werde."

Die Abberufung des Capitäns Werner von seinem Com- mando in den spanischen Gewässern wird auf eine Verfehlung gegen die militärische Disciplin zurückgeführt. Seine Segelordre und diplomatische Instruction habe gelautet, ^den in Spanien le­benden Deutschen" soweit nöthig und möglich Schutz zu bieten, sich über diesen Zweck hinaus aber jeder Demonstration, sowie jeder Parteinahme in den inner,, Kämpfen Spaniens zu enthal­ten. Diesen Instructionen habe er durch Aufbringung der Vi- gilante zuwider gehandelt.

Jn Frankfurt am Main ist die Wohnungsnoth noch immer sehr groß, da die Bevölkerung sehr zunimmt. Es sollen in diesem Jahr 800 Wohnhäuser, große und kleine, im Bau be­griffen sein.

Wie in Elsaß-Lothringen wird auch in Nord-Schleswig die Eidesleistung verweigert. Am 6 unv 8. ds. stand in Haders­leben Termin an zur Vereidigung der 155 Gemeindevorsteher, aber kaum die Hälfte verstand sich dazu. Am 1. Tage schwuren 21, dagegen 55 nicht; am zweiten Tage ging es eben so.

Jagdfreunden können wir die wichtige Mittheiluug ma­chen, daß im nächsten Winter in L 0 th r i n g e n, zur Unschädlich­machung von Wölfen und Wildschweinen zahlreiche Streif