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Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

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Nr. 106

Erscheint wöchentlich 3mal und kostet ^ Einrückungsgebühr für die kleine

haibjährlich hier 54 kr., im Bezirk ! StlMStüg döN 13. SepteMvel. ' Z"'.c aus gewöhnlicher Schritt mit Pvstaufschlag k st. 8 kr. j . je 2 Kreuzer.

Tages-Neuigkeiten.

In Folge erstandener Prüfung wurde in das evangelische Semi­nar in Tübingen von Nagold ausgenommen: Lindmaier, Gotthold, Sohn des Wundarztes daselbst.

' * Nagold, 11. Sept. Die Wanderversammlung der

Hahnemam-.ia, die gestern Nachmittag im Gasthaus zum Hirsch hier tagte, war von vielen hiesigen, aber noch zahlreicher von auswärtigen Freunden der Homöopathie besucht. Da der Zutritt auch Nichlmilgliedern gestattet war, so glaubten wir wahrgenom- meu zu haben, daß manche derselben durch die gehörten Vorträge der viel verhöhnten Sache gewonnen wurden, denn diese Curme- thode wurde von den ausgetretenen Rednern mit so vielen ge­lungenen Resultaten derselben illustrirt, daß auch dem hartnäckig­sten Gegner der Gedanken kommen mußte, daß doch etwas Wah­res an der Sache sein muß.

Catw, 10. Sepl. Gestern starb in Hirsau die 25jäh- rige Louise Schüttle, welche vor etwa 14 Tagen von einem Hunde oberhalb des Auges gebissen wurde, unter schrecklichen Qualen an der Wasserscheu. Ein solch' trauriger Fall ist wohl die ernsteste Mahnung zur Vorsicht und pünktlichen Beachtung der „gegen die Gefährdung durch Hunde" gegebenen. Vorschriften.

Vom Schwurgericht in Tübingen wurde die wegen betrü­gerischer Brandstiftung angektagle Wiltwe Charlotte Beck von Calw für schuldig erklärt und zu einer lOmonatlichen Zuchthaus­strafe verurtheilt.

Stuttgart, 9. Sept. Am Sonntag ereignete sich hier der Fall, daß ein Dieb wie in einer Falle gefangen wurde. Der Besitzer des Psandleihgeschästs in der Eßliugerstraße hatte einen Spaziergang mit seiner Frau gemacht, von dem er etwa um 9 Uhr zurückkehrte. Als er seinen zu ebener Erde gelegenen Laden aufschloß und bei dem Scheine eines Zündhölzchens sich in demselben umsah, so fiel sein erster Blick auf einen Uhren- schrank — dieser war leer. Im selbigen Augenblick vernahm er auch ein Rascheln, das ihm die Gewißheit von der Anwesenheit fremder Personen in seinem Laden ausdrängte. Schnell trat er zurück und schloß die Thüre — der oder die Diebe waren ge­fangen! Nachdem er nun mehrere Nachbarn zu Hilfe gerufen, schloß man die Thüre wieder auf und sah sich bald einem stäm­migen Kerl gegenüber, welcher einen Reisesack mit Werthsachcn angefüllt hatte. Der Dieb wurde von zwei Schutzmännern auf die Polizei gebracht. Ein Helfershelfer desselben halte auf der Wacht gestanden, muß aber die Ankunft des Bestohlenen zu spät bemerkt haben, um seinen Genossen noch rechtzeitig warnen zu können. Den Eingang hatten sich die Diebe mittelst eines nach­gemachten Schlüssels erzwungen, man say noch den Wachsab­druck am Schlüsselloche. Der Dieb hatte u. a. emgepackt: 76 Uhren, 31 Brochen, 22 goldene Granalschlösser, 7 goldene Gar­nituren, 12 Ringplättchen, 33 Paar Boutons, 11 Pendants, 22 Vorstecknadeln, 14 Paar Ohrenschrauben, 91 Uhrschlüssel; der Werth dieser Sachen beläuft sich aus 1300 fl.

Land es Pro dukteu-Börse Stuttgart vom 8. September. Bei heutiger Börse waren die Angebote in fremden Walzen ziemlich stark, dagegen die Umsätze nicht sehr bedeutend, Gerste fand zu höheren Preisen Abnahme, aber die übrigen Cerealien waren weniger beachtet. Zu dem am 15. d. M. beginnenden Hvpsenmarkt werben heute schon mehrere Parthien Hopfen angemeldet. Wir notiren: Walzen russ., 9 sl. 6 bis 24 kr-, Waizen bair., 9 fl. 24 bis 43 kr., Waizen amerik., 9 fl. 15 kr. Kernen 9 fl. 30 bis 54 kr. Dinkel 6 fl. 30 kr. Gerste, württemb-, 6 fl. 48 bis 54 kr., Waizen bair., 7 fl. dis 7 fl. 6 kr., ung., 7 fl. 12 bis 24 kr. Hafer 5 fl. 6 kr. Kohlreps 8 fl. 15 bis 30 kr. Mohn 16 fl. 15 kr. Mehlpreise per 100 KIg. incl. Sack. Mehl Nr. 1: 27 fl. 48 dis 28 fl. 30 kr. Mehl Nr. 2: 25 fl. 36 bis 26 fl. 12 kr. Mehl Nr. 3: 22 fl. 36 kr. bis 23 fl. 24 kr. Mehl Nr. 4: 18 fl. 24 bis 19 fl.

Auf den unter der Leitung des deutschen Kronprinzen bei Laupheim stattsindenden Manövern haben sich ein paar Un­fälle zugetragen. General v. Ftatow stürzte mit dem Pferde und beschädigte sich so, daß er nach Ulm zurnckkehren mußte. Der Commandeur der Nebenbrigade, Generalmajor v. Mauch, erlitt in einem Quartier durch unglückliches Fallen auf der Treppe Verletzungen an Kopf und Arm, so daß auch er in die Garnison zurückgeschafft werden mußte.

Kuppen heim, Amts Rastatt, 7. Sept. Gestern Abend brach dahier tm Wirthshaus zum Hirsch eine Feuersbrunst

aus und legte gegen 50 Wohnhäuser und gefüllte Scheunen in Asche. Es ist dies der vierte große Brand dahier innerhalb we­niger Jahre.

Aus Schwetzingen schreibt die „Bad. Ldsztg ": Der allent­halben günstige Ausfall der Hopfenernte fängt bereits an, die Preise bedeutend herabzudrücken. Wurden vor Kurzem noch 60 Gulden bezahl!, so werden gegenwärlig nur 45 fl. für den Cent- ner durchschnittlich geboten. Indessen ist das Geschäft noch nicht recht im Schwünge, da man Seitens der Käufer eine gewisse Zurückhaltung bemerkt. (B -Zig.)

F ü r l h, 8. Sept. Ein Hiesieger geselliger Verein „die Wald- männer" hatte heute zum Vergnügungsplatze „alte Beste" einen Ausflug veranstallet. In heiterer Stimmung verfloß der Nach­mittag ; als gegen Abend die Gesellschaft aus dem Wirlhschafts- garten zu dem nahen Thurme ziehen wollte, brach die dahin führende Brücke zusammen, die auf ihr Befindlichen in die Tiefe schleudernd. Die unversehrt gebliebenen Therlnehmer des Aus­fluges bemühten sich, den in einem Knäuel daliegenden Personen hilfreichen Beistand zu leisten. Während alle mit den Verun­glückten beschäftigt waren, erscholl plötzlich der Ruf „Feuer".; eine lichtcrtohe Flamme schlug aus einem an das Wirthschafts- gebäude — woselbst bereits mehrere Verletzte untergebracht waren — angrenzenden Stadel. Durch diesen Zwischenfall stieg die Verwirrung aufs höchste; glücklicherweise jedoch beschränkte sich das Feuer ans seinen Ausgangsherd. In langen Reihen von Wagen wurden sodann die Verletzten nach Fürth gebracht. 4 Personen sind getödtet, 69 verwundet worden. Von den letzteren sind 18 schwer, öl leichter verwundet; unter den leichteren Ver­wundungen sind übrigens Arm- und Beinbrüche inbegriffen.

Eppingen, 5. Sept. Wenn der Winter nicht vor der Thüre stände, könnte man in unserer Gegend noch auf einen schönen Obstherbst zählen, da die Apfelbäume in großer Anzahl in voller Blüte stehen, so daß man sich ins Früjahr versetzt glaubt.

Der Bundesrath hat sich in dem Prozesse Kilometer gegen Meile endlich für das erstere entschieden, so daß die deutsche Maß- und Gewichtsordnung Aussicht hat, von einem Bastard befreit zu werden, der bisher ihren guten Ruf schädigte. Artikel 4: Als Entsernungsmaß dient die Meile von 7500 Me­tern" , widerstreitet völlig dem im Artikel 1 ausgesprochenen Prin­zip: „Die Grundlage des Maßes und Gewichtes ist das Meter oder der Stab mit dezimaler Thcilung und Vervielfältigung", und ein practischer Nutzen, der für diesen inneren Widerspruch entschädigt, ist nicht vorhanden. Wer den Fuß anfgibt, kann die Meile gewiß auch entbehren.

Der deutsche Kronprinz wurde aus seiner Inspektionsreise in allen Städten, die er betreten, so in Laupheim, Mm, Würz­burg, Ansbach, mit freudiger Herzlichkeit empfangen und begrüßt. In Laupheim' hielt der dortige kath. Stadtpfarrer He pp eine ächt deutsche Ansprache an den hohen Gast und hat derselbe hie- für auch seinen herzlichsten Dank ausgesprochen.

Der vom 24 —26. August in Berlin abgehaltene Friseur­es ngreß hat große Theilnahme, selbst von Berufsgenossen ans Amerika gefunden. Es wurde ein Genossenschastsbund geschlos­sen, längere Vorträge über die Haupthaare, den Scheitel, die Pommade als Culturzeichen, gehalten und die kurzgeschorenen Köpfe ü I» muloootvnts als unkünstlerisch verworfen. Glückli­ches Jahrhundert, das auch den äußeren Menschen wissenschaft­lich unter die Scheere nimmt!

Wie mehrere Blätter melden, wäre der zeitige Gesandte am italienischen Hofe v. Kendell zum Unterstaatssekretär im auswärtigen Amte bestimmt.

Wien 6. Sept. Die aus Deutschland ausgewiesenen öster­reichischen Silbergulden werden demnächst auch in Oesterreich selbst, mit alleiniger Ausnahme der Zollämter, heimathlos sein. Schon hat die Nordbahn angefangen, die an sie zu leistenden Thaler-Zahlungcn unbedingt in effektiven Thalern zu fordern, und so könnte es sich ereignen, da fast die ganze Summe öster­reichischer Silbergulden nach Deutschland ausgewandert ist, daß wesentlich Deutschland selbst bei ihrer Aechtung zu Schaden kommt.