Madrid, 8. Sept. Castelar beabsichtigt dem Vernehmen nach 150,000 Reserven einzuberusen und 500,000 Milizen zu bewaffnen, um den Bürgerkrieg schleunigst zu beendigen. Die letzten Carlisteiisiege reduciren sich, Ncgierungsnachrichten zufolge, auf unbedeutende Scharmützel. Nach einer Verfügung der car- listischen Befehlshaber in Biscaya sollen Diejenigen, welche Sonntags der Messe nicht beiwohnen, mit körperlicher Züchtigung bestraft werden.
Florenz, 6. Sept. Der „Natione" wird offiziös aus Rom geschrieben: „Die Reise des Königs nach Deutschland ist ein Unterpfand und eine Garantie des Friedens für Italien und ganz Europa, wenn, wie dies wahrscheinlich ist, die drei Souveräne von Deutschland, Oesterreich und Italien sich zu Verträgen einigen, krast deren sie sich gegenseitig ihre Rechte und Territorien garantiren und verpflichten, in ihren Staaten die Armee auf den für die innere Sicherheit des Landes nöthigen Stund herabzusetzen.
Aus der Bürgerschaft Malaga's wird an den Kapitän zur See, Werner, folgende Dankadresse gerichtet: S. Di. S. Friedrich Karl. Commodoro Werner, Caballero. Ihr habt einen großen, höchst bedeutenden Dienst der Sache der sozialen Ordnung, der Gerechtigkeit und der Civilisation geleistet. Euere Anwesenheit in diesem Hufen, mit den Schiffskcäften, die Ihr befehligtet, rettete die Gesellschaft, welche in ihren zwei vornehmsten Grundlagen bedroht war: die Familie und das Eigenthum sehen sich, Dank Eurer ruhigen Entschlossenheit und Eurer mu- thigen Haltung, für von den unheilsvollen Angriffen der Piraterie und der schrecklichen Ausschreitungen der Demagogie. Malaga wird sich immer dankbar des denkwürdigen Datums erinnern, an welchem, vermöge eines edlen Antriebs Eueres Herzens, der „Friedrich Carl" dieser Hauptstadt Tage von Trauer, Bestürzung und reichliche Thränen abwehrte. Ihr habt eine Pflicht der Menschlichkeit erfüllt, die mit untilgbaren Zügen in das große Gesetzbuch der Natur eingeschrieben ist, das vor allen positiven Gesetzgebungen und über allen internationalen Verträgen, Gebräuchen und Uebereinkommen steht. Die „Almansa" und die „Vit- Loria" waren nicht allein Schiffe, die sich gegen die Regierung dieses edlen so großen wie unglücklichen Spaniens erhoben hatten; ihre Bemannung und die Leute an ihrem Bord waren überdies! die erklärten Feinde der Gesellschaft und der Gerechtigkeit; sie standen daher außerhalb des Rechts und die Denkweise aller civilisirten Völker billigt Euer Verhalten voll Much, Umsicht und Klugheit. Empfangt, Caballero, diese freiwillige Kundgebung als den höflichsten Beweis der Dankbarkeit und der hohen, ausgezeichneten Achtung, welche Euch die Klassen des Besitzes, des Handels, der Industrie und des Gewerks in dieser reichen, bevölkerten Stadt bewahren. Malaga ec. (Folgen die Unterschriften).
Aus Havanna!) vom 7. Septbr. wird gemeldet: Ein Häufervierrel auf dem Plaza Vapor wurde durch eine Feuersbrunst zerstört. 20 Todte. Verlust 8 Millionen.
Ein neapolitanischer Bäckerjunge.
(Fortsetzung.^
Eine geraume Zeit hindurch waren die von Domenico gelieferten Maisbrödchen auch wieder gut wie zuvor, allein plötzlich eines Morgens fand Sacchini sie wiederum geschmacklos und unansehnlich und gerieth, als sich das täglich wiederholte, in eine gewisse Aufregung, so daß Theresina sich endlich die Freiheit nahm, den kleinen Uebelthäter in Person vor ihren gestrengen Herrn zu führen.
„Da," sagte sie, ihn in die Thnre von Sacchini's Studir- zimmer schiebend und sie hinter ihm wieder ins Lchloß werfend. „Nun machen Sie's selbst mit dem Schlingel aus, Signor, — meine Drohung hat diesmal nichts geholfen."
Domenico stand zitternd und erschrocken vor dem Maestro, der erstaunt von seiner Arbeit aufsah und durchaus nicht zu begreifen schien, wen Theresina hereingeführt und was er denn eigentlich mit dem Knaben auszumachen habe. So standen sich die Beiden eine Zeit lang sprachlos gegenüber, bis Sacchini, den Anzug des Knaben musternd, auf die rechte Fährte zu kommen schien.
„Ach so," sagie er halblaut, „vermuthlich der Bäckerbursche. Diese Theresina wird mich noch krank ärgern mit ihren ewigen Störungen."
Domenico drehte sein flaches Tellermützchen, das zugleich als Unterlage diente, verlege» in den Händen hin und her. Er hätte wer weiß was darum gegeben, wenn er jetzt nicht hier hätte stehen dürfen, denn dem Verhör, das nothwendiger Weise nun folgen mußte, sah er mit bedenklichem Herzklopfen entgegen. Er hatte ein ganz schlechtes Gewissen, der kleine Bursche, drum wagte er auch nicht die Augen auszuschlagen.
Sacchini betrachtete ihn mit wachsender Theilnahme. Domenico war durchaus kein vorzugsweise schöner Knabe, allein es lag in seiner Erscheinung ein Etwas, das den gelehrten Musiker ungemein fesselte.
„Du bist Leyrbursche beim Meister Matteo aus der To- ledostraße?" begann er endlich, in der Ueberzeugung, daß er doch irgend etwas sagen müsse, ehe er seine Unzufriedenheit wegen der zuletzt geliesenen Backwaare aussprechen wollte. Allein wie erstaunt ivar er, als der Knabe verlegen stotterte: „Ach nein, Signor! Verzeiht, Signor! . . Ich habe sehr Unrecht gethan! Ich will es gewiß nie wieder thun! Bei der heiligen Mutter Goites schwüre ich es Euch, Signor! Aber vergebt mir, vergebt mir nur dies eine Mal!"
Der Knabe war auf die Kniee gesunken und drückte die widerstrebende Hand Sacchini's an seine Lippen.
„Kind," sprach dieser ernst und gedankenvoll, „Du scheinst in der Thal ein großes Unrecht begangen zu haben. Wenn Du es aber aufrichtig bereust, wird eS Dir an der Verzeihung nicht fehlen. Nur glaube ich annehmeu zu müssen, daß Du Dich in meiner Person irrst, denn ich wüßte in der That nicht, was Du gegen mich verschuldet haben könntest, um in einer solchen Weise meine Nachsicht anzuflehen."
Domenico sah ihn halb verzweifelnd, halb scheu an.
„Ach Herr," sagte er, „es ist wegen der Maisbrode. Thcre- sina sagte mir, -sie seien so sehr böse darüber."
Sacchini war nahe daran zu lachen, allein er bezwang sich und sagte:
„Und war ich nicht mit Recht böse darüber? — Aber lassen wir das, Du versprichst mir, nie wieder solche Maisbrode wie gestern und viele Tage zuvor abzulieferu —, und Alles ist wieder in Richtigkeit."
Domenico starrte den Sprecher verwirrt an.
„Das ist's, Herr?" stotterte er endlich. „Ich glaubte, — ich dachte. — 'Nun wahrlich, Signor, ich weiß nicht mehr, wie ich mich herausfinden soll! Grade solche Maisbrode, wie ich sie gestern und in letzter Zeit immer gebracht habe, kann ich ja nur abliefern, wenn ich wieder ein ehrlicher Junge sein will. Ich, — ich — ich habe Sie ja betrogen!"
Der Knabe schluchzte laut. Sacchini wußte nicht, was er davon denken sollte, die Gedanken wirbelten ihm durcheinander.
„Nun," sagte er endlich, „ich sehe schon, wenn Du nicht ein ordentliches ausführliches Geständniß ablegst, komme ich nicht dahinter, worin eigentlich das Vergehen besteht, dessen Du Dich selbst anklagst. Also sprich — ich werde Dich anhören!"
Domenico trocknete seine Thränen.
„Signor," sagte Domenico. „Als ich noch Lchrbnrsche beim Meister Matleo war, bestellte Theresina alltäglich zwei Maisbrode für Euch bei meinem Lehrherrn. Ich brachte sie Euch ins Hans, und da, Herr, da hörte ich Euch spielen. — Das war ein Unglück für mich, Herr, denn — daß ich's nur gestehe — seit jener Stunde hatte ich nur Gedanken für Euch und Euer Spiel. Ich brachte täglich die bestellten Brode, und täglich lauschte ich Stunden lang in einem dunkeln Winkel an der Treppe, wo Niemand mich sehen konnte, Eurem Spiel ans der Geige. Den Meister verdroß es, daß ich täglich saumseliger und nachlässiger wurde. Seine Frau war mir längst gram, und so kam es, daß sie mir den Dienst aufkündigten. Mein Vater, Signor, ist auch ein Bäcker, und so mußte ich den» fortan bei ihm in die Lehre treten. Aber freilich, so gut als der Mattes versteht er seine Sache nicht. Er hat auch bei weitem keine so große und vornehme Kundschaft. — Ich trug also nun meines Vaters Backwaare zu den Kunden desselben — und — und — ich dachte, Ihr würdet es nicht merken, daß es anderes Gebäck war, was ich Euch nun ins Haus brachte."
Sacchini mußte lächeln über diesen Widerspruch in des Knaben Bericht, der doch so eben noch anerkannt hatte, daß die väterliche Backwaare bedeutend weniger gut sei als die des Meister Matteo. Aber er sagte nichts, sondern bedeutete Domenico, nur fortzufahren.' (Forts, folgt.)
Wir bringen im Jnseratentheil unserer heutigen Nummer die Bilanz der Württemberg. Commissions-Bank über das abgelaufene Seinester, worauf wir unsere Leser hiermit Hinweisen wollen. Dieselbe gibt ein anschauliches Bild von dem stetigen Emporblühen und der tüchtigen Leitung dieses jungen Instituts. In wie sehr der Aufsichtsrath der Bank bemüht ist, das Vertrauen des Publikums immer mehr zu erwerben und zu befestigen, geht aus einem uns vorliegenden Circulär, das wir im Auszug wieder gebe», hervor. Um dem dankenswerthen Vertrauen, welches sich die Bank im Publikum bereits erworben hat, im höchsten Maße gerecht zu werden, gewähren wir jedem unserer Interessenten und Geschäftsbetheiligten volle Einsicht in unsere Verwaltung; überdieß ist, um unseren Interessenten in Bezug auf den Vermögenszustand und die Garantieen der Bank dauernde und unmittelbare Sicherheit zu verschaffen, auf Beschluß unseres Aufsichtsrathes vom 29. Juni d. I. aus dem Kreise der bei uns mit Einlagen betheiligten Interessenten noch eine eigene Nevisions Commission erwählt worden, welche neben dem Auf- sichtsraihe unserer Bank und ganz unabhängig von demselben das Recht und die Pflicht dauernder Controls der Bank im Namen aller Bankiuteressenten hat. Diese Revisions-Commission besieht