tüchtiger Bäcker werden würde, gewann tagtäglich an Berechtigung Sogar Matteo begann jetzt ernstlich an dem Menico zu zweifeln und entschloß sich endlich, zu seinem Freunde Cimarosa zu gehen und ihn zu bitten, den Knaben aus seinem Hause fort- zunehmen, da in der That seit einiger Zeit nichts mehr mit ihm anzufangen sei.
Meister Cimarosa war natürlich äußerst aufgebracht über diese ihm durch seinen Sohn angethane Schmach, und Domenico hatte schwere Zeiten zu überstehen. Der Vater behielt ihn nun im eigenen Hause und meinte, eine strengere Zucht als die vom guten Matteo aus geübte werde schon Alles wieder ins rechte Geleise bringen.
So trug denn nun Domenico nach wie vor Backwaaren zum Verkauf durch die Straßen von Neapel, denn — Meister Cimarosa war so gut ein Bäcker als Matteo, — nur leider kein so guter Bäcker als dieser, — eine Wahrnehmung, welche Signor Sacchini schon am ersten Tage des inzwischen eingetretenen Wechsels machte.
„Theresina," sagte er, „die Maisbrode sind heute nicht halb so gut als sonst! Sie sind wohl nicht vom Meister Matteo?"
„Doch, doch, Signor," erwiderte Theresina, „der Junge hat sie eben gebracht."
Sacchini begnügte sich damit, den Kopf zu schütteln. — Er dachte den Tag über nicht wieder an die Maisbrode.
Am folgenden Morgen aber konnte er sich nicht enthalten, die gleiche tadelnde Bemerkung zu machen.
„Es ist wahr," sagte Theresina. „Wir nehmen die Waare doch nun schon seit Jahr und Tag vom Meister Matteo aus der Toledostraße, aber so grau und unansehnlich sah sie noch nie aus, wie seit gestern."
„Höre, Junge," redete sie am nächsten Tage Domenico an, als dieser wie gewöhnlich pünktlich mit seinem noch warmen Gebäck in dem bekannten Hause in der Strada Santa Lucia erschien, „Deine Brode sind seit einigen Tagen spottschlecht, — wenn Du nicht bessere bringen kannst, bestelle ich unsere Waare anderswo."
Domenico wurde purporroth, aber er erwiderte kein Wort. — Am andern Tage brachte er wieder tadellose Maisbrödchen.
„Sieh da," sagte Theresina zu sich, „die Drohung hat geholfen. Man muß nur immer gleich deutlich reden, dann ver- steht's ein Jeder."
Ganz erfreut brachte sie ihrem Herrn das köstliche Gebäck ins Zimmer und verfehlte nicht, ihm zu erzählen, wie sie es angestellt hatte, wieder gute Waare zu erhalten.
„Es ist ein drolliger Junge, dieser Bäckerbursche," sagte sie dabei. „Ein Musikfreund, wie's kaum einen zweiten gibt in Neapel. Wenn er feine Waare bringt und kann dabei Signor musiciren höre», so ist er ganz außer sich vor Freude und vergißt ganz, daß er außer uns gewiß noch viele andere Kunden zu bedienen hat, denn er steht und steht und lauscht, als hätte er sonst nichts auf der Welt zu thun."
Sacchini hatte nur mit halben Ohren auf die Erzählung der alten Theresina gehört. Der Bäckerbursche interessirte ihn ungemein wenig. Zudem componirte er gerade ein größeres Musikstück und war fast ausschließlich mit seinen Gedanken bei demselben, so daß er sogar mit Ungeduld auf den Schluß von Theresiua's Vortrag gewartet hatte, um wieder ungestört seiner Beschäftigung obliegen zu können.
Er arbeitete mit großem Fleiße. Nur zu den Mahlzeiten gönnte er sich Ruhe. Er legte einen gtt-ßen Werth auf die Auserlesenheit der Gerichte, welche Lheresina's Kochkunst ihm Tag aus, Tag ein vorsetzte, denn er war ein gründlicher Kenner, und auch der geringste Fehler entging ihm nicht, wie wir es schon bei der Maisbrodangelcgenheit gesehen haben, da er sehr genau beobachtete und verglich. (Forts, folgt.)
Allerlei.
— (Eine th eure Geige). Bei einer kürzlich in Dresden stattgefundenen Versteigerung ist auch die berühmte Geige mit unter den Hammer gekommen, welche Graf Trautmannsdorf, der Stallmeister Kaiser Karls VI., von Jakob Stainer unter folgenden Bedingungen erwarb. Er zahlte Stainer 66 Carlsd'or, lebenslänglich ein gutes Mitlagsessen, jedes Jahr ein neues Kleid mit goldenen Testen, zwei Faß Bier, freie Wohnung mit Heizung und Licht, monatlich 100 fl. baar uird, wenn er sich verheirathen sollte, so viel Hasen als er bedürfe, nebst zwölf Körben Obst jährlich für sich und eben soviel für feine alte Amme. Der Verkäufer lebte noch sechszehn Jahre und so kam die Violine Jakob Stainer's dem Grafen auf 20,000 fl. zu stehen. Das Instrument befand sich jetzt im Besitz eines österreichischen Edelmanns, und ist nunmehr für ein Gebot von 2500 Thlr. Eigenthum eines reichen Russen geworden.
— (Einer der bedeutendsten amerikanischen Philologen) hält es für „äußerst wahrscheinlich", daß innerhalb hundert Jahren die englische Sprache von 860 Millionen, die deutsche Sprache von 124 Millionen, die französische von nur 69 Millionen gesprochen wird.
(Der Ulmer Schiffe Unglück und Ende). Als die Flottille der wackeren Schwaben im heurigen Frühjahre die schöne blaue Donau herabschamm, begrüßte man das Unternehmen, Woh- nungsschisfe aufzustellcn, als praktisches und äußerst lukratives. Damit aber haben sich die Unternehmer sehr getäuscht. Die Woy- nungsnoth wurde nicht so groß, als von vielen Interessenten gewünscht wurde, denn viele von den Ausstellungsgästen, welche bei größerm Andrange die Wasserquatiere bezogen hätten, fanden Platz auf festem Lande; kurz, auch die Ulmer haben ihren „Krach" erlitten. Die Schiffe werden nun zum Verkaufe ausgebolen, und zwar einige derselben sogleich, die übrigen nach Schluß der Weltausstellung unter den Hammer gebracht werden. Der Commune wurden diese Schiffe angeblich zur Errichtung von schwimmenden Spitälern augeboten.
— (Ein weiblicher Räuber Hauptmann). , Die italienischen Journale erzählen, daß die Umgebung von Cartagena von einer Brigandenbande unter Führung einer jungen Frau unsicher gemacht wird. Sie ist erst zwanzig Jahre alt und von großer Schönheit. Ihr Name ist Maria, die Wittwe Pietro Mouiörs, eines Banditenhauplmannes, der in einem Rencontre mit den Gendarmen getödtet wurde. Nach seinem Tode nahm sie seinen Carabiner auf und schwor, ihn zu rächen. Einige Zeit darauf oerliedle sich ein junger Mann, der Sohn eines wohlhabenden Pächters, in sie, und trat in ihre Bande, um ihr den Hof machen zu können. Sie wies indeß seine Anträge peremptorisch zurück, und aus Rache verrieth er sie an die Obrigkeit. Sie wurde arretirt, vor Gericht gestellt, und zu 30jähriger Einsperrung verurtheilt. Während sie ihre Strafe verbüßte, verliebte sich ein Gefangenwärler in sie; er begünstigte ihre Flucht und begleitete sie; er wurde aber unverzüglich, nachdem sie ihre Bande wieder erreicht hatte, auf ihren Befehl erdolcht. Seitdem ist sie noch weit furchtbarer geworden, da ihre Kühnheit und Lhäligkeit sich verdoppelte, und sie ist der Schrecken der Provinz geworden. Sie brennt Pachlhöfe nieder, schleppt das Vieh fort und legt Zwangscontributioneu auf. Der mindeste Ungehorsam gegen ihre Befehle wird mit dem Tode bestraft. Ihre Bande ist zahlreich und durch die Bauern aus Furcht vor Rache stets gut unterrichtet.
— Zur Geschichte der Erbswurst. AlZ der Krieg des Jahres 18 iO begann, schreibt die „D. R. C.", erschien urplötzlich in dem Verpflegungsmodus der Armee die sogenannte „Erbswurst", eine Erfindung des Kochkünstlers Grüneberg in Berlin, welche von demselben durch die Militärverwaltung käuflich erworben und dann während des Krieges aus Staatskosten zur Ausführung gebracht wurde. Bisher hat man angenommen, daß die Erbswurst mit dem Kriege urplötzlich entstanden. Dem ist jedoch nicht so und schon längere Zeit vor Ausbruch des Krieges war den Militärbehörden dieses Präservativ bekannt und hatte man von dieser Stelle aus Versuche mit demselben angestellt. Bei der Berühmtheit, welche di.e Erbswurst bei dem deutsch-französischen Kriege erworben, dürsten einige nachträgliche Mittheilungen hierüber von Interesse sein. Auf Anordnung des Kriegsministeriums wurden nämlich zu Anfang des Frühjahrs 1870 zwei sogenannte Erdswurst-Commandos gebildet, welche sich je aus 1 Offizier, mehreren Unteroffizieren und ca 20 Mann zu- sammensetzien. Eines dieser Commandos befand sich in Frankfurt a. M., das andere in Brandenburg a. d. H. Zu diesem Commando wurden durchweg kräftige, gesunde und gewandte Soldaten ausgewählt, die zuvor erst einer ärztlichen Untersuchung unterworfen wurden. Jeder, der zu dem Commando gehörte, Offizier wie Gemeiner, wurde zuvor gewogen und sein Körpergewicht genau nolirt. Diese Commandos erhielten nun den Auftrag, während einer Dauer von sechs Wochen keine andere Nahrung neben den üblichen feldmäßigen Brodportionen zu sich zu nehmen, als eben diese Erbswurst; dabei aber täglich und ohne Ausnahme strengen und feldmäßigen Dienst zu thun. zu bivou- akiren, Märsche täglich auszuführen u. s. w. Nach Beendigung dieser Probe wurden die Mannschaften wiederum gewogen, und es ergab sich das Resultat, daß bei den Offizieren eine Gewichtsabnahme bis zu sieben Pfund während Verlauf dieser sechs Wochen eingetreten war. Krankheitserscheinungen hatten sich bei den Leuten durchaus nicht gezeigt.
— Ein armer Schauspi eler richtete folgenden Brief an einen Arzt. Euer Wohlgeboren haben mir für 15 Besuche eine Rechnung von 15 Gulden geschickt. Geld habe ich keines; ich spiele zwar schön, aber meine Gage ist so erbärmlich, daß ich dabei fast verhungere. Ich habe mich daher entschlossen, Ihre Rechnung dadurch zu berichtigen, daß ich Ihnen 15 Gegenbesuche mache. Um jedoch die Sache zu vereinfachen und Ihnen einen Beweis meiner besonderen Dankbarkeit zu geben, da Sie die vielen Gegenbesuche wahrscheinlich incommodiren würden-, sende ich Ihnen inliegend 15 eingebogene, mir meinem Namen versehene Visitenkarten; die Rechnung bitte ich, mir gefälligst quittirt zurückzusenden.