natürlichem Sauerwasser zu gleichen Theilen vermischt und mit Eis kalt gemacht, in öfteren kleinen Portionen genommen. Ebenso sind in diesem Stadium äußerlich Eis- oder Eiswasscrum- schläge ans den Bauch von dem größten Nutzen.
Unter keinen Umständen aber lasse man sich verführen, eines der mannigfachen, gegen die Cholera empfohlenen Geheimoder arzneilichen Wittel aus eigene Faust anzuweuden.
11) Die im Obigen gegebenen Vorsichtsmaßregeln gelten nicht nur für die Zeit vor oder während des HenschenS der Cholera, sondern es ist auch noch nachher eine Zeillang damit fortzufahren, indem auch nach dem Erlöschen der eigentlichen Epidemie häufig noch einzelne Erkrankungs- und Todesfälle nachträglich Vorkommen.
12) Ausführlichere, sehr bcherzigungswerlhe Ausschlüsse sind enthalten in vr. Pettenkofer's Broschüre: „Was man gegen die Cholera thun kann," München 1873, deren Anschaffung zu empfehlen ist.
Anhang I-
Anweisung zur täglichen Desinfektion der Abtritte.
Zur Desinficirung der Abtritte ist es nöthig, daß deren Inhalt täglich mit einer dem Quantum der in dieselben abgesetzten Ausleerungen entsprechenden Menge von desinficirenden Substanzen versetzt werde und daß dabei die Fallrohre mit derselben Masse in Berührung kommen. Eine gründliche Entleerung des vorherigen Inhalts, dessen Masse mit DesinfectionSmitteln picht mehr zu bewältigen ist, soll vorhergehen.
Am besten wählt man als Desinfectionsmasse Eisenvitriol mit Carbolsäure. Für die Excremente je einer Person reichen 25 Gramm Eisenvitriol, in 'st Liter Wasser gelöst, vermischt mit 2,5 Gramm roher Carbolsäure in 50 Gramm Wasser durch Umschütteln gelöst. Mit derselben Lösung sind alle Entleerungen der Kranken, — schon in den Nachtstühlen und Bettschüsseln zu desinsiciren und dabei im Auge zubehalten, daß hiebei nie Lurch zuviel, wdhl aber durch zuwenig Desinfections-Masse geschadet werden kann. — Verborgen liegende Abflußröhren, Kloaken, denen mit flüssigen Desinsections-Mitteln nicht bcizukom- men ist, werden am besten mit schwefliger Säure in der unter Anhang ll. angegebenen Weise behandelt.
Anhang II.
Anweisung zur Desinfektion von Zimmern, Betten, Weißzeug
u. s. w.
Diese geschieht am zweckmäßigsten mittelst schwefliger Säure und zwar sind dazu erforderlich für jedes Cubikmeler Inhalt 15 Gramm Schwefel, am besten in der Form von Schwcselschnitten, welche in einem irdenen Topf, der auf eine eiserne, ans Steinen aufliegende Blatte gestellt ist. verbrannt werden. Zur Vermeidung von Feuersgefahr kann über dem brennenden Schwefel wieder ein eisernes Blech oder ein Deckel angebracht werden. Fenster und Thüren sind nach dem Anzünden fest abzuschließen und 24 Stunden geschloffen zu halten. Außerdem zur Desinficirung der Räume nöthigen Schwefel sind für jedes Kilo der zu desinficirenden Wäsche, Kleider, Strümpfe, Decken rc. 5—10 Gramm Schwefel mehr zu verbrennen; die Desinfeclion dieser Stoffe erfolgt vollkommen, wenn sie feucht sind.
Zur nassen Desinfeclion von Weißzeug bediene man sich einer Lösung von Zinkvitriol im Verhältniß von 1: 30, in welcher die zu waschenden Gegenstände 12 Stunden lang eiugeweicht werden müsse».
Erlaffen vom K. Medizinal-Collegium im August 1873.
Fefkrcde
bei der Fahnenweihe des Militär- und Deteranen-Vereius in Nagold, gehalten von dem Herrn Güterabfertigungsbeamten Dieterle.
Kameraden und Festgenossen!
1859.
Es wird hier wohl ganz am Platze sein, wenn wir vergangene., für unser liebes deutsches Vaterland folgenschwere 13 Jahre wieder an uns vorüberziehen lassen; denn beim Rückblick auf diese Jahre müssen wir uns gestehen, fast kommt uns das Durchlebte und Durchkämpste wie ein Traum vor; es waren Jahre, wie sie sich selbst der kühnste Gedanke eines Dichters nicht hätte phantasiereicher ausmalen können.
Viele unter Euch Kameraden haben als Soldat schon das Jahr 1859 erlebt; schon in jenem Jahre ging der Drang nach Einigkeit bei Ausbruch des östereichisch-französischen Krieges durch alle deutschen Stämme; auch wir Deutsche außerhalb Oesterreichs merkten, daß die Kampfbegier des gallischen Hahnes jenseits des Rheines nicht blos der Befreiung Italiens vom österreichischen Joche, sondern auch dem damals uneinigen Deutschland galt. Schon damals war es nahe daran, daß der deutsche Adler dem gallischen Hahne den Weg gewiesen hätte; auch in jenem Jahre wurde mit Begeisterung jenes, heute noch so schöne Lied zum Schlachtgesang erkoren: A uf m ein D euts chl and, sch i rm dein Haus!
1863 dis 1865.
Es kam anders. Oestereich machte Frieden und Deutschland mußte das schon halbgezogene Schwert in die Scheide stecken.
Es wurde nun in den folgenden Jahren auf einem andern Felde gekämpft; es zogen vorüber an uns das deutsche Schützenfest in Frankfurt a. M., wo die Deutschen durch die umflorte Fahne des verlassenen Bruderstammes Schleswig-Holstein an ein heiliges Versprechen gemahnt wurden, an das Versprechen baldiger Befreiung. Im Jahr 1863 war der Fürstencongrrß in Frankfurt und statt dem geplanten deutschen Kaiserreich, unter der Führung des ultramontanen Oesterreich, wurde dort der Keim gelegt zu den später folgenden Bruderkämpfen. Da siehe, plötzlich im Jahre 1864 hatte der Himmel endlich Erbarmen mit dem verlassenen Bruderstamm im Norden: der Dänenkönig, der Unterdrücker deutscher Sprache und deutscher Sitte starb, und sofort hatte das deutsche Volk nur einen Ruf, den — nach Befreiung unseres nordischen Bruderstammes. Auch hier erbrauste durch alle deutschen Gauen ein Lied, wer kennt es nicht: „Schleswig-Holstein Meerumschlungen"?
Leider war es nur österreichischen und preußischen Truppen vergönnt, jenen Befreiungskampf siegreich durchzuführen und den verlassenen Bruderstamm vom dänischen Joche für immer zu befreien.
1866.
Wir lassen nun das verhängmßvolle Jahr 1866 an uns vorüberziehe». Der auf dem Fürstencongreß in Frankfurt gelegte Keim zur Uneinigkeit zwischen unsern Vormächten Oestreich und Preußen wuchs nach dem Kriege gegen Dänemark immer mehr heran; kaum daß wir eine Ahnung hatten, brach der Krieg zwischen Preußen mit einem Theile des deutschen Bundes gegen Oestreich und einem andern Theil des deutschen Bundes aus. Wer kennt sie nicht, die Ereignisse des Jahres 1866? Oesterreich wurde in wenigen Tagen niedergeschmettert, und wie die anwohnenden Kameraden durch die Kriegsdenkmünze vom Jahr 1866 zeigen, waren auch wir dabei betheiligt. Es weht uns aber bei dem Gedanken an jenes verhänguißoollc Jahr nicht an wie Begeisterung, nein, man fühlt Geisterwehen, die mahnen der Gefallenen von Tauberbischofsheim. Wo ist unser Lied vom Jahr 1866, wo ist unser Schlachtruf?! — — DesSängers Flucht st hier zur Wahrheit geworden. Es singen keine Lieder davon, es reden nur zu uns einige Denkmäler und die Thränen der Hinterbliebenen der Gefallenen. Wie die Wege im Feldzug im Vogelsberge, so war die damalige Politik für uns ein unbekanntes Etwas.
Kameraden und Fe ft ge nassen!
Es ziehen wieder friedliche Jahre an uns vorüber. Deutschland wurde durch Blut und Eisen tu den Schutz- und Trutz- bündnissen eingekittet, und wir Soldaten hatten auf einmal das Vergnügen, das Zündnavelgewehr, das manchem von uns so bös mitgespielt hatte, in der Nähe zu sehen. Ja innerhalb zweier Jahre war auch bei uns das Zündnadelgewehr und das preußische Reglement in Fleisch und Blut übergegangen; und wahrlich, wen» diese Operation auch schmerzlich war, so war sie nicht zu unserem Schaden. Nicht mehr ist seit jenerZeit der arme, vermögenslose Jüpgling zum Beschützer des Vaterlandes allein berufen, nicht mehr sieht man gegenüber dem Soldaten jenes mitleidige Achselzucken, nein, alles ist jetzt dazu berufen, was Gewehre tragen kann. Warum so viel exerzieren? warum so viel schießen? es ist ja kein Krieg vorhanden! so fragten wir oft, uud siehe da, wie als Antwort auf unsere Frage krähte der gallische Hahn.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel ging durch ganz Deutschland die Kunde: Frankreich hat Deutschland, resp. Preußen, den Krieg erklärt. Vergessen war in Deutschland aller Hader; wie ein ' Mann stand das deutsche Volk auf, die Sichel wurde an die Wand gehängt und das Gewehr ergriffen, jeder eilte auf seinen Posten, aber nicht mit Widerwillen, sondern mit edler Begeisterung; jeder wollte der Erste sein. Keinem fehlte der Segen von Vater oder Mutter, Schwester oder Bruder, und die Thränen der jammernden Gattin trockneten sich bei dem Gedanken an das Vaterland.
Auch des Sängers Fluch wurde von uns genommen, wir waren nicht ohne Schlachtgesang, als wir zu den Fahnen eilten. Wer hat in unsere Begeisterung jenes Lied, das wir alle kennen, hereingeiragen? — Niemand weiß es, und doch wurde es von aller Lippen gesungen: Die Wacht am Rhein!
Der Segen der Zurückgebliebenen im Vaterland uud dieses Lied begleitete uns in das feindliche Land, mit ihm eilten wir von Schlacht zu Schlacht, von Sieg zu Sieg; vor dem Hurrah der Deutschen und diesem Liede flohen die Feinde, des Sängers Segen begleitete uns und niemals wird das Andenken an die Jahre 1870 und 1871 im Gedächtniß des deutschen Volkes verwischen, nein, es wird ewig leben, auch wenn wir keine Denkmäler und Moimmente dafür errichtet hätten.
Sie stehen ewig eingeschrieben mit eherner Schrift in den Blättern der Geschichte, jene Siege, jene Namen der deutschen Heerführer, die Namen der für das große Deutschland Gefallenen und Verkrüppelten, die Namen jener Wohlthäter und Wohl- thäterinuen auf dem Schlachtfelde, welche an Stelle der Gattin, des Vaters, der Mutter, der Geschwister dem Gefallenen die Augen zudrückten; nicht vergessen werden auch alle die, welche > durch unermüdliches Mühen und Schaffen die Lage des Soldaten