Bei einem Banket (2). August) in Naunheim, seiner Vaterstadt. har Fr ie ü r l ch H e cke r von seinen Freunden und seiner Heunath Abschied genommen, er ziehe m den nächsten Lagen wieder über's Meer. Den schwankenden Uriheilen über ipn machte er durch das Glaubensbekenntnis,' ein Ende, das) er De- mocrar und Republikaner sei und bleibt, daß er in Deutschland mit Freuden die neu begründete Einheit gesunden, aber die Frei- hei: dis jetzt vermißt Haber Einheit ohne Freiheit sei ein Körper ohne Seele und rerbrechlich. Ais einen Eirnnüpseiier oeider betrachte: er die Arbeit, Li- harte Arbeit. Wenn je Einer, so habe ich gearbeitet, in der glühenden Bonne Bäume gehauen, gesäel und geernsret seit 25 Zähren uns bin recht uiuoe vadei geworden. Ich lasse Mir kein .4 sür U mehr machru; ich habe ein warmes Herz für die arbeuendcn Elassen, nno wie ich gegen das Eisenbahmnonopel bin, so >v>ll ich auch, daß wahre Freiheit, Bildung und Sittlichkeit nicht in die Hanne von Demagogen fallen, die nie ge arbeite! und ore kein Herz haben. Das sind Leute, die, wenn man sie >ragt, warum sie nicht auch hinanszehen und arbeiten, lachend auuoor- ten: ,.Glaubst Du denn, daß ich so dumm bin ? Ich muß täglich meine Ansternslippe haben." — Es empört mich, oaß der Arbeitersland ani's Infamste ansgebeurei wird. Ich muß auch dies sagen, wenn auch üdermorgeu im „Votkssraat" zu teseu sein ivirü, was ich sür ein Kerl bin. — „Ich bm teiu Heuchler uub oaruni auch kein Psaffenireuud. Ich biii 62 Jahre alt, ich werbe meine Heimaih nie mehr sehen, aber zwischen uns deiiehl eui geiiliges Band re.
München, 26. August. Eine >n München slaubekannte Persönlichkeit, der vielfach genaunle und gejua-ie „Wunderdoktor" Hanoner, der Erfinder der sogenannten Eyoterairopsen, dem noch in der heurigen Rnmmer der „Reuesteii Racheichlen" ein bereits sür rettungslos erklärter und durch Haubner's vortreffliches Mittel wieder genesener Eholera-Erkrankien öfseiitlich seinen Dank aussprichr, in gestern rasch an — der Cholera ge-torben.
München, 27. August. Bis heute sind uu Ganzen 52 i Erkrankungen uns 216 Todesfälle an oer Cholera voegetommeil. Die Kreisregierung hat wegen der Gefahr der Weireroerhrettung der Cholera die Abhaltung von Messen und Märkten im ganzen Kreise'untersagt und die Distrikt-Polizeibehörden beauftragt, alle sonstigen außerordentlichen größeren Ansammlungen von Menschen/insbesondere Feste und solche Versammlungen, welche Frem- denznznge in Aussicht stellen, öffentliche Auszüge und Tanzmusiken zu verbieten, wenn das Porkommen von Ehoterasalleu oder ähnliche» verdächtigen Erkrankungen am betreffenden Orte oder dessen Umgebung oder sonstige besondere Umstünde hierzu Veranlassung geben. (Fr. I.)
Königsberg i. Pr., 28 Aug. Die Cholera-Epidemie ist sei: Len letzten Tagen im LUeigen begriffen; die Durchschnittszahl der Erkrankungssälle am gestrigen und heutigen Tage beträgt 70.
In Süddeutschland klagt man über die -Steigerung aller Preise'durch das neue M ü n z s r, st e m, das eigentlich nicht anders als der preußische Thalerfnß (denn dre: Mark gebe» einen Tha- ler). Der süddeutsche Kreuzer ist jetzt 'soMarl — IG 4 Kreuzer geworden, der Groschen Mark — 3'.s Kreuzer, der halbe Gulden wurde eine Mark35 Kreuzer. Dadurch werden die täglichen Lebensmittel venheuerl; eine -Leimnel, die man bisher um einen Kreuzer bezahlte, wird man in Zukunft um ein Ricket- stück zu lG .4 Kreuzer bezahlen; wo man früher einen Sechser Trinkgeld gab, wird man nun ' s Markstück, d. i. 7 Kreuzer geben müssen; wo inan früher 24 Kreuzer als Trinkgeld gab, das schon durch die Abschaffung der Zwanziger aus ein halbes Guldenstück erhöht wurde, wird man jetzt eine Mark ---- 35 Kreuzer, geben müssen.
Der Ober-Hof- und Dom-Prediger Geueral-Luperiiilen- dent Dr. Hoffman» in nach längerem schweren Leiden gestorben.
Am 27. iand auf dem Tegeler Schießplatz ein Versuchsschießen mir dem verbesserten M a n s er g e w e h r (Modell >t) srait, welches ganz vortreffliche Resultate lieferte. Auf eine Distanz von ungefähr 1500 Meier ergaben sich von 480 Schuß 399 Treffer gegen 5 Himer einander ausgestellte Scheiben, auf eme Distanz von 1400 Meier kamen aus 480 Schuß 460 Treffer. ^
Die „Spen. Ztg." schreibt : „Zu der Feier des 2. .September A'nlhnlluiig der Siegessäule) ist das Präsidium beider Häuser-Pss prenß. Laudwgs, aber nicht das des Reichstags geladen. Ter Grund liegt darin, das die Siegessäule zugleich zum Ged acht» iß an die Ereignisse von 1866 errichtet ist. Der Präsident des Reichstags, Dr. Simson, Hai indeß eine private Eintadnüg erhellten."
Wien, 28. August. Es. wird bestimmt versichert, daß Gral Andrassy im Monat September mir dem Fürsten Bismarck zusamlnemresse. lieber Zeü und Ort der Begegnung seien noch kettle definitivin .Verabredungen vorhanden.. - Der Wunsch, daß e:ne solche Begegnung staufiudr, roll zuerst in Berlin ansge- sprochen, in Wien ml: Eifer ergriffen worden sein.
Paris, 80. August. ,,Semaine ftnanciöre" sagt: Die Regierung werde im Stande sein, am 4. September den Rest der Kriegskontridution mit 250 Mill. und die verfallenen Zinsen an Deutschland zu zahlen.
Genf, 29. August. Das Leichenbegräbuiß des Herzogs oou Brauuschweig fand heule mit großer Feierlichkeit unter enormem Menschenandrange statt.
ZüGch, 28. August. Der Sieg der Freigesinnien im Kanton St. Gallen über die llltramontanen in Betreff des L e- c r L i g u n g s g e s e tzeü ist ein bedeutungsvoller. DaS neue Be- erdiguiigsgesetz nämlich, um welches es sich handelt, beruht auf dem L>atz, daß die drei wesentlichen Akte des bürgerlichen Lebens: „Geburt, Verehelichung und Ableben mit den: religiösen Gebiet nichts zu schaffen haben und daß demnach die Beerdigungen, die Friedhöfe, ihre Polizei und diejenige über die Zeremonien der verschiedenen Kulte, welche auf denselben innerhalb der Schranken der öffentlichen Ordnung und der Sittlichkeit stattfinden können, unbedingt weltlich seien." In St. Gallen kommt dazu, daß die Zivilslandsregister bereits von weltlichen Beamten geführt werden. Die Besorgung und Beaufsichtigung des Be- gräbnißwesens ist inskünftig in jenem Kanton den politischen Gemeinden übertragen und auf de» öffentlichen Begrädnißplätzen müssen alle Leichen beerdigt werden. Wenn also auch die Kirche in Zukunft einem Selbstmörder oder Ketzer die Ehre der Mitwirkung bei der Beerdigung nicht authun ivill, so kann sie das unterlassen; eine Verscharrung aber bei Rächt und Rebel oder außerhalb des Kirchhofes darf nicht mehr stattfinden. Dieser Sieg der Humanität gegen die nliramontane Rohheit ist um so bedeutender, als mit einer Schamlosigkeit ohne Gleichen gegen das Gesetz gewühlt, dasselbe als Waseumeisterorduung dem Volk denuuzirt wurde. Die St. Gallische Verfassung hat das Veto i» dem Sinn, daß nur, wenn 10,000 Stimmen dies verlangen, die Volksabstimmung über ein Gesetz ergehe» muß. Diese 10,000 Stimmen wurden von den Uttramomancn znsaaunengetrommelt. Die Liberalen aber waren auf dem Plan und in der Volksabstimmung wurden die llltramontanen mit 17,000 gegen 14,000 Stimmen, also mit einem Mehr von 3000, besiegt. Damit ist aufs Rene bewiesen, daß im Kanton St. Gallen, dessen Bevölkerung Katholiken zählt, die Ultramontanen nicht Meister sind.
O du liebe saure Gurken zeit! Meldet doch der Telegraph ans Constaminopel, daß der Sultan seinen ersten Kammerdiener entlassen Hai! Wie viel Thaler hat diese Depesche gekostet nnd wie viel Heller ist sie werlh! Man möchte sich fast nach dem grünen Esel aus Teheran zurücksehnen, der Europa mit seinen Diamanten durchzogen hat. Sogar die Augsburger Allgemeine bringt der sauren Zeit ihr Opfer. In drei Spalte» erzählt sie Anfang und Ende Gaetano Manzi's, des neapolitanischen Ränber- hanpimanns, der seil Jahren die Provinzen durch Blut und Mord nnd Brandschatzung in Schrecken setzte. Er fing einen Schweizer und ließ sich 180,000 Fr. Lösegeld zahlen, einen Engländer, Moers, der ihm 30,000 Dncalcn zahlen mußte, nnd zuletzt einen Gutsbesitzer Mancusi bei Salerno, der ihm 50,000 Ducaten Lösegeid zahlte. Endlich wurde er von Soldaten überfallen und mit 5 Gefährten niedergemacht. Das Interessante dabei ist, daß Manzi überaus fromm war, häufig beichtete und snr seinen König Franz II. raubte und mordete „zur größeru Ehre Gottes."
Zn einem zuPottsvilte in Pennsylvanien erscheinenden Blatte liest man folgende „Offerte", unterzeichnet von einem dort sehr bekannten Bürger: „An das Publikum. Ich habe zu viele Knaben und keine Mädchen. Durch die Geburt von Zwillingen hat diese Woche die Zahl meiner Jungen wieder zuge- uommen. Ich beabsichtige, einen oder alle beiden Zwillinge gegen ein Mädchen zu vertauschen. Anerbietungen richte man an die Expedition dies. Bl."
Allerlei.
— Schon vor sieben Jahren hat man die Vermuthung ausgestellt, daß die Vögel der Cholera, wenn sie im Anzuge sei, aus dem Weg gingen und wegzögen. Jetzt will man auf's Neue diese Beobachtung gemacht haben. Sie wittern das ihnen höchst lästige Choleramiasma und nehmen Reißaus.
— Auf einem Briefe hat der Postbote die Unbestellbar- k eit durch folgenden Vermerk bescheinigt: „Adressat hat sich vor anderthalb Jahren aufgehängt; jetziger Aufenthaltsort unbekannt."
— (Eine Ballonfahrt von Amerika n a ch E u r o- p a) ist die neueste Sensation Newports. Im Monat September e. (der Tag ist noch nicht bestimmt) wird Professor Wise, wie derselbe angibt, von Newyork nach Europa abreisen und gedenkt die kleine Spritztour in 60 Stunden znrückzulegen. Wer's nicht glaubt, zahlt 50 Cents Strafe und kann sich dafür die Anfertigung des Ballons ansehen. Der weise Professor hat schon einen Begleiter gesunden: einige behaupten, es sei ein vierbeiniger, Andere, ein zweibeiniges Federvieh; das Signal-Bureau in Washington verweigert jedoch, eines seiner Mitglieder mitzn- senden, da die Luft noch weniger wie das Wasser Balken hat.