Amtsblatt für den Oberamtsdezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich Zmal und kostet Einrückungsgebübr iür dis kleine ^ o-t-»

Nl^. 101. balbjährück bier 54 kr., im Bezirk AMlStag döN 2. September. Zeile aus gewödntt-der Schriii LoiS.

mit Posiaufschlag 1 fl. 8 kr. je 2 Kreuzer.

Lag-S-Neuigkeilen.

Oberamtmann Bellino in Hord wurde aus das erledigte Oder­amt erster Klaffe Gerabronn gnädigst befördert, und dem Baonmeister Berner in Nagold die erbetene Entlastung aus dem Staatsdienst gnä­digst ertheilt. _

* Nagold, l. Lept. Wir haben heute ein Fest hinter uns, welchem in seiner schönen Bedeutung, seiner gelungenen Ausführung des Programms, der zahlreichen Berheiiigung vou hier und auswärts und der Begünstigung des Himmels in Be­treff der Witterung nicht leicht ein zweites an die Leite gestellt werden kann: es ist datz Fest der Fahnenweihe unseres Mili­tär- und Beleranenvereins. Wie das Progamin vorgeschriebe», verkündeten in der gestrigen frühen Morgenstunde Böllerschüsse u. Tagwachblasen den Anbruch des Festtages, für welchen mehrere Tage vorher zu Bekränzung und Dckorirung der Gebäude und Straßen, sowie Errichtung von Tribünen viele uneigennützige Hände be­schäftigt waren. Zahlreiche Festordner zeigten sich bet den Ein­gängen der Stadtkind aus dem Bahnhofe zum Empfange aus­wärtiger Vereine und sonstiger Festgäste bereit und mit Span­nung wurde des 10 Uhrzuges enlgegeugesehen, der die in Biberach geseriigie Fahne (Standarte, führe» soll, indem man in der Sorge war, daß dem zugesagten Eintreffen derselben irgend ein unvor­hergesehenes Hinderniß begegnen könnte. Der Verfertiger der Fahne hatte aber gut Wort gehalten. Nach und nach füllten sich die Wirthschaftslokale mit Fesigästen und die Straßen und Festplätze belebte eine nicht leicht gesehene Zahl von Teil­nehmern. Der Gang der Musik durch die Stadt um halb 12 Uhr und die Signale der Feuerwehr erinnerten an den baldigen Beginn des eigentlichen Festes. Punkt 12',4 Uhr zeigten sich auch alle eingetroffcnen Vereine und sonstige Theilnehmer auf dem Postplatze aufgestellt, aus welchem eine zur Aufnahme des Festkomires und der Festdamen in einfachen, aber schönen Formen sich zeigende Tribüne errichtet war. Der bei den hiesigen Fest­lichkeiten nie fehlende Liederkranz eröffnete die Feier mit dem Liede: Wir grüßen Dich, Du Land der Kraft und Treue, wo­rauf Herr Verwaltungsaktuar Wurst die Begrüßung der Fest­gäste mit kurzen, aber kräftigen und herzlichen Worten vollzog. Das hierauf kräftig ertönende Lied: Auf Brüder, auf, beginnt das Lied der Weihe! ließ über den folgenden Akt keinen Zweifel und nach Beendigung desselben ergriff wiederum Herr Berw.- Akt. Wurst das Wort und legte die Bedeutung des Festes und den Zweck des Vereins dar, und auf das: Und nun enthüllet die Fahne! löste sich die Tuchhülle. Ein dreifaches Hurrah! begrüßte die herrliche Fahne, die aus der einen Sette die Zuge­hörigkeit derselben in den goldgestickten Worten zeigte: Milltär- und Veteranenverein Nagold 1872, mit dem Stadtwappen in der Mitte; auf der andern Seite erblickt man das eiserne Kreuz, schwarz, mit Lorbeerkranz und der Devise: Gott war mit uns, Ihm sei die Ehre, und in den 4 Ecken die Namen der Schlachtorte Wörth, Sedan, Villiers, Champigny. Ein Adler ziert den Kopf der Stange. Dem Schluß der Enthüllungsfeier folgte als Begrü­ßungslied: Ehre fei dir, herrliches Volk der Germanen. Noch vergaß der Redner nicht der alten Kämpfer aus den napoleon'- fchen Kriegen und der vielen Gefallenen um die jetzige Macht und Größe Deutschlands und widmete denselben und allen Kämpfern folgende poetische Dankesworte:

Allen den Lorbeer, allen den Dank,

Ob sie im Kampfe das Leben gerettet,

Ob sie als Helden im Grabe gebettet,

Ob freudig begrüßt, ob schmerzlich beweint.

Sie haben uns Deutschland das große geeint- Drum unter Jubel, drum unter Thränen,

Bieten wir Deutschlands tapferen Söhnen Allen den Lorbeer, allen den Dank!

Und nun arrangirten sich die verschiedenen Vereine genau in der in dem Programmvorgeschriebencn Ordnung zum Festzug und bewegten sich durch die ebenfalls vorher bezeichnten Straßen. Es war ein stattlicher Zug und zeigte das Bild einer Ordnung, wie sie fast nur der Soldat in Reihe und Glied zu halten vermag. Die Vereine folgten in alphabetischer Ordnung und sahen wir vertre­ten die Orte: Altenstaig. Bondorf, Calw, Ebhaufen, Egenhau­sen, Effringen, Eutingen, Emmingen, Gültlingen, Gündringen,

Hatterbach (besonders zahlreich vertreten), Herrenberg, Horb, Leonberg, Mötzingen, Oberjettingen, Ocschelbronn, Pfrondorf. Nrnningen, Rohroorf, Nothfelden, Schieliiigen, SnO, U,Iterier­ungen, Weilingen, Wildberg. (Gemeinden, die sich nur in ganz gennger Zahl vertreten lassen konnten, sind hiebei nicht aufge- sühri. Stuttgart hatte ein Beglückwünschungs-Telegramm zuge- fandl ) Einen besonders freudigen Eindruck, wenn auch mit theil- weife schmerzlicher Erinnerung, machten die alten Veteranen, die in 2 Chaisen in vem Zuge geführt wurden, wobei wir manches Auge der greifen Helden von inniger Rührung ui Thränen glän­zen sahen. Angekommcn auf dem eigentlichen Festplatze, dem Stadlgarten, erscholl nach kurzer Pause, von allen Fesigästen gesungen, das Lied: Ich hakt' einen Kameraden. Hierauf er­tönteDie Wacht am Rhein", an welches Lied die Festrede*) sich anschloß, vorgelragen von dem Herrn Güierbefördernngsbeamten Dieterle, die einen um so größeren Werth gewann, als der Redner selbst die Kämpfe anno 1860 und 1870.71 mitgcmacht hatte. Mit sichtlich patriotischem Gefühle gab er ein kurzes ge­schichtliches Bild Deutschlands in seiner Erniedrigung und Zer­fahrenheit durch das eifernde Bestreben der Fürsten der beiden Vormächte zur Gewinnung der Hegemonie über unser armes Va­terland. Er brachte in Erinnerung das Jahr 1859, wo schon der gallische Hahn mit feinen Flügeln die Rheinlanden zu decken im Schilde führte, er gedachte der Kämpfe um Schleswig-Hol­stein und des Fürstenkongresses in Frankfurt, weiter des Jahres 1866 und endlich des für Frankreich so unglücklich gewordenen und Deutschland zur Einheit und Größe gebrachten Jahres 1870. Sinnig flocht der Redner bei feiner politischen Rundschau auch die Lieder ein, die jedes hervorragende Ereigniß geschaffen und schloß mit einem Hoch auf Deutschlands Kaiser, das laufend- stimmigen Wiederhall fand. Noch einmal eriönte ein Lied: Her­bei, herbei, du tapfrer Kriegerkreis! und ein Hoch auf Deutsch­land und die Hauptfeier war geschlossen. Musik, Gesang und Aufsuchen von .alten Bekannten und Freunden füllten nun die Stunden bis Abends 6 Uhr, wo der Rückzug iu die Stadt mit denjenigen Vereinen angetreten wurde, die durch eine weitere Ent­fernung nicht vorher zur Heimkehr gezwungen waren. Vor der Wohnung des Vorstandes Werkmeister Blum angekommsn, wo die allgemein bewunderte Standarte anfbewahrt bleibt, wurde von Herrn Wurst allen bei der Feier, betheiligten Vereinen und sonstigen Theilnehmer», den Festordnern, den Festdamen und be­sonders dem Vorstande für sein Bemühen um das Zustandekom­men des Vereins und das Gelingen des Festes ein herzlicher Dank ausgesprochen und ein Hoch durgebracht, das letzterer, sicht­lich gerührt, erwiderte. Den Abend schloß eine gesellige Unter­haltung im Sautter'schen Saale, wo in verschiedenen Toasten, thcilweise auch ausgebracht von Veteranen selbst, Bismarcks und Moltkes, Deutschlands Macht, Größe und Einheit gedacht wurde." Das Fest war ein schönes, gelungenes und wird lange in aller Erinnerung bleiben.

Altenstaig, 2. Sept. Daß der hiesige Kriegerverein bei der, letzten Sonntag in Nagold stattgehabten Fahnenweihe nicht so zahlreich vertreten war, als man vielleicht erwartete und wir selber es gewünscht Hütten, hat seinen Grund lediglich in der frühzeitigeren Einladung von Seilen Freudenstadts, welcher um so mehr Folge gegeben wurde, als man zur Zeit von dem Na­golder Feste noch nichts Bestimmtes wußte. Wir konnten daher unsere Zusage nicht mehr zurücknehmen, ohne uns des Vorwurfs der Wortbrüchigkeit schuldig zu machen, und hoffen wir, unsere Kameraden der Schwesterstadt Nagold werde aus obigem Grunde unsere Schritte zu entschuldigen wissen und in keinerlei Weise mißdeuten. Der Ausschuß des Kriegervereins.

Heilbronn, 30. August. (Telegramm.) Seit gestern sind 16 neue Erkrankungen an der Cholera eingetreten; gestorben sind 4 Personen, somit Erkrankungen im Ganzen 32, gestorben 14, Krankenstand 18 Personen.

Mannheim, 27. August. FriedrichHeckerist gestern Nachmittag nach Fretburg abgereist, gegen Ende des nächsten Monatsgeht derselbe via Bremen wieder nach Nordamerika zurück

*) Wir werden die Rede im nächsten Blatte auf den Wunsch vieler vollständig nachtragen.