Amtsblatt für den OberamLsbezirk Nagold.
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Amtliches.
Nagold. Schullchrerkonfcrenz am Mittwoch den 3 Sept., Vormittags 9 Uhr. VcrhandlungsgegensiLnde sind: 1. Memo-
riren, 2 Rechtschreiben. Schülcrgcsang — Gesangbuch 379, Chorgesang — Weeber II, 50.
Den 27. August 1873.
K. Dekanat-Amt.
Fr ei Hofer.
TageS-Nenigkeiten.
* Nagold. Der 2. September wird, da solcher noch nicht zir einem Nalionalfcsttag erhoben ist, auch hier nur eine kleine GedäHtnißfcier erfahren, indem in den Schulen durch die Herren Lehrer auf die Wichtigkeit des Tages durch kurze Vorträge Bezug genommen werden soll. Nachher soll eine kirchliche Betstunde stattfinden. Ob der Wunsch vieler Bürger, diesen Tag durch ein Kinderfest zu feiern, berücksichtigt wird, können wir zur Stunde noch nicht mittheilen, da der Gemeinderalh darüber erst Beschlutz zu fassen hat. Jedenfalls wird Vieser Tag von den bei der Fahnenweihe des Militär- und Veleranenvereins mitwirkenden Festdamen mit Freuden erwartet werden, indem für solche ein Ball in Aussicht genommen ist.
Tagesordnung der Sitzungen des K. Schwurgerichtshofs in Tübingen im dritten Quartale 18 r3. l) Montag den 1. Sept. Vorm. 9 Uhr: Anklagesache gegen die Wiltwe Charlotte Beck von Calw wegen betrügerischer Anzündung; 2) Dienstag den 2. Sept., Dorm. 9 Uhr: Anklagesache gegen den Maurer Johann Georg Mai gl er von Lustnau, O.A. Tübingen, wegen mit Gewalt verübter unzüchtiger Handlungen ; 3) Mittwoch den 3. Sept., Vorm. 8 Uhr: Ankagesache gegen den Fabrikarbeiter Georg Friedrich Wolf von Pfullingen, O.A. Reutlingen, wegen mit Gewalt verübter unzüchtiger Handlungen; 4) Mittwoch den 3. Sept., Vormittags 10 Uhr: Anklagesache gegen den S>chweine- händler Georg Wagner von Bodelshaufen, O.A. Rottenburg, wegen versuchter Nothzucht; 5) Donnerstag Len 4. Sept., Vorm. 9 Uhr: Anklagefache gegen den Maurer Eberhard Renz von Erkenbrechtsweiler, O.A. Nürtingen, wegen Verlassens einer hilflosen Person; 6) Freitag den 5. Sept., Vorm. 9 Uhr: Anklagesache gegen den Bierbrauer Johannes Sachsenmaier von Schechingen, O.A. Aalen, wegen Münzverfälschung; 7) Freitag den 5. Sept., Nachm. 3 Uhr: Anklagefache gegen den Schneider Friedr. Sailer von Entringen, O.A. Herrenberg, wegen versuchter Brandstiftung.
Stuttgart, 24. August. Das k. Kultministerium hat, wie wir zu grotzer Freude hören, auf die Bitte der bürgerlichen Kollegien unserer Stadt die Antwort ertheilt, datz eine Betheiligung der Schulen an der Feier des 2. S eptemb er keinem Anstand unterliege, also auch ein Freigeben für diesen Tag stattfinde.
Stuttgart, 25. August. Das Ergebnitz der Preis - vert Heilung bei der Wiener Weltausstellung ist für Württemberg ein sehr günstiges gewesen. Dem in der neuesten Nummer des Gewerbeblattes enthaltenen Dorzeichnisse der Prämirten, dessen Berichtigung übrigens Vorbehalten wird, entnehmen wir, datz an wükttembergische Aussteller im ganzen vertheilr wurden: 9 Ehrendiplome, 53 Fortschrittsmedaillen, 114 Verdienstmedaillen, 4 Kunstmedaillen, 29 Mitarbeiter-Medaillen, 141 Anerkennungs-Diplome, zusammen also 350 Auszeichnungen. Nach der bei Eröffnung der Ausstellung gefertigten Liste betrug die Zahl der württemb. Einzelaussteller 418. Hiezu kommen 133 Teilhaber an Kollektiv-Ausstellungen, so daß die Gesammrzahl der Aussteller 551 beträgt; unter diesen sind 350 Prämitirle, mithin erhielten 63,6 Prozent der Aussteller eine Auszeichnung.
Stuttgart, 56 August. Wie wir vernehmen, wird die kirchliche Feier des bevorstehenden Höchsten G e b u rt s s e st e s Ihrer Majestät der Königin, Höchster Anordnung zufolge, wieder am vorhergehenden Sonntag, den i. September, begangen werden, und ist hiezu als Predigttext für die evangelischen
Kirchen des Landes von Seiner Königlichen Majestät die Stelle Psalm 115, 11.12.: „Die den Herrn fürchten, hoffen auch auf den Herrn; der ist ihre Hilfe und Schild. Der Herr denket an uns und segnet uns", bestimmt worden. (St.- Ai)
Land esproduktenbörie Stuttgart vom 25. August. Es stellt sich täglich mehr heraus, daß die neue Ernte allgemein überschätzt wurde und da zudem die alten Lorräthc fall gänzlich zusammengcgangcu sind, so ist nur Hochfeine reiche karrosselernte im Stande, die Getreide- Preise in mäßigen Schranken zu hatten. Beb heuriger Börse war der Verkehr zwar meniger lebhaft als vor 8 Tagen, doch blieb die Haltung fest und sowohl ausländische Waizen als auch Gerste sanden Abnahme. Mohn wurde von mehreren Seiten angeboren, es kam aber wegen ,u hoher Forderung kein Abschluß zu Stand. Wir nottten: Walzen, rufst, 9 st. 3 bis 1.5 kr. Waizen, Ungar., 9 fl. 45 kr. Warzen, bair., 9 fst SO kr. Waizen, amerik., 9 fl. bis 9 fl. 24 kr. Kernen 9 fl. 24 — 45 kr. Gerste, württemd., 6 fl. 3Ö kr. Gerste, ung., 6 fl 42 kr. Hafer 5 fl. 6 kr. dis 24 kr kohtrevs 8 fl. 6 bis 24 kr. Rühenreps 7 ü. 48 tr. Mehlpreise per lOoKlg. urcl. Sack. Meht Nr. 1: 27 fl. bis 28 fl. Mehl Nr. u: 25 st. brs 26 ft. Mehl Nr. 3: 22 fl. bis 22 s!. 30 kr. Mehl Nr. 4: 18 st. bis l8 fl. 48 kr.
Reutlingen, 25, August. Seit etwa acht Tagen haben wir in der 'Nähe einen eigenthümlichen Erdbrand. Auf der zwischen hier und der Altenbnrg befindlichen Schieferöl-Fabrik pflegte man bisher die ansgebrannten Schlacken noch heiß und rauchend aus den Retorten als Abraum aus die Seite zu schaffen. Dadurch hat sich nun der darunter liegende mächtige Schieser- flötz entzündet und glüht unterirdisch ganz nahe an den Gebäuden fort; die Oberfläche ist warm und entwickelt Dampf. Ein kleiner Weinberg daselbst ist schon verwelkt, und die Kartoffeln gräbt man heiß aus der Erde. Gestern (Sonntags) waren zweihundert Wetngärtner und Grabarbeiter von hier aufgeboten, um durch gezogene Gräben dem Umsichgreifen des Feuerherds Einhalt zu ihnu; ob mit Erfolg, ist noch zweifelhaft.
München, 22. August. In der gestrigen Magistratssitzung wurve bekannt gegeben, daß 11 Scherrkwirthe wegen Verleitgabe von schlechtem Bier der Staats-Anwaltschaft überwiesen worden seien. Es wurde beschlossen, die Ranken solcher Wirthe künftig tu öffentlicher Sitzung zu nennen. Dasselbe wird auch bezüglich der Metzger geschehen, welche sich gegen die Gesund- heitspotizei verfehlen. (Frkf. I.)
Berlin, 24. August. Das Obercommando der Occu- pationsarmee trifft bereits alle nothwendigen Vorbereitungen, um den deutscherseits eingegangenen Verpflichtungen, das französische Gebier vierzehn Tage nach Zahlung der am 5. September fälligen letzten Rate vollends zu räumen, mit gewohnter Pünktlichkeit Nachkommen zu können. Es sind bereits — wie offiziös gemeldet wird — alle Anordnungen erlassen worden, um die Stadt Verdun wie die zu dieser führenden Etappenstraßen unmittelbar nach vollzogener Zahlung zu räumen.
Seit den letzten Tagen haben sich die Nachrichten aus allen Theilen Deutschlands bezüglich der Veranstaltung dieser Feier in solchem Maße gemehrt, daß man unbedenklich jetzt schon sagen kann: das deutsche Volk hat sich dafür entschieden, den 2. September als Ratio na lfesttag zu feiern.
Ein Arbeiter, Richardt, in Berlin, war am 23. aus bis jetzt noch unermittetten Ursachen mit seiner Frau in Streit ge- rathen, in Folge dessen er dieselbe zuletzt ergriff und aus dem Fenster seiner 3 Stock hoch belegenen Wohnung auf die Straße warf, wo sie sofort ihren Geist aufgab.
Die „Kreuzzeitung" bringt heute folgende Notiz: „Aus Wien erhalten wir Andeutungen, daß Monsignor Nardt in Vertretung der päpstlichen Kurie des Wiener Kabinet für die Sache der Fusion der französischen Königslinien, oder eigentlich für die Wiederherstellung der wMschen Herrschaft des Pabstes, zu gewinnen bestrebt ist. Wir haben Grund zu glauben, daß diese Bemühungen bisher ohne Erfolg gewesen sind."
Fürst Bismarck ist wieder oben auf. Er hat das Jntri- guengewebe, mit welchem seine Gegner den Kaiser Wilhelm umsponnen haben, glücklich zerrissen und wenn er im September aus seinem Schmollwin kel Varzin in die Reichshauptstadt zurückkehrt, so'wird die Welt die Zeichen von diesem Umschwung der Dinge in einer Umgestaltung des prcuß. Ministeriums verspüren, welches zunächst dur ch den Rücktritt Roon's von seinem Haupte, in der Folge abe r auch an seinen Gliedern resormirt werden wird.