„Gut. Hört also, was sie zu Euch spricht," fuhr Katharina fon, „Euch erwartet der Tod auf dem Rade und vor dem Tode die grausamste, entsetzlichste Qual, sobald Ihr nur den geringsten Widerstand leistet; sobald Ihr Euch aber gutwillig fesseln laß! und Euere Mitverschworeneu nennt, schenke ich Euch das sieben und die Freiheit."
„Schwöre Katharina."
„Mein Wort genügt. Ergebt Ihr Euch also?"
„Ja, wir ergeben uns."
Ter Riegel wurde zurückgeschoben. Samarin und seine Leute rrateu ein und legten die beiden Verschworenen in Ketten. Als man ihnen die Larven abnahm, erkannle man in ihnen zwei Offiziere der Garde. Die Kaiserin setzte sich hierauf selbst an den Tisch und ließ sich die Ramen ihrer Mitverschworenen dik- liren. Es war eine lange Liste.
Als sie zu Ende war, befahl die Kaiserin, die Beiden in Gewahrsam zu bringen, dann ließ sie die Fürstin Daschkoff, Or- loff und ihre anderen Getreuen wecken. Samarins Compagnie wurde in ebenso viel Abtheilungen gelheilt, als es Häupter der Verschwörung gab, an die Spitzen dieser kleinen Abtheilungen tralen die Getreuen Kalhariua's, ja sogar die Fürstin Daschkoff mußte eine derselben führen.
Während durch ihre Getreuen in aller Stille die angesehensten Verschworenen in ihren Wohnungen aufgehoben und ver- hafret wurden, ritt die Kaiserin selbst nur von Jadwiga begleitet in die Kaserne des Regiments Tobolsk.
Samarin hielt mit zweien seiner Leute Wache im Winter- palasi. Eine Viertelstunde später umringte das Regiment Tobolsk die Kaserne der unzufriedenen Garden und bemächtigte sich durch rasches Eindringen in die Korridore der Waste» derselben. Die Kaiserin versammelte hierauf die bestürzten nnd entmuthig- ten Soldaten im Hofe und sprach selbst mit der ihr eigenthüm- lichen bestechenden Beredtsamkeit zu ihnen.
Um ihren Worten noch mehr Nachdruck zu verleihe», befahl sie, die verhafteten Offiziere vorzuführen und rieß ihnen eigenhändig die Epanlettes herab, dann ließ sie ihnen durch den Henker die Knute geben und sie in die Bergwerke des Ural zu lebenslänglicher Zwangsarbeit abführen.
Jene Zwei, welche die Namen ihrer Mitverschworenen der Kaiserin verrathen hatten und denen sie Leben und Freiheit zu- gesichcrt, ließ sie gleichfalls öffentlich peitschen und verbannte sie hierauf in das Ausland.
Damit war die Rebellion zu Ende, ohne daß einer gefallen oder ein Tropfen Blutes vergossen worden war.
An dem nächsten Tage schlief die schöne Despotin etwas länger, um ihre angegriffenen Nerven zu erholen. Die erste Frage, als sie anfwachte, war nach Jadwiga.
Das schöne Mädchen erschien mit einer Bescheidenheit vor der Kaiserin, welche von der Unverschämtheit und Prahlerei all'
der Stellenjäger am Hofe Karharina's ebenso auffallend als vor- theilhaft abstach.
„Komm an mein Herz! liebe Jadwiga," rief die M onar- chin, „ich danke Dir mein Leben, meine Krone. Liese Nacht hat uns zu guten Freunden gemacht sür immer. Du sollst fortan unangemeldet bei mir Zutritt haben und jeder Wunsch, den ich Dir erfüllen kann, sei Dir in vorhinein gewährt. Ich ernenne Dich hiermit zum Capilän im Negimente Tobolsk u nd zu meiner Hofdame, und verleihe Dir das St. Georgskreuz."
Jadwiga sank vor der Kaiserin nieder uud küßte ihre Hände
„Im Nebenzimmer warten Deine Eltern." fuhr die Kaiserin fort, „rufe sie herein!" Jadwiga gehorchte. -
„Mein lieber Niewelinski," sprach die Kaiserin zu dem in Thränen gebadeten Vater. „Ihre Tochter hat so außer ordentliche Verdienste um mich, daß ich dieselben auch auf außerordentliche Weise belohnen muß. Ein gewisser Samarin hat sich in dieser selben Nacht als ein besonders muthiger, umsichtiger und treuer Offizier gezeigt und ich habe ihn zum Obersten der Garde ernannt und ihm den Georgsorden verliehen, und um Beide auf ungewöhnliche Weisezu belohnen, habe ich beschlossen, sie miteinander zu vermählen, weil diese beiden edlen, treuen und mu- thigcn Herzen einander werth sind und ei» Geschlecht von Treuen und von Helden begründen werden. Ich hoffe, Ihre Tochter und Sie, mein lieber Niewelinski, haben nichts dagegen."
' Jadwiga brach vor Freude in Schluchzen aus.
Nachdem ihre Eitern sich mit der Verbindung einverstanden erklärt hatten, befahl Katharina, Samarin vorzurufen.
Der junge Oberst ließ sich sofort, nachdem er eingetreteu war, auf ein Kniee nieder, um der Kaiserin zu danken.
„Graf Samarin," rief Katharina mit ihrem liebenswürdigsten Lächeln, „stehen Sie auf und umarmen Sie Ihre Braut."
Zwei Wochen darnach erwartete eine Volksmenge von vielen Tausend Köpfen vor der Kasan'schen Kirche das seltsamste Brautpaar, das je getraut worden ist, den Obersten Nikolaus Samarin und den Capitän Jadwiga Alexandrowna Newelinski.
Beide erschienen in der Uniform ihres Regimentes, aber Jadwiga trug den grünsammtenen mit Zobelpelz besetzten Rock diesmal über einer fließenden Atlasrobe mit langer Schleppe und aus dem dreieckigen Hute den Myrthenkranz.
Die Kaiserin beschenke den Bräutigam am Hochzeitstage mit einem Gute im südlichen Rußland, die Braut mit den kostbarsten Diamanten und Pelzen. Jadwiga blieb seit jener denkwürdigen Nacht eine der wenigen Vertraute» Katharina's, und übte bei mehr als einer Gelegenheit den wohlthätigsten Einflu ß auf die mächtige Freundin, und wenn die Stirne derselben einmal besonders umwölkt war, da verstand sie es, die finsteren Linien rasch zu verscheuchen, indem sie die Kaiserin an Orloff's Armensündergesicht erinnerte und an die ebenso tugendhafte als getreue weibliche Schildwache.
Amtliche und Privat-Bekanntmachnngen.
UuhholMrkaus.
Am Samstag den 6. September, ' lO Uhr,
».in Enzklösterle, ssAÄ 1) ""2 dem Re- ^^.vier Hofstelt, aus
Kohlberg uud Probsthalde: 1433 Stück Lang- und Sägholz;
2) aus dem Revier Enzklösterle, aus Wanne 3, Schöngarn 6, Langehardt 15: 677 Stück Lang- und Sägholz, 1 Eiche und 17 Stück stärkere Nadelholzstangen. Altenstaig, den 22. August 1873.
K. Forstamt. Herdegen.
D o r n st e t t e n.
Holr-Verkaus.
Aus den hiesigen Stadtwaldungen kommen gegen baare Bezahlung auf dem Rathhaus hier am Samstag de» 30. August d. I., Vormittags 10 Uhr, 787 Stämme Langholz und 70 Stück Sägklötze zum Verkauf, wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden.
Den 22. August 1873.
Stadtschultheißen-Amt.
Rohrdorf.
Es ist eine Reisetasche gefunden worden, welche 1 blaues Flanellh«ud, circa 2 Pfd. Zucker, 1 Tabakspfeife samml Tabak enthielt. Der rechtmäßige Eigenthümer kann dieselbe gegen Ersatz der Unkosten abholen.
Schultheißenamt. K illinger.
Nagold.
Wegen einer Veränderung ist ein noch guter
Blasbalg
zu verkaufen.
Robert Theurer. Nagold.
Bekanntmachung.
Bis Ende September können 200 Ztr. gute
Mostapfel
auf dem Bahnhof hier von mir bezogen werden.
Diejenigen, welche ihren ^Bedarf bei mir kaufen wollen, wollen ^fich sofort bei mir melden.
Der Zollzentner kostet franco Bahnhof hier fl. 7. 6.
Für spätere Lieferungen kann ich diesen Preis nicht mehr eiuhalten.
A. G. Krck.
Nagold.
Fettes
Mastochsenfleisch
bei
Jakob Häußler.
Rohrdorf.
Danksagung.
Wir fühlen uns gedrungen, für die zahlreiche Leichenbegleitung von nah und fern unseres nun in Gott ruhenden Gatten, Vaters, Großvaters und Schwiegervaters, Daniel Friedrich Sailer, alt Ochsenwirlh, sowie dem erhebenden Gesang am. Grabe unfern herzlichsten und innigsten Dank auszusvrechen. Den 25. August 1873.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Calw.
Zahnärztliche Praxis
von Lud. Riedmüller aus Stuttgart Mittwoch den 27. und Donnerstag den 28. d. M., im Gasthof zum bad. Hof(Thudium). Sprechstunde Morgens 8 bis Abends 5 Uhr. Nagold.
Mein
Nagold
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D. H. Keck.