wird. — Auf dem hiesigen Tuchmarkle ist ein ansehnliches Quantum bunter Tücher, gelb und roih, welche von der Firma I. G. Wühler in Remlingen zu Markte gebracht worden ist, von der französischen Regierung für Algier gekauft worden. (B.-Z.)
Vor 8 Tagen wurde aus der Jagd beim Rappenhvs einem der Hrn. Jagdpächler, welcher auf dem Anstand eingeschlafen war, von einem Wilderer daS Gewehr gestohlen. Der Dieb, es war ein Taglöhner, wurde jedoch vom Hofe aus bemerkt und dann aber von den Hrn. Jagdtheilhabern auf dem Stumpen ab- gestrast.
München, 20. August. Laut Rescript des k. Obercon- sistoriums wird im ganzen Königreiche am 2. September zur Erinnerung au die Kriegsereiznisse von 1870(71 eine kirchliche Feier begangen werden.
Darmstadt, 2!. August. Der „Main-Ztg." theilt man aus Goddelau nachstehendes Beispiel nicht zu rechtfertigender Behandlung von Soldaten mit: Vor einigen Tagen hatte unsere ganze Gemeinde das aufregende und traurige Schauspiel, daß vier Dragoner der hier liegenden Schwadron vom Hals bis an die Fußsohlen hart an Bäume angebunden und der Sonne wie dem Ungeziefer ausgesetzt waren. Die Strafe wurde angeblich erkannt, weil die vier Leute Morgens einige Minuten zu spät sich eingefnnden hatten.
Berlin, 21. August. Die Cholera hat in der Hauptstadt ein wissenschaftliches Opfer gekostet, das namentlich in unseren ärztlichen Kreisen großes Bedauern erregt. Dr. Obermeyer, Assistent bei Professor Wilms, einer unserer gesuchten praktischen Aerztch der sich insbesondere um die Theorie des Fleckcntyphus besondere Verdienste erworben, wollte seine Forschungen über den Charakter und die Heilmethode der herrschenden Epidemie dadurch erweitern, daß er Experimente an seiner Person anstellte. Zu diesem Ende nahm er eine Jnjection des Blutes von einem Cholerakranken an sich selbst vor. Die traurigen Folgen blieben nicht aus. Dr. Obermeyer erkrankte an der Cholera und nach siebenstündigen Leiden war er tobt. Eine große Anzahl von Acrzten eilte dem College» zu Hülfe, um das traurige Opfer der Wissenschaft zu retten. Morgen findet das Leichenbegängnis statt. Dr. Obermeyer war eben im Begriff, seine Vermählung zu feiern, und seine Eltern befanden sich zur Kur in Wiesbaden. (Frkf. I.)
Am Tage des Neichstagsschlusses hatte der Abg. Volk eine große Anzahl seiner Kollegen, sowie den Reichskanzler und die anwesenden Mitglieder des Bundesraihs mit einem Strauße frischer, blühender Alpenrosen beschenkt. Man hatte ihm die Blumen aus I m m e»st adt, seinem Wahlkreise, gesandt. Der Manu, von dem der sinnige Gruß des deutschen Südens ans- gegangeu, der Kaufmann Vogt, ist einer der am schwersten Heimgesuchten in jenem von dem Unwetter des 8. Juli fast zerstörten Städtchens. Seine Gattin, welche den Gedanken jener Alpenrosenspcnde anreglc, wurde in ihrem Lade» das Opfer der hereinbrechenden Wasserflächen, in denen mit der Mutter auch die Tochter den Tod fand. Vogt selbst war, als das Wetter hereinbrach, nicht daheim; er eilte herbei, um sein Haus zu erreichen, doch erfaßte auch ihn die Fluch und trieb ihn weit fort; er war gerettet, um den Tod der Seinigen zu beweinen.
Die Cholera ist fast überall in Deutschland im Abnehmen begriffen. Selbst in Königsberg, wo sie am heftigsten auftrat, hat die Sterblichkeit nachgelassen. In Berlin, Danzig und Stettin tritt die Seuche nicht so hart auf wie cs anfangs hieß und in Dresden, Würzburg, München und Wien verringert sich die Zahl der Cholerakranken zusehends. Nur in Magdeburg hat die Cholera an Heftigkeit zugenommen. Es sind in voriger Woche 213 Menschen, meist Kinder und Arbeiter, denen es an kräftiger Nahrung fehlte, eine Beute der Seuche geworden. Die Leichenwagen reichen nicht hin, um die Todten fortzuichaffcn.
In den Hopfe ngegendeu sicht man in diesem Jahr einer reichen Einte entgegen. Fast jeder Stock ist mit kräftigen Dolden überschüttet.
Man braucht noch immer nicht die nölhige Vorsicht gegen die Trichinen. In Halberstadt sind viele Menschen an der Trichinose erkrankt und ein Theil davon daran gestorben.
Die Polizeibehörde in Coburg hat in diesen Tagen die Bierkeller untersucht und einem Wirth 24 Eimer saures Bier consiszin und auf die Straße laufen lassen.
Köln, 21. August. Gestern Abend wurde ein junger Alaun, seines Zeichens Schreiner, von der Lollwuth ergriffen und per Droschke nach dem Hospital gebracht. Der Unglückliche hatte vor 14 Tagen eine „wildgewordene Katze" (wie er glaubte) todtgeschlagen und war bei der Gelegenheit von derselben gebissen worden. Er hatte auf die Verwundung nicht weiter geachtet; derselbe ist heule gestorben.
Frankenlhal (Rheinpfalz), 20. August. Gestern Abend 4'- Uhr begann der Guß der Kölner Kaiscrglocke in der Werksiätte des berühmten Glockengießers Hamm hier. Der öffenilichen Einladung zufolge fanden sich gegen 3000 Personen ans nahe and ferne ein, um die seltene Arbeit mit anzusehen. Die riesigen Kanonenläufs in glühendem Schlunde gewährten
einen schauerlich-schönen Anblick. Nachdem noch eine Stunde zuvor ungefähr 60 Ztr. Zinn in die flüssige Masse geworfen waren, wurde inner gespannter Aufmerksamkeit der Anwesenden der Zapfen gestoßen. In wilder Hast stürzte sich die glühende Masse in die Form. Plötzlich ein Knall, und haushoch wirbelten die ausslrömenden Gase die obere Schichte des Leimens auf. Allgemeiner Schrecken bemächtigte sich der Anwesenden und des Meisters. Wenn die Anzeichen nicht trügen, so ist der Glockenmantel — eine Arbeit von ^,4 Jahren — zersprungen und ein Theil des Metalls ausgelaufen. Näheres erst in etwa 14 Tagen. Die Glocke soll ein Gewicht von 500 Ztr. erhalten; das Metall ist ei» Geschenk des Kaisers.
Bei dem Bau der F o rt i fi c a tio n e n von Metz sind augenblicklich etwa 8000 Arbeiter beschäftigt, aus allen Welt- gegenden durch die hohen Arbeitslöhne angelockk. Die Vollendung des Forts St Quentin steht schon für dieses Jahr in Aussicht. Vor diesem Hauptfort der Westfront, welches von den Franzosen in zu kleinem Umfang angelegt mar und deshalb bedeutend erweitert werden wußle, wird ein detachirtes Werk zur Bestreichung der Graoelolle, welche der Mont St. Quentin nicht mehr beherrscht, angelegt. Ebenso werden auf der Ostfront zwei neue Außenwerke errichtet und im Süden besonders die Schanze von «Lt. Privat als widerstandslächtiges Fort ausgebaut.
Wie», 20. August. Man spricht hier sehr viel von den plötzlich erkalteten Beziehungen zwischen Oesterreich und Rußland, welche es möglich machen dürften, daß das Projeci der Reise des Kaisers Franz Joseph nach St. Petersburg auf- gegeben werde. Es heißt nämlich, die Türkei habe dem österreichischen Cabinel positive Beweise dafür geliefert, daß die russischen Hetzereien in den sndflavischen Ländern ungeschwächt fort- dauern. (Frkf. I.)
Pari s, 21. August. Gambetta beabsichtigt sofort nach der vollständige» Räumung des französischen Gebiets zum Zwecke republikanischer Propaganda eine Rundreise durch die bisher occu- pirten Provinzen anzutreten, im Fall Thiers sich nicht entschließen sollte, bei feiner Rückkehr aus der Schweiz den an ihn von Nancy und Luneville ergangenen Einladungen zu entsprechen.
Das Testament des Herzogs von B raun schweig erregt sehr die allgemeine Aufmerksamkeit. Da die Dispositionsfähigkeit des Verstorbenen in gegründeten Zweifel gezogen wird, so dürfte ein Erbfchastsprozeß großartigster Natur nicht ansbleiben.
R o m, 2l. August. Ein päpstliches Breve vom 19. August gewährt den Theilnehmern an den im Laufe des Septembers statlfindenden drei Wallfahrte» Ablaß; ebenso wird jenen Ablaß erlheilt, welche nach Empfang der Sacramente die Kirche besuchen und für die Eintracht der christlichen Fürsten, die Ausrottung des Irrglaubens, die Bekehrung der Sünder und die Erhöhung der Kirche beten.
Die weibliche Schildwache.
(Fortsetzung und Lchlutz.)
„Was gibt es?"
„Was ist das?"
„Berrath! Verrath!" schrieen sie durch einander.
Jadwiga halte sie statt in das Schlafgemach Katharinas in das Zimmer geführt, in welchem dieselbe Orloff zu züchtigen pflegte und durch eine einfache Mädchenlist in ihre Gewalt bekommen. Vergebens versuchten die Beiden durch das Fenster zu entkommen, die Thüre einznbrechen. Jadwiga stürzte indeß an das Belt der sorglos schlummernden Monarchin und schrie sie aus dem Schlafe.
Katharina war im Augenblick wach und hörte mit wachsender Aufregung den Bericht, welchen' ihr das Mädchen im Fluge erstattete.
„Es gilt vor Allem die Empörer zu überraschen," rief die Kaiserin, „auf Dich und Samarin kann ich zählen."
„Bis in den Tod!" rief das Mädchen.
„Eile also hinab, lasse die Compagnie ohne Lärm zu machen, in das Gewehr treten und Samarin mit zehn zuverlässigen Leuten herauskommen."
Jadwiga flog die Treppe hinab. Wenige Minuten darnach stand Samarin mit zehn Soldaten im Salon der Kaiserin und Jadwiga trat in das Schlasgemach.
Katharina hatte einen kurzen Pelzrock angelegt und eine Kosakenmütze aufgesetzt, sie lud eben ihre Pistolen und steckte sie in die Taschen. Dann nahm sie einen Degen, denselben, mit dem sie bei dem Beginn der Empörung gegen ihren Gemahl bei der rothen Schenke erschienen war und so gerüstet ging sie hinaus. Sie gab Samarin die Hand und näherte sich dann der Thüre, hinter welcher die beiden Verschworenen tobten.
„He! man will mit Euch reden," begann sie.
Darauf trat Stille ein.
„Kennt Ihr meine Stimme?"
„In.
„Wer spricht also mit Euch?"
„Die Kaiserin."