stattgefunden. Zur Feier waren der Prinz August von Württemberg, Kommandeur des Gardekorps und Deputationen aller Regimenter des Korps erschienen.
straßburg, 20. August. Von 20 Kreistagen haben sich sieben durch Eidesverweigerung der Mitglieder beschlußunfähig gemacht, nämlich 2 in Oberelsaß, I in Unterelsaß uno 4 in Lothringen.
Paris, 20. Ang. Der Herzog von Broglie erhielt von dein deutschen Geschäftsträger eine Depesche, worin der letztere Namens seiner Negierung wegen der vor kurzem in Pont-n-Mons- son gegen friedliche deutsche Unterlhanen verübten Thätiichkeiten reklamirt
Elsässer richten an Pariser Zeitungen folgende Anfrage: „Angesichts der immerhin möglichen Absurdität einer Chambord'- schen Restauration und ihrer Folgen fragen wir: ob wir Elsäßer, welche für Frankreich, weil es in der Republik war, optirt haben, das Recht besitzen, diese Option zu widerrufen. Denn Monarchie für Monarchie, wollen wir lieber Unlerthauen ohne Jesuiten sein, als wegen unseres politischen unv religiösen Glaubens verfolgt werden."
Genf, 20. August.. Das Testament des hier verstorbenen Herzogs Karl von Brannschweig wurde heute eröffnet. Er vermachte sein gesummtes bewegliches und unbewegliches Vermögen der Stadt Genf und verbietet dem Testamentsvollstrecker, mit den Mitgliedern der herzoglichen Familie, den nahen wie den entfernten, einen Compromiß einzugehen. (N. Z )
Basel, 20. August. Den „Baseler Nachr." zufolge sind von dem Nachlaß des Herzogs von Braunschweig ans der Handelsbank in Genf 30 Millionen Franken vorgefunden worden. Das liquidirte Bermögen ohne die deutschen Besitzungen wird aus 00 Millionen geschätzt. Außerdem gehören zu dem Nachlaß drei Hotels in Paris und Immobilien in Amerika. Die Bevölkerung von Genf ist in höchster Freude.
F r ee d e n S b o r g, 18. August. Bei dem heutigen großen Diner brachte der König von Dänemark die Gesundheit des deutschen Kronprinzen aus, für dessen Besuch besonders dankend. Der Kronprinz erwiderte den Toast mit einem Hoch auf die königliche Familie und die wiederhergestellte alte Freundschaft zwischen beiden Häusern.
Perpignan, 19. Aug. 2400 Carlisten unter Alsons, Saballs und Tristany schlugen die Regierungstruppen bei Berga in die Flucht. Letztere verloren 300 Mann und eine Kanone.
(D i e H e rr e n w e l t in Dayton) zeichnet sich besonders durch Galanlerie gegen Damen aus. Nicht weniger als sieben sprangen vor einigen Tagen in den Canal, um eine Dame zu retten, welche in's Wasser gefallen war. Als die braven Retter in der Nähe der bereits sinkenden Dame waren und entdeckt halten, daß sie alt und häßlich sei, kehrten nicht weniger als sechs sofort wieder um und schwammen dem Lande zu, ohne die Hülferufe der Ertrinkenden weiter zu beachten. -
r
Die weibliche Schildwache.
(Fortsetzung.)
Bier kahle Wände starrten den Eintretenden entgegen, das spärliche Lichl siel nur durch ein kleines Fenster ganz oben unter der Decke herein und sogar dieses war mit dicken Eissnstä- ben stark und dicht vergittert.
An der Wand, welche der Thüre gegenüber lag, war ein massiver eiserner Ring ans halbe Mannshöhe bejestigt, unweit desselben hing an einem Nagel eine große Knute, aus dem Boden lagen Stricke. Sonst war Nichts in dem Zimmer.
Jadwiga blickte staunend umher.
Katharina schlug ein lautes, mnthwilliges Gelächter auf. „Verstehst Du setzt?" fragte sie.
„Noch immer nicht, Majestät."
„Nun, so will ich mich Dir genauer erklären," sagte die Monasästn. „Kennst Du die Anekdote von dem russischen Leibeigenen, der seinen Herrn bai, sich einmal im Monate betrinken zu dürfen, damit er dann um so gewisser nüchtern bleiben und fleißig sein könne?" '
,,Nein, Majestät," antwortete Jagwiga. .
„Nun, der Herr erwiderte: Betrinke dich nur jeden ersten deS Monats, dafür sollst du jeden zweiten des Mounts fünfzig Kimtcnhiebe bekommen, damit du wieder vollkommen nüchtern bist. O! du bist ein gütiges Väterchen, sprach der, Leibeigene betrank sich fortan jeden ersten, machte dann alles mögliche Spektakel, wälzte sich im Straßenkothe, begehrte ans, versagte den Gehorsam, bekam dagegen ebenso pünktlich jeden zweiten seine Knute, küßte darnach dem gütigen Väterchen die Hand und arbeitete den Rest des Monats bei vollkommener Nüchternheit fleißiger, williger und besser als jeder Andere- So, meine liebe Kleine, ist es mit meinem Sklaven Orloff. Er ist der treueste, der aufmerksamste, klügste und vor Allem der gehorsamste aller meiner Diener, von Zeit zu Zeit aber bekommt er seinen Rausch von Ehrgeiz, Herschsncht und Widerspenstigkeit und dann — dann
muß er die Knute bekommen, wie jener Leibeigene. Und da ich ihn nicht vor der Welt strafen kann — denn ich dürfte, ohne meiner Würde als Frau und Monarchin zu vergeben, ohne Zweifel an meiner unumschränkten Macht zu erwecken, eine öffentlich verhängte -strafe nicht wieder aufheben — bleibr mir nichts übrig, als ihn persönlich zu züchngen; so komme ich weder in Gefahr, von dem ehrgeizigen Manne unterjocht zu werden, noch de» treuen, geschicklen Diener zu verlieren. Sobald ich also bei Orloff Symptome von Ungehorsam entdecke, befehle ich ihm plötzlich, da, wo er es am wenigsten erwartet, mitten in einem verrranlichen Beisammensein, mir in dieses Zimmer hier zu folgen. Er erbleicht bis in die Lippen, denn er ist, wie alle physisch starken Männer, für körperliche Schmerzen sehr empfindlich, er zittert, er hat Angst vor mir, weil er weiß, daß er dann auf kein Erbarmen rechnen kann, er verlegt sich wohl auch auf das Bitten, aber er folgt mir wie ein Lamm. Habe ich den Rebellen einmal hier, dann schließe ich die Thüre fest, binde ihm mit diesen Stricken Hände und Füße und fehle ihn an den eisernen Ring, den Du hier an der Wand siehst, und habe ich ihn erst so ganz in meiner Gewalt, dann hole ich rasch die Knute vom Nagel und peitsche ihn, ohne Mitleid. Zuerst flucht er,, dann bittet er, endlich fleht er, auf den Knieen liegend, um Gnade, ich habe aber kein Gehör für seine Betheuerungen. Dann werfe ich die Peilsche weg und lasse ihn wohl noch ein oder zwei Stunden an der Kette, und binde ihn dann los, dann lieg: er vor mir auf den Knieen, küßt meine Füße, die Hand, die ihn gezüchtigt hat, kurz, der Eisbär ist vollkommen gezähmt, freilich nur für einige Zeit."
Jadwiga blickie mit einer aus Bewunderung und Grauen gemischten Empfindung auf die Kaiserin.
„Ich habe den Rebellen einmal schon mehr als zwei Wochen hier gefangen gehalten," fuhr diese fort, während sie mit Jadwiga das Zimmer verließ; „es hieß, er sei in diplomatischer Mission abgereist, unterdeß befand er sich hinter diesem Riegel." Die Kaiserin zeigte dem erstaunten Mädchen einen großen schweren Riegel an der Thüre und schob ihn mit kräftiger Hand zu. „Nun aber wollen wir unseren Verbrecher ablösen," schloß Katharina, „er hat ohnehin Angst genug ansgestanden."
Die beiden Damen kehrten hierauf in den Vorsaal zurück, wo Orloff mit einem wahrhaft desperaten Gesichte Schildwache stand.
„Abgelöst!" rief die Kaiserin.
Jadwiga nahm die Muskete und mit derselben im Arm ihren früheren Posten ein.
Orloff aber warf sich der Kaiserin zu Füßen.
„Was willst Du?" herrschte ihm diese kalt und finster zu.
„Gnade! Majestät, Gnade!" flehte er.
Katharina brach in lauieS Lachen aus. „Nun für diesmal will ich Gnade für Recht ergehen lassen. Hier hast Du Deine Epaulertes uno Dein Ordensband."
Orloff ergriff freudig die Hand der Kaiserin und bedeckte sie mit den glühendsten Küssen.
„Freue Dich nur nicht zll früh, wir, ich und Jadwiga sind zu Gerichts gesessen über Dich Und haben Dich einstimmig zur Knute verurtyeilt "
Orloff erbleichte und begann zu beben.
„Aber, Majestät —"
Katharina zog die Brauen zusammen, das war genug, er ergab sich in sein Schicksal.
An der Thüre wendete sie sich mit dem liebenswürdigsten Lächeln zu Jadwiga und nickte ihr zu, und dann noch immer dieses Lächeln um die Lippen, hieß das schöne despotische Weib den vor ihr zitternden Günstling mit einer herrischen Kopfbewegung ihr folgen.
Bald nach der seltsamen Scene zwischen Katharina und Orloff wurde die weibliche Schildwache abgelöst.
Den Rest des Tages verbrachte Jadwiga in süßem Geplauder mit dem geliebten Kapitän. Als es dunkel wurde, sprach Samarin zu ihr: „Geh' jetzt Zur Ruhe, denn in der Nacht trifft Dich noch einmal die Wache."
Jadwiga gehorchte und streckte sich auf dem Divan aus,
, welcher im Offizierszimmer stand, während Samarin mit seinen Lieutenants in der Wachtstube Karten spielte. Vor Vormittag weckte er die Geliebte.
Sie nahm ihre Rüstung und Muskete und folgte dem Unteroffizier, welcher sie wieder in demselben Vorsaal postirte, in welchem sie das Mal Wache gestanden hatte.
Diesmal kam aber in nicht langer Zeit ein sehr begreifliches Bangen über das arme Mädchen, und sie erschrack endlich vor ihren eigenen Schritten, welche im Takte durch die Nacht hallten.
Ringsum war tiefe Stille, Alles schien zu schlafen. Zuerst sehnte sich Jadwiga nach irgend einem Ton, einem Geräysch, welches das unheimliche schweigen unterbrechen würde, dann begann sie bei dem Gedanken zu zittern, daß ja eben die Geisterstunde begonnen habe und eine ruhige Seele sich das Vergnügen machen könne, ihr eine Visite abzustatten. Sie überzeugte sich