Der

Amtsblatt für Leu Oheramtsbezirk Angeld.

Nr. 97

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Einrückunasgebükr 'ür kie kleine Zeile aus gewöbniicker Lchrui je ä Kreuzer.

1873.

Amtliches.

Nagold. Bekanntmachung, betreffend die Anfertigung der Gebäude-Verzeichnisse für die Gebänvesteuer-Einschätzung. Den Gemeindebehörden wird hiemit nachstehender Erlaß k. Kreis­regierung vom 16. August d- I., Ziffer 6615 zur Nachachtung zur Kennmiß gebracht.

Den 20. August 1873.

K. Oberamt.

G ü ntne r.

In Folge einer oberamtlichen Anfrage, betreffend die An­fertigung der Gebäude-Lerzeichnisse für die Gebäudesteuer-Ein- schätzung, wie folche von der Königl. Calasler-Commissiou durch Erlaß vom 12. Juli 1873 in dem Amtsblatt des Königl. Steuer- Collegiums Nro. 10 vorgefchrieben ist, wird das Oberamt dar­auf hingewiesen, daß es sich bei diesem Geschäft, was auch die Königl. Cataster-Commission selbst in einer hier eingekommenen Note vom 5. d. Mts. ausgesprochen hat, nur um einen Aus­zug aus den öffentlichen Büchern handelt, und daß es also keine folche Schwierigkeiten bietet, oder keine folche Ge- fchäftssertigkeit vorausfetzt, daß es nicht ganz wohl von dem Orts- Vorsteher oder dem Rathsschreiber gegen Belohnung gefertigt werden könnte, zumal, wenn das Oberamt da, wo es im einzelnen Fall nöthig wird, zweckmäßige Anleitung hiezu gibt. Die Kreis- Regierung findet es hienach nicht für gerechtfertigt, dieses Ge­schäft den Verwaltungs-Aktuaren zu übertragen, und sie würde einen etwa hierauf gerichteten gemeinderäthlichen Beschluß nach Maßgabe des § 24 des Cirkular-Erlasses vom 20. Juni 1826 und dem Minifterial-Erlaß vom 20. Januar 1827 die Ge­nehmigung versagen, außer wenn die Frage, ob nicht der. Orts- Vorsteher oder der Rathsschreiber das Geschäft besorgen könne, wirklich verneint werden kann.

Reutlingen, den 16. August 1873.

S ch w a n d n e r.

Oberamt Nagold.

Oeffentliche Bekanntmachung.

Die Einstellung der Rekruten bei der Infanterie, Artillerie und den Pionieren findet am 5. Dezember, bei der Kavallerie am 5. November, und der Oekonomie-Handwerker am 1. Okto­ber dieses Jahres statt, wovon dieselben vorläufig in Kenntniß gesetzt werden.

Die Stunde der Versammlung in Nagold wird denselben in den Rekrutenpässen bekannt werden.

Den 21. August 1873.

K. Oberamt.

G ü n t n e r.

TageS-Neuigkeiteu.

Die Gemeinde Obertürkheim erlöste gestern aus 470 Simri genau geschätztem Obstertrag 1050 fl. Nach diesem Resultat käme der Eimer Most ohne Hilfe von Wasser auf ca. fl. 60. zu stehen. Was soll nun der Wein kosten?

Plouquet's Museum zu Berg wird in wenigen Tagen geschlossen werden, da das treffliche Etablissement für den Lon­doner Krystallpalast angekauft ist, wohin es in kürzester Frist überstedeln soll.

Landesprodukten-Börse Stuttgart vom 13. August. Die Ernte ist nun in unserem Lande so ziemlich vorüber und die bis jetzt bekannten Dreschresultate sind in den verschiedenen Gegenden sehr ab­weichend, immerhin aber wird der Gesammtertrag von Winterfrucht unter Mittet stehen bleiben, wogegen Sommersrucht eine gute Mittelernte ver­spricht. In Betreff der Kartoffeln sehen wir bis jetzt einer ziemlich guten Ernte entgegen, wodurch bei uns ein nicht geringer Theil des Ausfalls an Brodfrüchten gedeckt würde. Wir notiren: Waizen, bair., 8 ff. 36 kr. bis 9 st. 18 kr. amerik. 9 fl. bis 9 fl. 12 kr. russ., 8 fl. 54 bis 9 fl. 16 kr. Kernen 8 fl. 54 bis 9 fl. 18 kr. Gerste, würlt., 6 fl. 8 bis 9 kr. ung.,

6 fl. 30 bis 6 fl. 39 kr. Kohlreps 8 fl. 15 bis 8 fl. 30 kr. Rübenreps

7 fl. 20 bis 7 fl. 30 kr. Mehlpreise per 100 Klg. incl. Sack. Riehl Nr. 1: Lg fl. 30 kr. bis 27 fl. 36 kr. Nr. 2: 24 st. 40 kr. bis 25 fl. 36 kr. Nr 3: 21 fl. 36 bis 22 fl. Nr. 4: 17 fl. 36 bis 18 fl. 36 kr.

Seit einigen Tagen kostet das Mastochsenfleisch in Stutt-

j gart 26, das Schweinefleisch 24, und das Kalbfleisch 22 Kreuzer.

Es sind die höchsten Fleischpreise, welche je in Württemberg er- ! lebt worden sind. Die Preise der sonstigen Lebensmuts sind ebenfalls hoch, sogar die des Gemüsemarktes, denn ein Häupile Filderkraui, welches seit 8 Tagen auf den Markt gebracht wird, kostet 12 kr.

München, 19. August. Der Stadt-Magistrat Hai heute beschlossen, daß das Oclober-Fest mit Rücksicht aus die hiesigen Gesundheits-Derhälinisse Heuer unterbleibt.

Traunstein, 18. August. Gestern haben zwei der Elementarschule noch nicht entwachsene Knaben sich gebalgt, wobei der jüngere man spricht von 9 oder 11 Jahren den um einige Jahre ältern erdrosselt hat. Er griff demselben in die Halsbinde, drehte um und der andere war geliefert. Es sollen Leute dem anfänglichen Unfug zugeseheu haben, ohne ihm zu steuern und dadurch das für zwei- Familien gewiß sehr be­trübende Vorkommuiß zu verhüten. Wau sieht nicht ohne Span­nung den offiziellen Erhebungen entgegen.

Berlin, 18. August. Es ist heute, schreibt dieSpen. Ztg." der Gedenktag der mörderischsten Schlacht, welche in dem Kriege gegen Frankreich geschlagen wurde, der Schlacht bei Gra- velotte, in welcher mit dem Opfer von 18,000 Tobten und Verwundeten die feste Stellung des Marschalls Bazaiue aus den Höhen westlich von Metz gestürmt und das kaiserliche Heer in die engen Räume der Festung zurückgeworseu wurde. Von deut­scher Seite wird dieser entscheidende Sieg vorzugsweise durch Einweihung des Denkmals gefeiert, welches das Gardecorps seinen Gefallenen errichtet hat, die bei dem Sturm aus St. Privat den Heldentod starben. Nicht in trunkenen Rnhmesreden, sondern in schmerzvoller, wenn auch stolzer Erinnerung an das kostbare Blut, welches zur Errettung des Vaterlandes fließen mußte, feiern wir unsere Siegestage. In dem kurzen Zeitraum von dem Ge­fecht von Weißenburg am 4. August bis zur Capitulatiou von Sedan am 2. September fallen nicht weniger als acht große siegreiche Schlachten, eine Leistung, die, soviel wir wisse», die Geschichte keines anderen Krieges, keiner anderen Nation aufzu­weisen hat. Und doch zieht heute bereits, drei Jahre nachdem jene wunderbaren Thaten geschehen, das Andenken an diese glänzen­den Waffenerfolge, wie eine ferne Geschichte an unserem Volke vorüber. Es ist die thörichtste Anklage der Feinde des Reichs, daß wir dem Militärismus verfallen wären, daß der Erfolg der Waffen, die Luft zur Eroberung uns berauschten. Bezeichnend für den deutschen Charakter ist, daß sich mehr und mehr der 2. September als der Tag der Geltung verschafft, der zu einer Volksfeier für die Errettung und Einigung Deutschlands gewählt werden soll. Gegen die Wahl läßt sich vielerlei einwenden; aber das Volksgemüth entscheidet sich für einen Moment, der selbst kein blutiger Schlachttag mehr war und an welchem die Beendigung des Krieges allgemein gehofft wurde. Nicht der Triumph über den gefangenen Imperator, sondern die sichere Aussicht aus die Wiederkehr des Friedens hat jenen Tag so tief in die Erinnerung eingegraben. (N. Z.)

Am Freitag fand in Potsdam eine Fortsetzung des Ver­gleichschießens zwischen dem Mausergew ehr und demaptir- ten Zündnadelgewehr und zwar diesmal auf eine Distanz von 1000 Metern statt. Es ergab sich dabei die doppelte Pro­zentzahl Treffer für das Mausergemehr, dessen Ueberlegenheit über das Zündnadelgewehr auf weitere Entfernungen konstatirt wurde.

Posen, 20. August. Bischof Ru di gier von Linz hat an Graf Ledochowsky ein Schreiben gerichtet, in welchem er diesem seine Beglückwünschung und seinen Dank für dessen wackere Ver­teidigung der katholischen Kirche darbringt.

Die dreitägigen Gebete für die bedrängte Kirche ha­ben in Posen für die Hausfrauen schlimme Folgen gehabt, da die Bauern 4 Tage lang massenweise in die Kirche liefen, in den Schenken herumlungerteu und in Folge dessen nichts zu Markte brachten, so daß allgemeine Noth und Theuerung entstand.

Metz, 18. August. Heute Vormittag 10sts Uhr har bei dem günstigsten Wetter die Einweihung des zu Ehren der Ge­fallenen des Gardekorps bei St. Privat gesetzten Denkmals