Behörden auswärtige Artillerie-O ffisisre für die Verteidigung der Stadl gegen Don Carlos berufen, falls spanische Offiziere dieselbe verweigern sollten. Die Stärke der Carlisten wird offiziell auf 26,MO Mann Infanterie, 450 Reitern und 17 Kanonen angegeben.
Perpignan, 18. Ang. Die Internationale läßt Plakate verbreiten, in denen anläßlich der Brandlegungen in Alcoy und anderwärts gesagt wird, daß die Arbeiter nicht nöthig hätten, Fabriken anznzünden, die ihnen selbst doch einst gehören würden.
In der zu Chiselhurst gehaltenen Konferenz wurde für das Zusammengehen mit den Revnbli kauern gestimmt. Rouher behauptete, einen König lasse sich Frankreich nicht auf- drängen, es werde sich empören. Es wolle eine Plebiszit, und dieses könne nur für den Bonapartismns anssallen.
Von der untern Donau, 16. August. Die Cholera im Südost wüthet ziemlich heftig. In Schumla allein raffle sie in 29 Tagen (zwischen dem 2. und 31. Juli) 1184 Menschenleben fori, darunter 1000 Muhamedaner. In Bulgarien hat der Tod eine reiche Ernte gehalten. In Serbien ist die Cholera nur sporadisch ausgetreten Zn Rumänien ist sie fast allenthalben erloschen.
Der Sultan hat bei Krupp in Essen 500 Kanonen bestellt. —
Die weibliche Schildwache.
(Fortsetzung.)
„Es kann nicht Ihr Ernst fein," stammelte Orloff.
„Es ist aber doch mein Ernst," rief die Kaiserin. „Abgelöst l Die Muskete zur Hand!"
„Es ist unmöglich," sprach Orloff mit einigem Trotz, „ein General kann nicht Schildwache stehen."
„Ich denke, ein General hat wie ein Soldat vor Allem zu gehorchen," antwortete die Despotin mit dem Tone voller Strenge.
„Ich gehorche nur dem Reglement, das Euere Majestät selbst gegeben haben," rief Orloff muthiger.
„Und dieses Reglement sagt?"
„Daß ein General nie und niemals Wache stehen kann."
In diesem Augenblick leuchtete etwas seltsam Teufelisches in dem Gesichte Katharina's auf, sie lächelte, aber es war ein Lächeln, bei dem es denjenigen, dem es galt, wie Todesangst überkam.
„Also nie und niemals," wiederholte die Kaiserin, „nun das gefällt mir, Gregor Orloff, daß Du so pünktlich und so eifrig dem Reglement gehorchst, Las ich, wie Du sagst, selbst gegeben habe und daher vor Allem selbst respektiren muß, aber waS nun Ihun, da ich, wie Du wohl wissen wirst, nicht gewohnt bin, meinen Willen je aufzngeben?"
Orloff zuckle die Achseln.
Die Kaiserin gab sich die Miene einen Moment nachzn- denken, dann rief sie plötzlich vergnügt: „Ich habe es. Da ein General nie und niemals Sache stehen kann, so degradire ich Dich znm Stabsossizier, Gregor Orloff —"
„Majestät —"
„Run?" sprach Katharina, malitiös lächelnd, „ist jetzt Dein reglementtrenes Gewissen beruhigt?"
„Noch nicht ganz, Majestät," sprach der hochmüthige Günstling herausfordernd, „denn nach dem Reglement kann auch ein Staabsoffizier nicht Schildwache stehen."
Die Kaiserin zuckte verächtlich die Achseln. „Nun so de- gratire ich Dich hiermit znm einfachen Offizier. Kannst Du jetzt Wache stehen?"
Orloff entfärbte sich auffallend und sprach in feiner Verwirrung, die schöne Despotin immer mehr reizend: „Auch jetzt nicht, Majestät, denn nach dem Reglement kann nur ein gemeiner Soldat —"
Es war heraus, das unselige Wort: in dem Moment, wo er es ausgesprochen, erschrack Orloff selbst vor demselben, aber es war zu spät.
„Nun so erfahre denn, was es heißt, meinem Willen entgegenzutreten und lerne gehorchen, Du Nichts, Du elender Sklave," rief die Kaiserin zornig, „ich entkleide Dich hiermit aller Deiner Titel, Aemter, Würden und Orden, Gregor Orloff und degradire Dich zum gemeinen Soldaten." Damit rieß ihm Katharina die Epauletten und das Ordensband herab.
„Und jetzt," fuhr sie mit kalter Grausamkeit, den Blick höhnisch auf ihn geheftet, fort, „jetzt wirst Du wohl nach dem Reglement Wache stehen können, und ich rathe Dir zugleich, keinen Augenblick zu vergessen, daß Du fortan dem Korporalstocke unterstehst und bei dem geringsten Ungehorsam oder Fehltritt die Knute zu kosten bekommen wirst."
Orloff war todienbleich geworden und bebte vor Wuth am ganzen Leibe, aber er wagte nicht mehr zu widersprechen, nicht einmal mit einem Wink, er kannte Katharina H. und hielt sie für fähig, ihn, ihren Günstling, den mächtigste» Mann an ihrem Hofe, in einer grausamen Laune der öffentlichen Züchtigung, dem
Spotte seiner zahlreichen Feinde, dem Gelächter des Pöbels preis- zngeben
Die Kaiserin kommandirte hierauf, gleich einem alten Wachofsizier, die Ablösung, ließ Orloff mit der Muskete im Arme vor der Thüre ihrer Gemächer als Schildwache stehen und zog sich mit Jadwiga, beim Fortgehen noch einen vernichtenden Blick aus den degradirten Günstling werfend, in das Innere des Palastes zurück.
Als die Kaiserin in ihrem, mit dem Luxus einer orientalischen Despotin eingerichteten Schlafgemache angelangt war, brach sie in ein lautes Lachen aus und warf sich mit dem graziösen Muthwillen eines jungen, lustigen Mädchens in die Polster der Sammtottomane. „Nein," rief sie, es ist wirklich zum Todlachen, wie ernsthaft er aussah, und sahst Du auch, Jadwiga, wie bleich er geworden ist, bis in die Lippen bleich, er hat jetzt eine böse Stunde, er glaubt sich in der That verloren. O! ich sterbe noch vor Lachen, aber er verdient die Strafe, er verdient sie und er soll mir noch ans den Knieen um Gnade bitten. Ich wette, er ist überzeugt, daß es dabei bleibt, daß er als gemeiner Loldar eingereiht wird und wer weiß, ob er sich nicht damit die Zeit vertreibt, sich lebhaft die Szene auszumalen, wie ich ihn auf offenem Markte knnten lasse. O! es ist zum Todlachen." Die nordische Semiramis kicherte und krümmte sich in den Polstern.
„Aber, Majestät, er sollte Sie doch kennen," flüsterte Jadwiga ein wenig furchtsam.
„Er kennt mich," erwiderte Katharina, „und eben deßhalb zittert er vor mir, ja, er hat Angst vor mir und ich würde es ihm auch nicht ratheu, sie nicht zu haben, er wäre dann in der That verloren, wenn ich ahnen würde, daß er nur einen Augenblick zweifelt, ja, daß er nur zu hoffen wagt, ich wäre im Stande —"
Die Kaiserin vollendete den Satz nicht, aber sie biß die Zähne zusammen und in ihrem schönen Auge, das so zärtlich, so liebevoll zu blicken verstand, funkelte jetzt nichts als blutgierige Mordlust.
„O! Du bist großmüthig und gütig!" rief Jadwiga, vor der Kaiserin nieberstürzend und ihre Hände mit feurigen Küssen bedeckend.
Katharina zog das liebenswürdige Mädchen an ihre Brust.
„Ich bin nicht gut, und wenn ich es bi», so ist es nur gegen Jene, welche es verdienen, so wie Du."
„Und verdient Orloff Ihre Güte nicht?" fragte Jadwiga.
Die Kaiserin lächelte und strich ihr sanft die losen Härchen aus der Stirne. „Nein," sagte sie dann.
„Wie. Majestät!"
„Ich schätze seine großen Talente," sprach die Kaiserin, „und ich bin ihm persönlich gewogen, aber er weiß selbst am Besten, daß er mir nicht unentbehrlich ist, ja bei Keinem wäre Güte oder Großmuth weniger gut angewendet, als bei diesem wilden russischen Eisbären. Ich kann seine Rohheit nur dadurch zähmen, nur dadurch Herr seiner unbändigen, widerspenstigen Natur werden, daß ich ihn von Zeit zu Zeit daran erinnere, daß er »nr mein Sklave ist und ich ihn allen Ernstes mit Füßen trete."
„Wie soll ich das verstehen," Majestät?" erwiderte das erstaunte Mädchen.
„Du wirst mich gleich verstehen", sprach Katharina, „komm', aber entsetze Dich nicht vor dem, was du siehst."
Jadwiga folgte mit einigem Herzklopfen der Monarchin, welche ihr voran in den kleinen Saal schritt, der vor ihrem Schlafgcmach lag und in welchem die Kaiserin nur ihre intimsten Besuche, ihre wenigen Freunde, die Fürstin Daschkoff, die Gräfin Saltikofs, Frau von Mellin, die beiden Orloff und den Grafen Panin zu empfangen pflegte. Aus diesem reizend deko- rirten und möblirten duftigen Raum führten zwei nebeneinanderliegende Thüren, die eine in das Schlafgemach der großen Katharina , die zweite in ein Zimmer, welches sie jetzt mit einem kleinen Schlüssel ausschloß. Dieses Zimmer, in welches hierauf die beiden Damen traten, machte einen eigenthümlichen mysteriösen Eindruck. (Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— (Vor hundertJahre n.) Wie es vor hundert Jahren mit den Naturwissenschaften in Berlin bestellt war, beweist ein Beispiel zur Genüge. Der Oberconsistorialrath und — (wunderbare Vielseitigkeit!) — königl. Geh. Oberbaurath Johann Esaias Silberschlag, zugleich erster Prediger an der Dreifaltigkeitskirche in Berlin, hielt 1788 in der Akademie der Wissenschaften Vorlesungen über die Sonne. „Das Resultat seiner Forschungen war, kurz gefaßt, Folgendes: Die Sonne ist ein wirkliches wahres Küchenfeuer und die Flecken derselben sind Rauchwolken und große Rußhaufen; consequenter: wo Küchenfeuer ist, müssen Braten sein, nämlich die Gottlosen, Deisten, Naturalisten und Atheisten und der Teufel ist der Koch, der sie am Bratspieße nmwendet." So erzählt Professor Fischer, der Lehrer Alexander v. Humboldts.
— (Der Mensch — ein Ofen.) vr. Dyrenfurth sag
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