klärte u. A., dag die Ausgabe von 1 Tylr. Reichspapiergelo pro Kopf der Bevölkerung ihm zu hoch dünke. Preußen würde da­durch zu 'seinen 18 Millionen noch 6 Millionen Papiergeld da­zu bekommen. Tie preußischen Finanzen befänden sich aber in einem so blühenden Zustande, daß ein solcher Zuschuß des Eulen zu viel märe. Wenn es nach ihm ginge, würde die Norm wie in Preußen auf Thlr. pro Kops sixirt. Mir den Banknoten werde es einstweilen wohl bei dem Alten sein Bewenden haben, nur würden die Banken augehalten werden, einen gewissen Pocenr- satz ihrer Noten durch Melallvorralh zu decken.Unser Münz­system, wie es jetzt angenommen, gefällt mir nicht", äußerte Fürst Bismarck weiterhin.Es ist aber unmöglich, daß ich alle die verschiedenen Dinge, für die ich noch nominell verantwortlich bin, selbst besorgen, oder auch nur entscheiden soll Bon diesen Münzgeld­fragen verstehe ich nicht genug und überlasse sic ganz an Del­brück. Vielleicht, daß er wieder zu viel Theoretiker ist. Verant­wortlich gemach; werde ich freilich für Alles. Sie wissen ja, daß dies bei einer großen Zeitungs-Redaction ähnlich ist. Da muß auch der Redacleur die Verantwortung für -so Manches tragen, was er gar nicht gesehen hat, ehe es gedruckt war." Diese letzte Aenßeriitig führte das Gespräch ans die Presse. Es war die Frage gestellt, in welchem Sinn die als ofsieiös bezeichneten Blätter als Organe der Regierung zu verstehen seien. Die Antwort war ganz unumwunden:Alles was ich verlange, ist, daß die Zei­tungen mir so und so viel weißes Papier für die von hier aus­gehenden Mittheilungen zur Verfügung stellen: im Uebrigen können sie schreiben, was sie wollen. Sie kennen ja ivohl den Hrn. Aegi'di von srüher her. Der hat die ganze Sache unter sich: doch übt Bücher die leitende Eonirole. Das ist ein Mann von sehr seinem Tact."An Bücher", meinte der Besucher, haben Sie auch eine werthoolle Acquisition gemacht."Ja", er­widerte der Kanzler mit behaglichem Lachen,es ist mir auch sauer genug geworden. Seine achtundvierziger Vergangenheit war noch nicht vergessen, und Könige fassen nun einmal politische Oppositionen fast immer wie persönliche Beleidigungen auf. Wenn ich auch so gedacht hätte, wäre ja Bücher der Letzte gewesen, an den ich hätte denken können. Wir waren aus derselben Provinz, er war damals ein wüthender Republikaner, ich ein hitziger Junker, und nach mancher Sitzung gab es wohl keinen Menschen, den ich so gern erstochen hätte, wie ihn. Aber daS ist ja Alles vorbei. Auch beim Könige ich sage immer noch König; eine 37jährige Gewöhnung legt sich nicht sobald ab. Bei seiner Frau wird es mir nicht schwer, Kaiserin zu sagen, aber bei ihm liegt mir der König noch immer näher."Ich habe gehört, daß bei Hose von Denjenigen, welche sich mit der neuen Zeit nicht befreunden mögen, das WortKönig" mit besonderer Osrentarion als eine Art Protest gebraucht wird, daß es das Zeichen des Froudirens sei?"Ach nein, davon ist nichts zu bemerken. Der Einzige, von dem das gesagt wird, ist der Prinz Karl Wir haben keine Fronde." lieber den Aufenthalt des Schah in Pe­tersburg erzählte Fürst Bismarck eine hübsche Anecdote. Der Schah sprach damals kaum ein paar Worte französisch. Die wen­dete er in Petersburg an; als ihm die Parade zu langweilig wurde, sagte er zum Kaiser :üloi l'ntixuä, ülai.dn!" Dann erzählte Fürst Bismarck von der llnermüdlichkeit Kaiser Wilhelm's, wie er ihn oft habe iu der Nacht wecken lassen müssen und ihn doch nie mürrisch gefunden habe, er schilderte das schmale einfache Beit des Kaisers, die Rückenlage desselben beim Schlafen, seine Arbeitskraft, so daß der Kaiser beim Lesen der ihm zugehen­den Acte» sein Frühstück einnehme, er sprach von der peinlichen Pünktlichkeit des Kaisers und dergleichen mehr. Dann explicirte der Kanzler dem Besucher, warum er die Uniform trage, da -sie ihm an der Zeit des Ankleidens erheblich spare und ihm die Er­widerung der Menge von Grüßen erleichtere. . Der Amerikaner schließt seinen Bericht mit folgender Betrachtung:' Das Vorstehende dürfte genügen, eine ungefähre Vorstellung van der rückhaltslosen Offenheit in dem gemüthlichcn Tone zu geben, womit der Reichs­kanzler seine Besuche zu unterhalten pflegt. Diese Eigenschaften sind an ihm schon seit Jahren bekannt, und man geht zu ihm mit der sichern Erwartung, das Gegentheil eines steifen und trockenen Diplomaten zu finden. Dennoch wird die Erwartung weit von der Wichtigkeit übertroffen. Bismarck ist der gewandteste und unermüdlichsteeausourJ welcher mit der sicheren Glätte des französischen Unterhaltungstones die anheimelnde Gemächlichkeit der Redeweise deutscher Studenten verbindet. Er gibt sich mit der vollsten Natürlichkeit, ohne sich im Mindesten um den Ein­druck zu kümmern, welchen er hervorbringt. Seine Gespräche erscheinen vielfach wie lautes Denken; er spricht einfach heraus, was ibm eben durch den Kopf geht, ohne seine Worte ängstlich abznwägen, und der Nächstliegende Ausdrrick ist ihm auch stets der beste. Wenn man sein Wesen und Auftreten mit dem eines Diplo­maten der allen Schule vergleicht, begreift man feine großen Er­folge. Er hat stets genau Das gesagt, was er meinte und beab­sichtigte; da das nun unerhört war, so glaubte die Diplomatie, daß ernatürlich" ganz etwas Anderes meine und beabsichtige. Während sie sich den Kopf zerbrach, herauszutüfteln, was das sei, ihat er ganz ruhig, was er zu thun versprochen hatte, und über­

raschte damit alle Welt. Denn wo die Lüge Regel ist, wird die Wahrheit zur wunderbarsten Verstellungsknnst."

Die sämmtl. Reiter-Regimenter des Heeres haben Bericht darüber erstatten müssen, wie sie mit den durch den Krieg in ihre Hände gelangten französischen Pferden zufrieden gewesen sind- Die Urtheile sind sehr von einander abweichend, sprechen im Allgemeinen aber sich doch dabin aus, daß die Regimenter die preußischen Pferds in fast allen Dienstangelegenheiten den französisch!» Pferden und unter diesen namentlich der Berber- race vorziehen.

Erfahrene Choleraärzte ratben Jedermann dringend, Leibbinden anzulegen und Tag und Nacht zu tragen; denn Er­kältung des Leibes, die namentlich Nachts leicht eintrete, führe sehr häufig Durchfall ec. Kerbei.

Posen, 14. Aug. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Erzbischof Ledochowski wegen eigenmächtiger Anstellung des Pfar­rers Arndt zu Filehne die formelle Anklage erhoben; das Kreis­gericht beschloß die Untersuchung.

Ans Dentschlo thringen. Wie groß die Verluste an Gebäuden, Fabrnissen und Vieh durch den Krieg bei uns waren, läßt sich daraus bemessen, daß die in Metz tagende Kriegsschä- den-Nusglsichnugskommission nach mehr als zweijähriger ange­strengter Arbeit noch lange nicht das Ende dieses Geschäfts vor- ransznsehm vermag. Bis jetzt sollen über 60 Millionen Fran­ken Vergütungen gezahlt worden sein. Sogar die, welche für Frankreich opiirl haben und bereits ausgewandert sind, haben das Recht, noch jetzt ihre Verluste anzumelden und sind auch seither in der sreigebendsten Weise behandelt worden. Mit dem Beginne des Monats Oktober endet der Termin zur Annahme von Schädenanmeldungen

In Frankreich ist es ein öffentliches Geheimnis;, daß spätestens im Januar nächsten Jahres die Monarchie herge- stclit sein wird. Die Bourbons, Orleans und die ganze Geist­lichkeit sind mit einander einverstanden und die Nationalversamm­lung wiro ihr Ja und Amen dazu sagen. Bei der Aussöhnung der Bourbons und Orleans soll der österreichische Botschafter Graf Apponyi eine große Rolle gespielt haben Graf Andrassy, der österreich. Reichskanzler, soll dem Grasen von Paris zu ver­stehen gegeben haben 1) jede monarchische Regierung Frankreichs könne aus die Sympathie Oesterreichs zählen, 2) aber dürften zwei Grundpfeiler der österreich. Politik nicht angetanst werden; 1) die Freundschaft mit dem deutschen Reiche, 2) die Nichlinter- vention in Italien. (Ganz Paris ist voll von dem Gerücht, Graf Chcnndord nehme als König Henri V. die dreifarbiae Fahne für Lanv und Armee an, während er die alte weiße Fahne für sich und sein Haus beibehalie, Ende September werde er in sein Schloß Ebamdord einziehen. Die Kurse fallen.)

In Messina haben die geistlichen Herren wieder einmal ein Mirakel in Scene setzen zu sollen geglaubt uns dazu einen armen Teufel von Schuhflicker auserwählt, der sich als vom Teufel besessen gebahren mußte, um dann durch die blasse Be­rührung der Statue des h. Placidus geheilt zu werden. Alles sollte mit möglichstem Pompe vor sich gehen. Der Besessene be­gab sich, von Klosterfrauen umgeben, zur Kirche und ließ es un­terwegs weder an Gesichterschneiden, noch an rollen Körper-Ver­renkungen fehlen. Das zahlreich auf den Straßen versammelte Publikum verstand die Geschichte aber übel und setzte -dem Be­sessenen erst mit Gelächter und Pfeifen, schließlich aber mit Stem- würfen so übel zu, daß er sich summt dem Teufel in seinem Leib schleunigst aus dem Staube machte.

In Barcelona hat am Sonntag auf der Plaza de Palacio ein srchszigjähriger Greis einen siebenzigjähngen ohne unmittel­bar vorhergegangenen Streit ermvrdrrt. Beide waren öffentliche Schreiber. Der Siebenzigjährige las seine Zeitung, als der Sechszigjährige mit einer Pistole ans ihn zutrat und ihn erschoß. Darauf wandte sich der Mörder gegen einen andern Fachgenos­sen und feuerte auch auf diesen, verfehlte ihn jedoch glücklicher Weise. Ein Volkshaufe sammelte sich sofort an, aus welchem der Ruf erscholl: Schlagt ihn todt! Und in der Thal, ehe noch die Polizei zur Stelle war, war das grausige Lynchgesetz voll­zogen. Ein Mensch stieß ci!>.en Dolch dem Mörder in die Rip­pen, so daß der letztere todt hinsank. Der Lynchmörder-war verschwunden, ehe die Menge sich von dem Schrecken über den Doppelmord erholt hatte. Das Lynchen scheint sich leider immer mehr einbürgei: zu wollen; kein gutes Zeugniß für das Zutrauen, welches mau zu den Gerichten hegt, und ein Beweis der Bar­barei, welche die Gemüther erfaßt hat.

Kopenhagen, 14. Aug. Ein Justizministerialerlaß ver­fügt gemäß dem Staatsgrundgesetz, und bezugnehmend auf die Entscheidung des höchsten Gerichts vom 6./8. Aug. gegen Mit­glieder der Jitternationalen, das Verbot des internationalen Arbeitervereins für Dänemark.

Vor einigen Tagen ging in New-Dork «in elegant geklei­deter Herr, ein hübsch angezogenes Kind im Arme tragend, nach dem bekannten French-Horel. Das Kind, welches anscheinend krank war, wurde von ihm in ziemlich roher Weise auf dir Treppe gesetzt und mit folgenden rohen Ausdrücken ansgescholten: