Amtsblatt für Len Obcramtstezirk Nagold.
Nr. 95
Erscheint wöchentli» 3mal und koket , EinrLSungsgcbübr ^ür die Usine
daibjährlick bier S4 kr., im Bezirk AlMStag SM 19. AUgUjl. .Zeile aus geirLirnlicher LSrirr mit Poskaufsch'ag 1 fl. 8 kr. je 2 Kreuzer.
Amtliches. ^
Nagold. An die Ortsbehörden. Unter Beziehung ^ auf die Erlasse Königl. Steuer-Collegiums vom 8. v. Mts. Amtsblatt Nro. 9 des Königl. Steuer-Collegiums geht den Ortsbehörden se ein Exemplar dieser Nummer 9 zur Nachachtung zu.
Den 16. August 1873. j
Königl. Oberaml.
G ü >rtne r.
N a g o l d.
Bekanntmachung.
Nach einer Mittheilung des k. Operamts Herrenberg in am 15. d. M. dort ein der Wulh verdächtiger Hund, Riede, Leonberger Rare, mittlerer Größe, schwarz, langhaarig, mit weißem Fleck aus der Brust, entlaufen, was hiemit zur öffentlichen Kennt- niß gebracht wird.
Den 18. August 1873.
K. Oberamt.
Güntner.
N a g o l d.
Die Diöcesangeistlichen werden zur thcolog. Disputation am Montag 25. August, Morgens 9 Uhr, auf das hiesige Rathhaus eingeladen.
Den 18. August 1873.
Kön. Dekanataml.
Freihoser.
r a g - s - N - u i g e e i t e n.
** Nagold, 18. August. Nachdem die für die neue hiesige Kcrche bestimmten, aus der Gießerei der Gebrüder Bach erl »i Kochendors hervorgegangenen neuen Glocken am 14. o. M. per Eisenbahn eingetrofseu und an den folgenden Lagen glücklich ausgehängt waren, sand letzten Samstag, Abends 6 Uhr, aus dieser Veranlassung eine Feierlich teil stau, die ihrer -Seltenheit wegen nicht übergangen werden soll. Die Schuljugend bewegte sich aus den kurzen Rus der neuen Glocken ui Begleitung ihrer Lehrer von dem schulhause aus zur neuen Kirche uuo stimmte, nachdem sie sich dort vor dem Hauptportale ausgestellt haue, das Lied: „Womit soll ich dich wohl loben?" an, worein auch die zahlreich versammelten Gemeuideglieder einstimmteu. Herr Dekali Freihoser hielt sodann eine kräftige Rebe üoer den Zweck und die Bedeutung der Glocken, die, obgleich sie nur ein tönendes Erz seien, doch gar ernst und eindringlich bei verschiedenen Veranlassungen zu uns reden. — Die grösste derselben HKönig Karl 1.) hat die Umschrift: „Aus der Liese rufe ich, Herr, zu dir!" die mittlere (Königin Olga) verewigt das Luiyerworc: „Ein feste Burg ist unser Gott!" die kleine (Prinz Wilhelm) läßt das Engelwort: „Ehre sei Gott rn der Höhe!" bis in die fernsten Zeiten sortlüuen. Hieraus wurde, nachdem wieder ein Vers gesungen war, jede der neuen Glocken einzeln, daun zusammen geläutet, und jedermann sceuie sich üoer den noch nie gehörten, feierlichen und harmonischen Klang, aus dem die Löne 14 6 leicht herausgesunden werden konnten. Nun kamen auch me „alten" Glocken zu ihrem Rechte, indem mit denselben zuerst allein zu- sammengeläutel wurde, woraus auch me neuen muiönren, so daß ein gar großartiges, festliches Geläute entstand, welches uns das Schillerwort ins Gedächuriß ries:
„Freude dieser Staot bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute I"
In Obernhausen, O.Ä. Neuenbürg, sind in der Nacht vom 13./14. August 8 Gebäude abgebrannt. Einige Stunden vorher war in dem nur 1 Viertelstunde entfernten Gräsenh au- sen eine Scheune abgebrannt.
Stuttgart. S. Excellenz Hecr Generallieutenant von stülpnagel ist gestern vom Urlaub hiehec znrückgekehrl uno hat heute das Commando wieder übernommen. Gestern Nachmittag wurde er von einer Deputation des Königlichen Offizierskorps oegrüßt und Abends um 9 Uhr brachten vor seinem Palais sämmlliche hiesige Musikkapellen eine Serenade. Heute am 16. August ist
es der dritte Jahrestag, an welchem Herr von Siülpnagel die 5. Division — es waren die Brandenburger — bei Vionville und Mars la Tours kommandirte und gegen große Uebermacht der Franzosen vom Morgen bis zum Abend Stand gehnlletr und die ihm angebotene Verstärkung zurückweisen und dahin beordert hat, wo sie nolhwendiger sei, als bei ihm. Solche Lharen werde» immer dankbar in der Erinnerung des deutschen Volkes bleiben, und auch mii dem württembergischen Armeekorps wird jcherc von Siülpnagel, wenn es sein muß, den Platz behaupten / die Schwaben sind ja seit alten Zeiten als tapfere Streiter bekannt, sonst wäre ihnen nicht.die Ehre geworden, die Reichsslurmsahne zu lragen.
München, 14. August. Nachdem die vorjährige Jnspec- tion einer baherischen Division durch den deutschen Kronprinzen an hoher Stelle sehr verstimmt hatte, schien es bisher, daß derselbe in diesem Jahre keine Besichtigung bayerischer Truppen vornehmen würbe. Wie nun die „Spen. Ltg." nach einer einem „auswärtigen Blatte" aus Berlin zugegangenen Nachricht mit- iheilt, wird jedoch noch dieses Jahr eine Armee-Inspektion durch den deutschen Kronprinzen stattsinden und dieselbe sich nicht nur aus das erste, sondern auch auf das zweite bayerische Armeecorps erstrecken. Durch diese Nachricht erhält eine Meldung der „Frank. Ztg." Bedeutung, welche besagt, daß nach einer in Ansbach aus München eingetroffenen Nachricht der deutsche Kronprinz am 10. September am erstgenannten Orte eintreffen und zwei Lage dort verweilen werde. Die „Fränk. Z." fügt bei, es verlaute gerüchtweise, daß der Kronprinz über die Ulanen-Bri- gade, welche zu jener Zeit in der Ansdacher Gegend manövri- ren wirb, Jnspection halten und sich über Heilbronn nach Nürnberg begeben werde.
Auch in Potsdam ist die Cholera ausgebrochen. Desgleichen in Elberfeld.
Kaiser Wilhelm hat seine diesjährige Reise durch Bayern nach Bad Gastein in München nicht anzeizen lassen und somit aus jede offizielle Aufmerksamkeit verzichtet. Es Hai ihn daher diesmal kein Geueraladjulani des Königs an der Grenze empfangen und geleitet wie im vorigen Jahr. Jedenfalls ist dies eine Folge der Empfindlichkeit über die öffentlichen Ehrenbezeugungen, die der König im vorigen Jahre gezeigt und öffentlich ausgesprochen hat.
Es gilt als gewiß, daß die Reichsregiernng die Absicht hegt, dem nächsten Reichstag endlich ein Gesetz über das Versicherungswesen vorzulegen. Allgemein wird anerkannt, daß sich diese Angelegenheit nicht länger hinausschieben lasse.
Deutsche Reichsmünze. Nach dem nun publizirten Reichsmünzgesetze wird es künftig im Deutschen Reiche folgende 14 Geldsorlen geben:
1. aus Gold :
1
20-Markstück --- 11 fl. 40 kr.
2000 Pf.
1
10-Markstück — 5 fl. 50 kr.
1000 Pf.
2. aus Silber
1
5-Markstück — 2 fl. 55 kr.
500 Pf.
1
2-Markstück — 1 fl. 10 kr.
200 Pf.
1
1-Markstück — — fl. 35 kr.
100 Pf.
1
'/»-Markstück --- — fl. 17»/, kr.
---
50 Pf.
1
'/»-Markstück ----- fl. 7 kr.
—
20 Pf.
3. aus Nickel:
1
' is-Markstück — — fl. 3»,z kr.
---
10 Pf.
1
',-o-Markstück - — fl. 1 kr.
5 Pf-
4. aus Kupfer
1
' s o-Markstück — — fl. 7 kr.
2 Pf-
1
' ioo-Markstück — — fl. kr.
—
1 Pf-
Fürst Bismarck ist vor einigen Wochen auch einmal von einem amerikanischen Berichterstatter „interviewed" worden, nämlich von dem bekannten Chef-Redacteur der „Jllinois-Staatsztg.", Hrn. Hermann Raster (irren wir nicht, ein geborener Anhalt- Dessauer, schleswig-holsteinischer Unabhängigkeiskämpser und 1848er Flüchtling, jetzt wohl-situiner Zeitungs-Eigenthümer in Chicago.) Raster hatte am Tage der Ankunft des Schah eine Unterredung mit Bismarck, über welche er nun in seinem Blatte folgende interessante Mittheilungen macht: „Der Kanzler er-