und gab ihm Marchuer, welcher sei» Gespann halten ließ, de» Nach, den Fuß zwischen die Radspeichen zu stecken und nur fest anzuzieheu. Der arglose Knabe ihat dies und in demselben Augenblicke schrie Paver Hüoh! Hüoh! und trieb mit der Peitsche die Pferde an! Dem Unglücklichen wurde der Fuß abgedreht, hülflos blieb er am Wege liegen und hohnlachend fuhr die mensch­liche Bestie weiter! Ein Strafantrag wurde nicht gestellt, doch das verdiente Geschick hat Laver Marchuer ereilt, er ist nun zum Tode verurtheilt.

Leipzig, Ende Juli. In Marienberg und Umgegend hat sich, wiedasTagbl." mittheilt, seit einiger Zeit eine Glaudens- Ges e lisch aft gebildet, die gegenwärtig unter dem NamenApo­stolische Gemeinde" öffentlich auftritt und natürlicher Weise in den Kreisen der Bevölkerung viel von sich sprechen macht. I» ihren Grundzügen gleicht sie auch den im Gebirge früher bestehen­de» sog.Mucker-Gemeinden, die bei der Arbeitseinstellung im süßen Nichtstbun densüngsten Tag" und dastausendjährige Reich" erwarten und darin mit allerlei Traclätcheu in der Hand als Patente, daß dieGnade" bei ihnen wirklich zum Durch­bruch gekommen war, die obersten Stellen einzunchmeu und ein seliges Leben zu führen gedenken, wie einst die Göller auf dem Olymp bei Nectar und Ambrosia. Bon wo aus dieseaposto­lische Gemeinde" Lebensfähigkeit erhält, ist zur Zeit in tiefes Dunkel gehüllt.

Dresden, 31. Juli. Fast ganz Sachsen ist, den aus Mittweida, Chemnitz, Waldheim, Eibenstadl, Reichenau n. a. Orlen heute vorliegenden Berichten zufolge, gestern von einem von Hagelschlag begleiteten Gewitter heimgesncht und jganz besonders in Mittweida, Lommatzsch bedeutender Schaden an Häuser» und aus den Felder» angerichtet worden. Gleiche 'Nach­richten liegen aus Mecklenburg, Oldenburg, von der Unterweser und andern Theilen des nördlichen Deutschland vor.

Geseke in Westfalen, 27. Juli. Bisher ruhten auf dem hiesigen Fried hof e Katholiken und Protestanten friedlich neben einander. Dem neuen Stadtpfarrer, Bonsmann, behagte dieses nicht, und er kam beim Magistrat darum ein, es möge den Pro- restanten ein ausschließlich für sie bestimmter Theil des gemein­schaftlichen Kirchhofs angewiesen werden. Der Magistrat, welcher, mit Ausnahme des Bürgermeisters, ausechten Ultramontanen" besteht, entsprach mit allen gegen die des Bürgermeisters obigem Anträge

Wie dieConcordia, Zeitschrift für die Arbeiterfrage," vernimmt, ist an maßgebender Stelle eine Gesammt-Revision der Gewerbeordnung beabsichtigt und sollen die Vorarbeiten da­zu bereits in Angriff genommen sein.

In der Böckler'schen Angelegenheit kann die ,,N. F. Z." miltheilen, daß cs nach dem nunmehr der Staatsanwaltschaft vorliegenden, sehr umfangreichen Bericht des Cnminal-Commif- sarins Lene kaum noch einem Zweifel unterliegt, daß das Kind vor der Ermordung von seinem Peiniger gemißbraucht worden ist Der Unmensch, ein sehr kräftig ausgebildeier Bursche von jetzt 17 Jahren zur Zeit der Thal war er erst 16 Jahre alt - war bis jetzt nicht zu einem Geständniß zu bewegen.

Die Spen. Z. schreibt : Eine erfreuliche Nachricht über eine deutsche Einmischung in auswärtige Angelegenheiten ist aus Kon­st a n rin opel eingegangen. Auf den dringenden Rath der deut­schen Gesandtschaft hat die Pforte auf jede Intervention in dem Kriege zwischen Holland n. den Atchinesen verzichtet. Die Nachricht ist in doppelter Hinsicht wichtig, erstens weil sie den bedeutenden Einfluß Deutschlands auf die Entschließungen der Pforte beweist, bann aber weil sie ein neues Zeugniß von der durchaus friedlichen und den Nachbarn wohlwollenden Hal­tung der deutschen Politik ablegt. Die Beunruhigung, welche die eruischeu Liege trotz der friedlichen Tendenzen der deutschen Politik bei den kleineren Nachbarstaaten erregt haben, macht jede Gelegenheit zur Bethäiiguug der friedlichen Gesinnungen Deutsch­lands zu einem poliisch erfreulichen Ereignisse.

Um seinen Gast, den persischen Schah zzr unterhalten, hatte Kaiser Wilhelm ein großes Wettrennen in Berlin veran­staltet. Wer aber nicht kam, das war der Schah. Warum nicht V Am Tage des Rennens sagte er: daß ein Pferd schneller rennt als das andere, daß weiß ich; wer darauf sitzt, interessirt mich nicht.

Bei der letzte» M i l ilä r a u s he b u ng des 53er Jahr­ganges kam in Höxter eine eigenkhümliche Irrung vor: Nach dem Aufruf:Elbing" tritt in pur. natnr. ein skeletartiger, etwa 70jnhriger Greis ins Kabinet des Stabsarztes. Auf die Frage: Was wolle» Sie hier? erfolgt die Antwort: Wie heißt? Sie haben gerufen Elbing, hier ist meine Vorladung, der Elbing bin ich. Unter allgemeinem Gelächter wurde darauf Folgendes con- statiri: Der junge 70jührige Couscribirte war vor 20 Jahren noch Jude, welcher sich taufen ließ und also 1853 als junger neugeborner Christ in das Taufbuch eingetragen worden war.

Posen, 31. Juli. Der Vorsteher der geistlichen Deme- ril,-inAnstalt Storchnest ist Seitens des Obertribunalraths in 100 Thlr. Geldstrafe genommen worden, weil er trotz wieder­holter Mahnung die H» - ordnung der Anstalt noch gar nicht

und das Verzeichniß der in der Anstalt befindlichen Geistlichen verspätet ans Oberpräsidium eingereicht hat.

Ege r, 30. Juli. Ein furchtbarer Wolkenbruch mit Haqel- schlag verwüstete die Umgebung. Die Getreidefrüchte sind meilen­weit im Umkreise vernichtet.

Nancy, 1. August. Vor der Räumung der Stadt hielt General Manteuffel auf dem Stanislaus Platz Morgens 6 Uhr eine Revue über die Truppen ab. Nach dem Abzug war großer Jubel unter der Bevölkerung, die Glocken wurden geläutet, Fah­nen ausgesteckt und Hochs auf Thiers und die Republik gebracht. Abends war großer Zapfenitreich, welcher von den Pompiers unter zahlloser Betheiligung und Wiederholung der Kundgebungen ausgeführt wurde.

Die Räumung weckt die Revanche-Gelüste wieder mit neuer Macht. Der Schluß einesDie Räumung" überschriebenen Artikels imConstiiutionnel" sagt:Die Deutschen werden in einigen Tagen den französischen Boden verlassen haben; indessen haben sie noch zwei Provinzen zurückbehalten, und Frankreich wird so lange in Trauer fein, bis es Elsaß-Lothringen wieder erlangt hat. Mögen auf diplomatischem Wege oder durch Waffengewalt die französischen Fahnen wieder auf Metz und Slraßdurg auf­gehißt werden, sicher ist, daß sie dort wieder wehen werden. Preußen har einen furchtbaren Satz in Anwendung gebracht: das Recht des Stärken» In Frankreich erinnert und unterrichtet mau sich mehr, als unsere Nachbarn auf der andern Seite des Rheins glauben. Daß sie unser Geld nehmen, um sich das ver­gossene Blut bezahlen zu lassen, können wir ihnen am Ende ver­zeihen, aber sie nahmen uns zwei Provinzen, und eröffneten so ein schreckliches Conto in dem Hauptbuch unseres Grolles. Sie wissen aber, daß wir unsere Schulde» bezahlen."

DerLohn der Sonne" ist im Bezahlen seiner Rech­nungen von wahrhaft genialer Vergeßlichkeit. Der während seines Aufenthaltes in Paris der Marschallin Mac Mahon ge­schenkte Lchmnck ist dem Verkäufer, einem Juwelier des Palais Royal, bis jetzt noch nicht bezahlt und hat sich der Letztere wegen seiner Forderung von 200,000 Frcs. an die französische Regie­rung gewandt und deren Hülfe zur Erlangung des Kaufgeldes beansprucht.

In Bel fort wird eine Adresse an Thiers unterzeich­net (sie hat bis jetzt 1100 Unterschriften), welche demnächst Herr Köchlin Schwarz dem Expräsidenten überreichen wird. Darin heißt es zum Schluffe:Nach der Meinung der Bürger von Belsort find Sie noch berufen, Frankreich hervorragende Dienste zu leisten, und wir werden nicht aufhören, Sie als Vater des Vaterlandes zu verehren."

In der belgischen Kammer kam es zu einem stürmischen Auftritt in Folge einer Interpellation von Vleminckx, der fragte, ob es wahr fei, 1) daß eine Militärmusik in Antwerpen in einem Jesuilenkloster habe blasen müssen, 2) daß die Bischöfe von dem Kriegsminister die obligatorische Betheiligung der Sol­daten an der Messe verlangt hätten? Im Lauf der Debatte stellte es sich heraus, daß beides sich so verhielt.

Madrid, 1. August. Es heißt, die Sukkursalc der spa­nischen Bank in Valencia sei von den Insurgenten geplündert worden. Der Angriff der Regierungstruppen aus Valencia wird heute Abend erwartet. Alhama erklärte sich als ein von der Regierung von Madrid und von Granada unabhängiger Kanton. Englische und französische Kriegsschiffe sind auf der Rhede von Bilbao angekommen.

DemJmparcial" zufolge ist der General Contreras in Carthagena von seinen eigenen Anhängern gewissermaßen blokirt, da diese glauben, daß er sich aus der Stadt entfernen wollte. Die Rebellen sind gegen einander gerade so mißtrauisch wie gegen die Regierung.

Das zur Untersuchung des atlantischenOceans ent­sendete SchiffCallenger" ist am 15. Juli von Bermuda und den Azoren in Madeira augekommen. Die Forschungen haben ergeben, daß ein Bergrücken von Grönland und Irland bis zur südamerikanischeu Küste in der Nähe des Amazonensiroms sich erstreckt, der das vulkanische Gebiet der Azoren umfaßt und nirgends tiefer als zwei (englische) Meilen unter dem Meeresspiegel sich befindet. Nach Osten hin wird dieser Berg­rücken durch ein ungeheures 20,3 Meilen tiefes Thal von Europa und Afrika getrennt. Es erstreckt sich vom Aequator nördlich bis zu dem 52. Parallelkreise etwa. Wenn dieses Thal nicht überfluthet wäre, so würde es einen Anblick ge­währen, von dessen Pracht man sich keinen Begriff machen kann, denn nördlich würde es sich bis zu den alsdann gigantischen Bergen von Cap Verde und den kanarischen Inseln erstrecken, welche letztere mit dem Pic van Teneriffa 26,000' hoch sein würden. Madeira würde von einer Höhe von 20,000' dieses und noch ein anderes dem mittelländischen Meere zustrcbendes Thal übersehen. Auf der Westseite des Azoren-Plateaus befindet sich eine ungeheure etwas wellenförmige Ebene, die sich in einer durchschnittlichen Tiefe von 2^4 Meilen bis an die Küste von Amerika erstreckt. Vermuda, das jetzt nur 200' über dem Mee­resspiegel sich erhebt, ist in der That eine vereinzelte, 15,000,