also den armen Elsässern nichts übrig geblieben, als in Cayenne zu bleiben und dort oen Tod z» erwarten, hätte- sich die deutsche Regierung nicht ins Mittel gelegt und den Transport der Un­glücklichen bewerkstelligt. Am verflossenen Montag kamen 38 dieser befangene» in Dollweiler an.

Paris, 28. Juli. Die Verhandlungen im P r o z e ß B a- zaiue werden, ivie bestimmt verlautet, am 6. Okt. ihren Anfang nehmen. Die täglichen Sitzungen werden 45 Stunden währen und man glaubt, daß sie Debatten sich zum November hinziehen werden. General Pourcet, der Commissär der Regierung, hat am Samstag den Marschall Bazaine fragen lassen, ob er einen Dertheidiger gewählt habe. Der Gefangene ha: als solchen oen bekannten Pariser Advokaten Lachaud bezeichne:, dem eine Ab­schrift der Zeugenaussagen zngestellt worden ist. Lachaud erhält im Schlosse von Compirgne selbst eine Wohnung während der Dauer der Verhandlungen.

Paris, 23. Juli. Die äußerste Linke beschloß, während der Ferien ein lleberwachnngs Comile zu bilden. Die deutschen Truppen haben Montmedy, Lnneville, Raon, Commercy geräumt. Mantcnffel hat den Arme» von Nancy 26,000 Frs. geschenkt; Graf Haussonville, Präsident des elsaß-lothringischen Unterste tzungs-Comiles, hat den Armen von Metz eine gleiche Summe zur Disposition gestellt.

Paris, 31. Juli. Die Journale nehmen die Botschaft anläßlich der Vertagung der Nationalversammlung beifällig auf, selbst radikale Blätter drücken Vertrauen in die Loyalität Mac Mahons aus.

In Paris ist ein Dachdecker vom 6. Stockwerk eines Hauses heruntergefallen, ohne irgendwie Schaden zu leiden. Er fiel nämlich auf zwei Frästen, die aus der Straße mit ein­ander plauderten. Die Frauen blieben auf der Stelle todt, er aber war gerettet.

Am Freitag Abend hat in Rueil (Seine et Oise) ein ent­setzliches Ereigniß statrgefnnden. Der Commis eines Krämers kam mit dem Lichte einem Fasse mit Mineralessen; zu nahe, während er aus demselben zähste, uns wurde schwer verlest. Es gelang, das Feuer zu löschen. Einer der Feuerwehrmänner stieg indeß unvorsichtiger Weise eine Stunde später mit einem Lichte in den Keller hinab, um die Waaren zu retten. Es erfolgte eine furchtbare Detonation und die Heftigkeit des sortgeschleuderren Mauerwerks war so groß, daß 43 auf dem Platze anwesende Personen, fast alle lebensgefährlich, verletzt wurden. Die Ver­wirrung war entsetzlich und die Dunkelheit der Nacht machte die Szene noch schrecklicher. 10 der Verwundeten find ihren Schmerzen erlegen und bei den Meisten der noch Lebenden ist die Hoffnung auf ihre Rettung nur gering.

lieber die Physiognomie der geräumten Stadt« nach dem Abrücken der deutschen Besatzungen schreibt ein Pariser Corre- spondenl derA. Zig.":Das Wiedersehen ist tragikomisch. An allen Orten rückt hinter der abstehenden deutschen Garnison französische Gendarmerie mit zahlreichen Polizisten ein, welche sofort Hand an die Bevölkerung legen und delagcrungszuständ- Uch jede Möglichkeit einer Dankcsänßerung für Hrn. Thiers zu Hintertreiben, die Bevölkerung nicht zu Athem und Wort kommen küssen. Auf die Marsellaise wird gefahndet, Concerl unv Bälle werden verboten. Festbeleuchtungeil werden gelöscht, die ans den Häusern strömenden Bewohner werden als Zusammenrottung- aus einandergestöberr, kein Ruf für Hrn. Thisrs oder die Republik wird gestattet, die Schänken und KaffehLnser müssen in früher Abendstunde geschlossen werden, Verhaftungen von widerspänstigen Enthusiasten und Excedeilten finden überall noch am ersten Tage deS Wiedersehens statt."

Es dürste vielleicht nicht ohne Interesse sein, daran zu er­innern, daß seit der allgenieinen Herbreitung einer der -ersten Nutzpflanzen, der K a'r t o fstell, im stvilisirten EurSpa im Jahre 1873 gerade 100 Jahre verflossen sind. Erst dem französischen Gelehrten Anton Augustin Pannentier ist es im Jahre 1773 ge­lungen , seinem König Ludwig XVI. Geschmack an dieser Gabe der Natur einzilflößen, und erst von jener Zeit an hat dieselbe in Frankreich und Deutschland allgemeine Verbreitung gesunden.

Zürich, 28. Juli. Die Sache der Altkath oliken hat hier einen Schlag erlitten, von dem sie sich schwer erholen wird. Auf vergangene» Montag War nämlich, wie derBund" meldet, eine Versammlung der freisinnigen Katholiken ausgeschrieben worden, um am hundertsten GrdächtniHlage der Aushebung des Jesuiten Ordens durch Pabst Clemens XIV. einen Vortrag des Prof. Dr. Michelis Über das Wesen des Jesuitismus anzuhören und nachher einige wichtige Vereins-Angelegenheiten zu behandeln. Die Versammlung war zahlreich besucht und spendete dem Vor­träge lebhaften Beifall. Als es sich dann aber darum handelte, den Delegirlen an den Altkatholiken Congreß in Olten Instruc­tionen zu geben, erhob sich eine sehr lebhafte und nicht würdig endende Discussion. Nach derZntch. Presse" hatte zuerst der Präsident der Versammlung, Hr. Baumgartner, sich gegen die Gründung eines Nanonalüisthums und sür die Bildung einer freien allkathoüschen Gemeinde mit bloßem Weihbischof ausge­sprochen. Dagegen erhob sich nun Prof. Michelis, der in ziem­

licher Aufregung erklärte, eine solche Frage könne unter Katho­liken gar nicht diskutirt werden; ohne das Epifcopalsystem gebe es keinen Katholicismus; wenn die Züricher Gemeinde beschlie­ßen sollte, sich keinem Bisthum. anzuschließe», so werde .er sofort Zürich wieder verlassen. Ihm secundirie der Präsident der Kir- chenpstcge, Hr. Zürcher. Für eine freie katholische Kirche ergriff Fürsprech Dormann das Wort. Mit aller Ruhe sprach er sich dahin ans, die zürcherische katholische Gemeinde könne ganz gut ohne anerkannten Bischof existiren; er habe zwar nichts gegen die Errichtung eines Naiional-Bisthums, nur sei dieselbe nicht so pressant, und jedenfalls müßte sich die katholische Gemeinde Zürichs vas freie Anschlußrecht Vorbehalten. Die Frage sti über­haupt nicht so über's Knie abzubreche», die Kirche habe Jahr­hunderte ohne Bischöfe gelebt rc Diesen Widerspruch kannte Hr. Michelis nicht ertragen, er unterbrach den Redner wiederholt und, wie es scheint, in einer Weise, welche es wünschbar erschei­nen ließ, die Fortsetzung der Discussion und eine Beschlußfassung zu vertagen Ans den verschiedenen Berichten über den Vorgang ergibt sich demBund" der Eindruck. daß Hr. Michelis kaum der rechte Mann für die Forderung des Alttatholicismns in der Schweiz sei» dürfte.

Am 18. Juli hat zu Drontheim die Krönung des schwedischen Herrscherpaare» mit der Oe c«« Nsrwsgsus staUge- funden.

Haarsträubende Berichte erfährt man nachträglich über die Greuel, welche bei der Einnahme von Jgualada durch die Kar listen begangen wurden. Hält man sie zu den Greueln der Internationalen zu Alcoy, so hal man die Wahl, wem die Palme der Barbarei zuzutheilen ist, den Schwarzen oder den Rothen. In die Kirche der eroberten Stadt hatte sich eine Anzahl von republikanischen Freiwilligen geflüchtet; die Karlisten bemächtig­ten sich der Kirche mit Hilfe erstickenden Pelroleumrauches und stachen die Freiwilligen nieder. Von den Freiwilligen, welche das Fort Pi besetzt hatten und sich zuletzt ergaben, wurde die Hälfte auf dem Fleck erschossen, nachdem die Unglückliche» zuerst gezwungen worden waren, einen Meßgesang mit anzustimmen. Kein Hans, in das die Karlisten eingedrungen sind und das sie nicht ausgeplündert haben. In den meisten Häusern an der Straße de la Soledad und au der Rambla ist kein Werthgegen- stand zurückgeblieben, selbst die Möbel wurden auf die Straße geschleudert. Einem Uhreuhäudler ließen sie nicht einmal seine eigene Taschenuhr;. die Wanduhren, welche sich nicht mitschleppen ließen, wurden, zerschlagen. Zwei Kinder die um ihren Vater weinten, der sie allein gelassen, um in den Kampf zu ziehen, wurden gegen die Mauer des Hauses geschleudert und getödtet. Frauen der Freiwilligen wurden ermordet und selbst Säuglinge nicht geschont. Die Kaffeehäuser, das Athenäum, eine Fabrik, die Kaserne, die Kirche und viele Häuser wurden niedergebrannt. Die Bewohner eines brennenden Hauses sprangen aus den Fenstern aus die Straße hinab und wurden von den Barbaren mit dem Bayonnet aufgesangen. Di« Verluste der Vertheidiger Jguala- das im Kampfe werden auf 70 geschätzt ; die Zahl der Ermordeten ist nicht sestgestellt. Die spanischen Berichterstatter sind der Meinung, daß während des siebenjährigen Bürgerkriegs keine-Szenen so bestialischer Grausamkeit vorgekommen seien, wie die gegenwärti­gen. Die republikanischa Aera hat in ihrer kurze« Dauer die Sitten entsetzlich verwildert.

Allerlei.

(Ein galanter ElepHant). Daß auch Elephan- ten Sinn für Eleganz und gute Sitten haben, bewies neulich das große Rnsscllhier im Jardin des Plantes in Paris. Sonst nur der süßen Gewohnheit stöhnend, mit seiner sehr empfindli­chen, langgestreckten Nase auf die Brode, Kuchen und den Zu­cke der das Gitter Umlagernden zu fahnden, verfolgte der Ele- phant diesmal mit seinen Betteleien und Liebkosungen eine junge Dame, der er, so oft sie sich entfernen wollte, mit den Blicken und dem langhin ausgestreckten Rüssel nacheilte. Er ging, wenn die Dame ging, blieb stehen, wenn sie sich aushieit, kurz, geber­dete sich wie der leidenschaftliche Verliebte. Das Mädchen, trotz der bekannten Gutmülhigkeit des Elephanten ängstlich geworden, wollte sich entfernen, woraus der graue Alte ein jämmerliches Wehgeschrei ausstieß. Der Wächter des Thiers beruhigte die Erröthende, und ersuchte sie, das Bouquet, welches sie am Busen trug, dem Schmachtenden zu überreichen. Mit zitternder Hand löste sie es von der Brust und reichte es dem Begehrenden hin. Kaum war dies geschehen, griff der Elephartt mit dem NÄsel gierig »ach dem Strauße, führte ihn sodann wiederholt an den Mund, schlürfte seinen Duft mit Wollust, und gab ihn zum allgemeinen Erstaunen mit komischer Grazie der Eigenthüme- rin zurück. Das Bouquet bestand aus Orangeblüthen, und zur Aufklärung eines Theiles des Vorfalles diene, daß der Elephant eine Leidenschaft für Pomeranzen-Duft hat. In Java entlaubten die Elephanten die mit Blumen besäcten Orangenbäume und be­rauschen sich in ihrem Duste. Mit gleicher Vorliebe verzehren sie auch die Goldsrüchte.

Eine sonderbare Rache kam kürzlich in einem Hollands