Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.
Nr. 88
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„HeMchafter"
für die Monate August und September ladet freundlichst ein die
"Redaktion.
Amtliches«
Nagold. An die K. Pfarrämter. Zu throlog. Disputation erbitte ich mir die Vorarbeiten längstens bis 9. d. M., die Uebersicht über die Verhandlungen der Psarraemeinderäthe bis 16. d. M.
Den 1. August 1873.
K. Dekanatamt.
F reiho f e r.
Nagold. Die Lehrergejangoereins-Versammlung für den Monat August fällt aus.
K. Dekanatamt.
LageS-Neuigkeiten.
Dem Amtsnotar Dcngler von Walddors wurde die erledigte Amts- notarsstelle in Altenstaig, die Amtsnolarsstelle in Schuffenricd dem Amts- notar Drescher in Wilvderg übertragen.
Zur Ausübung der Feldmefserkunst mit der Bcfugnib II. Klaffe nebst Gebrauch des Tbeodoliths, find in Folge Prüfung unter anderen ermächtigt: Georg Gärtner von Lulz, O.A. Nagold, Gottlreb Kraus von Haiterbach.
Die dritte Schulstelle in Knittlingen wurde dem Unterlehrer Weil in Nagold übertragen.
Heilbronn. (Ein Brief Fr. Heckers.) Eine vom hies. Turnverein an Fr. Hecker ergangene Einladung zur Teilnahme am Turnfest beantwortete derselbe mit folgender Zuschrift aus Wildbad, 20. Juli: An Ehr. Herrmann, Vorstand des Turnvereins Heilbronn. Gut Heil und besonderen Gruß zuvor! Soeben wird mir die sreundliche Einladung zum dortigen Turnfeste überbracht. Seit dem Monate Januar b. Jrs. habe ich die Union und einen großen Lheil Deutschlands durchreist und viele Tausend englische Meilen zurückgelegt und diese Kreuz- und Querzüge eines 62jährigen wurden hier durch eine Krankheit (Kopf- undj Gesichtsrose) unterbrochen, nun befinde ich mich zur Rast in dem schwäbischen Wildthate, um die alte Maschine etwas zu flicken, (wenn's möglich ist) an der sich eben die vielen Strapazen im Frieden uno im Unions-Kriege auch anzumelden nicht unterließen. Die Kur- und die Nachkur soll ich nach ärztlicher Vorschrift nicht unterbrechen, und wir, auch in der großen amerikanischen Republik haben, in großen Reinigungskämpfen gegen die Eiscnbahnmonopole, ein heuchlerisches Muckerthum und Mäßigkeits-Fanatiker, wie überhaupt gegen die große Verdummungs- Kommission des schwarzen Landsturms zu kämpfen und fortzukämpfen nicht unterlassen, und da ich nicht gerne als sanftlebeu- des Fleisch in der Mast-Ecke sitzend blos zuschauen, sondern als repulikanischer Bürger und Soldat in den Reihen fechten will, so lange cs nur immer geht, so muß ich um so mehr bedacht sein, die Räder, Kurbeln, Gestänge und Schreiben der Maschine in arbeitsfähigen Stand zu bringen. Sic wissen, daß ich, ein alter Turner, zunächst und zulicbst mich drüben unter den Turnern bewege und in ihnen unsere wackersten Freiheits-Soldaten der republikanischen Union erkenne, und der „Alte" bei ihnen auch gerne gesehen ist, Sie wissen daher, daß diese meine Herzenssympathie sich auch auf die Turner und Turnerei diesseits des Oceans erstreckt, und um so mehr, als in der vergangenen großen Zeit von 48—49 die treuesten und verlässigsten Stützen der Volkssache unter den Turnern zu treffen waren. Und wenn meine oben ausgedrückten Rücksichten auf Erhaltung meiner körperlichen und damit der geistigen Kraft es sollten unmöglich machen, Ihrem Feste beizuwohnen, so wollen Sie dieß nicht einem Mangel an herzlicher Sympathie zuschreiben, sondern eben jenen unabweisbaren Rücksichten; ich bin im Geiste doch unter und mit Euch, deren junge frische Kraft bestrebt ist, den Aufbau der deutschen Nation erst dann als fertigen Ausbau und vollendet zu betrachten, wenn Nationalität und bürgerliche Freiheit gleichmäßig geschirmt sind, denn nur das Volk ist machtbeständig, welches nicht
blos einig, sondern auch vollfrei. Dem Grundsätze galt auch der große Kampf in der Union;! der Satz laust durch die ganze Weltgeschichte; und deren letzte Blätter habe» uns unwider sprechlich gelehrt, daß eine blos einige, aber nicht auch bürgerlich volle freie Nation, Stürmen von Außen und auch von Innen nimmer gewachsen ist. Gut Heil mit Herz und Hand Ihr Hecker.
Die Gewitter vom 27. und 28. Juli haben auch in Weilerstadt, Renningeu und einigen andern Orten bei Langenau und Wangen ihre verheerende Wirkung gezeigt.
Berlin, 30. Juli. Die „Provinz.-Corr." schreibt: Ein kurzer Ausflug des Kaisers nach Wien zum Besuch des Kaisers von Oesterreich und zur Besichtigung der Weltausstellung sei noch immer beabsichtigt. Die Ausführung des Vorhabens dürfte jedoch auf später, voraussichtlich bis zum Oktober, vertagt sei».
Dresden, 30. Juli. Das „Dresdener Journal" veröffentlicht folgendes aus Pillnitz von heute datirtes Bülletin: „Obgleich die asthmatischen Zustände Sr. Mäj. des Königs in den letzten Wochen sich wesentlich gebessert hatten, ist im Zusammenhänge mit der großen Hitze seit gestern Abeno eine bedenkenerregende Abnahme der Kräfte eingetretcn.
In Berlin sind F en sterv or hänge von Papier zum Verkaufe ausgestellt. Sie sind vom stärkste» Papier, zeigen vielerlei Muster und den prächtigsten Faltenwurf; sie kommen aus Japan und sinv ungewöhnlich billig.
Die „Nordd. AUg. Ztg " vermuthet, daß das Auftreten des „Friedrich Karl" gegen den „Vigilante" nur deßhalb erfolgte, weil das Schiff bewaffnet war und eine rothe Flagge führte, welche keiner seefahrenden Nation angehört und daher auch keine internationale Anerkennung besitzt. „Ein derartiges Schiff wäre durch jedes Kriegsschiff jeder Marine in jedem Gewässer ungehalten worden."
Hinsichtlich des neuen Mausergewchrs sind die Deut schen Nachrichten in der Lage mitzutheilen, daß das preußische Kriegsmiuisterium einer bedeutenden Zahl in- und ausländischer Gewehrfabriken den Auftrag zur Anfertigung von vo>läufig einer Million Gewehren, d. h. einer vollständigen Kriegsausrüstung, erlheilt hat. Französischen Technikern soll es nach Zeichnung der einzelnen Theitc des Gewehres gelungen sein, eine Kopie dessel den herzustellen; die französische Armee wird jevoch das kusil Okassspot beibehalten. Insbesondere soll Fürst Bismarck auf eine schnelle Beschaffung des neuen Gewehrs hingewirkt haben.
In einem vielbesuchten Wirthshause in Köln, in welchem seither zum Mißbehagen vieler Gäste allabendlich kirchliche Streitfragen so eifrig verhandelt wurden, daß die Geister oft aufeinander platzten, ist jetzt folgendes Reglement angeschlagen: „Einziger Paragraph: Reden, welche dazu augeihan sind, den religiösen Frieden zu stören, sind verboten Zuwiderhandelnde zahlen 5 Silbergroschen für die Armen oder werden im Weigerungsfälle hinausgeworfen."
Aus dem Ober-Elsaß, 28. Juli. In Mühlhausen hat letzter Tage ein kleines Nachspiel des Faschings stattgefunden. Eine sichtlich den vornehmen Ständen angehörige Dame durchwanderte zu Fuß, einen Knaben an der Hand, mehre der belebtesten Straßen — am Hellen Tage! — und zog eine Menge „sympathischer" Theilnehmer aus ihre Spuren. Die Dame trug nämlich das elsässtsche Bauernkostüm mit der Zuthai jedoch, daß die gewöhnlich in Flittergold gesticklen Verzierungen ihres Mieders mit Brillanten hergeftelll waren. Noch mehr aber steigerten sich die „Sympathien", als man erfuhr, daß die künstliche El sässerin eine enragirte Französin und Niemand Geringeres war, als die — Madame G outant-Biron, Gattin des franz Botschafters in Berlin! . . .
Aus Bollweil er, 28. Juli, meldet das „Journal de Gucbw.": „Noch unter französischer Regierung wurde eine Anzahl Strafgefangener aus dem Elsaß »ach Cayenne zur Verbüßung ihrer Haft transportirt. Da dieselben während der Optionszeit nicht für Frankreich optirt hatten, so weigerte sich die französische Regierung, die Gefangenen jetzt nach Verbüßung des Strafmaßes zurück zu transporliren, forderie vielmehr ein Uebcrsahrtsgeld von 500 Frcs. auf den Kopf, eine Summe, welche den Gefangenen nicht zur Verfügung stand. Es wäre