letzt, aber vor Kälte fast erstarrt Au der Kammerthür stand zolltief das Bleu. Lorenz Slang verschied kurze Zeit darauf, ohne ein Wort gesprochen oder seine Besinnung wieoer erlangt zu haben. Ebenso starb auch im Laufe des Abends das jüngste Kind an den erlittenen Rippenbrüchen, die wahrscheinlich durch gewastsaines Hinschlendern auf einen harten Gegenstand entstanden waren. An Geld wurden im ganzen Hause von der noch am nämlichen Tage am Orte der That eingetroffenen Gerichts- Commission lediglich zwei Pfennige gefunden, selbst das in der Hosentasche des Slang Vorgefundene Geldsäckchen, in welchem Zeugen eine Summe von 3—4 Gulden bemerkt hatten, als er seine Zeche im Wirthshause fast unmittelbar vor seiner Ermordung zahlte, war ganz leer. Nachdem Slang kurze Zeit zuvor mehrere nicht unbedeutende Geldbeträge eingenommen hatte, und nachdem die Thüre des Schränkchens erbrochen war, in dem die Stang'jchen Eheleute ihr Geld verschlossen hatten, so war gleich Anfangs die 'Annahme eines Raubmordes mir fast zweifelloser Gewißheit begründet Als der Thal dringend verdächtig, wurden die beiden Marchner inhastiri. Das Mädchen Crescenz be- zeichnete den Einen als Mörder. Als das Mädchen in den Schwnrgerichtssaal trat, kam der jüngere Marchner so in die Wuth, daß er gegen seinen Bater losstürmte und ihm vonvarf: „Da sehe man, daß der alte Spitzbube ihn ins Unglück gebracht" Der Bater Joseph Marchner ergriff seinen 22jährigen Sohn und begann ihn zu würgen, so daß die Gendarmen einschreiien und er geschlossen werden mußte. Ein Fluchtversuch Joseph Marchner's aus dem Sitzungssaals mißlang. Die Angeklagten zeigten keine Rene.
Der Brand in der Stadt Cham war ein furchtbarer: 190 Häuser sind niedergebrannt, nicht weniger als 13 Menschenleben — einer vor Schrecken vom Schlage gerührt, 2 erstickt, die übrigen bei den Rettungsarbeiten — zu Gunde gegangen.
Darm stad t, 25. Juli. Die Kammer beschloß mit 28 gegen 10 Stimmen die religiösen Orden vom Unterricht in den Privat Anstalten auszuschließen. (Jaks. I.)
Berlin, 24. Juli. Die „Nordd. Allg Ztg." hebt in einem Artikel hervor, daß die neuen Kirchengesetze überall ernstlich im Gange seien. Genaue Ueberwachung darüber, ob Seitens der katholischen Bischöfe den Gesetzesvorschriften über Borbildung und Anstellung der Geistlichen entsprochen werde, sei um so noth- wendiger, als die Amtshandlungen der unbefugter Weise ange- stellten Geistlichen null und nichtig seien und für bürgerliche Verhältnisse beklagenswertste Verwirrung herbeiführen müßten.
Ems, 25. Juli. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Sachsen sind zum Besuch des Kaisers hier eingetroffenz dieselben wurden auf dem Bahnhof durch den Kaiser begrüßt.
Frankfurt a. M., 25. Juli. In dem Bierkrawall- Prozeß erkannten die Geschworenen den größten Theil der Angeklagten des „qualifizirten Landfriedensbruchs" schuldig und ver- urtheilte der Gerichtshof die Rädelsführer Israel, Schebert und Kropp zu vierjähriger Zuchth ^usstrafe und zehnjährigem Verlust der Ehrenrechte. Bei den übrigen 44 Angeklagten wurde auf Zuchthausstrafe von zwei Jahren bis neun "Monate Gefängniß erkannt.
Paderborn, 19. Juli. Wie die „Ess. Volks-Ztg." aus sicherster Quelle vernimmt, soll ein westpbälischer Edelmann, der Graf von . . ., sich beim bischöfl. General-Vicariate erboten haben, den Professoren der hiesigen philosophisch-theologischen Lehranstalt das ihnen von Seiten des Staats entzogene Gihalr aus seiner Tasche zu zahlen. („Solche Brüder müssen wir haben rc. rc.")
Ko bürg. Eines der seltsamsten Objekte fiskalischer Besteuerung hat der nunmehr geschlossene Landtag des Herzogtums Koburg beseitigt: die H a gesto l z st e u er ist aufgehoben. Die Erben jedes weiberschenen Junggesellen, der nach zurückgclegtem Schwabenalter verstarb, mußten so und so viel Prozente von seiner Hinterlassenschaft in die Landarmenkasse entrichten.
In Trebitsch (Mährens kam am 23. Juli ein großer Brand zum Ansbruch, der über 200 Häuser zerstörte. (B. Z.)
Paris, 25. Juli. Die Corresp. Havas meldet ans M a d- rid vom 24. Juli: Die preußische Fregatte Friedrich Karl nahm den kleinen Jnsnrgentendampfer „Vigilante", der auf der Fahrt nach Almeria begriffen war, um dort den Aufstand zu proklamiren Der Deputirte Galvez und die Haupt-Insurgenten in Carthagena waren an Bord. (N. Z.)
Herr Jules Favre mag einen ehrenwerthen Character und recht guten Willen besitzen, aber Glück und Terrainkenntniß hat er in politischen Dingen entschieden nicht. Dies beweist seine neueste Niederlage in der Nationalversammlung. Die Regierung beschuldigend, daß sie die Republikaner von der Verwaltung ausschließe, stellte er die Anfrage, welche Ansichten dieselbe rücksichtlich der legitimisiischen, orleanistischen und bonapartistischen Prätendenten hege. Broglie antwortete ihm: Die Negierung halte fest am Programm vom 24. Mai und behalte sich die definitive Regierungsform vor, die man auf solider Grundlage Herstellen müsse. Dem Festhalten au dem Programme der Vereinigung
aller gesetzlichen conservativen Kräfte könne jeder ehrliche Mann beistimmeu. Auf diese unbestimmte und in Nebel gehüllte Erklärung hin beschloß die Nationalversammlung auf Antrag der Rechten mit 400 gegen 270 Stimmen, unter Billigung der Negierungspolitik zur Tagesordnung übcrzugehen.
Genf, 24. Juli. Der Schah ist heute morgen nach Turin abgereist, nachdem er gestern eine Depesche des Königs Victor Emanuel erhalten hatte. Vor der Abreise des Schahs wurde, wie das „Journal de Gensoe" meldet, zwischen Persien und der Schweiz ein Handelsvertrag, und zwar auf dem Fuße der meistbegünstigten Nation, unterzeichnet.
Rom, 25. Juli. Der Pabst ernannte im heutigen Cou- sistorium 22 Bischöfe: fünf in Italien und fünf in Frankreich, ferner einen in Buenos Ayres, sodann drei in Ungarn, endlich einen in Australien und einen in Irland und sechs in partibus inKäellum. Der Pabst erklärte in der Allokittion, das Klostergesetz verstoße gegen alles natürliche und Menschenrecht und wies auf die von der Kirche in ähnlichen Fällen verhängten Strafen hin; schließlich empfahl er das Gebet, um das Aufhören der Kirchenleideu zu erflehen
Turin, 25. Juli. Der Schah von Persien reist am Sonntag nach Wien ab.
Madrid, 24. Juli. Die deutsche Fregatte „Friedrich Karl" hat sich mit der Prise nach Gibraltar begeben.
Madrid, 25. Juli. General Contreras, einer der Chefs der Insurgenten von Carthagena, soll gedroht haben, ein im Hafen dieser Stadt liegendes preußisches Schiff wegzunehmen, falls die „Vigilante" und der Jnsurgenten-Chef Galvez nicht freigegeben würden. Ein Gerücht, dem zufolge die Insurgenten in Carthagena sich des dortigen preußischen Konsuls als Geißel bemächtigt hätte», scheint unbegründet.
Philadelphia, 26. Juli. Gestern war in Baltimore eine große Feuersbrunst. Das Feuer fing in den Werften der Claystreet an, hatte bis zur Mittagszeit bereits 30<j Häuser ergriffen und wurde um 3 Uhr gelöscht. Mehrere Personen sind umgekommen. Der Schaden wird auf 1,500,000 Dollar geschätzt.
Wer's bis zu einigen fünfzig Millionen gebracht hat, wie der Amerikaner Alex. T. Steward in Neywork, darf sich schon ein kostspieliges Experiment erlauben, zumal wenn eine edle Absicht die Triebfeder dazu ist. In einer der besten Lagen New- yorks hat derselbe mit Aufwand einer Million ein mächtiges, 7 Stockwerke hohes Gebäude aufführen lassen, in einem prachtvollen Style und großartiger als manches Fürsienschloß, bloß in der Absicht mittellosen Arbeiterinnen, welche das Familienleben entbehren und meistens in schlechter Nachbarschaft wohnen müssen, eine Heimath zu gründe», wo sie für einen ihrem Verdienste entsprechenden billigen Preis anständige Wohnung, gute Kost und Gesellschaft und mancherlei Bequemlichkeiten finden, die ihnen sonst ganz unerreichbar sein würden. Das Gebäude enthält eine große Anzahl bequemer lustiger Schlafzimmer für einzelne Personen, großartige Wasch- und Badeanstalten, Gesellschaftszimmer, selbst eine Bibliothek, ein Lesecabinet, und einen Concertfaal. In dem geräumigen Hose befindet sich eine Gartenanlage mit Fontaine. Die Hauptaufgabe wird freilich darin bestehen, durch eine strenge Hausordnung für Ruhe und Ordnung zu sorgen, damit der Anstand gewahrt und der Ausbruch innerer Feindseligkeiten verhütet wird. Sollte dies aber gelingen, so wäre damit eine der brennenden socialen Fragen, allein stehenden Arbeiterinnen gute und billige Wohnungen zu verschaffen, praktisch gelöst.
Medoc City ist eine Stadt in den Oeldistrikten Penn- sylva niens, die vor acht Tagen noch nicht existirte. Gegenwärtig enthält die Stadt bereis 30 Häuser, in welchen sich 2 Droguen-, 2 Spezereigeschäfte, 2 Eisenhandlnngen, eine Küfer- werkstätte, ein Hotel und eine Anzahl Kosthüuser befinden.
Die weibliche Schildwache.
(Fortsetzung.)
„Nun also —"
„Ich liebe," begann Jadwiga Niewelinski.
„Welches junge Mädchen in Ihrem Alter bildet sich das nicht ein!"
Aber ich liebe aufrichtig, herzlich, tief und treu, Majestät! erwiderte Jadwiga.
„Das ist sehr viel auf einmal," bemerkte die Kaiserin ein wenig spöttisch, „und wer ist so glücklich?"
„Ich liebe einen jungen Offizier.
„Wie nennt er sich?"
„Lieutenant Nikolaus Samarin."
„In welchem Regimente?"
„Im Regimente Tobolsk."
„Ist er hübsch?"
„O! schön! und er hat auch Geist und Herz und einen herrlichen Charakter."
„Kurz, er ist ein Ideal," erwiderte Katharina lächelnd, „Sie machen mich in der That neugierig. Und liebt er Sie wieder?"