Robin, eine hübsche Blondine von 20—25 Jahren, fuhr kürzlich mit dem Dampfschiff von Calais nach Dover. Ihr kränkliches Aussehen erweckte die Theilnahme der übrigen Passagiere, und man befürchtete, daß die Seekrankheit eine Krisis beschleunigen würde, die, nach der äußern Erscheinung der Dame zu urtheilen, ohnehin nicht mehr lange auf sich warten lassen konnte. Sie legte die Ueberfahrt jedoch noch glücklich zurück und ward, als sie an das Land stieg, in einen Armstuhl gesetzt, während ihr Stöhnen allen ihren Reisegefährten tief zu Herzen ging. Ein auf dem Hasendamm stehender Zollbeamter sah der Ausschiffung zu und schien sich für die schöne Französin sofort ganz besonders zu inlcressiren. Er näherte sich ihr, bot seinen Beistand an, indem er bemerkte, daß er einige medicinische Kenntnisse besitze, und obschon die Dame ihm versicherte, sie fühle sich viel besser, und bat, daß man sie sofort nach einem Hotel trage, so erklärte er doch, dies könne nicht ohne Gefahr geschehen, weßhalb sie auf seine philautropische Autorität hin in ein Zimmer des Zollhauses gebracht ward, während man zugleich eine Hebamme herbeirufen ließ. Ehe noch eine Bierleistunde verging, war die Dame von zwei Mantillen, fünfzehn Schleiern, siebzehn Stück Spitzen zwölf Paar seidenen Strümpfen, siebenzehn Stück Band und vier Duzend seidenen Taschentüchern glücklich entbunden. Mutter und Kinder befinden sich wohl.
— (Sonderbare Wette.) Eine der vielen Todesstrafen in China ist die Entziehung des Schlafes, die sich gewöhnlich in etwa 10 Tagen als tödtlich erweist. Fünf thörichte junge Belgier versuchten neulich dieses Experiment an sich mit mehr oder minder unangenehmen Resultaten. Sie wetteren, daß sie sieben Tage wach bleiben würden, unter der Bedingrmg, daß sie alle möglichen Mittel anwenden dürsten, um den Schlaf abzuwehren. Sie arrangirten die Verwendung ihrer Zeit in folgender Weise: Die Nacht wurde mit Tanzen und Kaffeetrinken verbracht, während des Tages ritten sie, fochten oder schoßen nach der Scheibe, wobei sie jede Stunde Kaffee tranken. Einer dieser jungen Leute gewann die Wette, verlor aber 25 Pfund an Gewicht; zwei schliefen ein, nachdem sie 130 Stunden wach gewesen; einer wurde von der Lungenentzündung befallen und der Fünfte wurde vom Schlummer befallen, während er zu Pferde saß; er fiel herunter und brach ein Bein.
— (Lebens zähigkeit.) Bor drei Jahren ungefähr wurde ein Leichnam in einer Straße Newyorks gefunden und zur Morgue gebracht. Da Niemand ihn abholte, wurde er in einen Sarg gelegt, um zur Beerdigung nach Potter's Field gebracht zu werden. Während man aber den Sarg zunageln wollte, sprang deck angeblich Todte plötzlich auf, erklärte, daß er Christian Schmidt heiße, 52 Jahre alt uud ein deutscher Gypser sei — und zog ab. Zwei Jahre später wurde wieder ein Leichnam unter ähnlichen Umständen gesunden und wieder zur Morgue gebracht. Als man ihn auf den Leichentisch legte und den zum Conserviren der Leiche uothwendkgen Wasserstrahl auf seinen nacktsn Körper laufen ließ, schnellte der Mann empor, erklärte mit schwacher Stimme, daß er Christian Schmidt heiße, ein deutscher Gypser, 54 Jahre alt sei, und eilte spornstreichs davon. Vor einigen Tagen nun starb ein Mann im Gefängniß, der erklärt hatte, daß er Christian Schmidt heiße, 55 Jahre alt, ein deutscher Gtzpser sei.
— (Ein Wort zur rechten Zeit.) Im Sturmjahr 1848 begann auch in Schwedens Hauptstadt die Revolution drohend ihr Haupt zu erheben, so daß schließlich der Befehl erging, mit militärischer Macht gegen die immer stärker anschwellenden, tobenden Volkshausen vorzugehen. Ein junger Offizier erhielt den traurigen Befehl, im Falle nach geschehener Aufforderung einer der Hauptplätze der Stadt nicht vom Volke geräumt würde, Feuer zu geben. Dem Befehle gehorchend, ritt der Offizier bis nahe vor die Volkshaufcn und rief: „Ich bitte den anständigen Theil des Publikums, den Platz zu verlassen, damit ich um so ungehinderter auf den Pöbel schießen lassen kann!" Die Wirkung war eine augenblickliche und so das drohende Blutvergießen verhindert.
—(M ünchhausens Schuß milden Kirschkernen), wird aus Hanau bestätigt. Der dortige „Anzeiger" berichtet nämlich unterm 7. Juni: „Vorgestern wurde auf der Langen- diebacher Jagd ein Nchbock geschossen, dem zwischen dem Geweih ein 9 Centimeter langes Buchenreis mit frischen grünen Blättchen gewachsen war. Die Sache ist keine Münchhauseniade, denn der Kopftheil nebst Geweih wurde mit dem fraglichen Reis in unserem Redactionsbureau zur Besichtigung vorgezeigt."
— BismarckunddiefranzösischeSprache.) Daß und inwieweit Fürst Bismarck zur Bereicherung der französischen Sprache beigetragen, dürfte nicht allgemein bekannt fein. Ein kürzlich erschienenes französisch-deutsches Wörterbuch belehrt uns, daß man in Frankreich unter Bismarck erstens Wein vom Jahrgang 1866 versteht. Ooulsur Lismarck ist bekanntlich rothbraun; Lismarelr an oolere (d. h. Bismarck im Zorn) heißt „kastanienbraun", Lismarlr inalaäa (d. h. kranker Bismarck) ist „hellbraun", und endlich bismarelcor heißt — „überlisten".
— (Auskunft). An die Redaction des in San Fran
cisco erscheinenden „Chronicle" erging vor Kurzem die kindliche Anfrage, woher Kain seine Frau genommen habe, da, wie die Bibel erzählt, es damals doch außer Eva, der Mutter Kain's, keine weiblichen Wesen gab. Die Redaction antwortete, eine solch unnütze Neugier und Einmischung in Familien-Angelegenhei- ten sei verwerflich und eine Verletzung der Heiligkeit des Familienlebens. Aus Schonnung für die noch lebenden Verwandten des Verstorbenen müsse die Redaction diese Anfrage unbeantwortet lassen.
— Ja Nürnberg schickte dieser Tage eine Schustersfrau den Lebrjungen nach ein Paar Knackwürsten. Dem Jungen kam aus dem Heimwege ein Gelüsten an, er aß eine davon, den Teller mit der andern stellte er in die Küche. Nach einer Weile rief die Meisterin in die Werkstatt: Hast du denn nicht zwei Knackwürste geholt? — Ja! — Ja wo ist die andere? — Die andere? die aus den Teller in eben die andere!
— Einer der Secretäre des Prinzen Albert, Prätorius, zeichnete sich nicht gerade durch körperliche Schönheit aus. Als einst die Königin Victoria mit ihrer kleinen Tochter Victoria, der jetzigen Kronprinzessin des deutschen Reichs, in der Bibel las und zu der Stelle gekommen war, wo es heißt :„Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach seinem Bilde schuf er ihn", fragte die kleine, mit frühem Schönheitssinn begabte Prinzessin zweifelnd: „Aber Mama, doch nicht den Dr. Prätorius ?"
— Wann *man trinken soll? sagt Hornfeck in einem reizenden Gedichte seines prächtigen „Schenkenbuchs" über diese Frage:
Du stehst mich wohl verwundert an,
Daß immerzu ich trinken kann.
Du kalte Wasserseele?
Ich Hab' dazu manch guten Grund:
Der erste ist: ich bin gesund Un» habe eine Kehle!
Der zweite Grund geht Jedem ein,
Ich trinke nicht für mich allein Des Weines goldne Fluthen;
Ein Röslein Hab' ich, hold und fein,
Das will ja auch begossen sein In seinen Liebesgluthen.
Der dritte Grund ist allbekannt:
Was kann ein Rausch für's Vaterland Dem frohen Zecher schaden?
Ich last' es leben hoch und frei,
Und brech die Ketten noch entzwei.
Nur muß der Wein gerathenl
Der vierte Grund — ein frommer Grund Der Becher soll von Hand zu Mund Nach Gottes Rathschluß wandern!
Und treff' ich einen vollen an,
So führ' ich ihn die rechte Bahn Und einer folgt dem andern.
Der fünfte Grund ist wohlbedacht:
Will seh'n, wohin in später Nacht Die trunknen Freunde kommen!
Daß aber recht ich sehen mag.
So trink' ich, bis der junge Tag Im Purpurschein entglommen.
Drum schau' mich nicht verwundert an,
Daß immerzu ich trinken kann,
Du kalte Wasserseele!
Ich bab' viel andre Gründe noch,
Der beste aber bleibet doch:
Hab' eine durst'ge Kehle!
Die Adressirung der Postsendungen. Durch die statistischen Erhebungen der Postverwaltungen ist nachgewiesen, daß die immer noch häufig vorkommende Unbestellbarkeit bei den Postsendungen zum größten Theil von der nicht richtigen oder nicht vollständigen Adressirung der betreffenden Gegenstände herrührt. Die Postverwaltung hat deßhalb die Bestimmungen über die Adressirung der Postsendungen in einer „Anleitung zur Fertigung von Brief-Adressen" zusammengestellt und dieser Anleitung Muster von Adresse beigefügt. Au der Hand dieser Anleitung wollen dem Wunsch der Postverwaltung entsprechend die K. Ministerien des Kultus und des Kriegs in den Schulen des Landes und bezw. in den Militärbildungs-Anstalten Belehrung über die Adressirung der Postsendungen ertheilen lassen, um auf diese Weise die Hauptursache der Unbestellbarkeit der Briefe und Pakete (Mangel genauer Adressen) so viel als möglich zu beseitigen. Die diesfallsigen Bemühungen der beiden K. Ministerien dürften jedenfalls mit Erfolg sein, wie denn auch weitere Kreise als vorstehender Mittheilung vielleicht Veranlassung nehmen werden, der Adresse der abzusendenden Postgegenstände die größte Aufmerksamkeit im eigenen Interesse zu widmen. Hiebei möchte besonders im Auge zu behalten sein, daß bei Sendugen nach größeren Orten die Angabe der Wohnung des Empfängers nach Straße und Hausnummer aus der Adresse nie fehlen sollte; es wird hiedurch die Bestellung sehr wesentlich erleichtert, selbst wenn die Adresse zu den bekannten zählt, und jedenfalls bleiben die oft sehr unliebsamen Verwechslungen bei Sendungen an Personen, deren Namen mehrmals im betreffenden Orte vorkommt, ferne gehalten.