Amtsblatt für den OSeramLsbezirk Nagold.

rtlich Znral und kostet EinrückungSgebübr für die kleine

er 54 kr., im Bezirk ^ AttNStag dkN 22. ZUN. : Zelle aus gervödniicker Schritt iy/Z

^ Erscheint wöcher

Nr. 83. ^ halbjährlich bn

' mit Postanfschlag 1 fl. 8 kr.

Amtliches.

Nagold. Einleitung zur Jahresschätzung der Gebäude

betreffend. Unter Bezugnahme auf de» Erlaß des k. Verwaltungs- ralhs der Gebäude-Brand-VersicherungS-Anstalt vom 1. d. Nt. (Ministerial-Amtsblart Nr. 20 Seite 156) werden zum Zweck der Einschätzung der Neubauten und Aenderungen, weiche an Fa­briken und werthvollen GebäudezUbchörden feit der letzten Schätzung eingetreten sind, die betreffenden Gemeinderäthe unter Hinweisung auf Art. 12 des Gesetzes vom 14. Mai 1853 und Ziffer 9 Abs. 15 des Normal^Erlasses vom 16. Mai 1853 beauUragt, die Betheiliglen zu unverweilter Anmeldung aufzufordern, hierauf die Durchsicht der auf Fabriken und ähnlichen Gebäuden bezüg­lichen Einträge der Feuer-Lersicherungsgebühr vorzunehmen und die hienach sich ergebenden Aenderungs-Anträge dem k. Oberamt anzuzeigen, wobei die der Schätzung zu unterwerfenden Gegen­stände (Gebäude und Zubehörden) unter Angabe des muthmaß- lichen Werths einzeln zu bezeichnen sind, damit entnommen wer­den kann, ob die Absendunz des Brandversichcrungs-Jnspectors erforderlich ist.

Die Berichte sind binnen 4 Wochen hieher einzufenden.

Den 19. Juli 1873.

K. Obcramt.

G ü n t n e r.

TageS-Nerligkeiten.

Don den Kandidaten des cvangel. Predigtamts, die die zweite Staatsprüfung mir Erfolg erstanden, heben wir aus: Ströle, Eduard Hermann, von Gaugenwald, Zünde!, Gottlob, von Nagold.

Stuttgart, 17. Juli. Die Fleischpreise sind zum Glück für die Consumenten im Weichen begriffen. In Ulm kostet das Kalbfleisch 14 kr., junges Mastrindfleisch 15 kr.

Stuttgart, 17. Juli. Die Offiziere der hiesigen Gar­nison schreiben eine Köchin aus, da dieselben eine gemeinschaftliche Garküche errichten wollen, an der sich selbstverständlich nur Un- verheirathete bctheiligen. Bei den lheuren Lebensmitteln und Kostpreisen werden die Unternehmer voraussichtlich billiger weg­kommen. Solche gemeinschaftliche Anstalten bestehen schon längst in andern Staaten, namentlich in Norddeutschland. (N. Z)

Die Errichtung eines Hop fenmarkte s in Stutttgart ist im Vorschlag und soll derselbe wo möglich schon dieses Jahr erstmals abgehalten werden.

Auf den Markungen Leonbronn, Mühlbach, Haberschlacht, Kleingartach, Niederhofen, Stetten, Neipperg wurde am 24. der größte Theil der Ernte und Herdsterträgnisse durch ein Hagel­wetter vernichtet. Auch die angrenzenden Markungen Bracken­heim, Norkheim sind hart betroffen woroen.

Dem König von Bayern wurde neulich eine kleine Schrift zugefchicktDeutscher Schwur." Diese Schrift war extra für ihn geschrieben und redete ihm beweglich zu, seine Königs­krone zu Gunsten des deutschen Kaisers niederzulegeu. Die deutschen Fürsten, sagt der harmlose Verfasser, sind doch nur durch Ungehorsam gegen den deutschen Kaiser souverän geworden und in der Annahme der Königskrone von Seiten Bayerns hat dieser Ungehorsam den Gipfel erreicht. König Ludwig hat Deutsch­land seinen Kaiser wieder gegeben, mag er nun auch den deutschen Fürsten ein neues Beispiel geben.Kann denn eine Krone von Napoleon I. Gnaden das Haupt Ludwig des Deutschen schmücken? fragt der Verfasser. Das Merkwürdigste dabei ist, daß dieser Verfasser ein strengkatholischer Priester aus der Diöcese Passau ist, Adolf Wimmer; weniger merkwürdig, daß er ack magni- üeuin d. h. vor seinen Bischof citirt und seiner Stelle entsetzt wurde. Die Leute nennen ihn einen weißen Naben und er muß selbst so etwas geglaubt und gefürchtet haben, daß man ihn wie einen seltenen Vogel fangen, ausstopfen und in einem Natura­liencabinet beisetzen werde, denn er flog über die Grenzen in die Schweiz.

Wie schon gemeldet, steht nun seit mehreren Tagen die Adele Spitzeder in München vor dem öffentlichen Gericht und trägt kein goldenes Kreuz mehr am Hälfe, sondern ein ganz anderes Kxeuz. Wie sie sich denn gedacht habe, fragt sie der

Richter, daß ihre Gelvwinhschaft aushören werde. Darauf weiß sie selber keine rechte Antwort. Wie hätte sie daran den­ken sollen, so lange die armen dummen Leute ihr bas Geld in Hausen ins Haus schleppten und vergnügt mit den 810 pCl. Zinsen monatlich davon trabten, ohne sich Sorge zu machen, wie's mit ihrem Capital stehen werde. Nur das Eine betheuert sie immer von neuem, betrügen habe sie das arme Volk nicht wollen, man hätte ihr nur Zeit lassen sollen zu ihren Speku­lationen, so wurde sich alles gemacht haben, sie habe das Volk gar lieb gehabt, alles für es gethan u. s. w. Eine eigenthüm- liche Liebe, 10 Millionen von ihm zu nehmen und ihm nicht den zehnten Thctl zurückzuzahle». An Helfern hats der Frau mit immer vollen Hänven nicht gefehlt, ein halbes duzend Advoka­ten arbeiteten für sie mit bauren und brave» Vorschüssen, und ziemlich ebenjoviele Zeitungsschreiber, denen sie die Finger ver­goldet Hane dato durch Darlehen, bald durch Geschenke bis zu vielen Lausenden, bald auch als Miteigeuthümerin ihrer Zeitun­gen. Es kamen da wunderbare Dinge zum Vorschein und man­cher läßt sich nicht mehr gern öffentlich sehe», manche haben auch das Weite gesucht. Dazu ihre Beamten und ihr Hausgesinde, niemand weiß, wer Koch, wer Kellner ist, aber alle mausen und . begrasen sich nach Herzenslust, und als die böseu letzten Tage kommen, welches Wettrennen, die letzten Trümmer zu verstecken und zu verschleppen. Es ging alles drunter und drüber und keiner weiß recht, was der andere gethan. So wie 100,000 fl. und mehr in Bankuoien, Obligationen rc. sind noch in den letz­ten Stunden unter den Augen des Gerichts und der Polizei ver­schleppt worden. Vor den Geschwornen werden die Kostbarkei­ten der Spitzeder ausgebreitet; goldene Armreife mit Brillanten und Smaragden, goldene Dosen, Ohrringe, Brachen, zahllose Ringe, Uhren und mehrere Brillanlkreuze, worunter eines 11000 Gulden werth; cs fehlt nicht das große goldene Kreuz an gol­dener Kette, welches Adele Spitzeder zu tragen pflegte; sie er­klärt dem Gerichte, der größte Werth stecke im Innern, eine ge­weihte Reliquie, sie habe das Kreuz aus Rom von einem Geist­lichen erhalten und es getragen halb aus Religion, halb aus Aberglauben. Kostbare Schlasröcke kamen ein halbes Schock zum Vorschein, für diese hat sie eine Vorliebe gehabt, wie sie sagt. Eine merkwürdige Vorliebe halte sie auch für ihre hübsche Ge­sellschafterin Rosa Ehinger, eine Schauspielerin; sie mußte in ihrem Zimmer und oft in ihrem Bette schlafen (weil sich die Spitzeder fürchtete") und wurde mit kostbaren Geschenken über­häuft. Wozu waren sie angenommen? fragte der Präsident diese Rosa. Um mich um das Hauswesen zu bekümmern. Ihr Kummer war aber nicht groß. Ihr Honorar war monatlich 500 fl., Taschengeld und freie Station. Das Taschengeld war sehr gut; denn dazu gehörten zahllose Kleider, oft ä fl. 100, goldene Uhren, Ringe und Medaillons, goldene Kreuze mit Edel­steinen besetzt, ein Hemdenknopf zu 1000 fl. u. s. w. Sie gibt an, sich in 7 Monaten 10,000 st baar und 8000 fl. an Pretiosen erspart zu haben, dazu Giesinger und Brauuschweiger Loose zu 4000 fl. Ein paar Tage vor der bösen Sperre will sie noch 50,000 fl. als Geschenk erhalten haben als Entschädigung für die Schimpfereien in den Zeitungen und weil sie ihren Be­ruf als Schauspielerin ausgegeben. Das Gericht ist leider über 50,000 anderer Meinung. Auch eine Villa am Steinberger See (32,000 fl.) war der Rosa geschenkt und nach ihr genannt. Nein, nicht nach ihr, sondern nach der königl. Roseninsel" sagt Spitzeder. Das Gericht ermittelt ein Pcnhenverzeichniß der Spitzeder; es geht bis zur Nummer 74; jeder Pathe erhielt 5 fl., die Kindtaufe wird aber extra ausgerichtet, ebenso Heira- then und Beerdigungen. Es fehlte Fräulein Adele nicht an glühenden Verehrern, vr. Marchner sang sie an:Du bist ein wahrer Engel, so hold, so wahr, so süß, es ist, als ob ein Gottesengel so hold sich duften ließ" und ein Pfarrer ermun­terte seine Bauern:Vertrau zuerst auf Gott und dann auf Adele."

M ü n ch e n, 19. Juli. Das Beweisverfahren in dem Pro­test Spitzeder wurde heute Vormittag beendet. Der Staatsan­walt hielt die Anklage in 2'.rsiündiger Rede vollständig aufrecht. Der Urtheilsfpruch erfolgt morgen.

Die Regierung in Niederbayern hat den Schul-Lehrern