Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.
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TageS-Neuigkeiten.
Vom Bischof m Rvttenburg ist der^Kuratieverweser Theodor Schrap in Robrborf, Dekanats Horb, zum Superior der barmherzigen Schwestern in Gmünd ernannt worden.
Calw, 12. Juli. Die seit längerer Zeit in der Schwebe befindliche Frage über den Fortbestand des Kgl. Kreisftrafgerichis dahier ist nunmehr dahin entschieden, daß dieses Gericht a»f 1. Juli 1874 aufgelöst und mit dem K. Kreisgerichtshof in Tübingen vereinigt wird. (St.-A.)
Leonberg. Der Kriegerverein feiert nächsten Sonntag seine Fahnenweihe, wozu viele fremde Vereine angesagt und große Vorbereitungen getroffen sind.
Tübingen, 14. Juli, 12 Uhr. Soeben ist beim schönsten Wetter unter großer Betheiligung das Uhland-Denkmal enthüllt worden. Die Aufführung des Festgesanges unter Faißt's Direktion muß als sehr gelungen bezeichnet werden. Der Professor Köstlin, von der hiesigen Universität, bezeichnet? in seiner Festrede meisterhaft die Stellung Uhlands zur deutschen Literatur als Volksmann und Dichter. Dr. Elben aus Stuttgart sprach den Dank und die Huldigung der deutschen Sänger aus. Beim Festmahl traf ein Telegramm von Sr. Mas. dem König aus Wien ein.
L and es pr odu k ten-Börse Stuttgart vom 14. Juli. Die Berichte von den größeren auswärtigen Börsen und Getreidemärkten lauten durchweg recht flau und dis in diesem Geschäft allgemein eingetretene Stagnation hat in den meisten derselben einen erbeblichen Rückschlag der Preise verursacht, wovon selbst die süddeutschen Märkte nicht mehr gänzlich verschont blieben. Bei heutiger Börse fanden nur geringe Umsätze statt, indem Käufer trotz niedrigerer Angebote sehr zurückhaltend blieben Wir notiren: Walzen, bair., 8 st. 48 kr. bis 9 st. 24 kr., russ. 9 fl. bis 9 fl. 6 kr. Kernen 8 fl. 45 kr. dis 9 st. 24 kr. Kohlreps 8 fl. 15 kr. Rübenreps 7 st. 18 kr. Mehlpreise die 190 Klg. incl. Sack. Mehl Nr. 1: 37 fl. bis 27 st. 30 kr. 2: 24 fl. 09 bis 25 fl. 12 kr. 3: 21 fl. 24 kr. bis 22 st. 4: 17 fl. 36 bis 18 fl. 24 kr.
Se. Mas. der König machte, wie der O. A. schreibt, von Friedrichshafen aus der Kaiserin Eugenia und dem kaiserl. Prinzen einen Besuch auf Arenenberg. In Erwiderung desselben kam am 10. d. der Prinz nach Friedrichshafen, wurde vom König am Schiff empfangen und ins Schloß geleitet. Nach einstündi- gem Aufenthalt kehrte der Prinz nach Arenenberg zurück.
Die Württe in bergische Ausstellung in Wien wird von den österreichischen Blättern sehr günstig beurtheilt. Eines der bedeutendsten Wiener Journale, die „Presse" äußert sich hierüber folgendermaßen: „Das Königreich Württemberg nimmt in der Ausstellung des Deutschen Reichs einen sehr ehrenvollen Platz ein. In allen Gruppen sieht man das Ländchen gut vertreten, was umsomehr anzucrkeiuien ist, als Württemberg bis vor 15 Jahren ein wesentlich nur ackerbautreibender Staat war, wie den» auch der frühere König Wilhelm auf diese Seite der wirthschaftli- chen Thätigkeit sein Hauptaugenmerk richtete. Daß die Land- wirthschaft auch heute in gutem Stande ist, zeigt die Ausstellung der württembergischen Landesprodukte in der Agriculturhalle des Deutschen Reiches. Einen besonderen Vorzug aber hat Württemberg durch die ausgezeichnete Organisation des landwirthschaft- lichen Uuterichts Wesens, wovon man sich in der Ausstellung überzeugen kann. Die land- und forstwirthfchastliche Akademie Hohenheim hat eine musterhafte Sammlung von Lehrmitteln ausgestellt, und sehr interessant ist die hübsche Ausstellung der württembergischen Wein-, Garten- und Ackerbauschulen, sowie die Ausstellung der Lehrmittel des landwirthschaftlichen Fortbildungs- Schulwesens. Letztere sind im Unterrichtspavillon des Deutschen Reichs neben den gewerblichen Fortbildungsschulen ausgestellt. Im Unterrichispavillon nimmt Württemberg überhaupt eine hervorragende Rolle ein, und die Ausstellung des gesammten würt- tembergischeu Unterrichswesens erregt unter den Fachmännern großes Interesse. Es ist besonders auch die Verbreitung des Unterrichs im Volke, was Württemberg auszeichnet und was aus den graphischen Darstellungen daselbst mit Evidenz ersehen werden kann. Auch die sehr vortheilhafte Methode des Zeichenunterrichts in den Fortbildungsschulen ist zu erwähnen. — Großes Interesse erregt ein im nördlichen Theile des Industrie-Annexes des Deutschen Reichs (in der Abtheilung für Jngenieurwesen) ausgestelltes Relief-Tableau des Projektes der Versorgung der rauhen Alb mit Wasser. Es ist dies ei» höchst verdienstvolles Unternehmen:
dürre Gcbirgsstrecken der rauhen Alb, auf denen 2 -300,000 Menschen leben, sollen durch Pumpwerke mit frischem Wasser versehen werden. Von den acht Gruppen, in welche das Ganze getheilt ist, sind 4 bereits vollendet. Wie sehr ein solches Unternehmen der Landwirthschafl und Viehzucht förderlich ist, wie auch die Sanitätsverhälinisse wesentlich durch Zufuhr frischen Wassers anstatt des Cisterncnwassers gewinnen mäßen, erhellt von selbst.
Aus Baden, 6. Juli. In den Baumgärten des Paradieses (Dorstadt) von Constanz steht ein Denkstein, ein riesiger Findling, wie ihn einst die Eiszeit aus der Säntiskette bis Hegne vorgeschoben, auf der Ställe, wo Johannes Huß nach dem Spruche der Väter des Concils den Tod auf dem Scheiierhaufen gefunden. Heute ist der Stein geschmückt, denn Herne, den 6. Juli, ist der Jahrestag der Verbrennung des Huß und zugleich dessen bOOjähriger Geburtstag. Huß wurde am 6. Juli 1373 geboren und an feinem Geburtstag' 1415 verbrannt. Ob dies die christlichen Bischöfe und Väter des h. Concils absichtlich so einzurichten gewußt? Möglich. In der Grausamkeit waren die Diener der Kirche, „die nicht nach Blut dürstet", stets ungemein raffinirt. Huß selbst sagte bei den Vorbereitungen der bischöflichen Henker, zu Kaiser Sigismund gewendet: „Seher, sie sind Alle gleich grausam, und sie können sich über die Art, ihre Grausamkeit auszuüben, nicht verstehen!" In der Hauptsache verstanden sie sich aber doch. Der verurtheilte „Ketzermeister" ries den Bischöfen zu: „In hundert Jahren werdet Ihr vor Gott und mir Rede stehen." Ulrich Zwingli war ein Priester des Constanzer Sprengels, und gerade nach hundert Jahren — 1416 folgte Hieronymus von Prag seinem . Freunde auf dem Scheiterhaufen — stürzte Zwingli in der Schweiz die Macht des römischen Clerus. Die Asche des böhmischen Märtyrers bleibt nicht unfruchtbar, und wieder wirkt sie heute an dem See, „in dessen Fluth sich die Scheiterhaufen der Märtyrer spiegeln". Wenn die Scheiterhaufen nicht mehr brennen, so ist es nicht Mangel an gutem Willen; sie brennen nicht, weil das Holz zu naß ist, das die Jünger Loyola's aufschichten. (Fr. I.)
München, 14. Juli. Die Schwurgerichtsverhandlung ge» gen Adele Spitzeder und Genossen begann heute Vormittag. Vor und in dem Justizgebäude waren mehrfache Militär- und Polizeimaßregeln zur Erhaltung der Ordnung getroffen. Der Andrang des Publikums ist bisher nicht bedeutend. Die Verlesung der Anklageschrift dauerte zwei Stunden. Die Angeklagten Spitzeder und Ehring waren in schwarzer Kleidung und beantworteten die Personalfragen deutlich.
Darm st ad t, 12. Juli. Die „Darmstädter Ztg." meldet die zu Jugenheim stattgehabte Verlobung der Großfürstin Marie Alexandrowna von Rußland mit Prinz Alfred von Großbritannien.
Eisenach, 10. Juli. Der beklagenswerthe Eisenbahnunfall bei Fröttstedt wird wohl den ersten Fall bieten, in welchem die Entschädigungspflicht der Eisenbahnen gegenüber Verunglückten und deren Relikten nach dem deutschen Reichsgesetz zur Anwendung kommt. Die thüringische Eisenbahn, auf welcher der Unfall stattgefunden, gehört der Vereinigung deutscher Privateisenbahnen an, nach deren Statut sämmtliche diesen Verband bildende Eisenbahnverwaltungen den zu zahlenden Einschädigungsbetrag, soferne derselbe über 1000 Thalcr beträgt, gemeinschaftlich zu tragen haben.
Dresden, 14. Juli. Die Cholera ist hier im Erlöschen. Hingegen fordert die Cholera in der Umgegend Dresdens immer noch zahlreiche Opfer. Es sind dort bis jetzt 140 Fälle zur Anzeige gekommen, von denen 55 einen tödtlichen Verlauf haben.
Berlin, 11. Juli. Seitens des Bundesraths ist der württ. Justizminister Mittnacht zum Referenten über die Straf- prozeßordnung bestimmt worden.
Die vor wenigen Tagen auf der Rhede von Wilhelmshaven stattgehabten Versuche mit Torpedo's von neuer Konstruktion sollen überaus befriedigende Resultate ergeben haben. Die Konstruktion dieser neuen Torpedo's und das Verfahren mit denselben wird geheim gehalten; man erfährt nur soviel, daß der Chef der Admiralität, General v. Stosch, welcher sich eigens nach Wilhelmshaven begeben hatte, um diesen Versuchen beiznwohnen,