ihrer 80 Jahre, (die sie uns jede Stunde aus's Neue vorrechnete), das Mittagsbrod kochte.
Endlich ging's zu Tische. Mutter Martin präsidirte. Als wir den ersten Löffel Suppe mit den unvermeidlichen Brodschnitten genossen, sah sie uns alle wie fragend an. 1°r«s Kon, riefen wir drei, und die Alte strahlte. Cs dauerte auch gar nicht lange, so verschwand unsere Wirthin. Sie war mit Mühe in den Keller hinabgcstiegen, zu dem vom Zimmer aus eine Treppe führte. Mit einer Flasche Wein und der Versicherung, daß es eine der letzten sei, kam sie wieder. Ein lustiges, gemüthliches Mittagsmahl! Die Alte bediente uns, als wären wir ihre Kinder. Zum Schluß — den» ohne Dessert ist der Acrmste in Frankreich nicht — stieg sie auf einen Stuhl und holte von den unter der Zimmerdecke angebrachten Latten einige der daran nach Landessitte hängenden getrockneten Trauben zum Nachtisch herunter. Später kochte sie uns Kaffee, wir plauderten und gestanden, daß wir sehr znsrieden mit unserem Quartier wären. Und sie sagte, sie wäre auch mit uns zufrieden.
Aber wie nun einmal auf dieser Welt nichts von Dauer ist, so sollte auch die Zufriedenheit der Möre Marsin bald ihre irdische Seite zeigen. Und ich bin der Attentär wider Willen gewesen. Ich hatte nämlich der Alten erzählt, daß ich diese Nacht zum ersten Male seit zwei Monaten in einem Bette schlafen würde. Darauf hatte sie etwas von pauvre gar^an gesagt und bald nachher ein großes Federbett herangeschleppt. Gott weiß, wo sie das hergcholt. Mein Camerad, der mit mir die weiche Schlummerstätte theilen sollte, mußte noch an demselben Abend auf die Wache ziehen, und so stieg ich denn gegen 9 Uhr mit einem wonnigen Behagen, wie ich es festen empfunden, in das lang entbehrte Bett. Aber ich schlief nicht gut, ich war an diese Bequemlichkeit nicht mehr gewöhnt. Als ich nach unruhigen Träumen gegen Morgen erwachte, fühlte ich um mein rechtes Bein etwas sonderbares Weiches. Huel walbeur!
Ich hatte im Schlafe mit dem Fuße eine Naht deS Ober- bettes aufgetremn, war in das Federmeer eingedrungen und hatte beim Zurückziehen des Beines eine große Menge Federn aus dem Ueberzuge herausgerissen. Da war nun das Bett mit Federn übersäet. „Was wird die Msre Martin sagen, war mein erster Gedanke. Sie hat es gut mit Dir gemeint und du lohnst es ihr so." Ich war noch nicht weiter in meinen Reflexionen gekommen, als anch unsere Wirthin hereintrat, um zu fragen, wann wir Kaffee trinken wollten. Sie hatte ein freundliches Lächeln im Gesicht. Aber wie änderten sich ihre Züge, als sie mein Bett sah. Alten Leuten muß man schon etwas zu Gute halten; indeß Märe Martin geberderte sich beim Anblick der losen Federn, als wenn ihr das größte Unglück passirt wäre. Sie schlug die Hände zusammen, weinte und jammerte, sah mich zornig an und lief dann hinaus, indem sie unsere Zimmerthüre heftig zuschlug. Sie muß wohl geglaubt haben, ich habe das Bett mit Absicht ruinirt. Der Junge auf dem Slrohsack erwachte von dem Thürschlag, sah mein Bett, lachte und wollte sein stereotypes: „Orsnä mallwur pour vous 6t pour nous" ausrufen, woran ich ihn noch rechtzeitig hinderte. „Steh auf," sagte ich. „die Alte ist wüthend, wir werden uns wohl den Kaffee selbst kochen müssen." Und richtig, die Alte war weggelaufen, und hatte ihrer Schwiegertochter, die unweit wohnte, das Ereigniß mitgetheilt. Möre Martin brachte am Vormittag diese Schwiegertochter mit, um ihr das Unglück zu zeigen. Wie viel Mühe hatte ich, ehe wir uns versöhnten. Sie wollte zuerst gar nichts mehr von uns wissen, und nur der Schwiegertochter, der ich die Ursache erzählte, gelang es, sie zu beruhigen. Gegen Mittag war Frieden; das war ein Glück, sie konnte uns wenigstens noch etwas zu essen kochen. Aber Wein und Trauben gab's an diesem Mittag nicht. Indeß das Element des Mißtrauens zwischen ihr und mir war noch nicht ganz verdrängt. Nur im Laufe des
Nachmittags gelang es mir, ihre Gunst im vollsten Maße wieder zu erlangen, was für unser Abendbrod von höchster Wichtigkeit war. Sie saß am Fenster und spann. Das Fenster lag gerade dem Kirchhof gegenüber. Wenn sie aufblickte, sah sie weiter nichts als Gräber. Ich setzte mich zu ihr. (Schluß folgt.)
Allerlei.
— lieber die unförmlichen H äckch ensch u h e der Damen schreibt die „Pesther med.-chir. Presse": Die in Mode gekommenen hohen Absätze der Damenstiefel sind in mannichfacher Beziehung schädlich für den Organismus und aus diesem Grunde zu verwerfen. Im Allgemeinen geben sie der Längenaxe des Körpers eine andere Stellung, wodurch der Oberkörper mehr nach rückwärts gerichtet wird, und sohin das Becken eine andere Neigung erhält. Sicherlich entsteht hiedurch eine einflußreiche Veränderung, welche in Bezug auf die wichtigste Bestimmung, welche das Weib als Gattin und Mutter erfüllen soll, nicht gleichgültig ist. — Ferner werden durch jene bizarre Stellung des Fußes Vertretungen und sogar Luxationen sehr begünstigt, was durch mehrere Beobachtungen bestätigt wird. Ungleich häufiger sind selbstverständlich hieher auch die vielen Entzündungen der Sehnen, respektive Sehnenscheiden, sowie anderweitige Jrri- tationsprodukte zu beziehen. — Endlich sind auch noch die sogenannten Hühneraugen der besagten unpassenden Fußbekleidungsform zur Last zu legen. Bei schwachen lockeren Gelenkbändern bewirken die Absätze, daß sich der Fuß nach der Seite und Länge streckt und so die häßlichste und hinderlichste aller Fußformen entsteht, nämlich der sogenannte Plattfuß, der zum Latschen und Wackclgang führt. Dann wird also gerade diejenige Fußgestalt, die hochgewölbte Spanne vernichtet, welche dem Fuße seine Schönheit gibt und welche unsere Koketten mittels der hohen Absätze nachzuahmen suchen.
— Zur Beseitigung von Schnaken, Mücken u. s. w. in einem Zimmer schließt man Fenster und Thüren, rührt Honig mit etwas Wein an, bestreicht damit das Aeußere einer Glas- laierne und stellt in diese einige Stunden vor Schlafengehen ein brennendes Licht, alles umherfliegende Ungeziefer bleibt an der Laterne hängen.
(Ein ei ge nthümliches Strafinstrument). Der Jahresbericht des historischen Vereins für Mittelfranken zählt u. A. einen ihm von der Stadt Eschenbach übergebenen birnförmigen Holzschlegel auf, der, in der Höhe 68 Ccntimeter und an seiner weitesten Ausbauchung 46 Centimeter messend, am Ende des Halses mit einem starken Eiscnring versehen ist. Dieser Schlegel war aus dem dortigen Rathhause aufbewahrt gewesen und wurde, wie hochbejahrte Bürger des Ortes versichern, vor alter Zeit, wenn ein Mann von seinem Weibe mit Schlägen mißhandelt worden war, von Obrigkeitswegen an seine Hausthüre zum Zeichen der verletzten Manneswürde und zum Hinweis auf das eheherrliche Züchtigungsrecht gehängt. Sicherlich geschah diese wohlgemeinte Belehrung nicht ohne Entgelt, und man darf annehmen, daß der Schlegel nicht eher abgenommen wurde, als bis eine entsprechende Geldbuße auf dem Rathhause erlegt war. Die Hebung soll noch bis an das Ende des vorigen Jahrhunderts bestanden hahen, und die Gasse, in welcher sie zum letzten Mal Anwendung fand, führt heute noch den Namen „Schtegelgasse". Diese Sitte steht nicht vereinzelt da. Zu gleichem Zwecke wurde in Kühnhard bei Feuchtwangcn ein ähnliches Instrument, welches zum letzten Mal vor etwa 40 Jahren angewendet wurde, aufbewahrl. Auch im Orte Ramsberg, zwischen Abenberg und Pleinfeld, befand sich ein gleicher Gegenstand, und im Fürstbisthum Eichstädt war der Gebrauch des „Schlägelhängens" so verbreitet, daß sich die Eichstädter Landesregierung veranlaßt sah, denselben durch eine besondere Verordnung allgemein abzuschaffen.
Amtliche und Privat-Bekanntmachnngen.
Emmingen.
Eichen-Holz-Verkauf.
Aus dem Gemeindelaubwald Bettenberg werden am
Donnerstag den 10. d. M., Vormittags 8 Uhr,
780 Stücke von 4 bis 5 Meter Länge, größerniheils zu Werkholz sich eignende geschälte Eichlen, sowie 10 Stück ältere größere verkauft. Liebhaber sind dazu eingeladen.
Waldmeister Renz. Unterthalheim, Gerichtsbezirks Nagold.
Liegenschafts-Verkauf.
Die zu der Gantmasse des Lorenz Erath, Schusters in Unterthalheim, gehörige Liegenschaft, nämlich:
Parz. 34.
Die Hälfte an
9.1 Wohnhaus,
5,0 Scheuer,
5.1 Hofraum,
5,3 dto.
0,3^Schweinstall,
24,8 bei der alten Kirche,
Anschlag 450 fl. Ankauf 501 fl. Parz. 45.
36,4 Wiese an der Haiterbacher Steige, Anschlag 25 fl. Ankauf 2! fl. Parz. 1678.
Mrg. 16,8 Acker im Rammenthal, Anschlag 75 fl. Ankauf 12 fl.
Parz. 1616.
i/s Mrg. 43,0 Acker in Markäckern,
Anschlag 155 fl. Ankauf 51 fl. Parz. 1935.
*/s Mrg. 30,3 Acker im Vohl ober Hundsrucken,
Anschlag 75 fl. Ankauf 17 fl. Parz. 1494.
',s Mrg. 3,5 Acker bei der Mark.
Anschlag 140 fl. Ankauf 61 fl. Parz. 312/,.
i/, Mrg. 9,6 Acker im Wagenthal a» der Hochdorser Straße, Anschlag 80 fl. Ankauf 32 fl.