Boden schlug, aber sein Denkmal soll er endlich auf der Stätte seines Sieges doch noch erhalten. Die von dem Bildhauer Hr. v. Bändel aus Tupfer getriebene Heldenfignr ist bis zum emporgehobenen Arm, dessen Faust noch des langen Schwertes harrt, fertig, und wird in kurzer Zeit nach der Groitenburg bei Detmold gebracht werden. Der eine Fuß ruht kräftig auf dem römischen Adler, hinter demselben liegen dis zerbrochenen Fasces. Die ganze Figur mißt zur Schwenspitze 90 Fuß, bis zur Faust des erhobenen Arms 66 Fuß und die ganze Höhe des Denkmals wird 183 Fuß betragen. Die 2000 Ctr. schwere Gestalt ruht auf einem runden Unterbau von 154 Fuß im Umkreise; der Sockel des Unterbaues mißt 15 Fuß und die 10 Nischen desselben sollen theilweis durch Bildwerk und Inschriften ausgesüllt werden.
Metz, 27. Juni. Heute starb hier, 81 Jahre alt, der ehemalige Reichsregent Schuele von Zwcibrückeu.
Wien, 26. Juni. Der Deutschen Kaiserin Augusta wurde hier ein sehe herzlicher Empfang bereitet. Die Blätter begrüßen die Ankunft derselben als eine erneuerte Bürgschaft dafür, daß man iu Berlin aufs eifrigste bemüht ist, alles zu vermeiden, was auch nur den Schein erwecken könnte, als wenn eine Störung der guten Beziehungen cingetreten wäre.
Paris, 26. Juni. Eine Verordnung des Präfekten von Lyon bestehlt, daß diejenigen, welche aus bürgerliche Weise begraben werden, auf besonderem Kirchhof begraben werden müssen.
Der Gemeinderath von Lyon hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die Summe von vier Millionen zur Gründung einer medicinischen Facultät beizusteuern.
Briese ausLy o » melden das Verbot des PräsektenD u cr o s, in den Bierwirthschaften weibliche Bedienung zu halten.
Jn Marseille hat der Präfekt das Konnte aufgelöst, welches sich gebildet hatte, um französische Arbeiter aus die Wiener Weltausstellung zu senden
Wie der ofsiciöse „Solei!" meldet, hat Mac Mahon ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers Franz Joseph empfangen, welches „die schmeichelhaftesten und sympathischsten Glückwünsche" enthalte.
Die Jtal. Nachr. melden: Man freut sich iu klerikalen Kreisen schon auf die große» Exkommunikations-Feierlichkeiten, welche am Sankt Peter- und Paulustage (29.) oder bei der sonst nächstbesten Gelegenheit stattfindeu werden. Der Papst will nämlich den König, seine Minister, alle Senatoren und Abgeordneten, welche für die Aufhebung der religiösen Körperschaften in der Stadt und Provinz Nom gestimmt haben, feierlich exkommuniziren. Die Peterskirche wird au jenem Tage schwarz verhängt und auf allen Altären brennen wie in der Charwoche gelbe statt weiße Kerzen
Petersburg, 27. Juni. Der „Russki Mir" enthält ein Telegramm aus Taschkent), wonach der Khan von Khiwa kapitulirt hat und Khiwa von den Russen besetzt ist.
Newyork, 28. Juni. Die Stadt Hamilton in Nevata ist durch eine Fcuersbruust verheert worden.
(Rache einer verschmähten Geliebten.) In Boston erregte vor einigen Wochen eine literarische Erscheinung selteuster Art gerechtes Aufsehen. Eine Dame nämlich, die von ihrem Geliebten treuloser Weise verlassen worden war, ließ die von ihm erhaltenen zahlreichen Liebesbriefe, welche nicht nur von zarten Betheuerungen in überschwänglichsten Ausdrücken wimmelten, sondern auch sonstige Privatissima enthielten, drucken und gab sie mit dem vollen Namen des Verfassers zum Besten einer Versorgungsanstalt verwahrloster Kinder heraus. Das compro- «littirende Buch hat einen reißeudeu Absatz gefunden; der Abtrünnige mußte, um dem Gelächter zu entgehen, die Stadt verlassen.
Auf der Schwelle des Grabes.
t Fortsetzung.»
„Durch sie folgte ich dem Verlaufe der Krankheit Ich erfuhr von Havanna, daß mein armer Freund i» Fiebergluth läge, daß er häufig nicht bei sich fei. Sie verhehlte mir die Gefahr nicht, iu der cr schwebte. Der Hausarzt, einer der berühmtesten Loudon's, verwehrte entschieden allen Zutritt bei seinem Patienten. Die Gegenwart Mehrerer in seiner Stube wirkte sichtlich auf ihn und meine Nähe zumal regte ihn unlängbar auf, weß- halb der Doktor für Pflicht erklärte, mich namentlich zu verbannen. Ich ertrug es Anfangs schwer. Ich befand mich in fürchterlicher Spannung. Sie machte es mir nothwsndig mich zu vergessen, Zerstreuung zu suchen.
„So ging unser Leben, auch das gesellige, ziemlich den herkömmlichen Schritt. Man gewöhnt sich ja ohnehin an alles. Der sonstige Zirkel, in welchem man freilich Stephan sehr vermißte, verkehrte nach wie vor zusammen. Mich riß schon das Verlangen, May zu sehen, das ich nicht bewältige» konnte, in die früheren Gesellschaften.
„Unter unser» nächsten Bekannten hatten wir Deutschen eine Art von Klub!) veranstaltet, jedoch mit Zuziehung der Frauen, der sich regelmäßig einmal in der WoLe am bestimmten Tage zu versammeln pflegte, und zwar am Freitag — bemerken Sie
wohl: der Unglückstag. Man wereinte sich für die Abendstunden der Reihe nach abwechselungsweise bei einem der verheira- thete» Mitglieder und stipnlirte als Hauptpunkt, daß ohne oie triftigsten Abhaltungen Niemand wegbleiben dürfe ans unserem Kränzchen, wie wir es nach heimischer Weise nannten, was den Engländerinnen, indem wir ihnen das Wort übersetzten, gir wohl gefiel. Die rosigen Lippen strengten sich an, es scherzend auszusprechen. Mit welchem Vergnügen ich dies Lebrnmt bei May übte, brauche ich nicht erst zu sagen. Denn auch der Crö- sus nahm mit den Seinen Theil an dem Kreise.
»Ich saß neben ihr an einem Freitage im Hanse von einem unserer muntersten Genossen, das seine Rückseite der Themse za- kehrte, unmittelbar bei den in den Strom sich senkenden Stufen Whiiehall-Stairs, dicht hinter dem Palaste. Die Mehrzahl der klebrigen von uns wohnte da und dort verstreut, mehr oder weniger nah, in oieser Gegend der Stadt. In der lauen Septembernacht halte unsere Wirthin wieder die trauliche Runde in ihrer Veranda bereiten lassen, die, grün umsponnen mit den, feinsten Schlinggewächse, über dem Wasser hing. Jeder hatte sich eiu- gesunden, nur Stephan fehlte in unserer Mitte. Alles fand sich verdüstert. Eine wehmäthige Stimmung zitterte durch den ganzen Kreis. Rechts und links an der Tafel sprach man von nichts als von der Katastrophe unseres Freundes. Es will etwas heißen, wenn iu London, wo die Gleichgültigkeit in der Luft liegt und das mechanische Getriebe alles verschlingt, der Zustand eines Einzigen Viele beschäftigt. Doch die Jugend nimmt selbst dort ihren Tribut.
„Weiß man diesen Abend etwas von ihm?" fragte Einer. „Ich konnte mich heule nicht selbst nach ihm erkundigen," erwiderte der Andere; ich kam von Trafalgar Square herunter und hielt mich zu lauge in dem Hause des Guard's auf, wo ich zu Ihun hatte." „Als ich gestern Mittag hiuschickre," ergänzte der Dritte, „hörte ich den Bescheid: es ist der ausgesprochene Typhus." — „Ja, man zog diesen Morgen noch drei Doktoren zu," versicherte Jemand auf der andern Seite des Tisches, und sein Nachbar, ein junger Nechtsgelehrter, einer der genauesten Bekannten Slephan's, fügte noch bei: „Ich komme gerade von ihm her und habe mit seiner Wärterin selbst geredet; Hanna — ich kenne sie noch von meinem Onkel, den sie pflegte — fah ganz verstört ans. Er phantasirt beständig. Die Aerzlc geben ihn auf. Er werde die Woche nicht überleben. Hanna schüttelt mit den Kopf, cr gefalle ihr gar nickt. Erspiele schon, wie die Sterbenden es zu thun pflegen, gleich den Kindern, mit den Fingern auf der Bettdecke."
„Ich horchte nur mit halbem Ohre hin, ich muß es zu meiner Schmach gestehen. Ich war wie in einem Traume. Auf den wogenden Strom schaute ich hinaus, iu welchem Tausende von Lichtern zitterten, hinunter bis zu den Hamperfotd- und Waterloo-Brücken, hinauf bis zu denen von Westmünster und Vauxhall, mir ihren Riejenbogen, gleich flammenden Siegesthoren, die sich in den rastlosen Futhen spiegelten. Unzählige Barken und Nachen mit ihren vielfarbigen Laternen, wie feurige Blumen, schwammen her und hin. Verirrte Guitarrenklänge zogen, in dieser unharmonischen aller Städte, fern vom Ufer herüber. Zur Rechten stiegen, wie mit Silberstift gezeichnet, die gigautischertz Umrisse der Westmnnsterabtel, von den ersten Mondstrahlen begrüßt, in das Nachtblau.
,„Jch war wie berauscht. Nicht von dem Weine, der vor mir schäumte und perlte im purpurnen Kristall auf dieser, mit den hier gezogenen kolossalen Früchten bedeckten Tafel. Ich war berauscht von dem Duste der die Wände umkräuzenden Südblumen, von May's Nähe, über deren inkrustirtcn goldenen Stuhle ich lehnte, entzückt von ihrem Athem, dem Streifen ihres Kleides und ihrer reizenden kleinen Hand. Wir flüsterten zusammen abgebrochene, einzelne Worte des beginnenden Verständnisfrs. Ich flehte zu ihr mit Lippen und Blicken und mochte es unbeachtet thun, weil allmählig auch die übrige Gesellschaft dem Reize gemeinsamer Unterhaltung hingegebeu, sich in lebhaft geführten Gesprächen aufgeheitert hatte, welche um so lauter wurden, je mehr die Gläser kreisten und tönten; denn auch die Damen verschmähen dort zu Lande keineswegs den erwärmenden Nachttrnnk, bevor sie sich zurückziehen.
„Draußen war es inzwischen stiller und einsamer geworden. Nach und nach verklangen Stimmen, Musik, Ruderschläge. Die festlichen Lichter aus dem Strome erstarken; die auf den Brücken und den Usern löschten bald nachher auch aus, bis auf wenige. Wahrend in unsrem Kreise alles durcheinander schrie und lachie, schlug mir das Herz berauschend bis in die Fingerspitzen. Das Geständniß meiner Liebe schwebte ans meinen Lippen. Eben dröhnte mächtig die Uhr vom Westmünsterdom den Schlag der Mitternacht.
„Im nämlichen Augenblicke fliegt die Portiere zurück, welche die Veranda, in der wir sitzen, von dem anstoßenden Saale trennt. In der monderleuchteten Halle gewahrten wir alle eine schneeweiße Gestalt, die wir, wir Alle, nur zu gut kennen. Mit stummem Entsetzen sehen wir sie heranwandeln, auf die Schwelle treten.