gefeuert werden. In welcher Weife diese Leute agiiireu, zeigen die Mahl-Flugblätter der „Elsässischeu Liga"; die „Straßb. Ztg." gibt daraus einen Exiract von ihr nur bei flüchtigem Ueberblick in die Stagen salleureu Kraftausdrücken. Da liest man: Schwowenkäfcr, Kancuschenvreußeu, amtliche Speckmichel, rotzige Schwindler, Pumpernikelbäuche, Schnurranten, Petrolfürst (das soll der Reichskanzler fein!), Pumpernikelphilo- fophen u. s. w. — — Arme „Elsässische Liga" ! So lange mit Frankreich „an der Spitze der Civilisalion marfchirl" und doch noch so uncivilisirt!
Wien, 21. Juni. Das für nächsten Dienstag angezeigte Eintreffen der deutschen Kaiserin hat den Feinden eines guten Einvernehmens zwischen Oesterreich und Deutschland einen argen Strich durch die Rechnung gemacht. Sic triumphirten bereits über die gespannten Beziehungen zwischen Wien und Berlin und bauten darauf ihre Pläne. Dieser Partei gehören alle Jene an, die gegen das gegenwärtige Regime ankämpfen, von dem sie nur zu gut wissen und fühlen, daß es in dem freundschaftlichen Verhältnisse zwischen den genannten beiden Nachbarstaaten eine ausgiebige Stutze findet. Einen augenfälligeren Beweis, dass man in Berlin werlh auf das gute Einvernehmen mit Oesterreich setzt, konnte man aber nicht geben, als daß die '.Gemahlin des Kaisers - hierher kommt, diesen so zu sage» zu vertreten und zu entschuldigen. Die Festlichkeiten und Ehren, die sie während ihres hiesigen Aufenthaltes umgeben werden, können derselben wieder zeigen, daß man diesen Beweis frenndlicher Gesinnung hier gar wohl zu schätzen weiß. Unsere Reichsfeinde aber sind wieder um eine Hoffnung ärmer geworden, und mögen nun wieder über eine neue Lüge brüten, mit der sie ibre Anhänger täuschen können.
Paris, 18. Juni. Gestern Nacht wurde ein bedeutender Diebstahl bei dem Juwelenhändler Spinelli im Palais Royal verübt. Der Werth der Gegenstände, die man entwendete, beträgt 130,000 Francs.
Paris. 23. Juni. „Paris Journal" schreibt, die Regierung werde, da sie erfahren, daß der von London und Gent aus hervorgernfene Arbeiterstrike sich weiter ausdehne» soll, die Aufhebung der Eoalitions-Freiheit bei der Nationalversammlung beantragen. (Frks. I.)
Mac-Mahon soll allen Ernstes an die Rückkehr der Natioualversammlrng nach Paris denken; er hat seinen Ministern diesen 'Wunsch bereits eröffnet. Die Mehrheit, welche sich unter Thiers stets so sehr gegen die Niederlassung ins Palais Bourbon sträubte, saßt die Uebersiedelung ans der augebctcten Königssiadt nach dem verruchten Sodom nicht mehr mit solcher Scheu in's Auge, da sie nun ja unter dem Schutze eines „loyalen Degens" für ihre Sicherheit nichts mehr zu befürchten hat. Auch scheint Paris endlich gleichfalls den Pfad der Gottesfürchtigkeit zu betreten, seitdem die Mutter Gottes an eineiti Fenster der Vorstadt Batignolles erschienen ist und fromme Pilgrimmc bereits zn dieser deiligen Stätte wandern, der kommenden Gottes- wnnder mit zerknirschtem Herzen harrend.
Freiburg. Der „Consedära" erzählt von folgendem Ereignisse, das letzter Tage in Bulle vorgekommeu sei: „Ein Mann, der seine Frau mißhandelt hatte, wurde von der Polizei gefangen genommen, gebunden und mit großer Mühe ins Gefängnis; geschleppt. Man warf ihn in eine Zelle, worin sich bereits ein anderer Verhafteter, ein junger Mann, befand. Kaum war die Thüre des Gefängnisses abgeschlossen, so tritt der Neuangekommene auf den jungen Mann zu und erklärt ihm, er werde sich nun erhänge», und wenn er sich's einfalleu ließe, ihn daran hindern zn wollen, würde er erst ihn und dann sich stranguliren. Der junge Bursche hielt sich still, der Andere aber uinrmt seinen Gürtel, legt ihn um den Hals und trist! seine Anstalten, sich am Fenster anfzuknnpsen. Der Bursche schreit laut auf, worauf der Andere auf ihn stürzt und ihm in wilden Ausdrücken des Schlimmsten droht und dann an sein Geschäft zurückgeht. Vor Schreck betäubt, schwieg der einzige Zuschauer dieser Gräuelscene einen Augenblick, und als er von Neuem aufschrie und die Polizei hercinbrach, war der zweite bereits tobt.
Madrid, 22. Juni. In Folge eines Votums der Cortes, durch welches Pi y Margall ermächtigt wird, im Falle, daß im Ministerium eine Krisis ausgebrochen wäre oder ausbrechen sollte, ein neues Kabinet zu bilden, haben alle Minister ihre Dein i ss i o n gegeben. Die Ordnung und Ruhe blieben ungestört.
Madrid, 23. Juni In der heutigen Kortessitzung legte der Minister des Auswärtigen einen Gesetzentwurf vor, durch welchen im Hinblick ans die proklamirte Religionsfreiheit die Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhl aufgehoben wird. — Die Versassnngskommission bereitet ein Gesetz vor über die Verhängung des Belagerungszustandes in den Provinzen, wo Kar- listen sind.
New-Aori, 2t). Juni. Im Staate Michigan sind große Fen e r s b rün st e ausgebrochen. In Maskagon wurden 200 Häuser eingeäschert und man fand acht Leichen. Auch aus Ea n ad a und Neu br a un s chw eig werden große Brände gemeldet. — In Kenntucky ist die Cholera sehr stark, in Nash- ville (Tennessee) erlagen ihr gestern 73 Menschen. (S. M.)
Allerlei.
— Zur Pferdepslege. Herr Wilhelm Kraft, Gutsbesitzer in Groß-Dohlen, berichtet der höheren Landwirlhschaft- licheu Lehranstalt in Worms, daß er ganz gegen Len üblichen Gebrauch seit längerer Zeit schon seine Arbeitspferde, anstatt Morgens schon Abends tüchtig putzen und morgens nur bürsten lasse. Nach der Ueberzeugung des Herrn Dohlen genießen die so behandelten Pferde des Nachts über eine vollkommene Ruhe, sind des andern Morgens frischer in der Arbeit und weit weniger Erkältungen ausgesetzt, als wenn morgens durch kräftiges Putzen die Poren der Haut zu sehr geöffnet werden.
— Das Angähren lassen der zur Fütterung bestimmten Kleie gewinnt mehr Freunde. Gutsbesitzer Gelschner schreibt der höheren landivirthschasltichen Lehranstalt in Worms, daß er, um über die Vortheile des Angäbreulassens der Kleie in's Reine zu kommen, den folgenden Versuch ausgeführt habe. Er habe 14 Tage lang dreien seiner Milchkühe, die für den Versuch bestimmt waren, die Kleie in gebräuchlicher Weife, nämlich angebrühi mit Wasser und in die Form von Getränken verabreicht und das Gesammlmilchquantum während dieser Zeit bestimmt. Darauf habe er die für den andern Tag bestimmte Kleie immer Abends vorher mit Wasser von nngefäkr 28" k. ^ Wärme eingeteigt und etwas Sauerteig zugegeben. Dies Verfahren halte er 14 Tage lang fortgesetzt und dabei eine Steigerung des Mülchenrägnisses um 24 Liter beobachtet. Darauf habe er wieder 14 Tage lang die Kleie im angebrachten Zustande gegeben und gesunden, Laß der Milchertrag sich wieder auf das ursprüngliche Quantum vermindert habe. Gleich günstige Resultate hat Herr Gelschner auch mit der im angegohreueu Zustande verfütterten Kleie der Mastvieh erzielt.
— U e b e r e iipe n r e ch t in t er e s s an t e n Fü t t er u n g s- versuch berichtet Jonas. Er hat :m vorigen Jahre von einer Wiese einen Theil gemäht und Heu gemacht, als die Gräser noch fämmtlich ohne Blüte waren: einen andern Theil der Wiese mähre er im vollen Blüthenstande und den Rest, als bereits alle Gräser abgeblüht hatten. Mit diesen 3 verschiedenen Heusorten hat Herr Jonas bei Milchvieh vergleichende Fütterungsversuche zur Ausführung gebracht und hat aus dem Milcherträanisse berechnet, daß von dkm vor der Blüthe geworbenen Heu 127 Pfund und von dem nach dem Fruchtansätze gemähten Heu 133 Pfund noth- tvcndig waren, um dieselben Erträgnisse zu liefern, wie 1 Centime des im mittleren Blülhenzustande gewonnenen Heues.
— Professor Agafsiz bemerkt, daß die Knochen und das Nervensystem des weißen Mannes und des Negers wesentlich verschieden feien. Kein Knochen in dem Körper des Negers hat relative Form, Größe, Gelenkbildung oder dieselbe chemische Zusammensetzung wie bei dem Weißen. Die Knochen des Negers enthaltet: eine bedeutend größere Menge von Kalkfalzen als die des Weißen. Sogar das Blut des Negers, ist eine Flüssigkeit von ganz anderer chemischer Zusammensetzung als die, welche in den Adern des Weißen kreist. Die ganze physische Organisation des Mcgers unterscheidet sich in gerade eben solchem Maße von der des Weißen, wie sie von der des Schimpansen absticht.
— Das S ch e er e n derPferde scheint auch in Deutschland mehr Eingang zu gewinnen, nachdem sich die Erfahrung so günstig für dasselbe ausgesprochen hat. Thatfache ist es, daß die Pferde in Folge der starken Schwitzungen, die sie oft zu erfahren haben, sich aus dem Grunde erkälten, weil der Schweiß zu lauge in de» Haaren hängen bleibt; ist es doch keine unge- gewöhnliche Erscheinung, daß Pferde, welche Abends von schwerer Arbeit kommen, schweißtriefend eingestellt werden, des andern Morgens beim Einfpanneu noch feucht sind, daher Frostfchauer empfangen und sich rasch Erkältungen zuziehcu. Bei geschorenen Pferden, bester gesagt bei solchen, deren Haare kurz gehalten sind, kann man beim Einstellen den Schweiß schon durch tüchtiges Reiben entfernen, was bei den langhaarigen Pferden nicht möglich ist.
— Sodazusatz zum S ch w e i u esu t t er. Dr. Bernhardt in Eilenburg bemerkt gelegentlich einer Empfehlung der gebrannten Magnesia und der Soda beim Nothlauf der Schweine Folgendes über den Zusatz der Soda zum Futter. Da der Sommer vermöge der höheren Temperatur bei Fütterung von allerlei rohen pflanzlichen Theilen, von rohem, unreifem Obst . re. ein Sauernkerden der Küchenabfälle, der sonstigen Futtervorräthe, der Ueberbleibfel in den Fütterungsgesäsien (der Tröge, Eimer re.), sehr befördert, so wird bei mir zunächst von den sogenannten Futterstoffen in der Regel nichts ungekocht gegeben (Erkrankungen kommen gerade nach unaufmerksamer Vernachlässigung dieser Regel vor); außerdem erhält während der warmen Jahreszeit alles Futter einen mäßigen Zusatz von Soda, etwa 1 bis 2 Theelöffel voll aus den gewöhnlichen Fnttereimer. Ein solcher Zusatz schadet überhaupt nie, sondern befördert die Mast, indem er das Futter leichter und vollständiger verdaulich macht.
Einfluß der Reihensaat auf die Qualität der Gerste. Nach Versuchen, welche durch die höhere landwirth- schaslliche Lehranstalt in Worms in Anregung kamen, hat die Reibensaat, gegenüber der Breitsaat bei Gerste sehr interessante Ergebnisse geliefert. Ein Feld, das in allen Stücken vollkommen
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