Der GescUMkr.

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Die Redaktion desGesellschafters."

Amtliches.

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Nagold. Die Orts-Borsteher werden aufgefordcrt, zu Entwerfung der Gemeinde- und Stiftungs-Etats pro 1. Juli 1873/74, sowie zu rechtzeitiger Vornahme der Bürger-Ausschuß- Wahlen das Nöthige vvrzubereilen, auch über das Resultat der Letzteren bis 15. Juli Anzeige anher zu erstatten.

Den 24. Juni 1873.

K. Oberamt..

G ü n t n e r.

TageS-Neuigke iten.

Das Reisen nach Wien zur Weltausstellung nimmt jetzt so überhand, daß alle Äasthöfe Stuttgarts von Durchreisenden an­gefüllt sind, abgesehen davon, daß von dort selbst Viele nunmehr die Reise antrcten, da jetzt so ziemlich alle einzelnen Theile der Ausstellung eröffnet sind. Die Zurückkehrenden stimmen alle darin überein, daß die Wiener Ausstellung alle vorangegangenen weit an Großartigkeit und Interesse überlreffe und daß etwas Aehnliches noch nie geboten worden.

München, 21. Juni. Der König hat an General o. d. Tann anläßlich seines Geburtstages ein in schmeichelhaftesten Ausdrücken abgesagtes Handschreiben gerichtet, hierdurch dürften wohl die ausgestreuten Gerüchte über bevorstehende Entlassung v. d. Tanns erledigt sein. (S. M.)

München, 21. Juni. Auf die Weigerung des Bischofs von Paderborn, dem Oberpräsidenten die Statuten, Lehrpläne u. s. w. der Paderborner Seminare und Konvikte vorznlegeu, wurden am 18. d. Mts. von hier zwei königl. Kommissanen, der Prooinzial-Schulrath und ein Regierungsralh, nach Pader­born gesandt mit dem Aufträge, ohne weiteres die dortigen Seminare und Konvikte zu infpiciren und sich die Statuten nebst Lehrplänen oorlegen zu lassen. Die Vorsteher der betreffenden Anstalten haben dem unerwarteten Ansinnen theils sofort, theils nach von ihnen eingeholter ausdrücklicher Zustimmung des Bi­schofs Folge geleistet und die Kommissarien sind in den Besitz alles verlangten Materials gesetzt.

München, 22. Juni. Zwei Gerichtsverhandlun­gen dürften auch für weitere Kreise von einigem Interesse sein. Ein hiesiges Lokalblatt, die projektirte Erhöhung der Lierpreise besprechend, hatte einerseits die BrauerBierpanscher und Medi­zinsieder", anderseits deren FabrikateGiftmischerei, Pnrgirmitlel" u. dergl. benannt. Die also Beehrten stellten Klage wegen Be­leidigung und protestirten gegen die ihnen vorgehaliene Fälschung des Bieres durch gifthaltige Stoffe. Das Gericht verurtheilte den Redakteur in eine achttägige Haftstrafe und zur Tragung der Kosten, wobei das Erkenntniß als Milverungsgruud gellen ließ, «daß die öffentliche Meinung sehr dazu bereit sei, die Brauer einer den Begriffen des Bierbrauens zuwiderlaufenden Behano- lfi"g zu zeihen." Die andere Verhandlung spielte vor dem Be­zirksgericht in Wasserburg und diese wirft wieder ein trauriges Licht auf die in Altbayern noch vorhandene niedrige Kultur­stufe. Vorigen Sommer erhängte sich in der Scheune eines Bauern zu Jclham ein Dienstknecht. Der Leichna m sollte nach erfolgter Konstalirung des Selbst mords auf dem Friedhof

, begraben werden, aber der Bauer und sein Sohn nahmen ihn, nachdem sie den Leichenwärter entfernt hatten, aus dem Sarge, trugen ihn nach dem nahen Moos-Sumpf und deckten Steine und ! Bretter darüber. Ursache dieser Handlung war der in jener Ge­gend herrschende Aberglaube, daß, wenn ein Selbstmörder im Friedhof in geweihte Eroe komme, dann der Hagelschauer die Felder des Dorfes verwüste. Auch hier nahm das Gericht mil­dernde Umstände, als welche eben dieser Averglaubc gelte, an und verurtheilte die Angeklagte zu einmonatlicher, resp. achttägiger Gefängnißftrafe. (S. M.)

München, 23. Juni. Eine A r beiterv er sa m m l uu g, welche vorgestern aus Anlaß der Durchreise eines socialoemo- kratischeu Reiseapofrels Demmler aus Geyer in Sachsen zu Pfer­see bei AugSburg ftaltsand, hätte fast,zu bösen Auftritten gesührw Nach Ansicht des Reisepredigers ist die Lösung der sozialen Frage sehr einfach:Der Gebrauch der Maschinen hat die Händear- beii eutwerthet, üeßhalb müsse» die Arbeiter mittelst Produkiivasso- ziationeu in Len Besitz von Maschinen gesetzt werden; solche Asso­ziationen können nur mit Staatshülfe ins Leben gerufen werden und das freie Wahlrecht ist das Mittel, solche Abgeordnete in die gesetzgebenden Körper zu bringen, welche hierauf abzielende Gesetze voliren". Unter mehreren nachfolgenden Rednern sprach dann einer seine Ueberzeugung aus, daß wenn der Staat und das Kapital sich nicht herbeilassen wollten, die soziale Frage in dieser Art zu lösen, man es den Arbeitern nicht verdenken dürfe, wenn sie revoluttouirten. Hier verlangte der anwesende Polizei­kommissär von dem Vorsitzenden, daß er den Sprechenden zur Mäßigung in seinen Ausdrücken mahne, und hob, da jener sich weigerte, den Mahnruf ergehen zu lassen, die Versammlung auf. Anfänglich machten Einige Miene, sich dem Befehl, den Saal zu verlassen, zu widersetzen; indeß verhinderte der sofortige Ein­tritt einer starken Gendarmeriepatrouille und die ruhige, aber ent­schiedene Haltung des Beamten jede Ausschreitung.

Würz bürg, 23. Juni. Vor einigen Tagen siel in der Nähe vonWürzdurg eine Mordthat statt, die an Schauer- lichkeit einzig dafteht. Ein Mann aus Sommershausen bei Würz­burg trat nämlich seiner Frau sämmtliche Rippen ein, so daß dieselbe in Folge dieser Mißhandlung starb. Einem zu Hilfe eilenden jungen Mädchen versetzte er einen Stich in den Unter­leib, so daß dieselbe todt zusammenstürzte, und seinem Sohne schlitzte er mit derselben Waffe den Arm auf und brachte ihm noch mehrere Stichwunden bei. Der Verbrecher wurde^ in die Würzburger Frohnfeste eingebracht. (S. M.)

Im Krankenhause zu Bamberg ist eine Frau an der Was­serscheu gestorben, die im August v. I. von einem wulhkran- ken Hunde gebissen worden war.

Berlin, 21. Juni. Der Bundesrath hat gestern Abend unter dem Vorsitz Bismarck's das Gesetz wegen Errichtung eines Eisenbahnamtes definitiv angenommen.

Berlin, 22. Juni. Der Sessionsschluß wird für Mittwoch, spätestens Donnerstag vorher gesehen. Gestern Abend war die Soiree beim Fürsten Bismarck sehr besucht, und der Reichskanzler unterhielt sich längere Zeit freundlich mit Herrn Lasker und anderen Abgeordneten. Die Verstimmung von vor einigen Tagen schien gänzlich geschwunden. (S. M.)

Auf den Linien der Kaiserin-Elisabethbahn ist probeweise der Dienst mit Schlafwagen zwischen Wien-Simbach-Mnnchen eingeleitet. Die Wagen sind sehr elegant und mit zwölf Betten ausgestattet. Die Benützung der Schlafwagen ist vorläufig nur Reisenden erster Klasse gestattet, welche einen Betrag von 4 fl. Silber für ein unteres und 3 fl. Silber für ein oberes Bett zu zahlen haben. Der direkte Dienst mit den Schlafwagen bis Paris wird ebenfalls in der kürzesten Zeit eröffnet werden.

Stra ßburg, 22 Juni. Bei der Bezirkstagswahl wurden lauter extreme Kandidaten gewählt.

Stra ßburg, 23. Juni. Die Klerikalen haben sich cn den Bezirkstagswahlen stark betheiligt.

Bei den Bezirks wählen im Elsaß verspricht man sich zwar keine große Theilnahme und nur ausnahmsweise den Sieg der Gemäßigten, cs müßten denn dieselben durch das Treiben der extremen Wortführer schließlich noch zu größerer Thätigkeit an-