die Straße führt bald Leute herbei; doch das ganze Haus steht in Flamme» und Niemand wagt die Rettung der Kinder; denn auch deren Schlafzimmer ist, wie man von der Straße sehen kann, in vollem Brand. Da ruft der l 4jährige K arl Schiffer, einer Wittwe Sohn:Wo sind sie? Ich will sie retten!" Eine Leiter wird gebracht. Auf das brennende Dach steigt der beherzte Knabe, klettert durch das Fenster in die brennende Stube und entreißt die unter ihren brennenden Betten versteckt nnd besin­nungslos daliegenden Kinder eines nach dem andern dem sichern Fenertode, indem er sie, von den Flammen nmzüngelt, nach dem Fenster trägt und durch dasselbe einem ans die Leiter gestiegenen Manne über das Dach zuwirft. Nur schwer fand er den ältesten Knaben zuletzt unter dessen von allen Seilen brennenden Betie, nnd der Knabe schien bereits todt. Mit Mühe schleppte er ihn nach dem Fenster, mit Anwendung aller seiner Kräfte hebt er ihn durch dasselbe hinaus, und drei Menschenleben sind gerettet. Eine Minute später ,stürzte das Dach über dem Schauplatz der kühnen Thal des Knaben zusammen. Die Brandwunde» des zwölf Jahre alte» Engen Löschall waren so schwer, daß der Knabe bis zum 25. besinnungslos ohne Schmerzenslant dagele­gen hat nnd sein Tod als zweifellos nahe angesehen wurde. Jetzt bat ihn der Arzt außer Lebensgefahr erklärt. Die Wiltive Löschall nnd die beiden Knaben mußten in das Hospital gebracht werden, wo sie unter der Hand einer barmherzigen Schwester die sorgsamste Pflege erhalten. Der Netter, der l4jährige Karl Schiffer, blieb unversehrt.

Nachrichten ans Sedan zufolge hat dort ein Attentat gegen die deutsche Schildwache am Theater siattgefuuden, der Thäler ist unentdcckt. Die Kommandantur hat strenge Maßregeln angeordnet. Die Wirthshäuser müssen um 9 Uhr geschlossen werden^ Nach 10's Uhr darf ohne besondere Erlanbniß Nie­mand auf der Straße gehen.

Der Schah führt auf seiner Reise in Europa gewissenhaft ein Tagebuch, schreibt aber nichts hinein als die Prügel, die er seinem Reisegefolge dictirt hat. Kein Tag ohne Kerbholz, wie jener treffliche römische Kaiser gesagt hat, nnd in Teheran soll die Rechnung ausgeglichen werden. Man kann sich denken, daß die Herren Perser keine große Eile haben, heim zu kommen.

Wien, 11. Juni. Der Pesther Loyd läßt sich von hier schreiben:Ein seit längerer Zeit erwartetes politisches Ereigniß von bedeutender Wichtigkeit ist rinn eingetreten und Berichte aus Rom haben Kunde davon gegeben. Der Allianzvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Italien ist abge­schlossen. Seitdem in der Versailler National-Versammlung die Rechte sich fest aneinanderschloß und immer deutlicher die Tendenz hervortrat, nach der Verdrängung Thier's vom Präsidentenamte den Staat in eine conservative Strömung zu leiten, wurden von Seiten der italienischen Regierung, welche ein Wiederaufleben der clericalen Velleiläten der französischen Legrtimisten besorgte, sofort in Berlin Verhandlungen eingeleitet, welche eine Verständigung der deutschen nnd italienischen Regierung für ge­wisse Fälle sichern sollten. Die deutsche Regierung kam dem italienischen Gesandten mit voller Bereitwilligkeit entgegen und ein beiden Regierungen sehr willkommener Umstand diente dazu, den Abschluß der Verhandlungen, die namentlich von Seite Italiens sehr dringlich geführt wurden, zu beschleunigen. Man richtete es nämlich preußischer Seite so ein, daß der eben in Wien weilende Kronprinz die Rückreise über Italien machte, allerdings auf einem recht iveiten Umweg, den man aber dadurch erklärte, daß der Kronprinz sich einige Tage in Italien erholen nnd die Brenner- Tour kennen lernen wolle. In Mailand nun traf der Kron­prinz des Deutschen Reichs mit dem Kronprinzen Hnmbert und mehreren italienischen Ministern zusammen, und die Berichte, welche uack Nom nnd Berlin erstattet wurden, machten es möglich, daß sofort ein förmlicher Vertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Italien abgeschlossen wurde, welcher für die Haltung der beiden Mächte in einzelnen, beide betreffenden Fällen die präciscsten Bestimmungen enthält." Ob der Vertrag wirklich schon ganz for- mulirt sei, wollen wir dahingestellt sein lassen; daß aber in letzter Zeit nach dieser Seite hin in Berlin bedeutsame Schritte gekhan worden sind, können wir vollkommen bestätigen. Unter diesen Umständen ist es allerdings auch wahrscheinlich geworden, daß Victor Emanuel nun doch in den sauren Apfel beißen und nach Wien und Berlin kommen wird, (s. Rom.)

Paris, II Juni. Prinz Napoleon besuchte gestern 9koüber, der erkrankt in Schloß Cercey die Rückkehr Bonr- baki's aus London erwartet. (S. M.)

Paris, 12 Juni. Nach Privatmiltheilungen aus Ma­drid beabsichtigt das neue Kabinet die Zahlung der Zinsen der öffentlichen Schuld ei n z u sie l len. (S. M.)

Die neue Aera in Frankreich ist so wenig eine Aera des Friedens und der Versöhnung, daß jetzt schon die wildesten Lei­denschaften der Parteien entfesselt sind. Maßlos treten die roya- listischen Blätter auf, sie bemühen sich täglich, die Liberalen als Gottlose", alsAtheisten" undBedroher der Gesellschaft" mit den Radikalen und Kommunarden in einen Topf zu werfen und Thiers zu behandeln wie den verkommensten Petrolenmsmann.

Der Justizminister Ernoul hat an alle Generalprokuratoren ein Rundschreiben gerichtet, in welchem er dieselben anfforderl, die radikale Presse streng zu überwachen und so viel cs in ihren Kräften steht, der Propaganda, welche dieselbe auf dem Land macht, mit Enlschloisenheit entgegenzutreten. Eine große Anzahl von Preßprozessen ist daher zu erwarten, und man hofft, durch dieselben schnell zur Unterdrückung der republikanischen Presse zu gelangen. Daß die ausländischen Blätter ganz in der Art und Weise wie unter dem Kaiserreich behandelt werden sollen, bestä­tigt sich. Bis jetzt wurden jedoch nur schweizerische und italie­nische Zeitungen mir Beschlag belegt.

Rotterdam, 9. Juni. Als ein Beitrag zur Lohnst», tistik diene das Folgende: Ein Diamantschleifer in Amsterdam verdient gegenwärtig per Woche 3400 fl., einzelne geschickte Arbeiter wohl bis 000 fl. Diese Diamantschleifer sind noch nach Art der alten Zünfte organifirt, ihre Kunst vererbt sich von dem Vater auf den Sohn nnd trotz der großartigsten Versprechen hat sich noch niemals ein Angehöriger der Innung verleiten lassen, seinen Industriezweig einen andern zu lehren. Napoleon I. batte seinerzeit weder Gold »och Drohungen gespart, um einige Dia­mantschleifer nach Paris zu locken. Der hohe Lohn wird aber in gewöhnlicher Weise durchgebracht: die Herren sind zu vornehm, um ins Geschäft zu gehen und fahren deßhalb zweispännig, na­türlich jeder in einem besonder» Wagen, zu dem ArbcitSIokal. Dabei sind Abends die Oslos olmntants von diesen Nabobs ge­füllt und der Champagner fließt in Strömen.

Amsterdam, 7. Juni. Die neueste Depesche aus Pi- nang ist nicht sehr erbaulicher Natur nnd stellt nnS einen mör­derischen Krieg bis ans den letzten Tropfen Blut in Aussicht. Aus allen Nachrichten von Indien geht übereinstimmend hervor, daß der Sultan von Atchin über eine ansehnliche, wohlbewaff­nete nnd gut geführte Truppenmacht verfügen kann, die von un­gefähr 40 europäischen Offizieren trefflich geschult, von fana­tischem Eifer getrieben, Freiheit und Selbständigkeit bis aus's äußerste gegen dieausländischen Blutsauger" (ein Name, der uns nicht allweg unverdient trifft) zu verlheidigen wissen wird. Zwar haben die Werbungen einen erwünschten Fortgang, aber bevor wir den 25,000 Alchinesen nur 10,000 Mann gegenüber­stellen können, wird der Herbst wohl schon angebrochen sein. Hoffentlich bestätigen sich inzwischen die Nachrichten, welche über die freundliche Gesinnung des Nahja von Toumon und Tam- paitouwan eingelausen und; denn wenn die andern Jnselfürsten sich an die Seite der Alchinesen stellen jo ist Sumatra hin!

Rom, 13. Juni. DieItalienischen Nachrichten" demen- tiren die Nachricht desPester Lloyd", daß während der Anwe­senheit des deutschen Kronprinzen in Mailand ein italienisch- deutscher Allianz Vei trag abgeschlossen worden sei. Die Begeg­nung des deutschen Kronprinzen mit dein Kronprinzen Humbert, welche übrigens nicht in Mailand, sondern in Venedig stattfand, hatte, de»Italienischen Nachrichten" zufolge, keinerlei politischen Zweck, sondern war nur eine Act der Höflichkeit und Freund­schaft. Der Papst empfing gestern die Generale und Procu- ratoren der religiösen Körperschaften. Der Jesuiten-General ver­las eine Adresse.

Ein entsetzliches Ereigniß wird aus Gualdo-Tadino in Umbrien berichtet. In der Gegend von Gualdo-Tadino lagen vor einigen Tagen zwei junge Eheleute den Feldarbeiten ob, während ihr Kind, noch ein Säugling, in einiger Entfernung von ihnen in seinen Windeln auf der Erde lag. Plötzlich vernahmen sie ein heftiges Geschrei, und der Vater eilte zu dem Kinde hin, um zu sehen, was ihm widerfahren sei; aber was mußte er sehen! Eine der in Mittel-Italien so häufig vorkommcnden Nattern, die vielleicht von dem Milchgeruch angclockt wurde, den das Kind ausathmete, war im Begriffe, in dessen Mund zu kriechen. Der entsetzte Vater ergriff in seiner Verzweiflung das Thier beim Schwänze, der noch frei war, und versuchte es mit Leibeskräften herauszuziehen, allein der Schwanz riß ab und das Kind erstickte. In seiner Aufregung nahm er das Grabscheit und versetzte da­mit seiner Gattin, die bei ihrer Arbeit geblieben war und keine Ahnung von dem Vorgefallenen hatte, einen so heftigen Schlag auf den Kopf, daß sie augenblicklich todt zusammensank.

Madrid, 13. Juni. In der heutigen Cortessitzung wurde Nikolaus Salmeron mit 176 gegen 74 Stimmen, welche auf Figneras sielen, zum Präsidenten gewählt. Die Regierung legte ein Pro­gramm vor, wonach sie die Trennung zwischen Staat und Kirche, die Reorganisation der Armee, die Abschaffung der Sklaverei und andere socialen Reformen beabsichtigt. In kürzester Frist soll eine Commission zur Feststellung der Demarcationslinien der einzelnen förderirten Staaten ernannt werden.

(Der Krieg in China.) Aus Rangon liegt unterm 3. Mai folgende Nachricht vor:Die Stadt Talifoo, die Hauptstadt der mohammedanischen Provinzen des westlichen Chi- na's, ist von der chinesischen Armee eingenommen worden. Der Sultan Soliman, Herrscher jenes Landes, vergiftete sich, um einem grausamen Tode zu entgehen. Die Bevölkerung des Platzes wurde, ohne Frauen und Kinder auszunehmcn, von den Siegern niedergemetzelt, und nur jene wurden geschont, die ihre Religion