Amtsblatt für den Obernmtsbezirk Nagold.

Der Ge

. Erscheint wöchentlich 3mat und kostet . EinrückuntzSpebübr iür die kleine

Ne. 66. halbjährlich hier 54 kr., im Bezirk ! AoNNLkStag dkN 12 . ZUM. Zelle nur pewöbnlicher Schritt tyiO mit Postausschlag 4 ft. 8 kr. , jc 2 .Kreuzer.

Amtliches.

Bekanntmachung der Centralstelle für die Land- wirthfchaft, betreffend die Aufnahme von Zög­lingen in die Ackerbaufchnlen.

Da mit dem Ablauf des Schuljahrs 1872/73 wieder eine Anzahl von Zöglingen in die Ackerbauschulen zu Hohenheim, Ellwanqen, Ochsenhausen und Kirchberg ausgenommen wird, so werden diejenigen Jünglinge, welche sich um die Auf­nahme bewerben wollen, ansgefordert, sich innerhalb vier Wochen, von heute an gerechnet, jc bei dem Vorsteheramt derjenigen Acker­bauschule, in welche sie cinzutreten wünschen, zu melden. Die Aufnahmebedingungen siehe Staatsanzeiger Nr. 134 Seite 917,

Stuttgart, den 19. Mai 1873.

K. Centralstelle für die Landwirthschaft.

Oppel.

Tages-Neuigkeiten.

Tagesordnung der Sitzungen des K. Schwurgerichts- dofs Tübingen im zweiten Quartal 4873. Is Montag den 46. Juni 4873: Anklagesache gegen den Maurer Wilhelm Friedrich Reps von Neuenhaus, OA- Nürtigen, wegen durch vorsätzliche Körperverletzung verursachter Tödtung. 2) Dienstag den 47. Juni v. I. nnd am folgen­den Tage: Anklagesache gegen den Bortenmacher Dietrich Hsttler von Eningen, OA. Reutlingen, wegen Mords. 3j Donnerstag den 49. Juni d: I. und am solgerden Tage: Anklagesache gegen den Studirenden Otto Lauen st ein von Eelle und Genossen wegen Zweikampfs mit tödtlichem Ausgang. Die Verhandlungen beginnen je Vormittags 9 Uhr.

Altenstaig, 9. Juni. Es könnte säst den Anschein haben, als ob die auf den Pfingstmontag angekündigte Fahnen­weihe unseres hiesigen Kriegervereins gar nicht stattgefunden hätte, oder zum wenigsten mißlungen wäre, weil noch keiner unserer sonst so aufmerksamen Korrespondenten eS hat über sich gewinnen können, derselben auch nur mit einer Silbe in einem öffentlichen Blatte zu erwähnen. Und doch sind unsere Festtheilnehmer alle so sichtlich befriedigt, so vergnügt nach Hause gezogen; doch haben wir eine so schöne nationale Feier begangen, die gar manche Er­innerung an frühere Tage wieder wach gerufen, gar manches Gefühl des Dankes wieder neu belebt, gar manchen Funken edler nationaler Begeisterung wieder entzündet hat. Trägt darum eine solche Feier ihre Berechtigung in sich selber, verdient sie wohl, daß man selbst Kindern und Enkeln davon erzähle, so möge es auch einer unberufenen Feder noch nachträglich gestattet sein, wenigstens denjenigen Lesern einen kurzen Bericht zngehen zu lassen, welche bei der Feier selber nicht zugegen sein konnten. Es ist gewiß ein ebenso schöner als sinnreicher Gedanke, wenn unsere deutschen Krieger > die einst so muthig und treu für die Ehre unseres theuren Vaterlandes gekämpft haben, nun auch zur Zeit des wiedergekehrten Friedens jenes Band der Liebe und Ein­tracht, das sie früher umschlungen, noch fort erhalten und fester knüpfen wollen. Von diesem Bewußtsein getragen, haben sich des­halb bald in allen Gauen unseres engeren Vaterlandes sogenannte Kriegervereine gebildet, deren Zweck eben jene fortgesetzte Verbrüderung, jene dankbare Erinnerung an die großen Thaten Gottes, jene edle Begeisterung für unsere große nationale Sache bilden soll. So hat sich denn auch in Altenstaig und Umgegend schon voriges Jahr ein solcher Verein konststuirt und freute sich derselbe, seinem begonnenen Werke durch die Beschaffung einer Fahne die Krone aufsetzen zu können. Die Einlagen der Ver­einsmitglieder selber, besonders aber die namhaften Beiträge, theils aus öffentlichen, theils. aus Privatmitteln, haben die Fertigung dieser kunstvollen Fahne bälder als man vermuthete ermöglicht, und so wurde der Pfingstmontag zur Einweihung derselben bestimmt. Nicht ohne bange Besorgnis; der Witterung halber sah man diesem Tag entgegen. Aber siehe, der Himmel fing schon Abends zuvor sich aufzuhellen an; rein und wolkenlos wölbte er sich am festlichen Morgen über unserem Thale, und so konnte das Festprogramm in allen seinen Theileu durchgeführt werden. Letzterem gemäß verkündeten Morgens 5 Uhr Böllerschüsse den umliegenden Bewohnern die Bedeutung des betreffenden Tages, die städtische Musik durchzog, die Lagwache blasend, die Stadt, und bald prangten die meisten Straßen im festlichen Schmuck.

Von 10 Uhr an hielten die geladenen auswärtigen Kriegeroereiuc, von welchen Nagold, Frcudeustadi, Haiterbach, Ebhausen, Pfalz­grafenweiler, Wildberg u. a. vertreten war, ihren fröhlichen Einzug, so daß mit dem hiesigen Verein mehrere Hundert stattlicher Krieger, darunter auch einige ergraute Veteranen, der Enthüllung der Fahne harrten. Gegen 12 Uhr begann sich der Fcstzng vor dem Gasthof zur Traube zu sammeln: voran die städtische Musik, eine große Anzahl weißgekleideter Festjungfraucn, daun der Lieder­kranz, der Turnverein, die bürgerlichen Kollegien, und zuletzt die verschiedenen Kriegervereine wahrlich ein stattlicher Zug. So ging es unter Musik und Trommelschlag dem Postplatze zu, wo sine kleine geschinackvolle Tribüne errichtet war, aus welcher der Akt der Fahnenübergabe sollte vorgenommen werden Eine große Menschenmassc hatte sich hier versammelt. Nach Absingen eines Männerchors:Dir möcht' ich diele Lieder weihen sc.," wurde die Versammlung mit einer Ansprache begrüßt, in welcher zugleich die Bedeutung der Fahne als das Symbol brüderlicher Vereini­gung , als Zeichen der Liebe und Eintracht des Manuesmuths und der Mannesehre im Frieden wie im Kriege hervorgchoben wurde. Der Akt der Fahnenübergabe an den Vorstand des hiesi­gen Kriegcrvereins, Hr. Th. Schüller, geschah durch eine der Festjungfrauen, Frl. W. Moser, weiche in warmen, patriotischen Worten die Fahne ihren Stiftern nicht nur zu äußerem Schutze, sondern auch zu steter Beherzigung ihrer Inschrift:Gott war mit uns. Ihm sei die Ehre", empfehlend übergab. Nach schönen und kräftigen Dankesworten von Seiten des Vorstandes, begleitet von dem Versprechen, diese Fahne stets in Ehren halten zu wollen, brachen die Krieger bei deren Anblick in ein dreifaches, kräftiges Hurrah aus, in welches die ganze Versammlung, ergriffen von der Schönheit des Kunstprodukts, jubelnd mit einstimmte. Ein Männerchor:Brüder weihet Herz und Hand rc.," beschloß die Feier auf diesem Platze; denn-bcreiks ertönte das Festgeläute vom hohen Thurme und rief die Versammelten zur Kirche, welche bald darauf bis auf die kleinsten Räume dichtgedrängt sich füllte. Der Liederkranz gab seinem Gefühle in dem schöne» Choräle: Kommt, kommt, den Herrn zu preisen rc.einen Ausdruck, worauf Herr Stadtpfarrer Göz nach Absingung des Lutherliedes: Ein feste Burg rc.," eine tiefcrgreifende, der Feier des Tages angemessene Rede hielt. Außer dem Danke, den wir den Kriegern selber schulden, wies der Redner vor allem auf den Herrn hin, dem die Ehre für die Vergangenheit wie für die Zukunft gebühre. Nach beendigtem Gottesdienst bewegte sich der Zug wieder durch die Stadt auf den eigentlichen Festplatz, der sinnig dekorirt und mit einer festlich geschmückten Tribüne geziert war. Hier folgte die Festrede, in welcher darauf hingewiesen wurde, wie unsere Zeit im Gegensatz zur früheren, so gerne geneigt sei, das was vor erst wenigen Jahren Großes und Herrliches errungen worden, mit dem Schleier der Vergessenheit zu decken, wie so leicht jede nationale Begeisterung in uns erkalte, und wie deßhalb dieser Tag ganz besonders geeignet sei, jene patriotischen Gefühle nicht nur in den Kricgerherzen, sondern in uns allen wieder zu ent­flammen. Ein Hoch auf das geeinigte, freie, große deutsche Vaterland schloß nebst Gesang die öffentliche Feier. Der Nach­mittag gestaltete sich unter großem Zudrang des Publikums zu einem eigentlichen Volksfeste. Abends war Ball in der Traube. So hätte denn auch diese Festlichkeit, begünstigt vom Himmel, erhöht durch die Eintracht seiner Theilnehmer einen vollkommen befriedigenden Abschluß gefunden, wenn derselbe nicht leider durch einen Ungkücksfall getrübt worden wäre. Einer der Schießer, F. Sch. von hier, verunglückte während des Ladens dermaßen, daß er die linke Hand verlor, welche nachher vollends amputirt werden mußte. Eine sogleich veranstaltete Kollekte suchte wenig­stens der augenblicklichen äußeren Noth der Familie zu steuern.

Die Vorstellung der Militärpflichtigen vor die Depärte- ments-Ersatzkommission findet statt in Nagold am 21., Calw 19., Herrenberg 23., Horb 27., Frcudenstadt 30. Juni.

Stuttgart, 8. Juni. Seine Majestät der Kaiser von Rußland und Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Thronfolger mit durchlauchtigster Gemahlin, der Großfürstin Maria, Kaiserl. Hoheit, find heule zum Besuche der Königlichen Familie eingetroffen.