Das Volk sei vorberestet und gedenke, eventuell den Minister Florrscu als Canbidaten der neuen Negierung aufzustcllen.

Karlsbad, 6. Juni. Heute früh 7 Uhr starb hier plötz­lich Prinz Adalbert von Preußen am Lungenschlag. (Ir. I.)

Aus Eger wird unterm Z. d. gemeldet, daß Maria-Cutm nächst Eger ein Raub der Flammen geworden; etwa 150 Häu­ser seien zerstört.

Bei der österreich. Creditanstalt in Wien hat der Haupl- kassier Pokorny 430,000 fl. unterschlagen und ist entflohen.

Paris, 5. Juni. Prinz Napoleon kam hier heute früh an. Marschall Canrobert gab seine Entlassung als Präsident des obersten Kriegsraths.Agence Havas" me der aus Bayonne, heute habe ein siegreiches Gefecht für die Karlisten unweit Vera stattgcfunden. Die Karlisten seien Herren des ganzen Landes zwischen der französischen Grenze und dem Ebro.

Paris, 7. Juni. Der deutsche Botschafter Graf Arnim har heute dem Präsidenten der Republik sein Beglaubigungsschrei­ben überreicht.

Paris, 7. Juni. Dem bonapartistischenGaulois" zu­folge findet wegen des französischen Gesandten F-ournier in Ita­lien ein lebhafter Kampf statt. Das italienische Cabiner ist für Fournier, die Freunde des Papstes verlangen dagegen, daß Frankreich Fournier adberufe und Rom nur einen Vertreter, nämlich den Botschafter beim heiligen Stuhl habe.

Paris, 7. Juni. DerFrance" zufolge haben sämmt- liche Präsecten, selbst die monarchistischen, gleichmäßig darüber berichtet, wie gefährlich cs sein würde, die Republik in Frage zu stelle». Dieß habe seinen liefen Eindruck auf die Regierung nicht verfehlt.

Basel, 5. Juni. DieBasler Grenzpost" meldet von angeblich gut unterrichteter Seile, daß die Kaiserin Eugenie im Laufe des Monats Juni auf Arenenberg erwartet werde.

Rom, 5. Juni. In der Sitzung der Depulirtenkammer zeigt der Präsident den Tod Rallazzi's an und bezeichnet den­selben als einen Fall nationaler Trauer. Er beantragt Aus­hebung der Sitzung und Umhüllung der Parlamentsfahne mit dem Zeichen der Trauer durch 14 Tage. Der Ministerpräsident und mehrere Deputirte von verschiedenen Fraktionen beklagen lebhaft diesen daS Parlament und das Volk treffenden Verlust.

Wie man hört, ist die Abberufung des amerikanischen Ge­sandten, Dr. Bauer oft, entschieden. Der Nachfolger ist, nach einem Telegramm aus Washington, bereits ernannt.

Im Jrrenasyle zu St. Louis, Ver. Staaten, starb am 6. Mai Abel Schawk, der Erfinder der Dampf-Feuerspritze, im Alter von 48 Jahren. Derselbe hatte den größten Theil seines Vermögens zur Verbesserung dieser Erfindung benützt. Ehe er jedoch 'Nutzen von seiner Erfindung ziehen konnte, hatten andere feine Erfindung ausgebeutet und ihn in seinem Elende zurückge­lassen.

Aus Asien kommen betrübende Nachrichten über das Erd­beben zu Hongkong, so wie über eine ähnliche Erschütterung und ein großes Feuer in Japan. Durch das Erdbeben zu Hong­kong wurden am 22. März die Häuser auf einer Fläche von 20 Hektaren von Grund aus zerstört und gegen 50l>0 Menschen obdachlos. Zu Osaka in Japan wüthete eine ähnliche Erschütterung am 12. März, und am 20. folgte ein Feuer, welches viele Menschenleben dnhinraffte.

Cin Schwank.

(Fortsetzung.!

Unser Freund stand erstarrt; solch' einen Empfang, solche Auskunft halte er sich nicht träumen lassen. Da jedoch der Mann nicht zu schreien aufhörte und sich nach und nach Men­schen sammelten, hielt er es für gerathen, sich schleunigst um die Ecke zu drücken und die Flucht zu ergreifen. Mi einem Laden, der seinen täglichen Bedarf an Cigarren deckte, hielt er endlich still, um so beiläufig sich zu erkundigen. Der Kaufmann, ver­möge seines Geschäfts mit den Verhältnissen der Residenz ver­traut, meinte: der Herr Graf Chlorbach seien in Italien, es sei nicht recht, daß solch ein Herr sein Geld außer Landes ver­zehre; er sei auch sei» Kunde gewesen u. s. w. Bei einer schüch­ternen Erwähnung des jungen Herrn Grafen sah ihn der Kauf­mann erstaunt an, was er denn meine? der Graf Emil sei ja gar nicht verheirathet. Das war zu viel; mit einem wilden Blick stürzte der Hofmusikus von dannen. Der Kaufmann sah ihm kopsschüttelnd nach und meinte dann zu seinem Lehrling: Da siehst du, August, wie schädlich es ist, am frühen Morgen Wein zu trinken. Herr Dämeler, sonst so solid, ist heute wie ansgcwechselt."

Armer Kaspar! Da ging er hin, still melancholisch durch die Straßen, niedergedrückt durch die Wucht seines Schicksals, den Glauben an die Menschen verlierend. Er bemerkte nicht, daß ihm die Leute nachsahen, wie er im Frack, weißer Weste, kurz in Hostracht, wie ein Leichenbilter cinherschlich; er hörte nicht, wie der Briefträger zu einem andern bemerkte:Bei dem war ich den Morgen, ich hab's gleich gesehen, daß es bei dem rappelt. Er sah und hörte nichts, nicht einmal das Knurren

seines Magens, bis er plötzlich beim Aufblicken den Schild des rothrn Ochsen leuchten sah.

Des rothen Ochsen! Alle Wetter! das war ja sein kouller- vous mit der Clarinette! Ec kam sich in dem Augenblick selbst wie ein doch hinweg mit solchen Gedanken der Flucht. Er­schöpft langte er endlich zu Hause an.

Doch war es der Tag der Ueberraschungen! Dämeler be­merkte gar^ nicht in der verzweifelten Stimmung seines Gemüths, daß sein Sopha von einem jungen Gaste besetzt war. Doch nein! besetzt ist nicht das richtige Wort, belegt wäre der Wahrheit entsprechender, denn der junge Gast lag, so lang er war, darauf und schien außerdem Dämeiers treues Möbel als Aschenbecher zu betrachten. Es mar Karl, Künstler seines Zeichens, und der Sohn eines Jugendfreundes Dämelers Dieser letztere war während seiner Unmündigkeit Karls Vormund geivcsen, ohne be- sondern Dank zu ernten, da ihn dieser mit Hintansetzung der schuldigen Achtung meist zur Zielscheibe seiner lustigen Spässe machte. Jetzt lebte er als Maler in einer benachbarten Stadt und besuchte Dämeler nur, wenn er einen hartnäckigen Angriff auf dessen Börse, alias Pump, beabsichtigte.

Dieser war Anfangs etwas verblüfft, als er den Onkel Dämeler, wie er ihn nannte, den er immer als ruhigen Mann kannte, so entsetzt Hereinstürzen und in einen Stuhl sinken sah, ohne ihn zu beachten. Doch beruhigte er sich bald und sah, ver­gnügt rauchend, dem Ende der Sache entgegen.

O Clarinette! Clarinette!" murmelte der betrogene Hof- musikuS,warum hast du mir das gethan! Ach ich Hab' es immer gesagt, ein Mann, der dieses Instrument spielt, muß heim­tückisch sein! Seht ihn nur an, wie er das Maul spitzen muß, die Backen aufblasen, die Augen verdrehen, es ist das Bild der Falschheit der Schlechtigkeit -"

A -- a a t chi i i ha," nießte plötzlich und unerwartet der gute Karl hinter seinem Rücken auf dem Sopha mit solcher Eaergie, daß der furchtbar erschrockene Dämeler, schon schwach und angegriffen von dem heute Erlebten, das Gleichgewicht verlor, und, ein Bild des Jammers, auf den Boden zu fitzen kam.

Zufällig fiel er aber so, daß er seinen Neffen und die Enthettigung seines Sophas zu Gesicht bekam, und dieser An­blick entrüstete ihn derart, daß er augenblicklich aus den Füßen, im nächsten Momente die Karls in den Händen hatte, und durch einen gewaltigen Ruck darai», beinahe Karl in die gleiche Lage gebracht hätte, in der er selbst sich vorher bcsand, wenn dieser nicht mit rascher Geistesgegenwart die Lehne gepackt hätte. Das höchst bedenkliche Krachen des altersschwachen Sopha's, dem bei diesen Turnübungen wohl bedenklich zu Muthe ward, gab un- serm armen Dämeler die Besinnung wieder, und sein angehäuster Zorn machte sich in wilden Flüchen Luft.

Wir können es Karl nicht übel nehmen, wenn er einige Augenblicke die Meinung hegte, sein Vormund, den er als ru­higen, stillen Mann kannte, habe einen Anfall v»n Tobsucht. Er dachte schon daran, ihn zu Boden zu schlagen, und dann um Hilfe zu. rufen und einen Irrenarzt holen zu lassen. Ein Blick aus Dämeler belehrte ihn eines Besseren. .

Der Hofmusikus war erschöpft, vernichtet auf das Sopha gefallen. Nüchtern, den ganzen Morgen in fortwährender star­ker Aufregung, war es kein Wunder, wenn seine Kräfte nachließen.

Aber um Gotteswillen, Onkel, was isi's denn, was fehlt Euch? Da seid Ihr in Frack und schwarzen Hosen, ganz erhitzt, schießt da herein wie nicht gescheidt. raisonnirt vor Euch hin und packt mich schlichlich an. nachdem Ihr noch vorher plötzlich um- sallt wie ein Nußsack. Das ist ja zum Tollwerden," meinte Karl.

Ja freilich ist es zum Tollwerden, wenn ein so leicht­sinniger Thunichtgut, ein Bruder Liederlich, ein Leinwandver- klexer wie du, auf meinem besten Möbel herumrutscht. Oder glaubst Lu, weil du Maler bist, du hättest ein Recht, meine Kissen mit Stiefelwichse zu verschmieren!"

Na. Apollo und den neuen Musen sei Dank! Sie sind gerettet, Onkel. Wenn Sie schlechte Witze machen, ist immer noch Hoffnung vorhanden. Aber sagen Sie mir doch, beim Ra­phael, was fehlt Ihnen denn heute. Schießen Sie mal loS, vielleicht weiß ich Rath!"

Du! hm! das ist so eine Geschichte, die ist zu laug zum Erzählen, - ich sag' dir's dann ein ander Mall Aber was willst du denn hier?"

Was ich will! Ja so! richtig! ich wollte an Ihr mildes Herz appelliren. Da ist meine Hausfrau, eine alte Jung­fer, hm! wollte sagen Wittwe, mit 7 unerzogenen Kindern. Eines davon ist Maurergeselle und fiel vor ein paar Tagen vom Gerüst und brach sich beide Beine morsch vom Leibe ab. Nun will man ihm ein paar von Guttapercha machen, wissen Sie, weil es wasserdicht ist und nicht so empfindlich wie Holz; auch soll es gut für das Podagra sein und so weiter, aber die kosten 200 Gulden. Nun Hab ich eine Collecte gemacht, aber es fehlen noch 30 Gulden. Die Sache hat Eile, sonst könnt' sich der Mann erkälten und da Hab' ich gleich an Sie ge­dacht, und"