Versailles, 28. Mai. Es ist schreibt man- der Köln. Zkg." unzweifelhaft, daß die Legitimisten, ihrer ei­genen Schwäche bewußt, sich um die Hilfe der Bonapartistcu be­worben haben, und daß Nouber, an den man sich gewandt hatte, seine Bedingungen gestellt hat. Zu diesen Bedingungen gehörte 1) die Verwerfung des Herzogs von Aumale als Prä­sidenten der Republik, 2) die Verwerfung des Herzogs d'Audif- fret-Pasquier als Minister, 3) die Ernennung Mague's zum Finanzminister. 4) ein großer Autheil für die Bonapartisten bei den neu zu besetzenden Stellen in den Verwaltungen des Innern, der Justiz, des Krieges und des öffentlichen Unterrichts. Der Herzog de Broglie hat sich Rouher's Diktaten fügen und ebenso die Rückkehr des Prinzen Napoleon zugeben müssen. Thiers hat auf diese Intriguen angespielt, als er Hrn. de Broglie zu­rief:Sie werden der Schützling deS Kaiserthums!" Was den Bonapartisten bis jetzt den einzigen Strich durch die Rechnung macht, ist die vorsichtige Haltung der Republikaner und selbst der Radikalen.

Nicht 100, sondern 140 Deputiite machten die Wallfahrt nach Chartres mit, um der heiligen Jungfrau für die Erlösung von Thiers zu danken. Mehrere Bischöfe, sowie der Erzbischof von Paris und der Bischof von Orleans wohnten der Feierlich­keit an. 150 Offiziere batten sich auch .eingefunden und mar- fchirteu in geschlossenen Reihen in der Prozession.

Der bonapartisiischeGaulois" schlägt vor, den 13. Juni, den Geburtstag des Marschalls Mac Mahon und des Herzogs de Broglie, als französisches Nationalsest zu feiern!Paps" verlangt, daß Thiers des Landes verwiesen, die radikalen Journale unterdrückt, Rochefort definitiv deportirt und Ranc vor Gericht gestellt werde.

Bern, 29. Mai. Der Große Rath von Aargau hat die Beschlüsse der Diözesankonferenz betreffs Lachat's mit 104 gegen 48 Stimmen und ebenso die Einführung der Civilehe genehmigt.

Rom, 28. Mai. Heute hat der Papst in Privataudienz die Czarin und die Großfürstinnen empfangen. Der Papst schickte der Kaiserin darauf einen prachtvollen Blumenstrauß.

Mailand, 29. Mai. Heute fand das feierliche Leichen- begäugniß des Dichters Aless. Manzoni unter größter allseitiger Theiluahme statt. An der Seite des Sarges gingen die Prinzen Humbert und Amadeus Die Stadt hißte die Trauerflagge auf.

London, 19. Mai. Bald nach der fürchterlichen Explo­sion in Stowmarket wurde ermittelt, daß Schießbaumwolle in Wasser gehalten werden könne, ohne irgend eine ihrer Eigen­schaften einzubüßen, ja, daß vollständig durchnäßte Baumwolle in demselben Grade explodire als trockene. Dieser Entdeckung folgend, haben die Chemiker im engl. Kriegsdepartement einige

neue Eigenschaften dieses Explosiv-Materials ermittelt, und Prof. Abel hat der Regierung eine neue Erfindung unterbreitet. Er schlägt nämlich vor, Bomben mit Schießbaumwolle anstatt mit Pulver zu lade», und außerdem dieselben mit Wasser zu füllen, in welches einige Strähne Baumwolle gelegt werden. Letztere entzündet sich durch die Detonation der Bombe, und ein Experi­ment ergab, daß die vereinigte Aktion des Wassers und der Baum­wolle die Bombe in so viele Theile zersplittert, daß deren Wirkung der von Schrapuels gleichkommt. ^

Bosto n, 30, Mai. Eine große Feuersbrunst zerstörte die Washington-, Boyleston- und Essexstraße und das Globetheater. Der Schaden ist außerordentlich groß.

(Der Marktpreis einer Frau) scheint in Chigago 25,000 Dollars zu betragen, wenigstens beansprucht ein dortiger Bürger von einem Apotheker so viel Schadenersatz, weil derselbe seine bessere Hälfte durch einen pharmaceutischen Jrrthum in ein besseres Dasein beförderte. Ob die Jury, welcher das Ur- theil in diesem Processe zustehen wird, ebenfalls^ so kostspielige Ansichten von denhimmlischen Nosen ins irdische Leben flechten­den" Wesen haben wird, bleibt abzuwarten.

Allerlei.

Futterknochenmehl. Ueber die vortreffliche Wir­kung des Fntterknochenmehls wird uns berichtet, daß eine trächige Kuh, welche schon wochenlang vor dem Kalben nicht mehr auf­stehen konnte, durch tägliche Gaben von fein präparirtem Futter­knochenmehl so gekräftigt wurde, daß sie in der letzten Zeit der Hochtracht sich wieder selbst erheben konnte.

Fürst Bis mark ist, wie ein Witzblatt schreibt, von dem Vereine der Berliner Chirurgen und Barbiere zum Ehren­mitglied ernannt worden und zwar weil er 1) so gut operirt, 2) weil er schon Manchem den Staar gestochen hat, sogar den schwarzen, 3) weil er Deutschland verbunden und 4) weil Nie­mand Napoleon so über den Löffel barbiert hat wie er.

Anagramm.

I. 2. 3. 4. gab mich das Schicksal Dir,

Und Glück und Unglück derg' ich immer;

Doch bin ich nichts als nur ein Stück Papier,

Dann traue nie dem trügerischen Schimmer!

4. 2. l. 3 bin ich ein fremdes Wort,

Doch wird's Dich nicht, mein theurer Leser, äffen: Hier bei Musik, beim Kartenspiele dort,

Jst's auch zuweilen noch beim Windhund anzutreffen. 4. 3. 2. l ein Bad dazu genommen,

Sv wirst du leicht, was heilend ist, bekommen.

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Revier S t a m m h e i m.

Holz-Verkauf.

1) Freitag den 6. Juni: Aus den Abth. Vorderer und Hinterer Schleif­berg: 34 Raum­meter buchene Schei­ter, 24 Raummeter dto. Prügel, 3 Raummeter eichenes Anbruchholz, 15 Raummeter Nadel- holzscheitcr und 11 Raummeter dto. Prügel und Anbruch: ferner : 1015 Raummeter Nadelstockhal; aufbereitet, 620.buchene u. 190 Nadelholz-Wellen.

Zusammenkunft Morgens 9 Uhr bei der neuen Waldbrücke unterhalb Kentheim.

2) Samstag den 7. Juni: Aus der Abth. Glattstaig, 4 Raummeter eichene Schei­ter und Prügel, 9 Raummeter buchen« Scheiter, 29 Raummeter dto Prügel, 28 Raummeter aspene Scheiter und Prügel, 40 Raummeter Nadelholz­scheiter, 44 Raummeter dto Prügel, 20 eichene, 1820 buchene, 4100 aspene, 2340 Nadelholz- und 85 Putzreis- und Schlagraum-Wellen.

Zusammenkunft Morgens 9 Uhr beim Waldecker Hof.

Nagold.

Fahrniß-Verkauf.

Die Erben de verstorbenen Jo .Hannes Schäuble

__? Wagners hier,

bringen in dessen Wohnung am

Samstag den 7. Juni d. I., von Vormittags 9 Uhr au, folgende Fahrniß gegen bare Bezahlung im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf und zwar:

Bücher, Maunskleider, Frauenkleider, Beltgewand, Leinwand, worunter 11'/, Ellen abwerge und 9 Ellen rcuste Tuch, Küchengeschirr, Schreinwerk, Faß und Bandgeschirr, 1 Scheffel Dinkel, 10 Bund Stroh, 100 Bund Reisach, Wagner- Handwerkszeug, und allgemeiner Haus­rath.

Liebhaber werden hiezu eingeladen.

Den 2. Juni 1873.

Nagold.

Liegenschafts-Verkauf.

Die zu der Gantmasse des Johann Martin He 1ber, Glasers hier, gehörige Liegenschaft, nemlich:

2'/, V. 10"/.. R. Acker im Buch.

Anschlag 180 fl. Ankauf 81 fl. 2V- 16 R. 15 Schuh Acker hinter Sankt Leonhardt. Anschlag 500 fl. Ankauf 451 fl.

Parz. 1121.

»/, M. 39,2 Acker,

_ 6,0 S teinriegel,

'/s M. 45,2 unter dem Steinberg.

Anschlag 250 fl. Ankauf 101 st.

wird am

Dienstag 24. Juni,

Morgens 8 Uhr,

auf dem hiesigen Rathhause im zweiten und

letzten öffentlichen Aufsireich zum Verkauf gebracht.

Den 30. Mai 1873.

Gerichtsnotar F i s ch h a b e r.

Rohrdorf.

Bei der katholischen Stiftungspflege

980 fl.

zum Ausleihen parat. Nähere Auskunft ertheilt

Schultheiß

Killinger.

iLvergyardi.

Bei der hiesigen Stiftungsflege liegen

gegen gesetzliche Sicherheit zum Ausleihen parat.

Stiftungspfleger

Frey.

Nagold.

Karren'Berkauf.

Am Donnerstag den 5 Juni, Vormittags 9 Uhr,

(wird aus dem städtischen Far- renstall ein fetter Farren ver­kauft, wozu Liebhaber eingeladen sind.

Ueberberg,

Oberamts Nagold.

Kalkstein-Bkisuhr-

Akkord.

Auf hiesige Markung werden am Montag den 9. Juni d. I., Nachmittags 1 Uhr,

auf hiesigem Rathszimmer 260 Haufen