ArniMM für den OberaMlsbezirk Nagold.
Nr. 63
Erscheint wöchentlich gnral und testet EinrüSun-sgebLd: iür die kleine
bolbjührlich dier 54 kr., im Bezirk PoNNerstüg dM 5. Juni. Zeile aus sewöbnlicher Lchriir 1813.
mit Postanfschtag I fl. 8 kr. > je 2 ttrcuzer.
Tages-Ntttigkertcn.
* Nagold, 4. Juni. Unsere Stadt wurde diesen Vormittag in keine geringe Aufregung gebracht, indem ein wnlhver- dächtiger Spitzerhund nicht nur mi! vielen andern Hunden raufte, fondern auch einen 11jährigen Knaben nicht unbedeutend gebisfen hatte. Die heule »och ftanhabcndc Sektion des Hundes, der von Landjäger G er ft enm a i er durch fein Bajonette unfchädlich gemacht wurde, wird zeigen, ob unter den hiesigen Hunden eine Razzia vorgenommeu werden muß.
Freudenstadt, 31. Mai. Heute ist Wald, Flur und Häuser mit Schnee bedeckt. Diesen Morgen 7 Uhr schneit es fort. Temperatur, -j- 1° R. So geschehen am 31. Mai 1873.
Rotten bürg, 27. Mai. Das Sonntagsblatt dringt in seiner Nr. 21 an der Spitze des Wochenberichts die interessante Mittheilung: „Der Staatssekretär des hl. Vaters, Kardinal AntonelU, sagte zu einem hohen Herrn ans Deutschland: „Unter den deutschen Staaten macht mir Württemberg am wenigsten Sorge." Solches Zeugniß von solchem Munde ist von Gewicht und haben alle diejenigen, welchen Württembeg seinen kirchlichen Frieden zu verdanken har, guten Grund, sich über diese Anerkennung zu freuen und wir theilen ihre Freude von ganzem Herzen und wünschen nur, daß Gott dem Land dieses so hoch geschätzte Gut des Friedens erhalten möge!
Stuttgart, 29. Mai. Laut einer Bekanntmachung der Volksbank werden daselbst die österreichischen Guldenstücke zu dem vollen Preise — zu 1 fl. 10 kr. — angenommen, mit der Bemerkung, so lange zu diesem Preise Verwendung vorhanden ist. Im Kleinverkehr gellen dieselben 1 fl. 9 kr. und bei größeren Zahlungen noch weniger, so halten es die meisten hiesigen Bankhäuser, und vorsichtshalber auch die Handwerkerbant. Füns- Frankenthaler erhallen sich überall noch in vollem Cours, da irgend eine Münzsorle doch in Geltung bleiben muß.
Stuttgart, 29. Mai. Kein Wunder, daß wir in Stuttgart eine etwas kühle Witterung haben; denn laut Privalnach- richt aus Petersburg war am 21. Mai der Eisgang aus der Newa noch in vollem Gang und Winterkleider zu tragen sehr empfehlenswerth. (B. Z.)
Stuttgart, 29. Mai. Die ini heutigen „Volksblatt" erschienene Mittheilung, daß preußische Bischöfe den Bischof v. Hefele in Rottenburg um eine Darlegung des mockus vivencki zwischen Staat und Kirche in Württemberg ersucht haben, kann nicht verfehlen, allgemeines Interesse zu erregen. Das „Volksblatt" fügt hinzu: „Der Hr. Domdekan v. Oehler erstattete eine eingehende Darlegung. So dürste Württemberg in Ordnung der Verhältnisse zwischen Staat und Kirche ein Muster für Preußen, ja für das ganze deutsche Reich werden." Gibt das nicht der Vermuthuiig Raum, als ob die preußischen Bischöfe einen ähnlichen moäus vivsncki mit der preußischen Regierung anstreben und ihren Widerstand gegen die neuesten Kirchengesetze nicht aufs Aeußerste zu treiben gesonnen seien?
Stuttgart. Unglaublich aber wahr! Vor einigen Wochen wurde ein achtbarer hiesiger Werkmeister in der Olgastraße von einigen Maurergesellen von seinem Zimmer heraus- gcrufen und an ihn die Anfrage gerichtet, ob er nicht die Stelle des Kegelbuben bei ihrem Spiele vertreten wolle, gegen eine Entschädigung von 1 Krouenthaler für die Stunde. — Seither hat sich das Blatt gewendet und die übermüthigen Gesellen müssen jetzt die Kegel wieder selbst anfsetzen, in Erfüllung des Sprüch- wortes: „Allzuscharf macht schartig", denn die Zeiten sind veränderlich. (B-'Z.)
In Ar Nacht vom 28. d. M. um 12 Uhr brach in Cannstatt im Hause des Hrn. Pappenheimer Feuer aus, welches einen Theil der dort gelagerien Farbwaaren und des Gebäudes zerstörre. Ausgebrannt ist jedoch letzteres im Innern gänzlich.
Der Ulmer Münsterbau-Etat ist mit der Summe von 42,000 fl. wie im Vorjahre genehmigt und zur künftigen Verwendung wiederum vorgesehen: für Nachrestauration Id,000 fl., für Freilegung des Platzes 9000, so daß der Ausgabe-Etar sich im Ganzen auf 62,000 fl. beziffert. — Eine Münster-Lotterie j
! wird wieder nachhelscn müssen, damit die Arbeiten an dem bcrr- ! lichcn Gotteshaus nicht in's Trocken geraihen.
! Friedrich Hecker ist am Dienstag Abends 8 Uhr in ! Mannheim nach 2djähriger Abwesenheit einqeiroffen. Aus das Lebhafteste wurde der gealterie, sehr stattlich anssehenre Herr bei seiner Ankunft begrüßt, dessen Name mir den Erinnerungen des Jahres 1848 so eng verbunden ist.
An s b a ch - G u n z e n h a u s er ft. 7-Loese von 1857. Lcrien- Ziebung vom 15. Mai 1872. No. >1 118 317 361 37t 690 71V 1387 1679 1724 1772 1776 1SSS 1891 2326 2649 >2720 2876 2963 3',22 3-3» 3250 3271 3892 3924 3933 4112 4162 4341 4464 4190 477- 4946 4976- Tie Gewinn-Ziehung findet am 16. Juni 1873 üatt.
M ü n ch e n, 30. Mai. Der Kronprinz des deutschen Reichs ist gestern Abend hier eingelrosscn und hat in dem „Hotel zu den vier Jahreszeiten" Ouariier genommen. Heute reist berscldc nach Berlin weirer.
Landshut, 27. Mai. Der katholische Ltadtpsarrcr von St. Nikola, Harlander, ließ beim Begräbnis; einer Protestantin dem protestantischen Stadtpfarramt die Erklärung zngehcn, daß er, nach dem gemessenen Aufträge des bischöflichen Ordinariats Regensburg, bei protestantischen Beerdigungen das Grabgeläule verweigern müßte. Der protestantische Stadtpsarrer wendete sich an den Magistrat, welcher dem katholischen Pfarrer bedeutete, das Geläuie zur Verfügung zu stellen, widrigenfalls dasselbe mit Gcwat: durchgcsctzt werden würde, was auch geschehen war.
Berlin, 29. Mai. Der Wechsel der Regierung in Paris wurde von einer vertraulichen Eröffnung des Präsidenten. Mac Mahon an das hiesige Cabinet begleitet, deren Inhalt in maßgebenden Regionen nicht ohne Befriedigung ausgenommen worden ist. Gutem Vernehmen nach ist in derselben diplomatischen Form eine Mittheilung nach Paris ergangen, welche gewissermaßen die Antwort auf die erste Notifieation der neuen französischen Regierung bilden Der Standipunkt der deutschen Reichs- regicrung gegen Frankreich wird durch das Festhalten an der bisherigen Politik gekennzeichnet. Man wird allen inneren Fragen gegenüber dem Richteinmischungs-Principe volle und unbedingte Rechnung tragen, gleichgültig in welcher Weise die Regierungsform vor oder nach der Räumung geregelt wird. Hingegen wird Deutschland sein ganzes Schwergewicht in die Wagschale legen, wenn die traditionelle Politik Frankreichs in Rom den Versuch machen sollte, den statiw guo nicht zu respecüren. Indem die deutsche Regierung für die Erhaltung des Friedens aus con- sessionellem Gebiete engagirt ist, und alle ihre Bemühungen darauf abzielen, die freundschaftlichen Beziehungen mit den europäischen Mächten zu erhalten, muß sie um um so mehr darauf bedacht sein, daß den Aspirationen anderer feindsesiger Elemente nicht in der äußeren Politik Frankreichs gegeben werde. Es wird angenommen, daß der deutsche Gesandte in Paris ähnliche, wenn auch minder ausdrückliche Instructionen erhalten haben dürste.
Berlin, 31. Mai. Der Schah von Persien traf heule Nachmittag 61« Uhr auf dem Potsdamer Bahnhofe, wo eine Ehrencompagnie ausgestellt war, ein. Der Kaiser begrüßte den Schah mit einem Händedruck und stellte ihn dem Kronprinzen und den Prinzen des königlichen Hanfes vor. Der Einzug erfolgte dem Programme gemäß unter Begleitung der commandir- ten Cavallerie und Kanonendonner. Der Kaiser und der Schah hatten zusammen in einem mit 6 Pferden bespannten Wagen Platz genommen. Auf allen Plätzen und in den Straßen waren zahllose Menschenmassen versammelt.
Die „Spenersche Zeitung" hört, daß in dem Preßgesetz- Entwurfe, welcher dem Bundesraihe soeben vorgelegt worden ist, die Aufhebung der Caulionen und der Stempelsteuer vorgeschlagen sei.
Im Cultusministerium ist mau sehr lebhaft mit den überaus umfangreichen Arbeiten beschäftigt, welche die Ausfüh- rungder Kirchengesetze erheischt. Der Kultusminister wird nach der „Mont.-Ztg." nicht umhin können, die Mitwirkung der katholischen Bischöfe in Anspruch zu nehmen. Sollten dieselben hierbei den angedrohten „passiven Widerstand beginnen, dann sind alle Vorkehrungen getroffen, um auch ohne sie fertig zu werden. Mit Zusammensetzung des geistlichen Gerichtshofes wird unmittelbar vorgegangcn werden.