Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.
Erscheint wöchentlich 3mal und kostet
Nr. 6t.» hatdjäbriich bier 54 kr., im Bezirk ' DoNNkrslüg mit Postausschtng 1 fl. 8 kr. ^
Amtliches.
Nagold. Die Ortsvorsteher werden aufgesordert, für den Staats-Anzeiger pro 1. Juli 1873,74 binnen 8 Tagen 4 fl. 30 kr. an die Oberamtspflege hier cinzusenden.
Den 24. Mai 1873.
K. Oberamt.
Gü inner.
Nagold. Die Amtsvergleichnngs-Kosten-Vcrzeichnisse beziehungsweise Fehl-Urkunden vom 1. Juni 1872 bis 3l. Mai 1873 sind binnen 10 Tagen einzusenden. Dieselben müssen nach §. 85 des Verw.-Ed. unter Anziehung des Gemeinderaths gefertigt werden.
Den 24. Mai 1873.
K. Oberami.
Güntne r.
Die Jmpfärztc, welche Pcivat-Jmpsnngen vornehmen, werden aus die Verordnung vom 18. Oct. 1872 §. 13, s. Reg.-Ll. desselben Jahres, S. 350, aufmerksam gemacht.
Nagold, 27. Mai 1873.
K. OA.-Physikat.
11r. Gm inert.
Lages-Neuigkeiten.
Stuttgart. Laut hier eingetrofsenen telegraphischen Nachrichten ist Paris ruhig Am meisten von allen Franzosen wird Marschall Äazaine über die neuesten Votkommnisse in Paris erjreut sein, denn sein Freund Mac-Mahon, mit dem er schon manches Stückchen Kuchen verspeist und manches Gläschen geteert hat, wird ihn, den er aus dem eisernen Ringe bei Metz auch nicht befreien konnte, wenigstens aus dem Kerker in Versailles erlösen. (B.-Z.)
Nicht blos hier in Stuttgart, sondern auch in Mannheim und dort noch in weit höherem Grade wurde eine ziemliche Anzahl Bauten in Folge der Geldkrisis eingestellt, man spricht von 00- In Freiburg i. Br. wurden aus demselben Grunde 300 Bauarveiler entlassen,und in Karlsruhe hört man, daß viele bisher Baulustige bessere Zeiten abwarten wollen. Auch im Bijou- teriegeschäst scheint ein kleiner Rückschlag eingetreten zu sein und man jagt, daß demnächst dort die Arbeitszeit auf die Hälfte reduzier werde. HB--Z-)
Lanvesproduttenbörse Stuttgart vom 26. Mai. Die heutige Börse war ziemlich lebhaft besucht, oer Verkehr jevoch nicht bedeutend. Wir notiren: Waizen, bair., 8 fl. 42 kr. bis 9 fl kalisorn., 8 fl. 24 kr. rusf-, 8 fl. 45 bis 52 kr. Kernen 8 fl. 42 bis 54 kr. Dinkel ö fl. 36 kr. Roggen ö fl. 54 kr. Hafer L fl. 42 kr. Mehlpreise per 400 Klg. incl. Sack. Riehl Nr. 1: 25 sl- 48 kr. bis 26 fl. 30 kr. Nr. 2:
23 fl. 48 kr. bis 24 fl. 3o kr. Nr. 3: 20 fl. 36 kr. bis 24 fl. 42 kr. Nr. 4: 1? sl. 24 dis 48 kr.
In dem Gemeindewald von Schwenningen befindet sich nach der „Schw. Bürger-Zeunng" ein Tannenbaum, der sogenannte „^öizieskönig", der, bei Manneshöhe gemessen, 7' 4" tm Durchmesser und 22' 3" im Umfang hat (württ. Maß). Der ganze gesunde Tannenbaum ergibt nach annähernder Berechnung
24 würtiembergische Klafter Hotz.
München, 23. Mai. Von den Ufern des Starnberger See's verlautet von einem schweren Verbrechen, das gestern an dem Hauptmann u tu suite Fürst von den drei Gebrüdern Seel aus Horb verübt wurde. Dieselben hatten dem genannten Haupt- mann ein in der 'Nähe von Starnberg gelegenes Gut abgekaust und mit demselben vereinbart, dorthin per Equipage zu fahren, um am Bestimmungsort den Kaufpreis zu erlegen. Unterwegs schoß einer der Brüder dem Hauplmann Fürst eine Kugel ins Ohr, worauf sie ihn aus dem Wagen warfen und davon fuhren. Fürst wurde in bedenklichem Zustande ausgesunden und zur Station Tutzing verbracht, wo er noch im Stande war, die ruchtosen Thäter schriftlich anzugeben. Einer derselben wurde bereits verhaftet, die andern zwei sind noch flüchtig.
Wie die „Augb. Postztg." hört, beschäftigt sich gegenwärtig das bayerische Kultusministerium mit einer Reform der Lyceen und zwar in dem Sinne, daß den Bischöfen jene Rechte, welche
Einrückungsgedüb: °ür die kleine .
den 29. Will. Zeile aus gcwöbuiiMi Schritt ly/s.
^ je 2 Kreuzer.
! sie unter Max H. durch die bekannte Freisinger Denkschrift erworben haben, wieder genommen werden, „der letzte Re't des bischöflichen Einflusses aus die Besetzung der Lehrstellen an den Lyceen verschwindet und die Entscheidung des höheren Lehrerper- sonats lediglich i» die Hände des Staats gelegt wird."
Berlin, 25. Mai. Der Versassnngsausschuß des Bundes- raths hat sich gestern für Ablehnung der Reichstags Diäten ausgesprochen ; aber für die Gewährung freier Fahrt aus den Slaals- etsenbahnen, weiches Verfahren die Privaibahnen voraussichtlich ebenfalls befolgen werden.
Berlin, 25. Mai. Die Einrichtung eines Ncichscisen- bahnamls gemäß dem Eiben'schen Antrag hat günstige Aussichten im Bilnbesraih. — Angesichts der Versailler Ereignisse wird die Regierung wahrscheinlich eine zuwarlende Haltung beobachten und nur im Nothsall den Artikel 6 der Berliner Konvention von, 15. März anwenden, weicher die Räumung beanstandet, wenn Frankreich seine Verpflichtungen verletzt
Berlin, 26. Mai. Dem Vernehmen nach wird die Frage der Anerkennung der neuen französischen Regierung hier zur Erwägung gelangen, sobald die Notifikation erfolgt ist.
Brüssel, 26. Mai. Die „Jndopendance" meldet: „Prinz Napoleon kommt heute in Paris an."
Nach einer Miltheiiung der „A. A. Zig." aus Berlin würde von dem Antheil des norddeutschen Bundes an der Kriegsentschädigung nach Abzug der für miiitäre Zwecke bestimmten Summen noch der Betrag von 117 Mill. Thtrn. zur Vcrthei- lung bleiben.
Mülhausen, 24. Mai. Um den Glauben an Wunder- mährchen nicht anssterbeu zu lassen, wird hier die Neuigkeit herumgeboten, auf dem Schlachtselde bei Wörth, auf welchem dieses Jahr viele Kartoffeln gepflanzt worden, schießen jetzt statt der Karlofseikeime Turkosköpfe aus dem Boden hervor, wenigstens soll das Kraut ganz eine solchen Köpfen ähnliche Form haben!
Paris, 24. Mai, ll Uhr 50 Minuten. 51 Deputirte und Mitglieder der „Union repubiicainc" haben folgendes Manifest unterzeichnet: „Bürger! In der Situation, welche für Frankreich durch die gegenwärtige politische Krisis bereitet ist, ist es von der höchste» Wichtigkeit, daß die Ordnung nicht gestörl werde. Wir beschwören Euch, alles zu vermeiden, was dazu beitragen würde, die öffentliche Erregung zu vergrößern. Niemals ist die vollständigste Ruhe nöthiger gewesen. Bleibet ruhig, da es sich um das Wohl Frankreichs und der Republik handelt." — Man sagte eine Zeit lang, daß Marschall Mac Mahon die Uebernahme der Gewalt zurückgewiesen habe und dachte an ein Triumvirat Ladmirault, Buffet, Dar».
Paris, 26. Mai. Die Truppen waren am letzten Samstag, der „Agence Havas" zufolge, aus Vorsicht consignirt; seit gestern aber ist die Bereitschaft ausgehoben. Paris hat vollkommen das gewöhnliche Aussehen wiedergewonnen; in den Departements ist die Ordnung nirgends gestört worden. Man hofft auf einen großen Aufschwung der Arbeit.
Paris, 26. Mai. Dem Bernehmen nach geht die Regiegierung mit der Absicht um, die Nationalversammlung zu vertagen. — Der erste Theii der jetzt völligen Ratenzahlung ans die Kriegsentschädigung besteht in 50 Millionen Gold und 20 Millionen Silber.
Paris, 26. Mai. Ein durch Anschlägen in den Straßen bekannt gegebenes Rundschreiben Mac Mahon's an die Präfekten sagt: „Ich bin soeben durch das Vertrauen der Nationalversammlung zur Präsidentschaft der Republik berufen worden. Weder die bestehenden Gesetze noch die Institutionen werden eine Verletzung erfahren. Ich bürge für die materielle Ordnung und zähle auf Ihre Wachsamkeit und patriotische Mitwirkung.
Paris, 26. Mai. Das „Journal ofsiciell" meidet, daß das Ministerium folgendermaßen zusammengesetzt ist: Broglie Aeußeres, Eruoui Justiz, Beule Inneres, Mague Finanzen, Dampierrc Marine, Batbie Unterricht und Cultus, Dessciligny Arbeiten, Labonillerie Handel. Eissey behält intcrminisiisch das Portefeuille des Krieges. Pascal Unierstaatssecrerär des Innern.
Die „Republique sranxaise" constatirt, daß der Name Republik in der Mac Mahon'schen Botschaft-vermieden sei.