Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nügold.

l Erschein! wöchenliich Zmal und tostet Ar. 60. haldjäbrlich bier 54 kr., im Bezirk > AttNSlag ! mit Postaussckiug 1 fl. 8 kr.

Amtliches.

Nagold. Die Ortsvorsteher werde» aufgefordert, für den Staats-Anzeiger pro 1. Juli 1873/74 binnen 8 Tagen 4 fl. 30 kr. an die Oberamtspflege hier einzusenden.

Den 24. Mai 1873.

K. Oberami.

Güntn er.

Nagold. Die Nmtsvergleichungs-Kosten-Verzeichniffe be­ziehungsweise Fehl-Urkunden vom 1. Juni 1872 bis 31. Mai 1873 sind binnen 10 Tagen einzusenden. Dieselben müssen nach §. 85 des Verw.-Ed. unier Beiziehung des Gemeinderaths ge­fertigt werden.

Den 24. Mai 1873.

K. Oberamt.

Güntne r.

Tages-Neuigkeiten.

Die erledigte GerichtsnotarssteUe in Äünsingen wurde dem AmtZ- notar Kümmerten von Alienstaig übertragen.

Die SchulsteUe in Beuren, Beziris-Schulinspektvrutz Altenstaig, wurde dem Untertehrer Bohnet in Schönaich übertragen.

* Nagold. Um das Interesse sür den hiesigen Gewerbe- vercin mehr rege zu machen, wurden' monatliche Zusammenkünfte beschlossen, wobei die bisher abgehaltenen so viel'belehrenden Stoff geboten hatten, daß der Wunsch eines zahlreichen Besuches als nicht ungerechtfertigt erscheint. In der letzten samstägigen Versammlung kamen z. B. folgende Gegenstände zur Verlesung, woran sich eine freie Besprechnng über dieselben knüpfte: 1) Mit-

iheilung der Preisliste der Bauhandwerker, 2. Auflage. 2) Mit- theilung einer Aufforderung der K. Eenlralstellc für Gewerbe und Handel zum Besuch der Ausstellung in Wien, s. Gewbl. S. 20. 3) Aufforderung zur Abnahme von Loosen von der Gewerbe- Ausstellung in Triberg. 4) Mittheilung einer Eingabe der Ge­werbe-Vereine an den Reichstag, betreffend das Verhältniß der Arbeitgeber zu den Arbeitnehmern. 5) Vorlesen eines Artikels aus der Jllustrirten Gewerbe-Zeitung v. Wiek über die Arbeiter­frage (Lohnerhöhung rc.) 6) Vorleseneines Artikels aus der Zeitschrift:Die Hausfrau" über die Dienstbotenverhältnisse und Erziehung der Dienstboten. 7) Vorlesen eines Artikels aus dem Gewerbeblatt Nr. 5: Die industriellen Wasserwerke bei Freiburg in der Schweiz.

Stuttgart, 22, Mai. Wie s. Z. mitgetheilt, wurde aus Anlaß des hiesigen Krawalls die totale Unzulänglichkeit der bestehenden Po lizei - Einrichtungen für die jetzigen Verhält­nisse Stnttgarts und dessen fortwährende enorme Ausdehnung erkannt und daher vom Gemeinderath der Beschluß gefaßt, die Polizeiabtheilung mit einem Bericht darüber zu beauftragen, wie und in welcher Weise eine Reorganisation statlfinden solle, und ob nicht etwa für den Sicherheitsdienst eine besondere militärisch organisirte Schutzmannschast zu errichten sei. In der gestrigen Sitzung des Gemeinderaths wurde nun dieser Bericht erstattet. Der wesentliche Inhalt des Vortrags geht dahin: Von der Er­richtung einer besonderen militärisch organisirtcn Schutzmannschaft neben der bestehenden Polizei wird aus Zweckmäßigkeitsgründen Abstand genommen; dagegen soll die zur Zeit aus 90 Mann bestehende Polizeimannschaft auf 152 Mann verstärkt, neu ein- getheilt und organisirt, besser montirt, bewaffnet, casernirt und besoldet, ihr auch die jetzt noch aufgetragenen, nicht zum Polizei­dienst gehörenden Geschäfte und auch Nebenbezüge abgenommen und letztere durch ein jährliches Aversum ersetzt werden. Die Bewaffnung würde für den Nacht-Patrouillen- und Sicherheits­dienst durch ein Schießgewehr vermehrt, die Besoldung um 150 fl. für den Mann erhöht, das Aversum auf je 75 fl. gesetzt werden, wodurch der Mann als Minimum, ohne seine Montirung rc. jährlich 725 fl. erhielte. Die Mehrkosten würden sich auf etwa 75,000 fl. jährlich und der einmalige Aufwand ohne die Caser- nirung auf 2025,000 fl. belaufen. (Fr. I.)

Stuttgart, 23. Mai. Die letzte Krissts, welche heute noch fortwirkt, hat bereits ihre Früchte getragen, insofern verschiedene

Einrückungsgebübr für die kleine .

den 27. Mai. Zelle ans yewöbnlicher Schrill 1,8/3.

je 2 Kreuzer.

Bauunieruehmer nicht nur ihr Arbeitspersoual verringerten, sondern den noch beschäftigten Arbeitern um 24 bis 30 kr. per Tag ab- schlugen, mit dem Bemerken, daß wenn sie so nicht arbeiten wollen, auch sie gehen könnten. Einzelne andere Geschäftsbräuchen sind bereits gefolgt und so erleben wir bälder als jene Agitatoren es vcrmutheten, daß auch hier wie auf dem Gebiete der Börse alles Unnatürliche keinen langen Bestand hat. (N. Z.)

Berlin, 22 Mai. Hiesigen Blättern wird mitgetheilt: Fürst Bis mack, dessen Gesundheitszustand in letzter Zeit im Allgemeinen befriedigend war, wird seit Kurzem wieder von sei­nem alten Leiden, dem Rheumatismus, namentlich im Hüftgelenk heimgesucht, so daß er bereits wiederum ärztlichen Rath Hai nach­suchen müssen. Man glaubt, daß der Fürst in Folge dieser krank­haften Anfälle schon binnen Kurzem Berlin verlassen und sich zunächst auf seine Besitzungen begeben wird. Erst gegen den Herbst hin dürfte derselbe eine längere Kur gegen das Uebel ge­brauchen." Der Bundesrath beschloß gestern, derA. Z." zufolge, dem Reichstage die Mittheilung zu machen, daß die ver­bündeten Regierungen an die Vorlegung von Gesetzentwürfen über die Tabak- und Börsensteuer Abstand genommen haben, theils weil die Beibehaltung der Salzsteuer vorzuziehcn sei, theils weil die Vorlagen unter den gegenwärtigen Umständen ungeeignet erscheinen. (Fr. I )

Berlin, 22. Mai. Der Beschluß der Strafproceßordnungs- Commisfion zu Gunsten der Schöffen stall der Geschworenen wird bestätigt, aber eben so, daß die Annahme im Buudesrathe noch nicht gesichert, die Ablehnung im Reichstage zweifellos ist. Der Beschluß ist nicht geeignet, im Süden Propaganda für die ein­heitliche Justizorganisation im Reiche zu machen.

Berlin, 24. Mai. Der heutigeReichsanzeiger" ver­öffentlicht einen Erlaß des Reichskanzlers, wonach laut Beschlusses des Bundesraths die Kongregationen der Redemportisten, Laza­risten und der Priester vom heiligen Geiste, sowie die Gesellschaft vom heiligen Heilen Zxsu als dem Jesuitenorden verwandt an­zusehen und deren Niederlassungen binnen 6 Monaten aufzu­lösen sind.

Wilhelmshaven, 22. Mai. Bei dem zu Ehren der Reichstags- und Buudesrathsmitglieder an Bord desKönig Wilhelm" veranstalteten Festmahl nahmen im Ganzen 600 Per­sonen Theil. Dasselbe verlief höchst glänzend. Graf Moltke brachte ein Hoch auf den Kaiser, denMehrer des Reichs und den Schirmherrn des Friedens durch Heer und Flotte aus. Mi­nister v. Stosch toastete auf den Bundesrath, den Reichstag und die Gäste. Bennigsen erwiderte mit einem Hoch auf die Marine. Der Bundesrathsbevollmächtigte für Lübeck, Dr. Krüger, trank auf die Deutschen im Auslande. Nach mehreren anderen Toasten überreichte der Reichstagsabgeordnete Mosle (Bremen) Namens des Reichstages an Minister v. Stosch eine prachtvolle schwarz- weiß-rothe Flagge mit der InschriftDer Reichstag Sr. Maj. Schiff König Wilhelm".

Wien, 22. Mai. Ein böhmisches Blatt meldet, daß in der Nacht vom Samstag auf Sonntag in Zbirow bei Borek 9 Arbeiter, die in einem Schober schliefen, verbrannten. Wie dies geschah, darüber weiß Niemand nähere Auskunft zu geben. Um 11 Uhr in der Nacht kam das Feuer aus es brannte ruhig; erst am Morgen wurde in der Asche gesucht, und da wurden die verkohlten Leichnahme gefunden.

Wien, 22. Mai. Als zur Liquidirung bestimmt werden neuestens folgende Banken bezeichnet: die Lombard- und Eskompte- bank, die Jndustrialbank, die östreichische Baugewerkgesellschaft und die Actiengesellschaft für Baumaterialen.

Beim Galadiner am Eröffnungstage der Wiener Weltaus­stellung hatte Kaiser Franz Joseph Gelegenheit, seine erstaun- jichen Sprachkenntnisse zu verwerthen. Mit gleicher Geläufigkeit und Wortbeherrschung conversirte er nacheinanver deutsch, fran­zösisch, italienisch, ungarisch, polnisch, englisch und spanisch. Der deutsche Kronprinz hörte eine Weile mit aufrichtiger Bewunde­rung zu. dann wandte er sich an den Kaiser mit der Bemerkung: Cw. Majestät beschämen ja einen Mezzofanti." Der Kaiser erwiderte lächelnd:Ja, wenn man Monarch eines polyplotten (vielsprachigen) Staates ist, da ist das Pflicht."