seiner Reise nach Wien um 6', Uhr Abends hier angekommen und vom Statthalter empfangen worden.
Paris, 26. April. Rsmusctt gewann nur in sieben Bezirken von Paris eine Majorität; in allen andern siegte Barodei. In der Provinz sind im Ganzen 6 Republikaner gewählt. In Lyon und Toulouse haben Radikale gesiegt. — Die Regierung des Herrn Thiers hat durch die mit so großer Majorität über zwei Gegen Candidaten crsolgte WahlBarodet's eine um so empfindlichere Niederlage erlitten, als Barodet selbst gegenüber dem erlauchten Namen und der hervorragenden Persönlichkeit des Ministers Remusat kaum in Betracht kommen kann. Seine Wahl bedeutet daher mehr als eine Personen- und selbst eine bloße Parteisrnge, sie ist eine erste Verwarnung, welche die Hauptstadt und noch immer die Seele Frankreichs der inneren Politik des Präsidenten ertheilt. Es rst ein sehr verständliches momento morl für die „conseroalive" Republik und ein Wink, daß die Volks- stimmung in Frankreich noch immer so wandelbar ist, wie von jeher. Die Wahl Barodet's zeugt für die Ausbreitung, Organisation und Disciplin der republikanischen, bezw. radikale», oder sagen wir am Besten: gambettislischen Partei. So schwer, so eclalanl ist die Niederlage, und man hatte so sicher auf einen Sieg gezählt! Das gibt zu denken: der französischen Negierung vor Allen, aber 'auch dem Ausland und besonders uns nächstbctheilig- ten Deutschen.
Paris. Die öprozenttge Rente ist durch die Niederlage Re'musal's um 2 Prozent gefallen. In den zahlreichen Wetten, die abgeschlossen wurden, galt Rvmusat gegen Barodet meistens wie 2 gegen 1. Ein deutscher Bankier ging in seinem Klub die Wette ein. für jede Stimme mehr, welche Barodet erzielte, einen Franken zu zahlen, wogegen der andere dieselbe Verpflichtung für das Plus übernahm, welches sich zu Gunsten Re'musat's ergeben könnte. Der Bankier hat somit 45,076 Fr. zu zahlen.
Dem „Figaro" gehen Telegramme ans den verschiedensten Weingegenden (Bordeaux, Epernay, Macon, Beaune, Reims) zu, denen zufolge durch den jähen Witterungswechsel der letzten Tage die Weinreben ungeheure» Schaven gelitten haben, und an manchen Stellen ein Viertel der Weinpflanznng durch den Frost zu Grunde gegangen ist.
Von b o nap a rtisti s ch er Seite werden immer wieder Enthüllungen gemacht, welche zu beweisen versuchen, daß der Kaiser nicht in frivoler Weise in den Krieg gegangen, sondern in der Thal der Ueberzeugung war, auf Bundesgenosfeuschaft rechnen zu können! Das Ziel dieser Enthüllungen war vor einiger Zeit Oesterreich, dann Freiherr v. Varnbüler, heute ist es der Großherzog von Hessen. Die Quelle, aus welcher diese neueste Enthüllung stießt, ist allerdings gar nicht rein, allein wir glauben doch, unser» Lesern dieselbe nicht vorenthalten zu sollen, sei es auch nur um die Tendenz derselben zu beleuchten oder die Gelegenheit ihrer Demcntirung zu geben, falls man in maßgebende» Kreisen sie einer solchen für werch erachten sollte. Die „Enthüllung", wie die „Engl.-Amerik. Eorr." mittheili, lautet: Gen. Dncrol erhielt unlängst den Besuch eines Reporters des „New-Aork Heralo". Die Unterhaltung zwischen General und Berichterstatter lenkte sich schließlich auf die bekannten „Enthüllungen" des Herzogs v. Gramont. „Was der Herzog mitgelheilt hat, (sagte der General), ist so wahr, , daß nicht allein eine Allianz versprochen, sondern auch ein Feldzugsplan vom Erzherzog Albrecht, einem Adjutanten des Kaisers, verfaßt wurde, der mich ersuchte, die Sache vor die Nationalversammlung zu bringen, lange bevor der Herzog v. Gramont irgend etwas über den Gegenstand veröffentlicht hatte. Aber wir ließen später die Idee in Folge derselben Rücksichten, die jetzt dem Herzog o. Gramont auferlegt sind, nämlich, daß diese retrospektive Enthüllung am Unrechten Orte ist, weil sie das österreichische Cabinet in unnütze Schwierigkeiten mit Preußen versetzt und die Sympathie Frankreichs entfremdet, fallen. Aber wir brauchen nicht so weit als Wien zu gehen, fügte der General Hinz», um identische Thatsachen zu finden. Als
ich in Straßburg commaudirte, lud mich der Großherzog von Hessen-Darmstadt mehreremale ein. über den Rhein zu kommen, um ihn zu besuchen. Ich sträubte mich, die Einladung anzuneh- men, bis ich den",Kaiser sprach und ihm davon Mitlheilung machte. „Gehen L>ie aus alle Fälle, der Großherzog ist unser Freund", war des Kaisers Antwort: und so ging ich, und in dem langen Gespräch, das ich mit dem Großherzog in einem kleinen Landhanse (er fürchtete bereits Preußen zu sehr, um von solchen Angelegenheiten in seinem Palast zu sprechen) führte, sagte er mir, es könnte nicht der mindeste Zweifel darüber obwalten, auf welcher Seite im Falle eines sranzüj. Eonstikis mit Preuße» seine Sympathie» wie jene Württembergs und Bayerns sein würde». Der einzige zweifethafle Punkt wäre Baden. „Aber Sie müssen sich beeilen, den Rhein zu überschreiten", — sagte der Großherzog, — „denn wenn der Kaiser in seinen Vorbereitungen zu langsam ist, wird ganz Lüddeuischland', nun gründlich preußenfcindlich, in den großen deutschen Strom mitgezogen werden, ohne daß wir im Stande sein dürften, Widerstand zu leisten." Ich sandte dem Kaiser alle Information, die ich kriegen konnte. Ich zeigte ihm, daß wir mit 60,000 Mann, die deutsches Gebiet von Elsaß und Lothringen betreten, und einer Reserve, welche die Armee auf 100,000 Mann dringen würde, in wenigen Tagen ganz Süddeuischland auf unserer Seite haben könnten. Aber das hätte zwölf Monate vor unserer Niederlage in Wörth geschehen müssen.
Haag, 26. April Die Regierung trifft energische Maßregeln behufs Verstärkung der militärischen und maritimen Streikkräfte, sowie des Kriegsmaterials für Indien. Vierzehn Dampfer verschiedener Größe sind für die indische Expedition bestimmt. Eine große Quanlität Munition, Waffen und Artillerie gehr demnächst nach Indien ab.
Weitere Berichte über das Erdbeben in San Salvador reduzircn den Verlust an Menschenleben auf 000, und den von Privateigenlhum auf 7 Mill. Dollars. Der erste Stoß, der am 4. März erfolgte, war schwach, aber die Einwohner verließen ihre Häuser und kampirten anf dem Platze und den Feldern. Am »ächsteu Tage wurde ein ungemein heftiger Sloß verspürt, der nur zwei Gebäude stehen ließ. Eine Feuersbrunst, die gleichzeitig ausbrach, wurde schnell gelöscht und die Behörden verhinderten alle Plünderungsverfuche. Die umliegenden Dörfer litten bis auf eine Entfernung von 40 (engl.) Meilen.
Aus Nachrichten über das Unheil des Halifaxer Gerichtes in Sachen des Dampfers Atlantic ist ersichtlich, daß der Gerichtshof einen bedeutenden Theil der Schuld auf die Eigenthnmer schiebt. Der Mangel an Kohlen ist nachgewiesen. Daher war der Kapitän gezwungen, in Halifax anzulegen. ES war sein Unglück, daß wever er noch seine Offiziere die Küste kannten, und um so größer feine Schuld, daß er in der Nähe der unbekannten Küste nicht auf dem Deck blieb, sondern sich sogar schlafen legte.
Petersburg, 29. April. Der deutsche Kaiser ist heute Nachmittag hier eingetroffen Auf feiner Fahrt nach dem Winterpalast wurde der Kaiser von unauihörlichen begeisterten Kundgebungen einer zahllosen Volksmenge begleitet. Am Winterpalast, wo eine Ehrenwache aufgestellt war, nahm der Kaiser die Rapporte aller Regimenter entgegen, deren Chef er ist, und wurde sodann von dem Kaiser Alexander und dessen ganzer Familie in die für ihn bestimmte Wohnung geleitet. Kaiser Alexander überreichte ihm als Geschenk sein eigenes Porirait, einen Ehrendegen mit dem Georgkrenz, ein eisernes Kreuz ponr I« merits mit der Inschrift „Für Tapferkeit", sowie Vasen und Schreibzeug von Lapis Laznli. Großfürst Nikolaus brachte die Fahnen des Regiments Kaluga, dessen Chef der deutsche Kaiser ist, zu demselben. Nach einem Besuch bei den Großfürstinnen fand Familientafel statt.
Konstantinopel, 28. April Wie der Levant Herald meldet, ist ein Abgesandter des Sultans von Alschin hier eingetroffen um die guten Dienste des türkischen Sultans im Streit mit den Holländern zu erbitten.
Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.
Revi er N l t e n st a i g. '
Gvlz-Verkauf.
Am Montag den tt. Mai, Mittags 2 Uhr, in Wald- dors aus Siaufen, Laurenzienwald,
2 'Nonnenwald und Hochwald:
865 Stück Hopseiistangen, 1515 Stück Floßwieden, 8>5 Stück Bohneiistecken, 77 Raummeter Nadelholzprügel und 3800 Stück unaufgebundene Wellen. Alienstaig, den 28. April 1873.
K. Forstamt. Herdegen.
Oeffentliches Aufgebot eines Pfandbuchsauszuges.
Michael Haier, Bäcker in Pfalzgrafenweiler, hat unterm 25. Mai 1868 von Johann -Georg Bauer, Schmid daselbst, eine auf der Markung von Böstngen, OA. Nagold, gelegene Wiese im Meßgehalte von " s Morgen 15,4 Ruthen im vorderen Schornzhardt um die Summe von 300 st. erkanir, und wurde unterm 3. September 1868 von der Unterpfandsbehörde zu Böstngen der Pfandrechtsvorbehalt auf dem Kaufobjekte in dem Unterpfandsbuch Theil VIII Blatt 220. eingetragen, und dem Verkäufer ein Pfandbuchsauszng hierüber zu- gkfertigt Der Kausschilling wurde in
zwischen bezahlt, und soll nun der Pfandeintrag gelöscht werden; es ist jedoch der Pfandbuchsauszug verloren gegangen, weß- halb an den unbekannten Inhaber des lezteren hiemit die Aufforderung ergeht, solchen binnen drei Monaten hieher vorzulegen, oder dessen Besitz hier anzumelden, widrigenfalls nach fruchtlosem Ablauf dieser Frist , der Auszug für kraftlos würde erklärt werden.
Tübingen, den 18. April 1873.
Die Civilkammer des K. Kreisgerichtshofs.
Schäfer.
Stuttgart.
In der Gantsache des Johann Georg Frey in Rohrdorf kommt am