zu den vomOffervatore" angeführten Aeußerungen über die Kirchengesetze gehadr habe.

Berti», 14. April. Wie verlautet, ist Herr v. Ei ch maun, jetzt in Dresden, zum Gesandten in Konstaittiuopel bezeichnet, Graf Solms für Dresden. Herr v. Keudell wird wahrscheinlich nach Rom ckls Gesandter am italienischen Hofe versetzt, Graf Hatzfeld behält die ihm zngewiesenen Aussichten sür Brüssel. Man bestätigt, daß Krause, jetzt Botschaftsrat!) in London, zum Gesandten in Brasilien bezeichnet ist.

In dem Jnseratentheil derLossischen Zeitung" stand fol­gendes Angebot:Ein schöner Knabe, drei Wochen alt, noch nicht gelaust, ist als Eigenthnm zu vergeben."

Der deutsche Reichskanzler hat die Regierungen der Eiuzel- staaten aufgefordeU, die nmlauseuden Goldmünzen in den Kassen anzuhalte» und der Reichshauptkasse behufs Umprägung zu Reichs-Goldmünzen cinznsenden.

Mir den, Entwurf einer B örse n st e u e r ist die Kommission des Bnndesraths, welcher die Auffindung eines Ersatzes snr die wegzuschaffende Salzsteurr oblag, rasch fertig geworden, und die betreffenden Ausschüsse des Bnndesraths haben den Vorschlägen der Reichssrenerkommission mit nicht unerheblicher Majorität zu­gestimmt. Die neue Stenervorlage wird zu den ersten gehören, die dem Reichstage nach seinem Wiederznsammentrilt zngehen können.

Straßburg, 12. April. Der Kaiser hat durch Verord­nung vom 7. April den Bürgermeister Laulh von Slraß- burg seines Amtes entsetzt. Laulh war seinerzeit aus Wunsch des Gemeinderaths vom Kaiser zum Bürgermeister ernannt worden; die deutsche Negierung wollte damit der Bürgerschaft eittgegeu- kommen. Laulh hat jedoch neuerdings dem Oberpräsidcnleu er­klärt, er sei nur im Land geblieben, um die Wiederkehr der Franzosen zu erwarten. Man nahm an, daß dies die Einleitung zu seinem Entlassungsgesuch sei. Da er ein solches nicht eiureichte, mußte man gegen ihn mit der Entlassung Vorgehen, damit nicht der Bürgermeister der ersten Stadt Elsaß Lothringens weitere Gelegenheit habe, im Sinne der Vorbereitrng auf die Wieder­kehr der Franzosen zu wirken. (S. M.)

Straßburg, 15. April. Bon den 33 Gemeinderaths- Mitgliedcrn erklärten 28 dem Bezirkspräsidenten, sie würden einen Vorsitzenden, der nicht Gemeinderathsmitglied sei, nicht acceptiren. Deßhalb wurde aus Grund des Artikels 13 des Gesetzes vom 5. Mai 1835 der Gemeindcralh auf zwei Monate suspeudirt und, da die Einsetzung einer vom Gesetz vorgesehenen Commission auf Schwierigkeiten stößt, Rechte und Pflichten des Gemeinderaths auf den außerordentlichen Commissär Polizeidirektor Back übertragen. Vor der Ernennung des Eommissars wurde ein Gemeinderaihs- mitglied befragt, ob es die Bürgermeisterstelle übernehmen wolle, was verneint wurde.

Wiener-Neustadt, !>. April. Wegen Arbeitsein­stellung der Schmiede feiern über 2000 Arbeiter der Lokomotiv- Fabrik.

Wien, 10. April. Der Strike der Schunde in Sigl's Lvkomotivfabrik dauert fort. Die angebotene Lohnerhöhung wurde von den Arbeitern verworfen. Die Sinkenden erhalten sowohl von auswärts als auch von hiesigen Bürgern Unterstützungen.

W ien, II. April. Ein Strike der hiesigen Schneider nimmt große Dimensionen an. Die Sinkenden werden in ihren Forderungen sie verlangen eine 80procentige Lohnerhöhung einerseits durch den gegenwärtige» Wendepunkt der Saison, anderseits durch die bevorstehende Weltausstellung begünstigt. Mehr als 00 Werkstätten werden durch Mangel an Arbeitskräften zum unfreiwilligenFeiern" genölhigt. Von den Schneidermeistern wurde eine 25proceittige Lohnerhöhung als Maximalhöhe festge­setzt, welche bewilligt werden könne. Die Gesellen verwarfen eben die angeboteue Löprocenlige Aufbesserung und erklärten kate­gorisch, daß sie von den gestellten Bedingungen kein Iota Nach­lassen werden und fügten hinzuwenn nicht in den nächsten Tagen unseren Wünschen vollkommen nachgekommen wird, so werden wir in einemBroschüre dem Pübliknm merkwürdige Mit­theilungen machen." (Wahrscheinlich von den Schneiderplätzen.)

Wiener-Neustadt, 12. April. Eben werden Plakate asfichirt, daß Fabrikant Sigl Dienstag die Fabrik ganz schließt, wenn die Schmiede weiter strike». Unter den Arbeitern herrscht große Erbitterung. Dieselben wollen die verbotene Versammlung abhalten. Die Truppen haben Munition gefaßt und sind in den Kasernen konsignirt Man befürchtet Excesse

Nach altem schönen Brauch hat am Gründonnerstag in der Hofburg in Wien die Fußwaschnng stattgefunden. Der ganze Hof war versammelt, als die 12 alten Männer und eben so viele Frauen hereingeführt wurden. Nach einem Gebete wurden die Speisen für die Männer von Truchsessen und für die Frauen von Edelknaben hereingetragen. Der Kaiser setzte die Speisen allen Männern allein vor, die Kaiserin bloß der ältesten Frau, wäh­rend die Erzherzoginnen die anderen Frauen bediente». Die vier­mal anfgetragenen, ans Krebsen, Kucken und Obst bestehenden Fastenfpeiscn dienicn blos als Schaugerichte und wurden schnell wieder entfernt. Dann fand die Fnßwaschung statt. Der Ober-

Hofmeister der Kaiserin benetzte die Füße der Frauen und die Kaiserin trocknete dieselben; der Kaiser erzeigte den armen Män­nern diesen Dienst. Eine reellere Speisung mit Geschenken machte den Schluß.

Von einem originellen Mittel, der Bettler und Vagabunden los zu werden, das in einer Gemeinde Oesterreichs mit Erfolg zur Anwendung gebracht wurde, erzählte bei Beralhnng des Ge­setzes wider Arbeilschene und Landstreicherei im Abgeordnetenhaus der Minister des Inner», Frhr. v. Lasser: In einem kleinen Orte wurde von dem Gemeindevorsteher eine Tafel ausgestellt, deren Inschrift den Bettler» besagte, ivo sie hinznkommen 'hätten, um eine Betheilignng von 6 bis 8 kr. zu erhalten. Der hiefür von der Gemeinde designirte Mann hatte vor seinem Kwnse einen Schotterhanfcn anfgeführt, und wenn ein rüstiger Bettler vorsprach, war die erste Frage:Warum arbeitest Du nicht?" Auf die stets bereite Antwort:Ich bekomme keine Arbeit," entgegnete der Mann der Gemeinde:Nun gut, wenn Du arbeiten willst und von die­sem Schotterhausen sechs bis acht Fuhren ans die Scheibt!::he lädst und ans die Straße hinnbersührst, bekommst Du 0 bis 8 kr." Und, meine Herren, wissen Sie, was der Erfolg war? Daß nach einem Vierteljahre kein Vagabund mehr in den Ort gekom­men ist.

Die solothnrnischen Geistlichen, die sich gegen die staatlichen Verfügungen in der Bischofsangelegenheit anfgelehnt und in der Fulenbacher-Protestaiion die Anerkennung des abgesetzten Bischofs ausgesprochen haben, wurden von den zuständigen Gerichten zu Geldbußen verfällt von, 50 und 100 Fr., je nach dem Grade der Renitenz. Sämmtlichen Geistlichen wird zugleich zur Kennt- niß gebracht, daß, wenn sie sich fernerer Wiversetztichkeit gegen die Weisungen der staatlichen Behörden schuldig machen, gegen sie gemäß den Bestimmungen der Gesetze vom 24. Dezember 1870 und 28. Dezember 1872, betreffend Amtseinstellnng und Abberufung, Gebrauch gemacht werden wird. (So 'was wird ziehen.)

Paris, 9. April. DerFraneais" schreibt, und zwar, wie es scheint, im Aufträge :Einige Blätter haben gemeldel, daß Hr. v. G o n t a n t - B i r o » entschlossen sei, seinen Berliner Po­sten nach der Räumung des französischen Landesgebiets aufznge- ben. Diese Nachricht entbehrt jeder Begründung. Hr. v. Gon- tant-Biron versieht die schwierigen Funktionen, welche ihm das Vertrauen der französischen Regierung übertragen hat, mit zu viel Talent und Erfolg, als daß von seiner Abberufung die Rede sein könnte."

Der Lieblingswunsch des Herrn Thiers, an die Stelle des Grafen Arnim, wofern derselbe nach London gehen solle, den General Mantenfsel in seine blähe kommen zu sehen, ist der Ver­wirklichung noch nicht so nahe.

Paris. Gestern konnte man ans dem Marsselde mehrere hundert Pferde unter militärischer Aussicht gruppirt sehe», die sichlich einen weiten Weg gemacht hatten und auch unverkennbar den Typus einer ausländischen Race trugen. Dieselben gehörten einem Transport ans Rußland an, wo die französische Regierung in den letzten Wochen 15,000 Pferde angekausl hat. Neberhaupt ist die Reorganisation der Armee in vollem Gange. So sind neulich an einem einzigen Tage durch Dekret des Kriegsministers OOO Unteroffiziere zn Sous-Lieutenants besörderl worden, und die Kadres für eine Armee von einer Million Mann sollen voll­ständig sein.

Paris, 12. April. Der Kricgsmininer hat der Armee befohlen, sich am Charfr'eitag der Fleischspeisen zn enthalten; ob aus Religion oder ans Sparsamkeit, ist nicht erwähnt. Auch ein Zeichen der Zeit!

"Rom, 11. April. Unter denjenigen geistlichen Würden­trägern, welche für die demnächstige Eardinalsernennungen in Aussicht genommen sind, sollen sich Mermillod, Lachat, Ledochowski, Manning und Ketteler befinden. (N. Z.)

Florenz, 12. April. Der König ist von dem östreichi- schcn Gesandten GnF v. Wimpfsen Namens des Kaisers von Oeslreich zur Weltausstellung eingeladen worden und hat zuge­sagt, nach Wien zn kommen, wenn die politischen Verhältnisse Italiens ihm dies gestatten würden.

Perpignan, 11. April, Nachmittags. Heute Mittag zogen sich die Carlisten von Pnigcerda zurück und ließen 300 Todte und Verwundete hinter sich. Die Verlheidiger der Stadt hatten 8 Todte und eine große Anzahl Verwundeter. Fünf Häu­ser wurden durch das Feuer der Carlisten zerstört. Gegen eine etwaige Wiederholung des Angriffs Seitens der Carlisten sind Maßregeln getroffen.

Newyork, 12. April. Ans St. Avanno wird berichtet, daß 15 Znckerplantagen auf der Insel Cuba durch Feuer zerstört worden sind.

New-Iork, 12. April. Nachrichten aus Central-Amerika zufolge wurde die Stadt San Salvator (20,000 Einwohner) von einem furchtbaren E'rdbeben verwüstet, in welchem 800 Men­schen umkamen. Der Schaden wird aus 12 Millionen Dollars veranschlag!.

In Philadelphia hielten am 25. März die deutschen Katholiken eine Versammlung in der großen Musikakademie,