Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.
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Dienstag den 8. Mrit.
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-vrikt 1873 .
Amtliches.
Nagold. Aushebung von 1873. Zum Beginn des Krcis-Erfätz-Gcschäfls mied hiemit der Geschäftsplan im hiesigen Bezirk bekannt gemacht.
16. April Musterung in Wildbcrg,
17. April Musterung in Altenstaig,
18. April Musterung in Nagold,
19. April Losung in Nagold.
Die Verhandlungen der Musterungs-Stationen beginnen je Morgens 8 Uhr.
Sie Ortsvorsteher sind anfgcfordert, an Len Musterungen Theil zu nehmen in denjenigen Stationen, zu welchen ihre Gemeinden gehören, auch sind sie beauftragt, die Vorladung der Militärpflichtigen zum Mnsterungstermi» zu veranlassen und für deren rechtzeitige Gestellung vor die Kreis-Ersatz-Commission zu sorgen. Sie werden hiezu die Stammrollen zurückerhalten, welche sie jedoch zur Musterung mitzubringen haben. Es haben sich zur Musterung einzufinden:
Zn Wildberg am Mittwoch den 16. April, Morgens 8 Uhr, die Pflichtigen von Wildberg, Effringen, Sulz, um 9 Uhr diejenigen von Gültlingen, Schönbronn, Nothfelden und Wenden.
In Altenstaig am Donnerstag den 17. April, Morgens 8 Uhr, die Pflichtigen von Stadt Altenstaig, Altenstaig Dorf, Ueberberg, Berneck, Walddorf, um 9 Uhr diejenigen von Ebershardt, Gaugenwald, Warth, Egenhausen, Spiclberg, Bösingen, Beuren', Enzthal, Ettmannsweiler, Fünfbronn, Garrwciler und Simmersfeld.
In Nagold am Freitag den 18. April, Morgens 8 Uhr, die Pflichtigen von Nagold, Jselshausen, Emmingen, Pfrondorf, Mindcrsbach, Rohrdorf und Ebhansen, um 9 Uhr diejenigen von Haiterbach, Unterschwandorf, Oberschwandorf, Bcihingen, Oberthalheim, Unterthalheim und Schietingen. Alle zur Gestellung verpflichteten Mannschaften (zu welchen namentlich auch die im vorigen Jahre aus irgend einem Grund zurückgestellten und die disponibel gebliebenen gehören) werden hiemit beordert, sich letztere mit ihren Losungsscheinen und Gestellungs-Attesten, beziehungsweise Neservescheinen rc. pünktlich am Musternngstermin einzufinden bei Vermeidung der gesetzlichen Strafen und weiteren Folgen.
Die Losung findet am Samstag den 19. April, auf dem Rathhaus in Nagold statt.
Das persönliche Erscheinen hiebei ist den Militärpflichtigen überlassen z ist der Aufgerufene abwesend, so wird ein Civilmit- glied der Kreis-Ersatz-Commission für ihn das Loos ziehen.
Hinsichtlich der Reklamations-Anträge wird bekannt gemacht: Nach §. 78 der Militär-Ersatz-Jnstruktion sind Militärpflichtige oder Personen, welche deren Zurückstellung oder andere Begünstigungen bezüglich der Militär-Verhältnisse beantragen wollen, verpflichtet, deren Begründung einige Zeit vor Beginn der Musterung, spätestens am Musterungstermin selbst, zur Sprache zu bringen. Die dabei vorzulegenden Atteste dürfen in der Regel nur dann als Beweismittel angenommen werden, wenn sie von wirklich in Amt und Pflichten stehenden obrigkeitlichen Personen ausgestellt oder beglaubigt sind.
Auf die Verheißung eines nachträglich zu führenden Beweises wird keine Rücksicht genommen.
Die Ortsvorsteher wollen die Militärpflichtigen ihrer Gemeinden über die Bestimmungen der W. 71—75 und 81 der Militär-Ersatz-Jnstruktion thunlichst belehren.
Den 7. April 1873.
Der Civil-Vorsitzende der Kreis-Ersatz-Commission:
G ü ntner, Oberamtmann.
Tages-Nenigkeilen.
Oberamtmaim Volldampf in Freudenstadt wurde seinem Ansuchen entsprechend aus das erledigte Oberamt Tcttnang versetzt.
DMO Die Freunde einer edlen ernsten Musik werden wiederholt unter Hinweisung ans das in der heutigen Nummer d. Blattes stehende Programm auf das morgen Dienstag, Abends
8 Uhr, im Hirschsaale stattfindende Concert des Streichquartetts der Stuttgarter Hofkapelle aufmerksam gemacht. Es wird da ein in unserer Stadt noch nie dagewesener Genuß geboten. An dem vielversprechenden Programm ist besonders hervorzuheben, das; dasselbe so populär gehalten ist, als von dieser Art von Musik überhaupt erwartet werden kann, und das; dasselbe den Siimmnngen der angetretenen stillen Woche besondere Rechnung trägt, so daß mit Sicherheit anzunehmen ist, da die ernstest angelegten Gcmüihcr Erhebung und Erbauung aus dem Concert mit nach Hause nehmen werden.
* Nagold, 7. April. Der am letzten Samstag von Hrn. Postmeister Aichele in der Gewerbevereinsversammlnng gehaltene Vortrag über die soziale Frage erfreute sich leider nichl des Znhörcrkreises, wie solches bei dem ohne Ausnahme jeden berührenden wichtigen Gegenstandes mit Recht erwartet werden konnte. Zeigt sich diese in zahllosen Bänden von Büchern, Zeitschriften, in Versammlungen, auf Kathedern rc behandelte Frage durch diesen Vortrag auch nicht gelöst, so schaffte er doch bei vielen ein besseres Verständnis; der Sache, und werden die gegebenen Winke, in welcher Weise dem erstrebten Ziele des Sozialismus eutgegeugetreten, beziehungsweise wie dessen berechtigten Forderungen genügt werden kann, manchen zum ernsten Denken veranlassen. Wollten wir den wirklich gediegenen und mit Fleiß behandelten Vortrag, der die stufenweise Entwicklung der hochwichtigen und in unseren Tagen zur recht brennend gewordenen Frage historisch geschichtlich darlegte, getreu wiedergeben, so würde solches das Maß unseres Blattes überschreiten. Wir unterlassen daher das nähere Eingehen auf das schwierige Thema, da ein Herausgreifeu einzelner Gedanken leicht dem ganzen Vortrag Eintrag thnn könnte. Möchte der dem Hrn. Redner gewordene allgemeine laute Beifall denselben ermuntern, dem Gewerbever'ein auch ferner mit solchem Bildnngszwecke zu dienen.
Stuttgart. Am 31. März brannte die alte, rein deutsche Bergstadt Joachimsthal im böhmischen Erzgebirge in der Nähe Karlsbads fast vollständig nieder. 408 Häuser, darunter die Schulen, das Nathhaus, Berg- und Bezirksamt, die Bergwerks- gebüude und die schöne Kirche, sind von den Flammen total vernichtet worden. Gegen 5000 obdachlose Menschen sind der bittersten Noth preisgegeben, da in Folge von Wassermangel dem wüthenden Elemente nirgends Einhalt gethan und nichts gerettet werden konnte. Alle Lebensmittel, Kleider und Betten sind verbrannt; es herrscht da ein Elend, wie es schrecklicher nicht gedacht werden kann. Die meisten Einwohner sind arme Bergleute, Spizen- klöppler und Fabrikarbeiter und hatten ihre wenige Habe auch nicht verficht. Hilfe thnt da sehr noth.
Stutgart, 3. April. Heute ist hier eine Posttaxirungs- Commission unter dem Vorsitze des Post-Directors v. Hofacker zusammengetreten, welche hier längere Zeit.zu berathen haben wird. Sie besteht aus zwei württembergischen Postbeamten und 18 aus Oesterreich-Ungarn, aus dem deutschen Reich und aus Bayern.
In Tübingen und Heilbronn ist gleichfalls die Mär z- Feier begangen worden.
Mannheim, 4. April. Vergangene. Nacht sind beim Entleeren der Dunggrube in einem hiesigen Hause zwei Leute erstickt.
München, 4. April. Die neue Uniformirung des bayerischen Heeres soll bereits am 1. October zur Einführung gelangen.
—Die hiesigen vereinigten Bnchdrnckerei-Besitzer faßten den Beschluß, eine Kasse zu gründen, zu dem Zweck, daß diejenigen Gehülfen, welche dem Verbände nicht angehören, im Erkrankungsfall eine höhere Unterstützung erhalten sollen als jene ist, welche den gegenwärtig sinkenden Verbandsmitgliedern aus ihren Kaffen zustießt. Es soll ein erkrankter Gehülfe mit den Bezügen aus den schon bestehenden Kaffen im Ganzen wöchentlich 9 fl. erhalten.
Die Münchener Bierbrauer hatten sich versammelt, um den Preis des Liters von 8 Kreuzer auf 8* 2—9 Kr. zu erhöhen. Das drohende Murmeln des Volkes aber draußen fand in ihren dicken Bäuchen einen so kräftigen Resonanzboden, daß sie den Preis beim Alten ließen.