Amtsblatt für den Oberamtsbezrrk Nagold.

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Nr 39. hatbjäbrlich kier 51 kr., im Bezirk SaMStllg dölk 5. UpM. Aeile aus gewöhntichcr Schrift ly iO mit Postaufschlag t fl. 8 kr. 2 Kreuzer.

TageS-Nenigkeileu.

In Folge der am 27. März l. I. und an den folgenden Tagen vorgenommene,i Maturitätsprüfung ist u. a. zum Studium der Natur- wi'senschaften ermächtigt worden: Karl Lindmaier, Lohn des Stadt­wundarztes in Nagold.

Stuttgart. I» Folge der hohe» Preise des Kaffees und Zuckers haben die Inhaber der hiesige» Casö's einen Auf­schlag von 6 auf 7 bis 8 kr. pro Tasse eiutrclen lassen. Anch die sämmtlichen Besitzer von Rasirstnben haben sich vereinigt, die Preise für das Rasieren zu erhöhen, weil die Miethe und alles Andere theurcr geworden ist. (B.-Z )

Stuttgart, 2. April. Von den in der vorigen Woche verhafteten Ruhestörern wurden bereits drei vom Stadtgerichte verurtheilt. Einer derselben, welcher sich bei dem Steinwerfen dethciligt hatte, erhielt 2 Monate und 15 Tage Gefängniß, gegen die zwei andern wurde auf geringere Strafen erkannt.

Stuttgart, 2. April. In der gestrigen Sitzung der Strafkammer des Kreisgerichtshofs wurde der Bediente Johann Gottlob S ch r e n k von Schwieberdingen, welcher geständig war, am 16. Januar d. I. in dein Hotel des Kaiserlich Deutschen Botschafters in Paris Grafen Arnim, aus dessen Dienst er kurz zuvor entlassen worden war, ein goldenes, mit Edelsteinen be­setztes Medaillon der Gräfin Arnim im Werthe von mehr als 500 Gulden, sowie einen goldenen Bleistifthalter und einen Nock entwendet zu haben, wegen Diebstahls zu einjähriger Gefängniß- strasc verurtheilt. (St. A.)

Stuttgart, 3. April. Wie wir vernehmen, soll der auf Ableben I h rer Maj e stä t der K ö n i gin - Mutt er im Höchsten Aufträge von dem Herrn Oberhofprediger Prälaten v. Gerok verfaßte und von Seiner Königlichen Majestät genehmigte Lebensabriß der hohen Verewigten am nächsten Sonn tag den 6. d. Mts. in den Kirchen verlesen werden, unmittelbar vor dem besonderen Kirchengebete, welches sodann an diesem Tage zum letzten Male gesprochen und damit den Abschluß der kirch­lichen Trauerfeier bilden würde. (St. A)

München, 2. April. Der König hat gestern durch den Telegraphen dem Fürsten Bismarck zu dessen Geburtstag sei­nen Glückwunsch gesendet.

Berlin, 31. März. In Abgeordnetenkreisen wird erzählt, daß im Schooße des Buudesraths ein R eich s pr e ß g e s e tz ent­warf ruhe, wonach die Caution in Wegfall kommen unv die Beschlagnahme unter Beschränkung der Fristen für die erforderliche Bestätigung derselben durch den Staatsanwalt und das Gericht beinhalten werden soll. Auch soll die Verantwortlichkeit der Redakteure verschärft, die Ausrede wegen Nichtkenntniß des In­halts eines aufgenommenen Artikels abgeschnitten und endlich die Pflicht-Exemplare und die Verbote ausländische« Zeitschriften rc. beibehalten werden. Ein solches Preßgesetz meint dieVoss. Ztg." würde dem deutschen Reiche keine Ehre machen.

Berlin, 31. März. Pariser Correspondenzen bestätigen die neulich? Mittheilung in Betreff eines Briefes des Generals Manteuffel an den Kaiser in der Räumungsfrage. Der General, heißt es, habe darauf gedrungen, daß der Kaiser zu dem von Frankreich vorgeschlagenen Vertrage seine Einwilligung gebe. Der General habe als Grund angegeben, daß die französi­sche Armee die Hoffnung nähre, das Elsaß wiedek zurückzuerobern, und daß die Kriegsentschädigung in aller Eile erhoben werden müsse, da bei dem etwaigen Tode Thiers' der Krieg alsbald wieder ansbrechen würde (?). Diese Mittheilungen über das Manteuffcl'sche Schreiben dürften annähernd correct sein. Es fehlt jedoch die weitere Begründung in Bezug auf die eigene Wohlfahrt der deutschen Truppen, welche General Manteuffel bezüglich einer früheren Räumung mit besonderem Nachdrucke be­tont haben soll. (Fr. I.)

Berlin, 1. April. Es wurde früher schon berichtet, daß von Seiten der italienischen Aerzte dem Prof. Virchow ein besonderes Zeichen der Anerkennung der großen wissenschaft­lichen Leistungen dieses Gelehrten zu Theil werden würde. Es ist demselben jetzt eine höchst werthvolle, kunstvoll gearbeitete goldene Dcnkm ü n; e zuzegangen. Dieselbe ist begleite! von !

einem Schreiben des Grafen Giovanni Guarini, in welchem die­ser im Aufträge der Gesellschaft der italienischen Aerzte der höch­sten Bewunderung und Sympathie für den berühmten deutschen Gelehrten Ausdruck gibt. Es wird darin zugleich der Wunsch ausgesprochen, daß Deutschland und Italien, welche bereits auf den Schlachtfeldern und in ihren politischen und moralischen In­teressen verbrüdert seien, auch in der Wissenschaft eng zusammen­stehen möchten.

Berlin, 2. April. Im Reichstage fand die erste und zweite Beralhung des Antrages Lasker, betreffend die Ausdehnung der Neichs-Competenz auf das gefammte Civilrecht, Strafrecht und das Gerichtsverfahren, statt. Nachdem Lasker seinen Antrag kurz motivirl hatte, erklärte Präsident Delbrück: Der Bundcsrath habe vielfach über den Antrag verhandelt; mehrfache Schwierig­keiten, die sich dabei herausgestellt hätten, seien seitdem so weit überwunden, daß die Annahme des Antrages Seitens des Bundes- rathes einstimmig oder wenigstens mit der erforderlichen Stimmen­mehrheit bevorstehe; zugleich bestehe die Absicht, eine Commission einzusetzcn, welche mit der Abfassung eines gemeinsamen deutschen Civilgesetzbnches betraut werden solle. ^Lebhafter Beifall ) Die Annahme des Antrages erfolgt mit allen Stimmen gegen die des Centrnms und des Äbg. Ewald. Der Antrag Sombart auf Be­seitigung der Meile als Entfernungsmaßes im Art. 4 der Maß- und Gewichtsordnung wird in erster und zweiter Beralhung an­genommen. Aus eine Anfrage erklärt Präsident Simson, daß er die Sitzungen vom 4. bis 20. April schließen werde.

Berlin, 3. April. Durch die gestrigen Erklärungen Delbrücks gelten auch der Reichsgerichtshof und später­hin die Zivilehe süx gesichert.

Posen, 2 April. Einer Meldung derNormal-Zeitung" zufolge wird der Erzbischof denjenigen weltlichen Lehrern, welche anstatt der Geistlichen nach der Aufforderung der Regierung den Religions-Unterricht übernehmen werden, dieses unter Androhung der Excommunication untersagen, weil er die missio oanonica da­zu nicht erlheilt habe.

Die Altkatholiken gehen jetzt mit dem Gedanken um, sich zwei Bischöfe zu wählen, einen für den Norden, den andern für den Süden Deutschlands. Man hat bereits geeignete Män­ner dazu in Vorschlag gebracht.

Am 28. war der Kaiser mit einer großen Suite in Pots­dam, um dort dem Exerziren von vier Kompagnieen des ersten Garderegiments zu Fuß beizuwohnen, wie das alle Jahre um diese Zeit üblich ist. Die letzte Kompagnie des Füfilierbataillons hat mit dem neuen Mauser'schen Gewehre exerzirt. Es war das erste Mal, daß vor dem obersten Kriegsherrn eine Truppe mit dem neuen Gewehre operirte; die Erfolge waren überraschend. Der Compagnjechef ließ in einer halben Minute sieben Salven geben, und diese Zahl ist noch nicht die höchste Leistung; sie kann sogar im Nothfalle verdoppelt werden. Im Gefolge befanden sich die beiden militärischen Vertreter der französischen Botschaft. Sie schienen der Sache mit ziemlicher Gleichmüthigkeit zuzusehen, aber dem aufmerksamen Beobachter konnte die Spannung und Ueberraschung in ihren Zügen doch nicht entgehen.

Zum Geburtstag des Fürsten Bismarck (geb. den 1. April 18l3) schreibt die Nordd. A. Z. u. a.: . . . Kaum war der Sieg nach Außen gewonnen, kaum hatte der bewährte Heerführer der geistigen Schaaren des neuerstandencn Deutschen Reiches aufgeathmet von den Anstrengungen, deren schönster Lohn die Kaiserkrone auf dem Haupte seines theuren Gebieters gewor­den, da nahm er muthig und entschlossen den anfgedrungeneu Kampf wider die Feinde der wahren Freiheit, der Freiheit des Geistes an, und mit wuchtigen Streichen bricht er die Fesseln, in welche ein vaterlandsfeindlicher Troß im Dienste fremder Ge­bote das deutsche Volk zu schlagen droht, um den Wehrlosen dann mit leichter Mühe das werthvolle Palladium nationaler Einheit aus den Händen ringen zu können. Ohne Bedenken, ohne Säumniß, mit verdoppeltem Eifer ist Fürst Bismarck von einer Bresche zur andern geeilt, und so ist es denn wiederum eine Epoche heißen Ringens, in welcher der neue Abschnitt seines thatenreichen LebensHeginnt Aber willig und treu folgen dem Banner seines Herrn und Kaisers, das Fürst Bismarck auch in