diesem Kampfe muthig emporhälr, Millionen der besten Söhne des Reiches, mit froher Zuversicht blicke» sie dem zweifellosen Ausgange entgegen und wenn am Heuligen Tage noch ein besonderer Wunsch die Herzen dieser Sirciler für Freiheit und Hnmonilät beseelt, dann wird er gewiß nur dahin lauten, daß die Vorsehung, die ihn bislang geleite!, dem Fürsten Bismarck gewähren möge, dereinst befriedig! zurückziisrhcn auf die gegenwärtige Heit voll Blühen und Sorgen, aus der aber die Nation in ihrer Gesammihsil endlich zu einem fröhlichen, geistigen Wiegenfeste erwachte.
Der Reichskanzler macht bekannt, daß die Erweiterung der Festnngs Anlagen von Ingolstadt, bezw. ihres Rayons in Aussicht genommen ist.
Aus der Schweiz, l. April. Der Papst hat in einem Breve die katholischen Geistlichen des Eantons Genf ermahnt, an Ä er millod fcstznhalten und der Autorität des Staates sich nicht zu fügen.
Versailles, l. April. In der Nationalversammlung ereignete sich beute folgender Zwischenfall. Ein Mitglied der Rechten wurde von dem Präsidenten zur Ordnung gerufen, wogegen die Rechte lebhaft protestiere. Präsident Grevy sagte hierauf: Ieb versuche meine Obliegenheiten mit Gerechtigkeit zu erfüllen. Wenn Sie Ihrerseits mir keine Gerechtigkeit widerfahren lassen, weiß ich, was ich zu thnn habe. Ich erkläre die Sitzung für aufgehoben.
Versailles, 1. April. Deputirte aller Parteischattirun- gen haben den Präsidenten Grevy gebeten, dem Gramont'jchen Zwischenfall keine Folge zu geben. Grevy wird voraussichtlich morgen die Präsidentschaft niederlegen, solches aber mit großer Majorität abgelehnt werden.
Ein unglaubliches V e r b r e ch e n ist von einem 20jährigen Bauernsohn in Serin in Frankreich begangen worden. Er überfiel seine» Vater beim Holzmachcu im Walde, schoß ihn nieder, zerschmenerte ihm den Kopf mit dem Gewehrkolben, versetzte ihm noch unzählige Messerstiche und ließ ihn für todt liegen. Der alte Mann erholte sich aber und schleppte sich bis auf die Straße, wo er Begegnenden sein Schicksal erzählte und bald darauf starb. Der Sohn bekannte sein Verbrechen. Das aber hatte ihn zu solcher Bestie gemacht? — Die Scheu Soldat zu werde». Er ermorderle seinen Vater, mit dem er in gutem Einvernehmen gelebt, um als einziger Sohn seiner Mutter vom Soldatendienst frei zu werden. (Drfztg)
Herr Thiers erhielt vom Kaiser von Oesterreich die Einladung, der Eröffnung der Wiener Weltausstellung beizuwohnen ; der Präsident der Republik lehnte dankend ab, versprach jedoch, sich durch den Handelsminister vertreten zu lassen.
P ad an cg 20. März. Am heutigen Tage haben die Holländer den Krieg an die Ntchincsen (Eingeborenen von Sumatra) erklärt.
Ans Spanien kommen in gesteigertem Maße übellautende Nachrichten, welche die gänzliche Zerrüttung des Landes befürchten lassen. Die finanzielle Verwirrung des Staatsschatzes hat solche Proportionen angenommen, daß der Finanzminister in Heller Verzweiflung ist. Die Börse von Madrid befindet sich in voller Auflösung und es ist gar kein Gedanke daran, mit ihrer Hilfe Geld zu erhalten; so spricht man denn in finanziellen Kreisen allen Ernstes davon, die öffentliche Schuld um ein Beträchtliches zu reduciren. Die Nordarmee, welche die Carlisten zu bekämpfen hat, beansprucht alltäglich ansehnliche Subsidien, aber schon befindet sich der Staatsschatz in der Lage, dieselben verweigern zu mäßen. Wie sehr dadurch in der Armee die Discipli» gelockert wird, kann man sich denken. An verschiedenen Orten haben von militärischer oder socialistischer Seite die gröbsten Ausschreitungen stattgesunden, und namentlich wird die Provinz Tarragona arg heimgesucht. Fast in allen größeren Städten Spaniens ist ein wahres AnsivandernngSfieber eingerissen, so daß die Fortbewegungsmittei nicht mehr znreichcii. Ans Badajoz haben sich sämm!- liche bemittelte Familien geflüchtet, und alle portugiesischen Ortschaften an der Grenze sind mit Emigranten überfüllt. Ebenso geht cs an der französischen Grenze zu; St. Jean de Lnz und Biarritz sind vollgestopft von Flüchtlingen, und in Barcelona genügen die Fahrzeuge nicht, um dieselben zu befördern. Eine Eoriespondenz der „K. Z." aus Sevilla schildert die Zustände in den allertraurigsten Farben. Es heißt darin: „Carlistische Agenten durchziehen jetzt das flache Land und werden von den Geistlichen möglichst gestützt und in ihren Plänen gefördert. Don den in Sevilla garnisonirenden Regimentern sind mindestens schon 4— 500 Mann, die in Biscaya gebürtig, fortgegangen mit der offen ausgesprochenen Absicht, in carlistische Banden einzu- treten, und viele Offiziere folgen diesem Beispiel. Auf der andern Seite greift in den größeren Städten unter dem Pöbel der Eommiinismus immer mehr um sich, und Agenten der Internationale reisen umher und predigen ihre Lehre, die um so mehr Eingang findet, als in den Städten alle Fabriken und Geschäfte fast gänzlich geschlossen wurden, und somit eine zahlreiche Menge sich in Müßiggang und Noch umhertreibt. Was die Nationalversammlung in Madrid schwatzt und wieder schwatzt, darum
kümmert sich kein Mensch hier, denn sie genießt weder Achtung noch Autorität und hat nicht die mindeste Macht, irgend einen Beschluß dnrchznsühren."
In. Barcelona ist ein gräßlicher Akt der Volksjusti; geübt worden, welcher beweist, daß im spanischen Volke die Verwilderung der Sitten schnell um sich greift. Neun Leute, wetche in dem benachbarten Saus ein Haus zu berauben versucht hatten, wurden als Gefangene von bewaffneten Wächtern nach Barcelona gebracht. Die Gefangenen waren in die 'Nähe des alten Thores Sau Antonio gekommen, als ein Volkshause mit dem Rufe: „Schlagt sie todt!" auf sie tosstürzte, sie den Wächtern trotz deren tapferer Abwehr entriß und mit Messerstichen und Revolverschüssen hinsireckte. Zwar erschien, durch die Schüsse hcrbei- gezogen, sofort eine Polizeimannschaft, und darauf der Bürgermeister Luxo, aber nur, um die wüthende Menge von einem Leicheuhanfeu zu trennen. Fünf von den neun Verhafteten lagen todt am Bod.en; die übrigen schwer verwundet, wurden nur mit grösster Anstrengung vor der immer noch anschwellenden Menschenmenge geschützt und nach dem Gefängnisse befördert. Die Raserei der Verfolger war so groß, daß der wackere Bürgermeister ihnen mit gespanntem Revolver entgegentrat, um die unter seinem Schutze befindlichen Gefangenen mit seinem eigenen Leben zu venheidigen. Eine Untersuchung wurde gegen die Urheber der unter dein Namen der Gerechtigkeit verübten grausigen Verbrechen eingeleitet, wird aber schwerlich einen Erfolg haben. Naträglich ist eine unter den Gefangenen befindliche Zigeunerin in Folge ihrer schweren Wunden gestorben, ebenso einer der Freiwilligen, welcher die Gefangenen vor der Wuth des Volkes schützen wollte.
Der neue Stadtrath von Eadiz mit seinem jungen Heißsporne Fern» Salvoechea atS erstem Bürgermeister hat in allen öffentlichen Schulen den Religionsunterricht verboten und außerdem die Nonnen der Eandelaria aus ihrem Kloster vertrieben.
In einem vom Kap dalirten Briefe wird folgendes Beispiel religiöser Intoleranz erzählt, welches den Passagieren des Postdampsboots Roman zur Kunde kam. Als sie in Madeira waren, wurde ihre Aufmerksamkeit auf eine aufsteigende Rauchsäule gelenkt. Auf die Frage, was es mit der Rauchsäule für ein Bewaudtuiß habe, wurde ihnen erwidert: „Oh, man verbrennt den Kapitän des englischen Brig, die neulich hier scheiterte." Es stellte sich atsdann heraus, vaß die Brigg Champion daselbst strandete und der Kapitän und 4 Matrosen ihren Tod fanden. Die Körper kamen an's Land und mußten, da nach katholischem Gesetze Kezern kein anständiges Begräbniß zu Theil werden darf, mit Theer bestrichen und trotz des Protestes mehrerer Engländer, die sich dort aufhalten, verbrannt werden. Es war der Ranch von diesen Leibern, welcher von den Passagieren des Roman gesehen wurde und welcher als wohlgefälliger Dust zum Himmel emporsricg.
Die türkische Regierung will den unentgeltlichen obligatorischen Schulunterricht einsühreu.
2! e iv - Aork, 1. April. Der Dampfer Atlantic litt bei Halifax Schisfbruch. Von 1000 au Bord Befindliche!!, ein- schießlich Frauen und Kinder, sind angeblich 700 ertrunken. Die kanadische Regierung sandte einen Dampfer zur Hilfe ab.
Halifax (ans New-Schottland). Die Passagiere des ,.Atlantic", die hier eingetroffen sind, theilen betrübende Einzelheiten über den Schisfbruch mit. Von 1038 Personen sind nur 300 gerettet. -
Allerlei.
— Der^dartofselbau nimmt wie alljährlich um diese Zeit, so auch jetzt wieder insofern die Aufmerksamkeit der Herrn Landwirthc in Anspruch, als es sich um die Anpflanzung dieser oder jener besonders lohnend sein sollender Sorten handelt. Da werden denn so viele alte und neue Sorten unter oft wunderbar klingenden Namen empfohlen, so daß der Landmann gemeinhin nicht weiß, was er eigentlich thnn soll und bevor er einen Fehlgriff macht, lieber alles beim Allen läßt. Unter solchen Umständen sollte es die Aufgabe der landwirthschaftlichen Vereine sein, ausklärend zu wirken, damit das Publikum nicht allein vor Schädigung bewahrt bleibt, sondern besonders unter zuverlässiger Führung den Zweck erreicht, den es zu erreichen trachtet. Da ist denn vor Allem das fest zu Hallen, daß es an guten und reichtragenden Kartoffelsorten nicht sehlt, daß aber die einzelnen Sorten, und gerade die besten am meisten 'Neigung zur Ausartung haben und daß der zeitweilige Wechsel mit den Setzkarioffeln neben entsprechendem Knltnrverfahren eines der vorzüglichsten Mittel ist, den Kartofselertrag auf einer lohnenden Höhe zu erhalten.
— (D er M ech an i sm n s d e s in e nsch li ch e n K ö rp er s.) Der Mechanismus des menschlichen Körpers mit 493 Knochen, 60 Puls- und 40 Blutadern wird vielfach bewundert, aber der Organismus eines Karpfens ist noch compiicirter. Dieser Fisch setzl beim Athmen nicht mehr denn 4386 Beinchen und Muskeln in Bewegung, und die Zahl seiner Hanvtmuskeln beläuft sich auf 69 mit 8 großen Puls^ und 4320 Blutadern.