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AmLsblkLt für den Oberamtsbezirk Nagold.
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Nr. 36. d-!bjäbrlich kier 54 kr., im Bezirk Samstag den 29. März.
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Stuttgart, 26. März. Gestern Abend halten wir hier einen Crawall, dsr nahezu zu einem Aufstand angeschwollen wäre und bis in die späte Nacht hinein dauerte. Ueber die Ursache wird Folgendes erzählt: Ein Soldat, der seine drei Jahre abgedient hatte, kaufte sich einen Civilanzug, um nach Hause zurückzukehren, fand aber, daß ihm derselbe nicht ganz passe, vielleicht auch, daß er von dem (jüdischen) Kleiderhändler übernommen sei. Er brachte den Anzug wieder und verlangte sain Geld zurück. Hier soll es nun zu einem Wortwechsel gekommen sein, der bis zur Mißhandlung des Soldaten ausgearlet wäre. Hierüber furchtbare Erbitterung unter der Menge gegen Juden und Polizei. Man wollte den Laden des Hrn. Baruch in der Hirschstraße mit der hochtrabenden Firma „Deut sch c R e i ch s k lei d er h al l e" stürmen und zertrümmerte alle Fenster. Da gerade Feiertag war, waren Arbeiter, Soldaten u. s. w. in Masse aus den Straßen, und so entstand bald ein Crawall, der nicht mehr gestillt werden konnte, auch als Infanterie kam. Erst einer Schwadron Ulanen gelang es, den Marktplatz zu säubern und die Leute aus der auf den Marktplatz mündenden Hirschstraße zu vertreiben. Aber sie kehrten wieder, und es gab nun ein Toben und Schreien; auch Excesse gegen einige Läden von Israeliten, die aber alle verschlossen waren. Erst um 12 Uhr Nachts ging der Skandal zu Ende. Zuletzt war es die Polizei, die alle noch aus der Straße befindlichen, auch die ruhig und entfernt vom Schauplatz des Tumults Heimkehrendeu, anfiel. Die Erbitterung gegen die Polizei ist daher noch größer als gegen die Juden, und man fürchtet deshalb heute bei Einbruch der Nacht neue Aufläufe. Die Aufruhracte wurde bei Trommelwirbel verlesen. Es sind viele Verhaftungen vorgenommcu worden; aber auch viele Polizisten sind theils mit Messex gestochen, theils sonst mißhandelt worden. Gestern Nacht hörte mau Ruse aus dem Volk, daß heute Abend die Polizei gestürmt werde, wenn die Verhafteten nicht freigegeben würden. Seit diesem Morgen ist die Hirsch- straße schon wieder mit Menschen gefüllt. (Fr. I.)
Stuttgart, 26. März. Die Volks-Ansammlungen in der Hirschstraße dauerten den ganzen Tag an. Nach dem Eintreffen der Maschinen-Arbeiter aus Berg und Cannstadt um 7ff, Uhr Abends brach der Tumult neuerdings aus. (Die Betheiliguug dieser Arbeiter an dem Crawall wird von anderen Seiten in Abrede gezogen.) Die Polizei hieb wiederholt mit der blanken Waffe ein und nahm mehrere Verhaftungen vor. Ein Bataillon Infanterie und zwei Escadrons Ulanen treffen um 8 Uhr ein. Augenblicklich ist es etwas ruhiger. Militär-Patrouillen durchziehen die Straßen, in denen sich israelitische Geschäftslokale befinden.
Stuttgart, 27. März. Heute Nacht wiederholten sich die Excesse in der Hirschstraße und deren Umgebung; dieselben trugen jedoch den Charakter eines bloßen Lärmmachens. Die Polizeidiener, der Stadtdirektor und der Gouverneur wurden mit Steinwürfen empfangen. Das requirine Militär stellte die Ordnung ohne schwere Conflicte her.
Berlin. Die japanesische Gesandtschaft empfing am 19. d. eine Deputation des deutschen Zweiges der Evangelischen Allianz, bestehend aus: Graf v. Egloffsteiu, Oberhofprediger Dr. Hoffmaun, Geh. Justizrath Drogand, Prediger Erxleben und Professor Dr. Meßner. Die Herren überreichten eine Adresse, die auf Gewährung der Religionsfreiheit für Japan und Abschaffung der dem Christenthum entgegenstehenden Edicte abzielte. In Erwiderung auf die Adresse sang — denn so will es die Sitte seines Volkes — der japanesische Botschafter eine von den sämmtlichen Gesandten Unterzeichnete zustimmende Antwort.
Berlin, 23. März. Der Reichskanzler gab gestern Abend dem diplomatischen Korps und den Vortragenden Rathen des auswärtigen Amtes zur Feier des Geburtstags des Kaisers ein solennes Diner. Die vier Botschafter saßen zur Seite des Fürsten und der Fürstin. Der großbritannische Botschafter brachte den Toast auf den Deutschen Kaiser aus, welchen der Reichskanzler mit einem Trinkspruch auf die Souveräne und Regierungen erwiderte, die durch ihre Missionschefs vertreten waren. Zum Kaffee wurden Zigarren präseutirt, die bei der 1872er Ernte auf Cuba als beste !
Sorte gegolten und „Bismarck-Zigarren" getauft worden waren, jede Jiqarre trug einen schwarz-weiß-rotheu Reif von Papier mit Bismarcks Bilduiß.
Berlin, 2t. März. Am verganqenen Donnerstag paiflrte ein Invalide vom 2t. Infanterie-Regiment- Berlin. Mühsam schleppte er sich bis zum Denkmal Friedrichs des Großen, Unter den Linden, um den Kaiser zu sehen. Dieser bemerkte, wie Fig. erzählt, auch sofort die leidende Gestalt und winkte dem Krieger, hereinzukommcn. Während der Gerufene sich beeilte, dem kaiserlichen Befehle Folge zu leinen, ließ ihn Se. Majestät nicht aus den Augen und überzeugte sich dadurch, wie traurig es mit der Beschaffenheit des voidalen bestellt war. Am Portal des Schlosses angelangt, wurde ihm zwar der Eintritt von dem Portier und der Dienerschaft verwehrt, es erschien aber der dieiiitthuenve Leibjäger, der den Invaliden in das Zimmer des Kaisers führte. Se. Majestät fragte ihn, in welchen Schlachten er verwundet worden fei, worauf die Antwort erfolgte: in denen an der Loire, mit dem Hinzusügen. baß er seit dieser Zeit schwer verwundet in Privatpflege bei dem Geh. sanitäts- rath Aschoff — also zwei Jahre und fünf Monate — sich befunden babe und nun im Begriff sei, nach seiner Heimath isi Pommern zu reisen. Der Kaiser befahl ihm, den Mantel zu öffnen, wobei sich zeigte, daß der Invalide mehrfach decorirt war und auch die Feldzüge von !8k>t und t866 mitgemacht hatte. Nach Vorzeigung seiner Militärpapiere gab der Kaiser dem Manne ein ansehnliches Geldgeschenk i» einem Couvert, auf welches der Monarch eigenhändig seinen Namen schrieb und nun dem Invaliden zu erkennen gab, daß er gehen könne. „Aber bitte, Majestät, um meine Papiere, sonst befördert mich die Stettiner Bahn nicht." „Deine Papiere behalte ich," erwiderte der Kaiser, „wegen einer auskömmlichen Pension, die ich Dir bestimmen werde." Für das Fortkommen des Soldaten war übrigens schon bestens auch ohne Legitimation gesorgt. Vor dem kaiserlichen Palais stand nämlich schon eine Hofequipage, die den Invaliden nach dem Stettiner Bahnhöfe brachte, von wo aus man ihn sehr artig auf Sammtsesiein 1. Klaffe in die Heimat beförderte.
Berlin, 25. März. Dem Kaiser sind in jüngster Zeit vielfache Zuschriften aus k at h o li sch en Kreisen zngcgangen, welche sich in durchaus loyalem Sinne aussprcchen. Zu diesen Kundgebungen hat sich in letzter Zeit noch eine Adresse aus Leob- schütz gesellt, in welcher eine große Anzahl angesehener katholischer Bewohner aller Stände die Versicherung abgibt, daß sie die Kirchengesetze, als durch das Verhalten der Ultramontanen veranlaßt, zur Wiederherstellung des gestörten konfessionellen Friedens für geboten erachten. Die Behauptung, als würde die katholische Kirche durch die neue Gesetzgebung in ihren Rechten bedroht, wird mit Entschiedenheit zurückgewiesen. — Am 18. d. M. standen die 48 kathol. Geistlichen von Trier, Saarburg u. s. w., welche die öffentliche Erklärung zu Gunsten der Redemptoristen und Jesuiten unterschrieben hatten, vor Gericht. Dieselben wurden vom Landgericht zu Trier in zweiter Instanz wegen Beleidigung der dortigen Negierung zu 15 Thlr., eventuell 5 Tagen Gefängniß verurtheilt. Dieses Erkenntniß wird nicht ohne Einfluß auf die Gefammtstimmung bleiben. In den Augen der großen Masse hatte bisher die Geistlichkeit und Alles, was von derselben ausgeht, den Anspruch auf Unfehlbarkeit. Um so schwerer wiegt die Thatfache, daß nun kathol. Geistliche von kath. Richtern verurtheilt worden sind. Zu den Verurtheilten gehören fämmtliche Pfarrgeistliche und Kapläne der Stadt Trier, die Mitglieder des Domkapitels mit Ausnahme des Domprobstes und eines Domherrn; die Professoren des bischöfl. Seminars und die Rcligions- lehrer. Der Bischof, der Weihbischof und der bischöfl. Generalvikar hatten sich nicht betheiligt. - (S- M.)
Berlin, 26. März. Der Reichstag erledigte heute die erste und zweite Lesung des Schulze'schen Antrages auf Aufhebung des Artikels 32 der Reichsverfasfnng und Bewilligung von Diäten und Reisekosten an die Reichstagsabgeordneten. Den Ausführungen der Abgg. Schulze, v. Stauffenberg und Windthorst gegenüber erklärte Staatsminister Delbrück: er theile nicht die Befürchtung, daß bei den nächsten Wahlen des Diätenmangels halber Kandidaten- noth eintreten werde. Die Verhältnisse feien jetzt keine andern als zur Zeit des konstitnirenden norddeutschen Reichstages, wo dieselbe Befürchtung ausgesprochen worden fei. Die Gewährung freier Eisenbahnfahrt von Reichswegen verstoße gleichfalls gegen die Reichsverfasfnng, was nicht ausschließe, daß die Bahnverwaltungen diese Erleichterung privatim gewähren könnten. Der Antrag wurde mit 114 gegen 90 Stimmen angenommen.
Der Abg. v. Varnbüler hat sich der deutschen Reichspartei angeschloffen. (S. M.)
Schleswig, 25. März. Gestern wurde die 25jährige